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Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 12:54:41
von osterlitz
Hallo,
keine Ahnung, wie das jetzt passiert ist, beim Rangieren in der Untersetzung ist der Lenkhebelstock abgerissen..
Auf der rechten Seite, wo der Zylinder der Lenkunterstützung angreift - ein vergleichsweise leises Knacken und 4 Bolzen M22? einfach mal abgeschert :huh:
_DSC0212.jpg
_DSC0216.jpg
_DSC0217.jpg
Wenn ich den einen, der noch da ist, davon so sehe, scheint die Bruchfläche eine vorhandene Kerbe zu zeigen.. ist an der Seite etwas dunkler, könnte eingedrunges Fett sein.

Bei der letzten Sichtprüfung waren alle da und nichts wahrnehmbar lose.. die Anlageflächen der Konusringe muss ich mir mal genau anschauen.. wird sich wohl losgerappelt haben.. ich denke, jetzt werde ich mal alle Schrauben nachziehen und die Bolzen auf beiden Seiten vorsichtshalber ersetzen. Mal schauen, wo ich die Bolzen kriegen kann, auf einer Seite Normalgewinde, auf der anderen Seite Feingewinde. Einen stabilen Linksausdreher werde ich jetzt auch brauchen.

Nicht auszudenken, wenn das beim Fahren passiert wäre .. mit einem mal ist die gesamte Lenkunterstützung weg und beide Räder können sich spontan aussuchen, wohin sie lenken wollen. :sick:

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 13:49:22
von MartinK
Hei, Stefan. Das ist Scheisse.

Dieses Bild habe ich schon zwei mal gesehen. Es scheint eine Schwachstelle zu sein. Mehrere Faktoren begünstigen dies:
- Lenken bei stehendem Fahrzeug
- hartes Geländefahren, z.B. der Versuch Hindernisse mit Schwung und unter Kraft stehender Lenkung zu überwinden.
- Lockerung der Bolzen. Die Festigkeit des Lenkhebels wird wie beim Rad auf der Nabe durch Anpressdruck erzeugt, Die Bolzen sollen die Platte nur niederhalten und dadurch vor Verdrehen sichern, sind die Bolzen gelockert, dann scheren sie ab. Schraubenbolzen dürfen nur auf Zug, nicht auf Scherung belastet werden. Hast Du die korrekte Festigkeit der Bolzen jemals mit dem Schraubenschlüssel kontrolliert?

Ural hat verschiedene Achsen verbaut. Insbesondere die leichteren 375 waren mit der Platte mit vier Bolzen ausgestattet, es gibt auch (wie bei meinem Fahrzeug) Platten und Achsschenkel mit sechs Bolzen. In wieweit in Ermangelung an Achsschenkeln auch die schwereren 4320 mit den Achsschenkeln mit vier Bolzen ausgestattet wurden kann vermutlich nicht mal der Hersteller beantworten.

Ich empfehle im Grunde bei jedem Fahrzeug: Betätigen der Lenkung bei stehendem Fahrzeug vermeiden, hartes Rangieren oder fahren im Gelände unter Beachtung des Lenkeinschlages und regelmäßiges Kontrollieren der Festigkeit der Bolzen. Ich kontrolliere bei meinem Ural vor jeder HU und SP die Festigkeit sämtlicher Lenkungsteile - auch dieser Platten. Der Wechsel auf festere Bolzen ist nur Vordergründig eine Verbesserung. Bei Nichtbeachtung der Hinweise reißt beim nächsten mal was anderes ab...

Gruss

Martin

P.S.: bei der Gelegenheit tausche doch auch bitte die lebensgefährlichen CCCP-Bremsschläuche. Muster an http://www.dickhaut-specials.de und du bekommst Stahlflex mit Teflon-Seele bis 1000 Bar druckgeprüft für fast das gleiche Geld was ein ATE aus dem Regal kostet.

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 14:40:37
von osterlitz
Hi,
von der Belastung war es obere Mitte, niedriger Reifendruck um unter dem Wechselkoffer wegzukommen, enge Lenkbewegungen..
Ich hätte eigentlich gedacht, daß die Reifen und die Wiese eher nachgeben würden.

Super Sache, nächste Woche wollt ich mit der Pritsche zum ersten Mal los..

