@Holger:
wollte den Trööt nicht totmachen

Keine Sorge, liegt sicher nicht an Dir, da sorgt der Threadersteller schon selbst für:
@Mods: gibt es hier eine Ignore Funktion ? oder ■.
Aber vielleicht lesen es ja andere mit mehr Interesse / Einsicht, deshalb versuche ich es noch mal...
Alles weitere bezieht sich ausschließlich auf einfache Dreipunktlagerungen, bei der Doppelten- bzw. Rautenlagerung liegen die Festlager automatisch an der richtigen Position.
In
diesem Thread hatte Felix es schon mal gut zusammengeschrieben, aber der eigentliche Grund wurde da nicht erklärt.
In dem oben von mir verlinkten Wikipedia-Artikel steht ganz richtig:
Generell strebt man aus Komfortgründen eine relativ weiche Radfederung an, hingegen aus Gründen der Fahrsicherheit und auch der Beladbarkeit eine relativ harte (und idealerweise höhenkorrigierende) Achsfederung.
Für Geländefahrzeuge ist die weiche Radfederung neben dem Komfort auch für eine gute Verwindungsfähigkeit des Fahrwerks wichtig. Je weicher aber die Radfederung, desto wichtiger ist eine wirksame Stabilisierung und Dämpfung um Wanken und Aufschaukeln zu verhindern.
Habe ich (wie in den Aufbaurichtlinien sämtlicher LKW-Hersteller vorgegeben) das Festlager einer einfachen Dreipunktlagerung an der HA positioniert, so wird das Wankmoment, dass der Aufbau ins Fahrgestell einleitet über das HA-Feder-Dämpfer-System abgestützt, alles gut.
Andersrum stütz sich bei einseitigem Überfahren eines Hindernisses mit der HA die HA-Feder am Aufbau ab und kann arbeiten wie sie soll: Stabi und Dämpfer sind im Einsatz.
Habe ich jedoch die Festlager vorne und das Drehlager an der HA angebracht, so wird das Wankmoment des Aufbaus (größtenteils) in die VA-Federung eingeleitet. Diese ist jedoch konstruktiv absolut nicht für diese Aufgabe vorgesehen und entsprechend überfordert.
Noch wichtiger aber ist der zweite Fall: Beim einseitigen Überfahren eines Hindernisses kann sich die HA-Feder nun nicht am Aufbau abstützen. Die Einfederung wird zu fast 100% durch eine Torsion des Fahrzeugrahmens erreicht, der sich über das Loslager an der HA unter dem Aufbau "wegdrehen" kann. Das System aus HA-Feder, Dämpfer und Stabi ist für einseitige Impulse lahmgelegt! Der Leiterrahmen als Torsionsfeder ist ungedämpft, rege ich diesen z.B. durch wechselseitige Unebenheiten auf einer Piste oder das Fahren einer S-Kurve zum Schwingen an, "hüpft" die HA ungedämpft und unstabilisiert unter dem Aufbau rum, gar nicht gut.
Ein weiterer Nachteil eines Loslagers an der HA ergibt sich beim diagonalen Überfahren von Hindernissen: Habe ich das Festlager an der HA angeordnet, so folgt zunächst das Fahrerhaus der VA, während der Aufbau Traktion für die HA bringt und dieser folgt. Dies führt zu den späktakulären gegenläufigen Bewegungen von FHS und Aufbau im Gelände.
Habe ich das Festlager aber an der VA angeordnet, so folgen sowohl FHS als auch Aufbau der VA. Die HA wird vorzeitig entlastet und das Fahrzeug "kippt" über das Hindernis.
Der absolut einzige Vorteil von vorne angeordneten Festlagern ist die geringere Verschränkung zwischen FHS und Aufbau. Dies wird durch massive fahrdynamische Nachteile und ein im Grenzbereich gefährliches Fahrverhalten erkauft.
Dass hier einige berichten, sie würden erfolgreich eine solche Konfiguration fahren, zeigt, dass diese ihre Fahrzeuge extrem vorsichtig bewegen und (zum Glück) noch nicht in diesen Grenzbereich gekommen sind. Hinzu kommt, dass bei Dokas die Festlager auch bei einer Anordnung vorne relativ nah an der HA sitzen (und nur das interessiert!), das kann dann auch gut gehen.
Holger, ein Vergleich mit dem Wanken eines Unimogs ist übrigens nicht richtig, denn dieser wankt über seine bewusst sehr weichen Federn, ist aber stark gedämpft! Ein Aufschaukeln wird dadurch vermieden. Auch beim Unimog werden die Festlager übrigens immer an der HA angeordnet.
Gruß, Fabian
Edit/PS: Eines noch, das Argument, das Loslager müsse hinten angeordnet werden, da dort die größte Verwindung stattfinde, ist schlicht falsch. Der Leiterrahmen eines LKWs tordiert von minimalen Abweichungen z.B. an den Getriebelagerungen abgesehen zwischen den Achsen fast 100% linear.