Die zukünftigen Investmentbanker
Hi Mak,
wenn ich die Lebenssituation der Jungs und Mädels an der Schule recht verstanden habe und die Zukunftsaussichten auch maximal rosig deute, nehme ich mal an, dass das weisse Hemd der Schuluniform und die Krawatte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so ziemlich einmalig in ihrem Leben sein werden - deswegen sind die Kinder auch sehr stolz darauf. Will sagen: als Rikscha-Fahrer, Gemüseverkäufer, Aushilfsmetzger, Müllsammler, Hilfsarbeiter, Näher oder Reinigungskraft brauchen die Jungs später leider kein weisses Hemd und Krawatte mehr.
Lesen und Schreiben sind zwar schön und gut, Rechnen ist auch hilfreich, aber eine weiterführende Schule ist ohne Ersparnisse oder 'besseres Einkommen' der Eltern sehr aussichtslos und ein Studium an einer der lokalen Universitäten völlig undenkbar. Ausbildungsberufe per se gibt es nicht, die Jungendlichen werden halt mit 14 Jahren irgendwo hin zum Arbeiten geschickt. Die Mädels zur Not zwangsverheiratet, recht schnell geschwängert (sexuelle Aufklärung gibt es natürlich auch nicht) und dann geht der Zyklus aus zu vielen Mündern und zu wenig Einkommen wieder von vorne los
Einen Computer werden die meisten der Kinder nie bedienen, sie werden wohl immer auf ihre Hände Arbeit angewiesen sein. Und in den vorherrschenden Beschäftigungsmöglichkeiten sowie der bestehenden Infrastruktur geht es ausschliesslich und nur um 'hand-to-mouth'-Verdienste.
Nur mal so zum Vergleich: ein Schulkind 'kostet' im Monat 6,- Euro für Essen und Lehrmittel - können sich die Eltern idR nicht leisten. Die Schuluniform ist eine Spende einer Bekleidungsfabrik und wird aus 'Abfallstoffen' genäht. Eine weiterführende Schule oder ein Studium würde 30,- Euro im Monat kosten.
Ich bin noch nicht näher darauf eingegangen, aber ich spiele gerade mit dem Gedanken, einen Computerraum an der Schule einzurichten und den Besten der Besten einfach ein wenig die Grundzüge der Computerei näherzubringen und evtl ein paar der Kinder ein Studium oder eine weiterführende Ausbildung zu ermöglichen. Die bisherigen Lehrer sind selber auch aus den Slums gekommen und mit viel Glück Lehrer geworden - und helfen deswegen auch an der Schule aus, damit die Kinder der Slums aus der direkten Nachbarschaft wenigsten den Hauch einer Chance bekommen.
Wir als reiche Deutsche können da mit ganz wenigen Mitteln 'Engel' spielen - und es wäre eigentlich eine Schande, wenn wir es nicht auch nach Möglichkeit tun. Auf jeden Fall war ich noch nicht das letzte Mal an der Schule und werde mir überlegen, ob und in welcher Form ich einen Beitrag leisten kann....
Viele Grüsse aus Dhaka
Jürgen