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Beitrag
von carasophie » 2011-01-03 23:59:39
Hallo, Iris und Hilmar,
das ist eine sehr schwierige Frage und ich finde es toll, daß Ihr Euch darüber jetzt schon Gedanken macht. Kenne euch ja nun mal ein bisschen... und kenne Hunde, moderne Hundeerziehung etc.
Wenn es Euer erster Hund wäre, würde ich tatsächlich laut und deutlich NEIN sagen.
Auch wenn Ihr einen sorgfältig ausgesuchten Welpen habt und eine gute Hundeschule findet, kann es Euch passieren, daß ihr einen geliebten Hund vor der Reise hergeben/unterbringen müsst, weil das Nomadenleben einfach für ihn individuell nichts ist oder er im Laufe der Zeit damit nicht mehr zurecht käme. Für einen Hund bedeutet so ein Leben Stress. Wenig Raum, ständige Unterschreitung der Individualdistanz, keine dauerhaften und stabilen Sozialkontakte zu Artgenossen, Unregelmäßigkeit im Tagesablauf, kein Revier bzw. ständiger Wechsel, zu wenig oder zuviel Bewegung, Parasiten/Krankheitsdruck, Lärm und viele fremde Menschen.
Klar, viele Hunde stecken das weg. Über eine gewisse Zeit. Aber so lange, wie ihr unterwegs sein wollt... (Aber viele Hundebesitzer erkennen auch die Stresssymptome ihres Hundes gar nicht.)
Tanja Walter und Guido, im Forum hier Sirius, haben z B. ihre zwei Hunde daheim gelassen aus obigen rein rationalen, hundefreundlichen Gründen.
Wenn der Hund unterwegs Probleme bekommt aus erziehungstechnischen Gründen, z. B. aus Stress, kann es schwer werden, das zu managen. Es gibt viele Hunde die können so ein Nomadenleben einfach nicht vertragen. Dann habt Ihr keine Hundeschule mehr in der Nähe, die ihr fragen könnt.
Die Rassefrage kommt dann auch noch dazu. Wenn Ihr einen Hund wollt, dann vermutlich einen größeren. Für eine einigermaßen stressfreie Fahrt sollte es dann kein Herdenschutz- und kein Hütehund sein. Bleiben die "Familienhunde", die aber allesamt aus Arbeitslinien kommen. Habt Ihr zwei bis drei Stunden jeden Tag übrig, mit ihm zu arbeiten/laufen/sinnvoll beschäftigen? Notfalls vor dem Frühstück den Standplatz zu wechseln, weil doch keine Laufmöglichkeit da ist? Seit ihr bereit, Großstädte zu meiden? Seid Ihr bereit, am eventuellen Jagdtrieb zu arbeiten? Seid Ihr bereit, in manchen Gegenden nur zwei bis drei Stunden vom Auto wegzugehen, weil es sonst drinnen zu heiß wird, aber man den Hund nicht mitnehmen kann... oder umgekehrt?
In vielen Ländern werden Hunde nicht als Familienmitglieder gesehen wie hier und es besteht kein Verständnis für die besondere Bindung. Das hat Konsequenzen - sie werden oft nicht akzeptiert in Hotels, Restaurants, Grünflächen in Städten etc.
Tollwuttiter können nicht erreicht werden, Impfpässe nicht anerkannt werden, Tierärzte haben keine Erfahrung und keine gute Ausrüstung, bei Verletzungen oder Krankheiten ist man auf sich alleine gestellt... alles nicht so einfach.
Unterwegs einen Hund auflesen ist auch - grenzwertig. Straßenhunde haben eine ganz bestimmte Sozialisation, Genealoge (überlegt mal, welche Hunde überleben: die sehr ängstlichen und sehr mutigen, selbstbewussten... will man so einen Hund) und eine unbekannte Geschichte. Die macht diese Hunde in den seltensten Fällen zu "einfachen" Hunden. Oft kommen erst die richtigen Probleme, wenn die Straßenhunde erwachsen werden.
Sodele, das ist meine Meinung aus der "Tierschutzecke".
Klar, wir kriegen immer solche "Exemplare", mit denen alles schiefgelaufen ist, was schieflaufen kann.
Wenn man schon einen Hund hat - und jahrelang Hunde hatte, dann kann man für sich persönlich entscheiden, was es bedeutet, einen Hund zu haben - an persönlichen Einschränkungen - und ob man auf einer Reise in der Lage ist, das zu leisten.
Als Ersthundbesitzer... grenzwertig.
Aber falls Ihr Euch entscheidet, bin ich gerne bei der Suche behilflich, auch nach einer guten Hundeschule.
Grüssle, Bärbel