Hallo
Vielen Dank für eure Inputs! Ist jetzt doch schon eine Weile her und ich wollte euch mitteilen, was aus dem Zwischenrahmenprojekt geworden ist.
Kurz Fassung:
Die Wohnkabine wurde im Januar heruntergenommen, der Zwischenrahmen verstärkt, die Lagerung angepasst und die Wohnkabine wieder draufgepackt. Alles in allem (inklusive Vorbereitung wie das Abhängen der Wasser und Stromanschlüsse) waren dazu 4 Tage notwendig. Beim Laster wurde die restlichen Sachen gemacht (Service, Boxen für Stauraum, grösserer Tank, besseres Licht usw...), die Wohnung gekündigt, Jobs gekündigt und nun sind wir seit Ende April im LKW unterwegs. Bis jetzt nur innerhalb der Schweiz, ab Montag gehen die Grenzen innerhalb Europa mehrheitlich wieder auf und wir fahren zumindest mal ins benachbarte Ausland.
Länger Fassung:
Kabine runter nehmen ging relativ gut. Der obere Zwischenrahmen blieb an der Kabine dran, war einfacher so (wenn die Kabel und Schläuche weg sind, sind es nur 6 M16 Schrauben) und an dem oberen Zwischenrahmen gab es erstmal auch nichts anzupassen (es zeigte sich, dass dem nicht so ist..).
Die Erkenntnis dabei war, dass der Schwerpunkt der Kabine weit hinten liegt. Der Schwerpunkt ist nur wenig vor dem hinteren Gurt, weshalb die Kabine zusatzlich hinten abgesichert wurde (auf dem Bild nicht ersichtlich). Hauptgrund dafür dürften die Frischwassertanks und das Reserverad sein. Für die bestehende Lagerung war dies zumindest nicht gerade förderlich.
So sieht der LKW ohne Kabine aus:
Dann wurde der Zwischenrahmen von den unnötigen "Feuerwehrwannenteile" befreit.

- 2020-06-13 22_07_46-P1080187 - Windows-Fotoanzeige.jpg (25.01 KiB) 6548 mal betrachtet
So sah dann der nackige Zwischenrahmen aus:
Die vordere Quertraverse war an sich unbeschädigt, aber wegen ehemaligen Antriebswelle für die Pumpe auch nicht gerade optimal konstruiert. Auf Grund der bereits bestehenden Abwassertanks (aus GFK laminiert, weil es keine passenden gab, welche damals ohne Demontage der Kabine hätten eingebaut werden können....) wurde die Position beibehalten. Die Quertraverse wurde durch einen massiven Doppel T Träger ersetzt, das unnötige vordere Stück gekürzt und die Anbindung für den oberen Zwischenrahmen verstärkt.
Vorher:
Nacher:

Bei der hinteren Quertraverse, also die mit den Rissen, war das Konzept auch ein massiver Doppel T Träger (hat den Vorteil, dass es keine Hohlkörper gibt, welche sich mit Wasser füllen. Torsionssteifigkeit wird in diesem Fall nicht gebraucht) einzubauen und zusätzlich die Traverse direkt bei den Krafteinleitungspunkten des oberen Zwischenrahmens einzubauen und diese auch zu verstärken. Da der Schwerpunkt der Kabine relativ weit hinten liegt und der untere Zwischenrahmen aber verhältnismässig weit vorne ist, wurden zusätzliche Abstützungen auf dem Hauptrahmen gemacht. Durch diese Abstützung werden im Verschränkungsfall (nur dann!) die hinteren (respektive eine davon) an den Hauptrahmen angenieteten Konsolen entlastet. Damit der Hauptrahmen keine Punktlast erfährt, aber auch nicht lokal verstärkt wird (die U-Profile des Hauptrahmens sollen ja immer noch ungehindert tordiert werden können) wurde 5 mm dicke Stahlplatten hinter den angenieten Konsolen auf den oberen Gurt der Hauptrahmen U-Profile mittels einer ca. 5 mm dicken elastischen Polyurethan Klebeschicht angebracht. Dies entspricht wohl keiner Aufbaurichtlinie und ist deshalb nicht zur Nachnahme empfohlen. Da jedoch der Zwischenrahmen während der normalen Fahrt auf den vier angenieteten Konsolen liegt, wird der Klebstoff nicht belastet und Kriecheffekte sollten somit kein Problem sein. Durch die grosse Auflagefläche und den dicken Klebspalt sehe ich auch kein Problem für den Rahmen.
