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Beitrag
von Tomduly » 2022-06-28 10:34:11
Moin!
Wir reden doch hier von dem Einbau von Lautsprechern in die Tür(verkleidung) eines alten Lasters, um während der Fahrt Musik hören zu können?
Hier ein Zwei-Wege-System mit optimierten Kabeln etc. zu verbauen ist "Perlen vor die Säue". Eine Fahrzeugtür ist so mit der schlechteste Ort (rein akustisch und von der Ausrichtung der Lautsprecher zu den Zuhörern), den man sich überhaupt vorstellen kann.
Elektroakustisch spricht man bei so einer Einbauweise von einer Schallwand, sprich ein Brett, in das der/die Lautsprecher eingesetzt werden. Das Problem ist die endliche Größe der Schallwand und der zwangsläufig damit einhergehende akustische Kurzschluss, wenn nach vorne abgestrahlter Schall um die Schallwand herumwandert und auf die Rückseite der Lautsprechermembran gelangt (und umgekehrt). Deswegen hat man ja Lautsprecher"boxen" erfunden, streng genommen eine 3D-gefaltete Schallwand bzw. eine Schallwand mit unendlicher Fläche, die so den akustischen Kurzschluss verhindert. Der Kurzschluss versaut einem insbesondere die Wiedergabe tieferer Frequenzen, d.h. Lautsprecher in Schallwänden/Fahrzeugtüren klingen überwiegend mittenlastig und schwach im Bassbereich. Für eine ordentliche Basswiedergabe braucht man aber viel durch den Lautsprecher bewegtes Luftvolumen, was man üblicherweise durch möglichst große Membranen bei Basslautsprechern löst (und natürlich Schutz vor dem akust. Kurzschluss). Dummerweise verschlechtert sich mit zunehmender Membrangröße (und -masse) die Wiedergabe mittlerer und höherer Frequenzen erheblich. Deshalb hat man irgendwann die Frequenzen mittels Weichen auf mehrere Lautsprecherchassis aufgeteilt, mit jeweils optimierten Membranparametern und Abstrahlverhalten. In einer Fahrzeugtür mit offen eingebautem Tieftöner hat man aber so oder so eine miserable Akustik, dass ich mir die Mühe sparen würde. In modernen PKW sitzen die Türlautsprecher mittlerweile in akustisch berechneten eigenen abgeschlossenen Volumen (= Lautsprecherboxen) und schaffen dank großem Membranhub und ggf. exakt berechneter Bassreflexöffnung ganz ordentliche Tieftonwiedergabe. Aber ich habe im PKW auch einen Innenraumpegel beim Fahrgeräusch, der 20-30dB unter dem eines LKW-Fahrerhauses liegen dürfte.
Das einzige Kriterium, was deshalb bei Türlautsprechern im LKW zählt, ist Wirkungsgrad. Lieber einen vernünftigen Fullrange-Lautsprecher verbauen, der bei 1W z.B. 97dB (bei 1W/1m) Schallpegel liefert, statt sich mit einem Mehrwege-Pseudo-Hifi-System rumzuplagen, das nacher mit Mühe auf 88dB/1W/1m oder ähnliche Werte kommt. Dann hat man eine halbwegs brauchbare Sprachverständlichkeit und kann sich auch mit Radiomusik berieseln lassen, aber Hifi-Experimente in LKW-Türen sind die Mühe und das Geld schlicht nicht wert. Ich persönlich würde in LKW-Fahrerhäusern Lautsprecher hinter den Sitzen am oberen Ende der Rückwand anbringen und heute eher eine aktive Lautsprecher-"Rolle" von JBL oder was vergleichbares von Bose dort (abnehmbar) montieren. Anbindung an die Audioquelle dann per Bluetooth. Wenn man mehr Platz hat, kann man sich auch ein Pärchen solider Gummiboxen (wie die Control 1-Familie von JBL) in Kopfhöhe hiner die Sitze hängen. Und wenn man dann immer noch Platz hat, sich einen Subwoofer aus dem Car-Hifi-Bereich mit eigener Endstufe hintern den Sitz stellen. Wäre mir ehrlich gesagt aber in der Summe dann zuviel akustische Energie in der Luft (Motor, Auspuff und Reifen-Abrollgeräusch legen den Grundpegel schon so hoch, dass ich die Musik entsprechend laut aufdrehen muss, um drüber zu kommen, dass ich pegelmäßig dann irgendwo bei 100dB und mehr bin. Das kann ich mir bei einem Konzert mal geben oder in einem Club, aber im Laster wäre mir das auf Dauer zu anstrengend.
Grüsse
Tom