das mal´ etwas daneben geht beim Reisen ist ja grundsätzlich nichts Ungewöhnliches und auch Teil der Herausforderung bei unserem Hobby. Im Folgenden möchte ich mal´ über eine eher ungewöhnliche Serie dazu berichten. Anfänglich war ich dabei ja noch ziemlich angesäuert. Mit zunehmender Kumulierung der Ereignisse fand ich das irgendwann schon grotesk lustig

Ich war ja zuletzt 8 Monate mit meinem Steyr in Neuseeland und Australien unterwegs. Nach einer sensationellen- und ziemlich problemlosen Reise habe ich das Fahrzeug Ende August in Port Kembla (AUS) zur RoRo Rückverschiffung nach Bremerhaven abgegeben. Was mir meine australische Spedition "vergessen" hat zu sagen ist, dass mein Fahrzeug in Singapur umgeladen wurde und deshalb zu einem gänzlich anderen Termin in Deutschland einlangte als ursprünglich angegeben. Dieser Umstand wurde mir natürlich erst fünf Tage vor Ankunft des Fahrzeuges mitgeteilt und ich hatte deshalb etwas unnötigen Stress

Nach Mitteilung des Abholungstermins buche ich die Anreise für den darauffolgenden Tag. Unmittelbar nach verbindlicher Buchung wird mir von der Reederei mitgeteilt, dass es Probleme bei der Ankunft des Schiffes gab und ich deswegen nochmal vor Ort zusätzlich einen Tag auf mein Vehikel warten darf

Bei der Erstbesichtigung des Fahrzeuges im Hafen fällt mir auf, dass die Stoßstange etwas schief steht und der Kühler leckt. Offensichtlich gabs einen kleineren Fremdkontakt bei der Verschiffung - grr. Wie das bei meiner extrem massiven Front passieren konnte ist mir bis dato ein Rätsel

Bei der Schadenserhebung vor Ort fällt mir auf, dass im Innenraum einige Dinge komisch sind. Sofort wird klar, dass auch Eingebrochen wurde. Das Fahrzeug war fürn Seetransport natürlich ziemlich leer geräumt und nur mehr wenig Werthaltiges drinnen. Einige sperrige Dinge mussten aber im Fahrzeug verbleiben u.A. unsere Fahrräder. Nachdem die Heckklappe nicht einfach öffenbar ist, haben die Diebe die Fahrräder ziemlich motiviert durch die Wartungstür, den Durchgang zum Fahrerhaus und dann bei der rückseitigen Tür rausgeschliffen. Nachdem die Breite dieser Durchgänge dafür nicht so üppig bemessen ist, werden auf dem Weg raus noch so einige Dinge leicht beschädigt -

Natürlich ist das Fahrzeug transportversichert und deshalb sehe ich die Sachlage noch irgendwie entspannt. Ich organisiere eine Schadensaufnahme vor Ort. Das Sachen beim RoRo-Transport beschädigt und ausgeraubt werden, scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Der Experte vor Ort ist offensichtlich schlimmere Sachen gewöhnt. Er teilt mir mit, dass besonders beim Umladen die Gefahr von Diebstählen mitunter ziemlich hoch ist. Als Beispiel führt er an, dass Fahrzeuge die über Jacksonville (USA) verschifft werden zu etwa 90% (!) ausgeraubt werden. Die Werthaltigkeit dieser Aussage kann ich jetzt nicht überprüfen - es scheint dort aber ein Sicherheitsproblem zu geben. Sollte ich nochmal´ was RoRo verschiffen würde ich möglichst nur Direktverbindungen nehmen.
Den Hafenbetreibern ist der Zustand eines Fahrzeuges zumeist ziemlich egal und die wollen dein Fahrzeug möglichst schnell vom Acker haben, weshalb ab einer sehr kurzen Lagerdauer ziemlich gesalzene Standgebühren verlangt werden. Mit freundlicher Unterstützung des Personals im Terminal versuche ich deshalb eine provisorische Reparatur des Kühlers vor Ort zu organisieren. Es stellt sich schnell heraus, dass das im Hafen natürlich nicht funktioniert und das Fahrzeug in eine Werkstatt muss. Der ÖAMTC/ADAC Pannendienst teilt mir dazu mit, das er mir wegen der Fahrzeugabmessungen nicht helfen kann. Gleichfalls hat ein professioneller LKW-Abschleppdienst offensichtlich Schwierigkeiten da kurzfristig was zu organisieren wegen der Fahrzeughöhe und dem daraus resultierenden Sondertransport

Weiterhin sind natürlich die Fahrzeugbatterien voll entladen, weil man natürlich den Trennschalter nicht geworfen hat wie in einer von mir auffällig im Fahrzeug platzierten- und reichlich bebilderten Anleitung für die Verschiffung gebeten. Ich lasse mir Starthilfe vor Ort geben und den Motor mal´ im Stand ordentlich warm laufen um die Batterien zu laden und mal´ Druck aufs Kühlsystem zu bekommen. Das rauströpfelnde Kühlwasser fange ich auf und stelle dabei fest, dass der Verlust maximal 1L in einer Stunde ist und damit nicht so arg wie befürchtet. Nach dem Abstellen, randvoll auffüllen des Kühlsystems und erneuter Starthilfe starte ich folglich los zur nächsten MAN Werkstatt in ca. 15km Entfernung

Beim Start fällt mir ein alternierendes Zischgeräusch von Rechts Vorne auf, das mit der Fahrzeuggeschwindigkeit korreliert. Für normal hätte ich sofort angehalten und nachgesehen was los ist. Wegen des lecken Kühlers ignoriere ich diesen Umstand beharrlich. Mit zunehmender Fahrtstrecke wird das Zischen immer auffälliger. Etwa 2 Kilometer vor Erreichen der Werkstatt fällt bei mir der Groschen was los ist: Leck im Reifen

Ich fahre noch vor der Autobahn ab auf den nächsten Parkplatz und peile die Lage. Der Reifen ist ziemlich platt und aus einem kurzem Schnitt in der Karkasse entweicht die Luft. Außer der Karkasse scheint aber ansonsten nichts beschädigt - noch einmal Glück gehabt! Ich entschuldige mich schon mal´ beim dortigen Ladenbesitzer für die kommenden Unannehmlichkeiten auf seinem Parkplatz und "es könnte etwas länger dauern". Derselbige erweist sich als äußerst nette Person und organisiert mir um ca. 18:00 Uhr noch einen mobilen LKW-Reifendienst. Dieser kommt tatsächlich kurzfristig vorbei und kann die Karkasse noch einmal flicken -

Einige Stunden später gelange ich dann tatsächlich bei der angepeilten MAN Werkstatt an. Dort wird der Kühler ausgebaut und gerichtet und ich kann zwei Tage später die Heimreise antreten. Etwa um eine Woche später als geplant schaffe ich es dann tatsächlich bis nach zu Hause in Österreich

Gruß,
Jo.