Einige haben ja verfolgt, wie ich letztes Jahr einen Zylinderkopf meines 912 getauscht habe (unwissende Intressierte finden das hier und hier)
Beim Sandspielen und den ersten Erkunden der Fahreigenschaften sowie der Forderung maximaler Motorleistung bemerkte ein Freund das der Kopf wohl nicht ganz dicht sei. Ich konnte dies tatsaechlich erst hoeren, als ich mich ca. 10m vom Fahrzeug entfernte. Sehr interessant. Es war natuerlich der Zylinderkopf, den ich letztes Jahr ersetzt hatte.
Bei meiner Variante des 912 ist es noetig den Kopf auf den Zylinder einzuschleifen. Das hatte ich nicht gemacht, deshalb musste der ganze Kram also nochmal auseinander. Das ist zwar Fleißarbeit, aber mittlerweile weiß ich wo die Schrauben sitzen und wie und mit welchem Werkzeug was am besten aufgeht.
Nach dem Zerlegen bot sich folgendes Bild:

Man sah deutlich wo sich das Gas den Weg nach draußen suchte. Ich vermute das die von mir nicht fachgerecht verbauten Einstellringe die Schuld tragen.
Das Einschleifen soll genauso funktionieren wie man das bei Ventilen macht. Man kaufe also zwei Pasten, "Grob" und "Fein". Zuerst soll man mit "Grob" Verschmutzungen und Grate beseitigen, dann ist mit "Fein" die Flaeche solange zu schleifen bis ueberall auf der Flaeche Schleifspuren zu sehen sind.
Ich schaue mir ein paar Videos (ein Hoch auf das Internet) an wie das bei Ventilen gemacht wird und habe mich schon vorher auf einem Treffen von einem guten Freund "briefen" zu lassen.
Ich stelle den Zylinder auf einen Tisch mit einer ordentlich geraden Flaeche und gebe die grobe Schleifpaste auf den Zylinderrand und setzte den Kopf auf. Dann bewege ich ihn immer ca. eine 1/4 bis 1/2 Umdrehung hin und her.
Nach dem ersten Durchgang sieht das so aus:

Dann das gleiche mit "Fein". Auch hier sollte man lieber einmal zu viel statt zu wenig kontrollieren. Mit der 2. Paste dauert es aber auch ungleich laenger bis etwas passiert. Aber nach ein paar Durchgaengen ist das das Endergebnis.

Diesmal habe ich den Zylinder abgenommen. Ich habe mich natuerlich darauf vorbereitet, das ich die Kolbenringe wieder einfaedeln muss und habe ein Kolbenringspannband besorgt. Beim ersten Auspacken wundere ich mich schon: Man kann das Ding nicht ganz oeffnen, es ist fest mit dem "Aufwickler" verbunden.
Einem Freund dem ich was vom "daemlichen Scheiß" vorjammere ist sich sicher: "Man kann das immer oeffnen." Ich bin ein bisschen verwirrt; ich bin zwar unbegabt, aber kein Idiot. Nach eigenhaendiger Kontrolle stellt auch er fest: "Rotz", aber hat sofort eine Idee wie man das aendern kann.
Davon inspiriert bohre ich eine Seite der Nieten ab, die die silbernen, schmalen Baender an der Spannachse fixieren; nun sollte ich das Teil nachdem der Zylinder sitzt auch wieder abbekommen.
Mit ein bisschen Fett klebe ich neue Einstellringe unter den Zylinderfuss (uebrigens kostet so ein laeppischer Ring fast 6 Euro; bezahlbar, klar, aber dennoch zu viel fuer ein ausgepraegtes Stueck Blech, das eigentlich nur aus einem grossen Loch besteht).
Um gut arbeiten zu koennen und Sorge zu tragen, das man das Pleuel nirgends anschlaegt (und damit belastungsmindernd einkerbt) "stellt" man den Kolben am besten auf zwei passende Stueck Holz; nun kann man Druecken ohne das der gute "Verdichter" sich bewegt. Kolben und Zylinder bekommen vorm Zusammenbau einen kleinen oelfilm aufgetragen, damit es besser flutscht.

Sieht auf dem Bild fast professionell aus, ist aber alles andere... Das Spannband das ich "Geiz-ist-geil"-maeßig fuer 11 Euro erstanden habe ist "China". Aufgrund der bescheuert angebrachten "Schnalle" steht der gespannte Ring immer irgendwo aus der Kolbennut, da nicht gleichmaeßig rundgezogen wird.
Das was man gerne haette (und auch aehnlich im WHB als Spezialwerkzeug zu sehen ist) waere eine "Kolbenringspannzange"; allerdings NICHT das was auf Ebay so genannt wird (das ist nur zum Einlegen der Ringe in die Kolbenut gedacht), sondern das, was im Hazet-Katalog mal eben 85.- Euro kostet.

Ich jammere also ein bisschenn herum, gedanklich zitiere ich Homer Simpson beim Grillaufbau: "Muss den alles im Leben immer sooo kompliziert sein?"
Ich will das aber. Genau jetzt soll das funktionieren. Ich schaue mein Werkzeug durch, irgendwas muss doch gehen. Da faellt mir der als Fahrzeugzugabe erhaltene Oelfilterschluessel ins Auge; der macht doch eigentlich genau das was ich will und laesst sich auch komplett loesen.
Allerdings muss das ganze noch leicht modifiziert werden, so das beim Zudrehen nichts in den Kolben drueckt. Ein Stueck Restmaterial dazu, dann sieht das ganze schon ganz stimmig aus.



Und siehe da... es funktioniert hervorragend. Da kann das "dafuer gedachte" Werkzeug aber um Laengen NICHT mithalten.

Also weiter zusammenbauen, an alle gereinigten neuralgischen Punkte kommt gleich haendisch etwas Oel, damit beim ersten Durchdrehen des Motors bereits ueberall ein leichter Schmierfilm ist.
Dann Bleitest, Zylinderkopfschrauben anziehen, Federn spannen, Ventilspiel einstellen. Dann erstmal mit Nullfoerderung und Anlasser drehen, bis Oeldruck vorhanden ist. Nun gut. Anlassen... laeuft.
Am naechsten Tag kommt ein erfahrener Schrauber, wir kontrollieren nochmal das Spiel, es passt bis auf zwei, drei Ventile. Dann nochmal. Der Motor laeuft und klingt passabel.
Ich hoffen nun das ich alles richtig gemacht habe, das alles dicht bleibt und mir nicht alles bei der naechsten laengeren Fahrt um die Ohren fliegt. Ich habe ein gutes Gefuehl, aber: es bleibt spannend im Hause "Transporter".
Schöne Grüße,
Transporter.