Ventilspiel bei einem kalten Motor dient dazu, dass es durch die Ausdehnung der Ventilstößel in Folge der Motorerwärmung niemals dazu kommt, dass ein Ventil auch im wärmst möglichen Motorzustand nicht richtig schließt.
Zur Sicherheit hat also auch ein warmer Motor immer noch ein geringes Ventilspiel.
Angenommen, ich stelle mich beim Ventile Einstellen etwas ungeschickt an, dann gibt es 3 potentielle Fehler:
1. Der Motor ist in der falschen Position und damit der Nocken nicht "im tiefsten Tal" sondern "am Hang" oder gar "auf dem Gipfel" (Ventil voll geöffnet).
Wenn ich jetzt mein Ventilspiel gemäß Vorgabe einstelle, dann ist es in jedem Fall zu groß, d.h. der Öffnungswinkel und der Zeitraum, indem das Ventil geöffnet ist, sind kleiner als vorgesehen.
Dieser Bedienfehler wurde nicht gemacht, denn das Einlassventil ist ja zu lange offen (bzw. schließt nicht).
2. Ich arbeite ohne Lesebrille und verwechsle ein paar Zahlen auf der Lehre. Dann würge ich die dünnstmögliche Lehre durch den Spalt. Wenn da überhaupt kein Spalt mehr ist, dann verbiegt sich dieser hauchdünne Metallfetzen noch mehr, als er es schon beim Auffächern der Lehre tut, und spätestens hier werde ich wach

Also gut, angenommen der Metallfetzen passt gerade noch so durch.
Jetzt werfe ich den kalten Motor an. So schnell dehnt sich kein Ventilstößel aus, dass gleich bei den ersten Umdrehungen das Ventilspiel auf minus irgendetwas geht und das Ventil quasi von Anfang an offen bleibt.
3. Ich stelle alles richtig ein und ziehe die Kontermutter fest, ohne darauf zu achten, wie fröhlich sich die Einstellschraube dreht. Ich kontrolliere das Ventilspiel nicht mehr nach dem Kontern, sonst wäre mir aufgefallen, dass ich durch das Kontern (und wir reden hier von 35Nm) das Ventil schon leicht aufgedrückt habe.
Odrrr?
Jochen