Abreißen darf so etwas bei der Belastung einfach nicht.. eigentlich eine Fehlkonstruktion, Formschlüssigkeit wäre da so einfach herzustellen gewesen. Ich habe fast den Eindruck, als wäre das den Russen lieber gewesen, daß sich die Bolzen verabschieden als der Lenkhebel..Dann hat man auch die Zwischenlagen zum Einstellen des Lagers, aber alle Kraft geht auf Scherung in die Bolzen - relativ schlecht sicherzustellen, daß die nicht nachgeben.. ich gehe davon aus, daß die Muttern lose waren..

Leider hat es mir jetzt auch ein paar der Einstellbleche zerlegt..die habe ich auch nicht im Keller liegen.
Festere Bolzen würde ich auch nicht nehmen - mal schauen, ob noch originale da sind. Ich weiß auch nicht, ob die Originale eher 8.8 oder eher 10.9 wären. Wahrscheinlich stecken die Erstzteile noch in den Achsen, die ich nächste Woche mit dem Laster holen wollte.. Die Konusringe liegen auch noch irgendwo in der Gegend.
Einen neuen Linksausdreher muss ich auch haben, der vorhandene ist abgerissen (zum Glück ist der Bolze so weit, gekommen, daß er plan ist, kann jetzt eine Mutter aufschweißen..

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 15:08:38
von Landei
Gräme dich nicht, dass es nur wegen der "Russentechnik" oder eines eigenen Fehlers passiert ist.

Als ich in den 80er Jahren von einem Kollegen nach dem Abschleppen an die Rampe gedrückt werden sollte, war an seinem gerade mal 2 Jahre alten Sternenfahrzeug Ähnliches passiert.

Kurz vorher waren wir noch durch Hannovers Kreisel und Schnellwege im Berufsverkehr mit vollen Bushaltestellen an den Straßenrändern gefahren. Er ziehend mit 17 Tonnen, ich geschleppt mit etwas über 30 Tonnen. Uns sind die Beine auch recht weich geworden bei den Gedanken, was alles hätte passieren können!

Wie ich damals munkeln hörte, war die Schadenbehebung äußerst kulant und vor allen Dingen SEHR diskret verlaufen! Das deutete zumindest auf die Möglichkeit eines Materialfehlers hin.

In anderen Bereichen gibt es nicht ohne Grund meldepflichtige Störungen.

Freu dich, dass nichts passiert ist. Manchmal ist auch eine Portion Glück notwendig.

Jochen

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 19:18:14
von Andy
Moins,

nur ne Idee, kenne den genauen Aufbau nicht.

Ist da kein Platz für 2 Passtifte ? - so als Formschlüssige Verbindung?

Wenn du eh bohren musst.


mfg
Andy

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 20:10:40
von osterlitz
Hi,
ich befürchte, da wäre nicht genug Fleisch um noch nennenswert mehr Kraft zu übertragen, als die Reibung es tut..
Paßstifte von nennenswertem Durchmesser brauchen ja auch etwas, um sich abzustützen. Es ist halt nicht schön, daß die Zwischenlagen zum Einstellen des Lagerspiels relativ dick sind -- das Lager steht fast 5 mm raus. Für eine formschlüssige Verbindung hätte der Hersteller einfach innen runde Zwischenlagen in Lagergröße verwenden können...

Ich muss mal schauen, was an den Achsen dranhängt, die ich letztens gekauft habe - Im Mindestfall habe ich dann schon mal die Bolzen. Wenn die Gehäuse dann 6 Schrauben haben, kann ich vorn am Achsrohrflansch die ganze Baugruppe tauschen - da hat man mal eine echt sinnvolle Konstruktion.

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 20:15:50
von Zentralgestirn
Hallo,

kannst du das evtl für Passschrauben umarbeiten?

Grüße Sebastian

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:00:17
von HildeEVO
Hi Stefan,

und 2 Passtifte zusätzlich???
Ural.JPG
Oben und Unten also Vorn und Hinten???

Und ich würde die Bolzen gegen Schrauben austauschen. Die Gewinde im Achskörper können sicher etwas mehr als die Bolzen aus unsicherer Quelle/Güte!

Nur so als Idee!?!?

