DB 911/1113/1017 Achsrevision Teil 1: Federbolzen erneuern
Verfasst: 2017-09-16 12:31:03
Hallo Forum,
das Thema hört sich ja trivial an, und so mancher mag sich auch denken: "Hmm, ist das jetzt echt wichtig?"
Erstens war's gar nicht trivial, und zweitens ist es durchaus wichtig.
Worum es geht:
Die Federn der Achsen sind auf der einen Seite (vorne) einmal mit einem Bolzen am Rahmen befestigt. Die Halterung am Rahmen ist genietet und kann nicht entfernt werden. Auf der anderen Seite (hinten) findet sich die selbe Halterung am Rahmen und ist mit einem Schäkel mit der Feder verbunden, hier gibt es also zwei Bolzen. Die Bolzen sind beweglich, damit die Länge der Feder beim einfedern (Feder wird länger) durch den Schäkel ausgeglichen werden kann. Soweit so gut.
Aber was, wenn die Bolzen fest sind und damit der Längenausgleich nicht mehr stattfinden kann? Tja, blöde Sache, denn dann federt das Auto halt nicht mehr. Alle Schläge werden in den Rahmen eingeleitet. Merkt man daran, wenn man z.B. über einen Gullideckel fährt, macht es ein recht hartes Tock-Tock. Im Geländen macht's halt nicht nur Tock, sondern scheppert. quietscht und kracht es richtig. Früher oder später ist ein Federbruch vorprogrammiert. Wahrscheinlich nicht gerade bei Gullideckel vor der Werkstatteinfahrt.....
Damit so etwas nicht passiert, haben alle Bolzen einen schönen Schmiernippel, der immer schön sein Fett haben will. Das kommt dann an den beiden Scheiben des Bolzens wieder raus. Is so? Weil: Wahrscheinlich kommt's nur bei der vorderen Scheibe raus. Dann hast ein Problem...
Also mal Schnell Fett-Gun in die Hand, druff drücke, und...? Stimmt's, nur auf einer Seite Fett rausgekommen? Dann hast jetzt echt a Problem: Federbolzen wechseln!
Also los! Ich beschreibe erst einmal, wie's geht wenn's geht:
1) Sechskantschraube der Keilschraube lösen
2) Keilschraube mit Hammer austreiben
3) Schmiernippel ausschrauben
4) Gewindestange M10x1 einschrauben und mit Abdrückhülse oder Wichser Bolzen herausziehen
5) Messinghülse mit geeignetem Werkzeug herausziehen
Und nun die Beschreibung wie es in der Wirklichkeit aussieht:
Vorarbeit: Auto mit Stockwinde hochheben. Alles abbauen was im Weg ist (bei mir Abwassertank und Dieseltank Nr.2)
1) Sechskantschraube lösen: kein Problem
2) Keilschraube austreiben: Ging hinten mit großem Hammer ganz gut, vorher mit WD40 behandeln schadet nicht. Vorne: Mist, man kommt man mit dem Hammer nicht hin. Weil: Schutzblech im Weg. Also Flex anheizen, Blecht weg scheiden. Dann dengel, dengel, Schraube krumm, Keilschraube immer noch drin. Also aufbohren, Gewinde reinschneiden, Abdrückhülse basteln und rausziehen. Das hat funktioniert. 3) Schmiernippel herausschrauben: geht so. Manchmal mit Hammer zerstören um zu prellen. Kein großes Problem.
4) Bolzen herausziehen: jetzt fangen die Probleme an. Ein Bolzen ließ sich so mit einem Wichser ziehen. Der nächste ließ sich nicht herauswichsen, also mit Abrückhülse probiert: Hat funktioniert! Der dritte kam ein paar Millimeter, dann war Schluss! Die 10x1 Gewindestange war das Erste, was das nicht mehr ausgehalten hat. Also den Bolzen aufgebohrt und zunächst Gewinde M12, dann M16 und schließlich M20x2,5 reingeschnitten. Gewindestange in Verbindung mit Vierfachverstärker und Wichser, Mickymaus beim Wichsen nicht vergessen, und Stundenlag gewichst. Ergebnis: NULL!