Die bisherigen 2x2 Festlager wurden in "Loslager" umgewandelt. Das bisherige vordere Loslager hat grosszügig lange Federn bekommen. Die Federlänge nimmt von hinten nach vorne zu. Um die Kräfte in X- und Y-Richtung aufzunehmen gibt es nun formschlüssige Anschläge. Als Redundanz würde die 8.8 M16 Schrauben den Aufbau nach zwei/drei Millimeter Dislokation auch noch auf dem LKW halten. Ja ich weiss, Schrauben sollten nicht auf Scherung belastet werden, vorallem nicht im Gewindequerschnitt und vorallem nicht in Kombination mit Biegebeanspruchungen und schon gar nicht mit einer dynamischen Dauerbelastung... (eine 8.8 M16 Schraube hat trotzem eine Mindestscherbruchkraft von bis zu 7 Tonnen im Gewindequerschnitt bei einer nicht ruhenden Scherbelastung)
Beim vorderen Loslager gab es auch noch Risse, welche erst bei der Demontage der Kabine ersichtlich waren. Beim oberen Zwischenrahmen waren L-Profile angescheisst, an welchen wiederum die Quertraverse angeschraubt war, an welcher die vorderen Loslager dran waren. Die L-Profile hatten Risse, weil es pro Seite nur eines gab und die Federn vorne viel zu kurz waren. Die kleinen und nur einseitig montierten L-Profile wurden entfernt und durch grosse angescheisste Flansche ersetzt. Diese wurden dann an den oberen Zwischenrahmen angeschraubt. Technisch nicht perfekt, aber sicher ausreichend und definitiv um Welten besser als vorher.
Vorher (bereits angeflext):
Nachher:
Gundiert und mit 2K Lack lackiert. Weiter sind die neuen Flansche an der Quertraverse vom oberen Zwischenrahmen ersichtlich.
Die mittlere Feder (in dem Bild die Feder links) wurde anschliessend nochmals verlängert. Die hinterste Feder braucht fast kein Federweg, weil die Distanz zum Aufliegepunkt sehr kurz ist. Im hinteren Bereich kam noch das Stahlblech auf den Rahmen:
Feder ganz vorne:
Aufgeklebtes Stahlblech:
Quertraverse des oberen Zwischenrahmens für das vordeste Loslager:
Hat man die Möglichkeit, sollte man sicher einen Zwischenrahmen bauen, welcher den Aufbaurichtlienen entspricht und von Anfang an sauber geplant ist. Der Zwischenrahmen der Feuerwehr wie er in meinem Fall gestaltet war ist für den Geländeeinsatz ist definitiv nicht zu gebrauchen! Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich das einerseits beim Kauf nicht beachtet habe und in den anschliessenden 3 Test Jahre schöngeredet habe. Der Test in Saverne kam erst am Schluss, vorher waren die Risse meiner Meinung nach noch nicht da.
In meinem Fall (Fahrzeug fast fertig, kurz vor Abreise, Job bereits gekündigt...) bin ich mit der Reparatur/Verstärkung mehr als zufrieden. Ich bin der Meinung, dass die Hauptschwachstellen behoben oder zumindest drastisch reduziert wurden und der Zwischenrahmen nun halten sollte. Auf jeden Fall werde ich berichten, ob der Rahmen bis zur kasachischen Grenze gehalten hat, falls wir Corona bedingt tatsächlich so weit kommen.