Chris

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:13:54
von MartinK
osterlitz hat geschrieben:Hi,
ich befürchte, da wäre nicht genug Fleisch um noch nennenswert mehr Kraft zu übertragen, als die Reibung es tut..
Paßstifte von nennenswertem Durchmesser brauchen ja auch etwas, um sich abzustützen. Es ist halt nicht schön, daß die Zwischenlagen zum Einstellen des Lagerspiels relativ dick sind -- das Lager steht fast 5 mm raus. Für eine formschlüssige Verbindung hätte der Hersteller einfach innen runde Zwischenlagen in Lagergröße verwenden können...

Ich muss mal schauen, was an den Achsen dranhängt, die ich letztens gekauft habe - Im Mindestfall habe ich dann schon mal die Bolzen. Wenn die Gehäuse dann 6 Schrauben haben, kann ich vorn am Achsrohrflansch die ganze Baugruppe tauschen - da hat man mal eine echt sinnvolle Konstruktion.

Grüße,
Stefan

Hei, Stefan.

Ich sehe das ähnlich. Passtifte sind auch nicht unbegrenzt scherbeständig und wo willst Du die mangels Masse einarbeiten?

Ich würde jetzt nicht dem Drang verfallen, die Konstruktion irgendwie nach Gefühl zu "verbessern", sondern zunächst die Sache so in Ordnung bringen wie sich der Hersteller das gedacht hat. Bitte ignoriere alle Stimmen, die Dir ins Kleinhirn flüstern du sollst das mit zusätzlichen Rillen, Stiften, Klebstoffen oder Paßfedern besser gegen Abscheren sichern. Wenn der Anpreßdruck und die Passung der vier Stehbolzen nicht ausreichen, dann ist was anderes faul.

Ich würde alles schön saubermachen, Bolzen ausdrehen, Gewinde nacharbeiten, dann das Lagerspiel vernünftig einstellen und mit neuen Bolzen aus vertrauenswürdiger Quelle einfach erstmal neu zusammenschrauben. Bitte keine Schrauben verwenden, sondern so wie es vorgesehen ist Stehbolzen eindrehen, diese vernünftig eindrehen, ggf mit Loctite sichern und dann mit Federring und Mutter wieder zusammenbauen. Bolzen aus der Ersatzachse sind auch mit Vorsicht zu genießen, wer weiß schon welche Vorgeschichte die haben.... Im Bereich der potenziellen Scherstelle darf kein Gewinde sein. Muttern so fest anziehen wie es für die Bolzenstärke und Gewindesteigung empfohlen wird und gut.

Ich wette hiermit einen Kasten Bier daß wenn Du das in der Konstruktion genau so beibehältst, ordentlich zusammenbaust und regelmäßig prüfst ob sich was losegerüttelt hat, dann passiert da in den nächsten 10 Jahren nichts.

Viel Erfolg.

MartinK

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:20:39
von HildeEVO
Hi Stefan,

ich gebe natürlich grundsätzlich Martin recht, man sollte die Konstruktion nicht verändern....

Die Idee von mir mit den Passstiften ist sicher zuviel Bastelarbeit, zudem sollten die Löcher dann 100% im Winkel sein, was im eingebauten Zustand der Achse vermutlich nicht funktioniert!

Chris

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:23:33
von MartinK
HildeEVO hat geschrieben:Hi Stefan,

und 2 Passtifte zusätzlich???
Ural.JPG
Oben und Unten also Vorn und Hinten???

Und ich würde die Bolzen gegen Schrauben austauschen. Die Gewinde im Achskörper können sicher etwas mehr als die Bolzen aus unsicherer Quelle/Güte!

Nur so als Idee!?!?

Chris

Lieber Chris.

Das ist kompletter Unsinn, tut mir leid.

1. Passtifte sind wie der Name es sagt für die Passung und Positionshaltung zuständig. Die auftretenden Scherkräfte und die damit verbundene Dimensionierung der Passtifte kann man berechnen . Der Druckzylinder der Ural Servolenkung drückt mit etwa 3,5 Tonnen auf den Lenkhebel bevor das Überdruckventil aufgeht. Ich erspare uns allen jetzt die Berechnung über die Kraftvektoren und Hebelgesetze. Frage: Schaffen es zwei weitere Stifte, die vier Bolzen wesentlich zu entlasten?