Jetzt langt's mir dann langsam! Das Flammenschwert muss jetzt her! Außen heiß machen, dann wird's schon gehen. Mit so einem Föhn-Kuschel-Warm-Macher a la Butanbrenner brauchst du jedenfalls hier nicht anfangen. Erflog messe ich mittlerweile in Zehntel Millimeter, man wird ja genügsam. Also ein (!) Zehntel nach zig Versuchen. Wie lang war der Bolzen nochmal? 136 mm. Boahhh, nee!!! Dieser Scheißdreck muss ein anderer werden! Nächster Plan: Bolzen durchbohren und aufglühen, vielleicht fällt die Hülse oder noch besser Bolzen dann in sich zusammen. 13,6 cm ausbohren, echt der volle Spaß. Mittlerweile bin ich bei Tag vier! Bolzen warm gemacht: Spätestens jetzt sollte klar sein, dass hier mit Kanzler-Kandidaten-Duell-Kuschelkurs hier nix mehr geht. Hier ist Krieg. Bolzen gegen mich, bzw. ich gegen Bolzen. Das Schlimme dabei ist: Bolzen scheint echt im Vorteil, mauert einfach ohne Ende, denn: Erflog NULLKOMMANULL
Tag fünf am Arsch, alles für nix. Also so geht es auch nicht. Nach diversen Hammerschlägen konnte ich den Schäkel hin und her bewegen, und nach den ganzen Heißmach-Abkühl-Aktionen ging er sogar ganz leicht zu bewegen. Also gibt es wenigstens irgend eine Bewegung. Hmmmmmm, Nachdenken. Immer wieder mach ich ne Pause, Messe, Messe wieder, bin frustriert und denke mir: "Ok, das ganze Schauen, Gucken und Messen bringt mich auch nicht weiter."
Hmmmmmmm......
Stimmt nicht, denn jetzt habe ich was entdeckt: Auf beiden Seiten hat der Bolzen eine ca. vier mm dicke Scheibe. Die liegt rechts an, links hat sie einen winzigen Spalt. Wenn ich nun diese Scheibe zerstöre, könnte ich wahrscheinlich die Hülse sehen, und diese wiederum irgendwie zerstören und so vier mm gewinnen. Denn der Bolzen scheint eins mit der Hülse geworden zu sein, aber die Hülse ließ sich ein Stück aus dem Schäkel zeihen. Versteht ihr was ich denke?
Also die Scheibe ließ sich sogar aufbohren: Bei der Zerstörung der nun zum Vorschein gekommenen Messinghülse sind der Phantasie bezüglich Werkzeugwahl und -Anwendung keine Grenzen gesetzt. Ein gewisse Kreativität in Verbindung mit Frustrationsabbau durch schiere Zerstörungslust schaden nicht. Vier mm gewonnen!! Jedes Mal vier mm, irgendwann habe ich sieben cm, dann ging er heraus, der Drecksbolzen. Es ist Tag sechs und mir tut alles weh 5) Messinghülse mit geeignetem Werkzeug herausziehen: Grundsätzlich kein großes Problem mehr. Etwas unorthodox die Feder vorne nach unten gedrückt um die Hülse ziehen zu können. Zusammenbau:
1) Hülse einpressen
2) Scheiben einführen
3) Bolzen eintreiben
4) Keilschraube eintreiben und mit Sechskantmutter sichern
Der Rep. Satz beinhaltet Bolzen, Hülse, Schmiernippel, Scheiben und Dichtring für die Scheiben. 1) Hülse einpressen 2) Scheiben einführen: Das ist ein wenig Fummelei, geht aber ganz gut. Man muss darauf achten, dass die Scheiben mit der Hülse und dem Schäkel fluchten, sonst gibt's Ärger beim Eintreiben des Bolzens. Ich muss den Beitrag hier splitten, da schon so viele Bilder eingebaut sind. "Ihr müsst unbedingt gucken wie's weiter geht (Es war einmal... der Mensch)"
Walter
das Thema hört sich ja trivial an, und so mancher mag sich auch denken: "Hmm, ist das jetzt echt wichtig?"
