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Motorbrand
Verfasst: 2008-04-25 21:33:50
von nordlicht
Hallo,
wir haben heute einen Brandschaden an einem recht neuen 1000 PS Dieselmotor diskutiert.
Der Motor ist unter Vollastbetrieb angefangen zu brennen. Er wurde relativ schnell abgestellt und gelöscht.
Das Feuer hatte nur wenig Zeit starke Schäden zu verursachen. Es sind in erster Linie Kabel und Gummiteile angekokelt.
Oel und Kraftstoffleitungen sind intakt. Es ist kein Diesel ausgetreten.
Eine Sache fiel gleich auf: Der Kühlerschlauch zwischen Zyl.Kopf und Wasserkasten hat sich von einem Rohrstutzen gelöst. Es sind grosse Mengen Kühlwasser (mit 50% Glycol) im Schallschutzcontainer verteilt worden.
Offenbar ist der Schlauch vor Entstehen des Feuers abgeflogen.
Nun meine Frage: Kann eine 1:1 Wasser/Glycol Mischung unter diesen Bedingungen an heissen Oberflächen zünden?
Habt Ihr ähnliches schon mal gehört?
Danke schon mal für Info's
Burkhard
Verfasst: 2008-04-25 21:41:05
von Krusty
Glycol brennt eigentlich nicht

, allerdings kann das Glycol/Wassergemisch prima per Düse in den Krümmer eingepustet werden, gibt nen Prima Nebelwerfer(wird bei Personenschutz etc. gemacht

)
markus
Verfasst: 2008-04-26 10:34:31
von felix
Hallo Burkhard,
eigentlich passiert so etwas doch eher bei geplatzen Ölleitungen...
bei einem Kolbenfresser in der Türkei bei einem Bedford mit vollständiger terminierung des Motors (Pleul lag auf der Straße) hatte das austretende Kühlwasser eher Löschwirkung. Und der Krümmer war sicher heiß, bevor der Motor geplatz ist...
Bin ob der Qualmwolke angehalten und mit einem Feuerlöscher aus dem Auto gesprungen. Ich konnte dem Fahrer aber nur noch mit einer Zigarette weiterhelfen...
Vielleicht mal einfach die örtliche Feuerwehr anrufen, die haben eventuell Erfahrung damit Brandursachen zu erkennen.
Vielleicht auch ein Wink mit dem Zaunpfahl zum Thema "Poliamidschlauch als Kraftstoffleitung".
MlG,
Felix
P.S: Wenn ihr das leicht angeschmorte 1000PS Triebwerk nicht mehr braucht...

Verfasst: 2008-04-26 10:43:23
von Krusty

bei nem Bekannten auf seinem Lagerplatz(für Werksneue Audis) sind heute Nacht 12 Stück ausgebrannt
Nagelneu, auf abgeschlossenem Parkplatz

Spontane Selbstentzündung
markus
Verfasst: 2008-04-26 20:41:47
von Veit M
Hat das austretende Wasser-Glykol Gemisch eventuell eine Pfütze richtig heißen Öls gefunden? Irgendwo ein Ölleck oder Wasser in die Ölwanne gekommen (Kurbelgehäuseentlüftung ?).
Ich denke da gerade an den Küchenklassiker, heißes Öl in Pfanne entzündet sich und dann wird versucht mit Wasser zu löschen.
Wird gerne zum Thema Brandschutz vorgeführt. Funktioniert auch mit nicht brennendem Öl, das zündet dann als Nebel an einer passenden Zündquelle.
Ich bin mal auf das Resultat der Ermittlungen gespannt.
Schönen Abend
Veit
Verfasst: 2008-04-26 21:25:37
von nordlicht
Hallo,
@ Felix : mit der örtlichen Feuerwehr kommen wir nicht recht weiter. Die Maschine steht in Henan, China.
@ Veit : Die Anlage ist 3 Monate alt und hat gerade 400 Betr.Std gelaufen. Es gibt keine Oelpfützen. Alles sieht Tip Top aus.
Das ist ein echtes Rätsel. Die Motorentechniker waren vorort. Laut deren Aussage ist weder Diesel noch Motoroel ausgetreten.
Nur halt jede Menge Kühlwasser.
Der Motor hat angeblich über der Wasserniveauschalter abgestellt.
Interessant ist dass der Brand in erster Linie an rauen Oberflächen angegriffen hat.( Luftfilterpapier, Textilgewebe der Schläuche, Steinwollisolierung hinter dem Lochblech der Containerwand.
Es gibt keine Stelle in dem Container wo man den Entstehungsbrand vermuten könnte.
Das sieht wirklich danach aus, das das Feuer direkt mit dem Kühlerschlauchabriss entstanden ist.
Burkhard
Verfasst: 2008-04-26 23:00:50
von danimilkasahne
...Anlage nur mit Glykol befüllt - dann würde es brennbar genug sein
http://www.rockemat.com/upc/msds/German ... German.pdf
Verfasst: 2008-04-26 23:14:40
von Veit M
nordlicht hat geschrieben:Die Anlage ist 3 Monate alt und hat gerade 400 Betr.Std gelaufen. Es gibt keine Oelpfützen. Alles sieht Tip Top aus.
Hat da einer zuviel geputzt, evtl. mit Bremsenreiniger.
Toll, bei solchen "Experimenten" kann man immer so schön viel spekulieren.

