Moin!
Dass man mit nem Unimog durchaus die Welt bereisen kann, zeigen unter anderem Sonja & Klaus (
www.outdoor-production.com), die seit dem Jahr 2000 gut 450.000km in 60 Ländern zurückgelegt haben. Von 2000-2009 mit nem 1300L und seither mit einem 2450L/38. Übrigens auch mit einer STS-Kabine, die sie 2009 beim Wechsel vom 1300L auf den schweren Unimog verpflanzt (und verlängert) haben.
Ein Unimog ist auch nicht anfälliger als andere Allrad-Lastwagen. Viele Komponenten scheinen mir sogar um einiges überdimensioniert zu sein. Lenkungsteile etwa, verglichen mit der eher filigranen Technik z.B. am Magirus 170er Eckhauber *duck*.
Klar hat ein Unimog auch seine Eigenheiten:
Die Vorgelege schaufeln bei schnellen langen Autobahnetappen einen Teil ihres Öls über eine Entlüftungsleitung ins Achsrohr, vor allem am linken Vorderrad. Dem kann man abhelfen mit einer (seinerzeit von Franz Murr erdachten) modifizierten Vorgelege-Entlüftung, die den Ölnebel auffängt und zurückführt.
Dann neigen manche Mogs je nach Beladung, Feder-Dämpfer-Zustand usw. beim schnellen Überfahren von regelmäßigen Querfugen (z.B. auf der Autobahn) zum Nicken, auch "Unimog-Parkinson" genannt. Ursache dürfte die insgesamt recht weiche Rahmen-Schubrohr-Konstruktion sein, bei der sich der Antriebsstrang Motor-Getriebe-Achsen im wesentlichen an den zentralen Schubrohren abstützt und nicht wie beim klassischen LKW-Rahmen an den beiden Längsträgern. Das macht das Fahrgestell etwas "wabbeliger".
Was manchem Unimog paradoxerweise zum "Verhängnis" wird, ist seine Langlebigkeit. Der für die Bundeswehr entwickelte U1300L wurde 1977 eingeführt. D.h. man hat es u.U. mit über 40 Jahre alten Komponenten zu tun, da kann dann auch mal rein altersbedingt was ausfallen.
Dafür bieten die Unimogs ein aufgeräumtes Fahrerhaus, von dem jeder Frontlenker nur träumen kann, in dem man auch zu dritt vorne reisen kann. Scheibenbremsen rundum und ab den 1990ern zumindest bei den BW-Fahrzeugen eine moderne Luftdruckanlage mit Lufttrockner. Manche technischen Details sind pfiffig gelöst, Kupplung und Getriebe sind räumlich getrennt durch eine Kardanwelle verbunden, was Arbeiten an der Kupplung vergleichsweise komfortabel im eingebauiten Zustand erlaubt Die allermeisten Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten rund um den Motor können bei den "eckigen" Unimogs i.d.R. ohne das Fahrerhaus kippen zu müssen, ausgeführt werden.
Was man allerdings nicht machen sollte, ist beim Unimog an die zulässigen Gewichtsgrenzen zu gehen. Der 1300L ist zwar ein 7,5tonner, hoch geländegängig ist er aber nur, wenn man das Kampfgewicht unter 6,5t hält, drüber verliert er viele seiner "Unimog-Eigenschaften". Bei einer Fahrgestellmasse von rund 5.000kg hat man also effektiv 1,5t nutzbaren Spielraum (und eine Tonne konstruktive Reserve, was die Haltbarkeit angeht).
Mit einem serienmäßigen nicht überladenen 1300L-Fahrgestell, das als einzige "Modifikation" die (ab Werk zulässigen) 14,5er-Räder bekommt, statt der 12,5er, die die Bundeswehr fährt, schwimmt man auf der Strasse/Autobahn problemlos im LKW-Verkehr mit, fährt mit 80-85km/h und kann sich auch Überholvorgänge erlauben. Der Spritverbrauch liegt dann bei etwa 19l/100km, so aktuell bei unserem 1.700km-Trip über Pfingsten nach Italien/Sardinien, inkl. 2x Abstecher nach Andermatt in den Alpen. Das kann sich durchaus sehen lassen, wo doch der Mog gerne wegen seiner "vielen Getriebe und schweren Wellen und Achsen" als Spritfresser geschmäht wird. Fragt mal die MAN Kat1-Fahrer...
Für Weltreisen sicher von Vorteil ist das Werkstatt- und Service-Netz von Mercedes-Benz sowie die Ersatzteilverfügbarkeit. Ein Nachteil kann die Reifengröße 365/80R20 (14,5R20) sein, die ausserhalb Europas (Deutschlands) außer auf Radladern kaum üblich ist und zu mancher Verrenkung bei der Ersatzbeschaffung fernab von Europa führen kann.
Zum Steyr: ein 12M18 ist sicher auch ein tolles Basisfahrzeug, fährt auch auf 14,5R20-Reifen (kann aber auf 14.00R20 aufgerüstet werden, mit entsprechend stärkerer Belastung des Antriebs und der Lenkung) und ist was die Ersatzteilverfügbarkeit angeht, ein Kapitel für sich.
Grüsse
Tom