Erstens war's gar nicht trivial, und zweitens ist es durchaus wichtig.
Worum es geht:
Die Federn der Achsen sind auf der einen Seite (vorne) einmal mit einem Bolzen am Rahmen befestigt. Die Halterung am Rahmen ist genietet und kann nicht entfernt werden. Auf der anderen Seite (hinten) findet sich die selbe Halterung am Rahmen und ist mit einem Schäkel mit der Feder verbunden, hier gibt es also zwei Bolzen. Die Bolzen sind beweglich, damit die Länge der Feder beim einfedern (Feder wird länger) durch den Schäkel ausgeglichen werden kann. Soweit so gut.
Aber was, wenn die Bolzen fest sind und damit der Längenausgleich nicht mehr stattfinden kann? Tja, blöde Sache, denn dann federt das Auto halt nicht mehr. Alle Schläge werden in den Rahmen eingeleitet. Merkt man daran, wenn man z.B. über einen Gullideckel fährt, macht es ein recht hartes Tock-Tock. Im Geländen macht's halt nicht nur Tock, sondern scheppert. quietscht und kracht es richtig. Früher oder später ist ein Federbruch vorprogrammiert. Wahrscheinlich nicht gerade bei Gullideckel vor der Werkstatteinfahrt.....
Damit so etwas nicht passiert, haben alle Bolzen einen schönen Schmiernippel, der immer schön sein Fett haben will. Das kommt dann an den beiden Scheiben des Bolzens wieder raus. Is so? Weil: Wahrscheinlich kommt's nur bei der vorderen Scheibe raus. Dann hast ein Problem...
Also mal Schnell Fett-Gun in die Hand, druff drücke, und...? Stimmt's, nur auf einer Seite Fett rausgekommen? Dann hast jetzt echt a Problem: Federbolzen wechseln!
Also los! Ich beschreibe erst einmal, wie's geht wenn's geht:
1) Sechskantschraube der Keilschraube lösen
2) Keilschraube mit Hammer austreiben
3) Schmiernippel ausschrauben
4) Gewindestange M10x1 einschrauben und mit Abdrückhülse oder Wichser Bolzen herausziehen
5) Messinghülse mit geeignetem Werkzeug herausziehen
Und nun die Beschreibung wie es in der Wirklichkeit aussieht:
Vorarbeit: Auto mit Stockwinde hochheben. Alles abbauen was im Weg ist (bei mir Abwassertank und Dieseltank Nr.2)
1) Sechskantschraube lösen: kein Problem
2) Keilschraube austreiben: Ging hinten mit großem Hammer ganz gut, vorher mit WD40 behandeln schadet nicht. Vorne: Mist, man kommt man mit dem Hammer nicht hin. Weil: Schutzblech im Weg. Also Flex anheizen, Blecht weg scheiden. Dann dengel, dengel, Schraube krumm, Keilschraube immer noch drin. Also aufbohren, Gewinde reinschneiden, Abdrückhülse basteln und rausziehen. Das hat funktioniert. 3) Schmiernippel herausschrauben: geht so. Manchmal mit Hammer zerstören um zu prellen. Kein großes Problem.
4) Bolzen herausziehen: jetzt fangen die Probleme an. Ein Bolzen ließ sich so mit einem Wichser ziehen. Der nächste ließ sich nicht herauswichsen, also mit Abrückhülse probiert: Hat funktioniert! Der dritte kam ein paar Millimeter, dann war Schluss! Die 10x1 Gewindestange war das Erste, was das nicht mehr ausgehalten hat. Also den Bolzen aufgebohrt und zunächst Gewinde M12, dann M16 und schließlich M20x2,5 reingeschnitten. Gewindestange in Verbindung mit Vierfachverstärker und Wichser, Mickymaus beim Wichsen nicht vergessen, und Stundenlag gewichst. Ergebnis: NULL!