Gibt schöne Anregungen für die Gerüchteküche.
Gruß
Veit
Verfasst: 2008-04-26 23:20:17
von Veit M
Da fällt mir noch was ein, wie viel Vollastbetrieb hat der Motor vorher schon gesehen?
Laß doch mal das restliche Kühlwasser untersuchen, nicht daß da nicht nur Wasser und Glycol drin waren sondern vielleicht noch was leichtflüchtiges was dann Druck gemacht hat und nach herunterrutschen des Schlauchs mit Luft verpufft ist.
Überdruckventil am Kühlkreislauf ok?
Ciao
Veit
p.s. ja, die wilden Spekulationen nehmen kein Ende
Verfasst: 2008-04-26 23:30:37
von Filly
Reines Glycol ist brennbar, wenn es auf sehr heisse Oberflächen kommt, z.B. Auspuff.
Wäre es nicht vorstellbar, daß auf der heißen Oberfläche das Wasser im Gemisch verdampft und dann reines Glycol vorliegt das wiederum brennbar ist?
Christoph
Verfasst: 2008-04-27 8:27:05
von Mathias
moin moin!
reines glykol brennt in der tat...ähnlich wie auch glycerin und andere höheren alkohole...wenn man es auf eine heisse herdplatte kippt müsste es sich entzünden!
mal im freien ausprobieren!
mit wasser verdünnt brennt es ganz sicher nicht...!
stellt ein paar reste des kühlmittels sicher und lasst es von einem zertivizierten labor untersuchen, wegen schadensersatz....der betrieb mit reinem glykol ist vermutlich auch nicht freigegeben...
mfg: mathias

Verfasst: 2008-04-27 8:30:03
von Krusty
Mit reinem Glycol kühlt er auch nicht richtig, wird immer heiß. Mir mal passiert, in der Schrauberhalle hat irgendjemand das Glycol in den Kanister mit Fertigmischung gefüllt

Verfasst: 2008-04-29 0:51:00
von scynet
Mit ner Spindel die Dichte der Kühlflüssigkeit messen?
Gruss ALF
Verfasst: 2008-04-29 1:55:25
von felix
Hmm,
das Zeug hat einen Siedepunkt von etwa 200°C. Da müsste doch eventuell das Wasser abkochen und das Glykol zurück bleiben.
Nehmen wir mal an, es gibt irgendwo eine Stelle am Motor, wo sich eine Lache bildet, wo z.B. nur bei hoher Drehzahl Wasser/Glykol hinspritzt udn danch die Suppe in Ruhe köcheln kann. Dort kocht das Wasser ab, das Glykol bleibt aber erstmal zurrück. Wenn das Wasser dann weg ist, beginnt bei 200°C der Frostschutz an zu kochen und dann muss es eigentlich nur irgendwo zünden. Und wennd as Zeug brennbar ist, dann sind es die verkochten Gase sicher auch. Verkochend und kondesierend kommt es dann vielleicht auch auf rauhe Oberflächen. (Bzw. auf einer rauhren Oberfläche kondensiert einfach mehr)
D.h. undicht war die Maschien schon lange und es ist lange das klebrige, brennbare Zeug kondensiert. Irgendwann hat dann irgend etwas gezündet. Warum dann der Schlauch gleichzeitig masiv kaputt geht? Eh schon ein Loch und dann böse Wärme durch das Feuer?
MlG,
Felix
Verfasst: 2008-04-29 22:36:04
von nordlicht
Hallo,
ein Ablauf wie von Felix beschrieben scheint nicht unwahrscheinlich.
In den nächsten Tagen reist ein Sachverständiger des Motorenherstellers zu der Anlage.
Dann wird es ein paar verlässlichere Informationen geben.
Ich komme dann darauf zurück.
Erstmal Danke für Eure Tipps.
Beste Grüsse,
Burkhard
Verfasst: 2008-04-30 10:46:48
von fuxel
Servus Burkhard.
9. PHYSIKALISCHE UND CHEMISCHE EIGENSCHAFTEN
Form: Flüssig
Geruch: Kaum wahrnehmbarer Geruch.
Löslichkeit in Wasser: Löslich
Siedepunkt / -bereich °C: 197.5
Explosionsgrenzen %: untere: 3.5
obere: 13
Flammpunkt °C: 116
Zündtemperatur °C: 400
[
Ist eine gute Frage.
Eine Selbstentzündung auf der Herdplatte halte ich, bei einer Zündtemperatur von 400 Grad, für ausgeschlossen. Allenfalls bei einer fremden Zündquelle schon, da der Flammpunkt bei 116 Grad liegt.
Eine Entzündung am Auspuffkrümmer halte ich für denkbar. Allerdings ist es in dem Fall eine 50%-Mischung, da halte ich es wiederum für fraglich, weil die 50% Wasser beim verdampfen zuviel Energie (Wärme-Kühlwirkung) entziehen. Allerdings ist anhand der Explosionsgrenzen eine Verpuffung denkbar, die wegen der Kühlwirkung des Wasserdampfes nicht zu einem Brandausbruch geführt hat.
Ergänzend zu meinen Ausführungen würde ich im
http://www.feuerwehr-forum.de/
mal anfragen.
Da sind einige Kreisbrandmeister, Kreisbrandinspektore, Ingenieure oder Chemiker unter den Usern, die sicher einen Hinweis geben können.
(allerdings auch mancher, der nur ein Halbwissen hat.

