Eigentlich wollte ich gestern noch einiges darüber schreiben, wie großartig wir inzwischen von den Leuten hier in Laos aufgenommen werden. Aber nach dem Konsum von vermutlich 5 oder 6 Flaschen Bier, zahllosem Nachschenken von Rotwein, und unzähligem „erzwungenem“ Mitzuprosten mit irgendeinem hochprozentigen (angeblich besonders für Männer wirkungsvollen

) Schnaps ging das nicht mehr. Was war passiert?
Der Schwiegervater unseres Mechanikers Ui feierte gestern seinen 65. Geburtstag – und wir sollten mit dazukommen. Die Erfahrungen, die wir dabei an dieser ganztägigen Feierlichkeit hatten, mit einer unglaublich herzlichen Aufnahme durch sämtliche an die hundert Gäste, ließ uns einige Male an Kommentare von Euch denken, sinngemäß, dass wir durch den erzwungenen Aufenthalt hier Dinge erleben, die wir sonst niemals erlebt hätten.
Gleich zu Anfang wurden wir eingeladen – zusammen mit lediglich der Frau des Jubilars, seinen 3 Töchtern, seinem besten Freund und so an die 20 älteren Damen aus der engeren Verwandtschaft – im Haus bei der buddhistischen Zeremonie anlässlich dieses Tages teilzunehmen. 16 Mönche aus 2 verschiedenen Tempeln in Luang Prabang, samt ihrem obersten Abt, sprachen vor einem aufgebauten Berg von Opfergaben, hauptsächlich einheimischen Früchten, mit gefalteten Händen jeweils minutenlang ihre Gebete für ein weiteres langes Leben des Geburtstagskindes. Ich wurde ausdrücklich ermuntert, Fotos und Videoaufnahmen davon zu machen – wobei leider nur die letzteren einigermaßen etwas wurden. Nach etwa einer Stunde wurden die Mönche mit Essen, jeder mit einem persönlichen Umschlag und der Mitnahme der Opfergaben „entlohnt“, während die Frauen bei jedem der Anwesenden Baumwoll-Fäden um die Handgelenke banden, lächelnd mit gemurmelten Glückgebeten für ein langes Leben… Ungewohnt aber unglaublich ergreifend fanden wir das alles.
Der Schwiegervater hatte anscheinend vor seiner – hier üblichen – Pensionierung mit 60 Jahren eine höhere Stellung im Landwirtschaftsministerium – entsprechend groß und für viele Gäste eingerichtet ist sein Haus und der Haushalt und entsprechend groß war die Anzahl der geladenen Gäste samt Großfamilien und Anhang und Freunden, inklusive dem Polizeichef der Stadt und einem anderen Ex-Ministeriumsmitglied. Während Carmelita sich inzwischen schon recht gut mit den Frauen verständlich machen kann, half bei mir und bei den anderen der zunehmende flüssige Konsum bei durchaus interessanten Gesprächen, über deren Inhalte ich mich leider so ab dem frühen Nachmittag nicht mehr so recht erinnere. Aber lustig war’s für alle auf jeden Fall… „D’m!“ – oder, wie unsere von uns natürlich auch Deutsch lernenden Laoten inzwischen auch sagen „Plost!“
Gruß, vom inzwischen wieder voll nüchternen
Wolfgang