Jetzt langt's mir dann langsam! Das Flammenschwert muss jetzt her! Außen heiß machen, dann wird's schon gehen. Mit so einem Föhn-Kuschel-Warm-Macher a la Butanbrenner brauchst du jedenfalls hier nicht anfangen. Erflog messe ich mittlerweile in Zehntel Millimeter, man wird ja genügsam. Also ein (!) Zehntel nach zig Versuchen. Wie lang war der Bolzen nochmal? 136 mm. Boahhh, nee!!! Dieser Scheißdreck muss ein anderer werden! Nächster Plan: Bolzen durchbohren und aufglühen, vielleicht fällt die Hülse oder noch besser Bolzen dann in sich zusammen. 13,6 cm ausbohren, echt der volle Spaß. Mittlerweile bin ich bei Tag vier! Bolzen warm gemacht: Spätestens jetzt sollte klar sein, dass hier mit Kanzler-Kandidaten-Duell-Kuschelkurs hier nix mehr geht. Hier ist Krieg. Bolzen gegen mich, bzw. ich gegen Bolzen. Das Schlimme dabei ist: Bolzen scheint echt im Vorteil, mauert einfach ohne Ende, denn: Erflog NULLKOMMANULL
Tag fünf am Arsch, alles für nix. Also so geht es auch nicht. Nach diversen Hammerschlägen konnte ich den Schäkel hin und her bewegen, und nach den ganzen Heißmach-Abkühl-Aktionen ging er sogar ganz leicht zu bewegen. Also gibt es wenigstens irgend eine Bewegung. Hmmmmmm, Nachdenken. Immer wieder mach ich ne Pause, Messe, Messe wieder, bin frustriert und denke mir: "Ok, das ganze Schauen, Gucken und Messen bringt mich auch nicht weiter."
Hmmmmmmm......
Stimmt nicht, denn jetzt habe ich was entdeckt: Auf beiden Seiten hat der Bolzen eine ca. vier mm dicke Scheibe. Die liegt rechts an, links hat sie einen winzigen Spalt. Wenn ich nun diese Scheibe zerstöre, könnte ich wahrscheinlich die Hülse sehen, und diese wiederum irgendwie zerstören und so vier mm gewinnen. Denn der Bolzen scheint eins mit der Hülse geworden zu sein, aber die Hülse ließ sich ein Stück aus dem Schäkel zeihen. Versteht ihr was ich denke?
Also die Scheibe ließ sich sogar aufbohren: Bei der Zerstörung der nun zum Vorschein gekommenen Messinghülse sind der Phantasie bezüglich Werkzeugwahl und -Anwendung keine Grenzen gesetzt. Ein gewisse Kreativität in Verbindung mit Frustrationsabbau durch schiere Zerstörungslust schaden nicht. Vier mm gewonnen!! Jedes Mal vier mm, irgendwann habe ich sieben cm, dann ging er heraus, der Drecksbolzen. Es ist Tag sechs und mir tut alles weh 5) Messinghülse mit geeignetem Werkzeug herausziehen: Grundsätzlich kein großes Problem mehr. Etwas unorthodox die Feder vorne nach unten gedrückt um die Hülse ziehen zu können. Zusammenbau:
1) Hülse einpressen
2) Scheiben einführen
3) Bolzen eintreiben
4) Keilschraube eintreiben und mit Sechskantmutter sichern
Der Rep. Satz beinhaltet Bolzen, Hülse, Schmiernippel, Scheiben und Dichtring für die Scheiben. 1) Hülse einpressen 2) Scheiben einführen: Das ist ein wenig Fummelei, geht aber ganz gut. Man muss darauf achten, dass die Scheiben mit der Hülse und dem Schäkel fluchten, sonst gibt's Ärger beim Eintreiben des Bolzens. Ich muss den Beitrag hier splitten, da schon so viele Bilder eingebaut sind. "Ihr müsst unbedingt gucken wie's weiter geht (Es war einmal... der Mensch)"
Walter