)
Im Weiteren halte ich es für ungünstig, "nur" einen Monteur dort hinzuschicken. Sollte z.B. ein Konstruktionsfehler am Motor vorliegen.............
Zur Ermittlung der Brandursache hab ich schon mitbekommen, beginnen die Brandsachverständigen immer an der Stelle, wo sich die meiste Zerstörung befindet, also der "Brandherd" sein muss.
Wenn Du schreibst der Filter ist angekokelt. Da denke ich an eine grosse Filterpatrone in einem Gehäuse, die eventuell von Aussen etwas brennendes abbekommen hat.
Beste Grüsse,
fuxel
Verfasst: 2008-04-30 22:23:29
von nordlicht
Guten Abend,
wir haben heute ein paar Versuche gemacht, um herauszufinden
wann das Wasser/ Glycolgemisch zündfähig wird.
Test: Wasser/Glycol 1:1 (ELC Kühlflüssigkeit) im offenen Behälter langsam auf 105°C erhitzt.
Etwa 50% des Wasseranteils verdampfen lassen.
Ergebniss:
Sehr leichte Entzündung des Restgemisches an offener Flamme.
(aber nur solange das Gemisch mindestens 100° C heiss ist)
Sehr schnelle Ausbreitung der Flamme auf benetzter, rauer Oberfläche. (Baumwolltuch)
Entzündung des Gem. an heisser Oberfläche (500°C)
Zurück zu unserem Schadensfall:
Es ist also schon denkbar, dass zuerst eine geringe Menge Kühlwasser ausgetreten ist und sich zwischen den Zylinderbänken des V - Motorblockes gesammelt hat.
Ein Teil des Wassers verdampft, das Glycolgemisch konzentriert auf. Irgendwann läuft etwas davon an die Abgaskrümmer,--- und zündet.................... Spekulation
Wir warten mal ab was der Gutachter Anfang kommender Woche herausfindet.
Ich bin sehr gespannt.
Danke Euch erstmal.
Burkhard
Verfasst: 2008-05-24 8:36:04
von fuxel
Hallo Burkhard.
Gibt es schon neue Erkenntnisse?
fuxel
Verfasst: 2008-05-24 15:13:21
von crutchy the clown
Auf jeden Fall bestätigen mich diese Aussagen in der Wahl meines luftgekühlten Motors!
Verfasst: 2008-05-24 20:54:34
von nordlicht
Hallo,
der Gutachter hat in China keine klare Ursache finden können.
Es gibt tatsächlich keine undichten Oel-oder Spritleitungen.
Die Anlage wurde vom Gutachter und dem Betreiber versiegelt und wird nach Deutschland verschifft.
Sobald sie da ist, und ich genaueres weiss melde ich mich.
Ich bin wirklich gespannt, was dabei raus kommt.
Viele Grüsse,
Burkhard