Hallo,
der hier öfters genannte Geschwindigkeitsvorteil eines Geländewagens gegenüber eines LKWs ist in der Praxis nicht vorhanden. Mein ehemaliges Reisegefährt ein LandRover Discovery hat auf der Autobahn in unseren Breitengraden so etwa 150km/h geschafft. In voller Reiseausrüstung waren es dann noch knapp 110km/h. Gemeinhin wird der Effekt der Spitzengeschwindigkeit überschätzt. Mit meinem LandRover habe ich auf ca. 9.000km Sibirien eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 70km/h geschafft. Im Jahresschnitt ist das deutlich mehr als ich mit meinem PKW in unseren Breitengraden schaffe.
Lästig bei PKW Reisen ist für mich immer die Herbergsuche. Sprich: einen geeigneten Zeltplatz suchen. Jeden Tag einige Stunden vor Dämmerungsbeginn ist man schon auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Die Kriterien dafür sind zahlreich (Abgelegen, Wasser vorhanden, keine Moskitos, Windgeschützt, keine Müllablagerung, Feuerstelle machbar, etc.). Wird dann kein geeignetes Plätzchen gefunden ist mitunter die Stimmung bei den (Mit)reisenden schonmal ziemlich versaut

. Vom LKW erwarte ich mir hier eine grundlegende Verbesserung.
Beim Reisen mit PKW dauert der Lagerauf- und Abbau täglich auch immer etwa 1h netto (to be honest...) minimum. Auch wenn man das Zelt notfalls in 5min aufgestellt hat - mit dem gesamten Inhalt, Kocher aufbauen, Sitzgelegenheiten aufbauen usw. dauert das eben. Wenns dann auch noch regnet überlegt man sich das mit dem Wegfahren doch noch oft, weil mans Zelt eben nicht beim größten Sauwetter abbauen will. Hier bietet ein LKW doch sehr viel mehr Komfort.
Bei meinen Geländewagenreisen war das Fahrzeug sehr oft überladen. Auch wenn man auf vieles Verzichten kann, bei ein paar Dingen soll man m.E. nicht sparen (v.A. Wasser, Treibstoff, Werkzeug). Auch wenn sich da manche auf die Schulter klopfen mit wie wenig Gepäck sie die Hardcore Tour XY mit ultrawenig Zuladung gemacht haben. Ich habe schon so vielen, der ehemals coolen Typen, unterwegs geholfen (die dann meisten nicht mehr so lässig drauf sind...), dass ich in meiner Vorgehensweise eine gewisse Richtigkeit erkennen mag. Mit der Philosophie "ach kommt schon wer vorbei der mir hilft..." kann ich mich nicht jeden Tag anfreunden.
Mit der ganzen Gewichtsproblematik ist auch eine gewisse Einschränkung der Geländegängigkeit verbunden. Wir hatten mit vollen Tanks zum Teil nur noch Restfederwege von deutlich unter 5cm. Bei heftigen Gelände ist das mitunter unlustig. Beim LKW ist das eher kein Problem.
Bezüglich der Geländegängigkeit sackt ein ordentlicher Geländewagen einen LKW natürlich komplett ein. Mit Beladung sieht es dann schon wieder etwas anders aus. Grundsätzlich ist ein PKW aber dann doch geländegängiger. Bei meinen zahlreichen Reisen (Sibirien, 3x Mongolei) bin ich mit meinem Geländewagen nur einmal steckengeblieben. Bei schwierigen Passagen steige ich (oder die Mitfahrer

) zumeist aus und erkunden den Weg. Das bedeutet, dass ich auch mal´ einen Fluss durchwate oder durch eine sumpfige Wiese latsche. Schließlich ist man auf Reisen und nicht bei einer Trophy. Derartige Vorgangsweise hat sich bewährt und hilft ungemein um nicht stecken zu bleiben. Da macht es dann wenig Unterschied ob man mit LKW oder Geländewagen unterwegs ist.
Beim Verbrauch ist natürlich ein Unterschied zwischen LKW und PKW. Um mit einem Geländewagen vernünftig reisen zu können sollten es schon mehr als 120PS sein. Mit dem ganzen Reisegerümpel landet man dann bei Praxisverbräuchen von oftmals deutlich mehr als 15L auf 100km. Ein halbwegs moderner LKW genehmigt sich da wohl 20-25L auf 100km. Das macht bei einem Urlaub sicher einige hundert Euro aus. Ob das Relevant ist, muss jeder für sich persönlich entscheiden.
Fahrzeugreisen sind sicher nicht Preisgünstig. Dafür erlebt man auch Sachen die man bei Alditours nicht so hat. Ein Kilometer mit meinem Geländewagen hat schlussendlich 0,52€ gekostet wobei ich alles selbst repariert habe. Würde ich die ca. 1.000h Arbeit die ich in das Fahrzeug gesteckt habe auch mit kalkulieren würde es wahrscheinlich sehr viel anders aussehen (so etwa 1,05€/km bei üblichen Stundensätzen im Privatbereich

). Ich bin schon eher ausgefallene Sachen gefahren - nur sehr viel anders wird die harte Wahrheit bei reinen Reisefahrzeugen nicht aussehen. Mich würde es übrigens interessieren wo ein LKW da kostenmäßig liegt. Aktuell fehlen mir dazu noch die Erfahrungswerte.
Gruß,
Jo.