2. Schrauben sind keine geeigneten Konstruktionselmente um Scherkräfte zu verarbeiten. Kurz: Schrauben sind an dieser Stelle konstruktiv falsch. Stehbolzen verbleiben i.d.R. lebenslang im Gußkörper. Stehbolzen von guter Qualität haben gerollte Gewinde. Diese sind durch das Kaltverformen besser oberflächenverdichtet und haben eine höhere Zugfestigkeit und eine bessere Widerstandskraft gegen Abscheren. Die Konstrukteure der Achse haben zumindest theoretisch erstmal alles richtig gemacht.

Gruß

MartinK

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:47:35
von HildeEVO
Hi Martin,

ich habe meine Aussage schon zu Gunsten Deiner Anweisung geändert/relativiert! Ich habe aber voran auch geschrieben, dass ich Schrauben nehmen würde die aus "sicherer" Quelle stammen. Die wären sicher besser als die Bolzen die aus einer Teilespenderachse sind und nicht klar ist welche Güte diese haben!!!

Die Russen haben sicher nicht alles faklsch gemacht aber eben oft, mangels besseren Materials, das genommen was zur Verfügung stand! Ich möchte nur auf den Fred mit der abgerissenen Schraube M14 hinweisen! Deine Hinweise sind alle Richtig, nur will ich meine Beiträge nicht mehr abändern weil es sonst den Sinn verändern würde...

Also Stefan... Mach es so wie Martin das gesagt hat und vergiss meine Idee!

Schöne Grüße

Chris

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 21:53:31
von MartinK
Servus, Chris.

Es tut mir leid, ich habe Deine weitere Meldung nicht gelesen weil ich selbst am Tippen war.

Ich stimme Dir zu:
- Besser "sichere" Schrauben als "unsichere" Bolzen.
- Die Materialqualität russischer Bauteile unterliegt größeren Schwankungen als wir es gewohnt sind.

Mein Ergebnis:
- "sichere" Bolzen technisch korrekt einbauen und fertig ist der Lack.

:joke:

MartinK

edit: technisch handelt es sich dabei um Stiftschrauben. Man muss bei der Dimensionierung beachten wie tief der Gewindeteil im Werkstück stecken muß um eine ausreichende Festigkeit zu haben. Je nach DIN braucht es eine definierte Einschraubtiefe in Abhängigkeit des Gewindedurchmessers. Man muss also das Gewinde im Sackloch des Achsschenkels messen, dann den Einbauraum ermitteln und dann entscheiden welches Durchmesser/Einschraubtiefenverhältnis gilt. Suchbegriffe DIN 938, DIN 939, DIN 940, DIN 835. Aus diesem Verhältnis ergibt sich die Festigkeit automatisch. Müsste nach kurzer Suche einfach in den Warenkorb klickbar sein.

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-27 23:48:56
von osterlitz
Hi,
ich habe das eben mal recherchiert.. laut ET-Katalog sind es Stiftschrauben M16x1,5x40.. beidseitig. Dummerweise liegt jetzt vor mir ein Bolzen mit M16x1,5x28 auf einer Seite und M16x2x24 auf der anderen...

Die gute Nachricht wiederum ist, daß ein Stehbolzen an der Stelle nicht nötig sein sollte, da das Gewinde kein Sackloch ist, sondern unten bis in das Gehäuse geht.

Jetzt habe ich also die Wahl:
Stiftschrauben auftreiben oder normale Schrauben nehmen? Die werden eh mit Limesringen und Sicherungsscheiben eingebaut.
Ich habe versucht, Lieferanten für DIN 940 in M16 zu finden, ist recht dünn, die gibt es meist nur in 5.8..
Schaftlänge kann man ja entsprechend anpassen auf die vorhandenen Distanzscheiben..

Paßschrauben ergeben m.E. wegen der Limesringe hier keinen Sinn, ich denke mal 10.9 auch nicht.
DIN 931 M16 L=65 in 8.8 (27mm Schaft und 38mm Gewinde) mit neuen Sicherungsscheiben und Limesringen sollten das Problem wohl lösen.

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 0:10:35
von Filly
Stehbolzen mit einer Seite Feingewinde und einer Seite Regelgewinde sind ein russische Eigenheit. Die benutzen das gerne. Der Teil mit dem Regelgewinde steckt im Sackloch mit großer Einschraubtiefe. Auf den Teil mit dem Feingewinde kommt die Mutter. Ist eigentlich gar nicht so doof, weil man das Feingewinde mit höherem Drehmoment anziehen kann und somit eine größere Vorspannkraft hat.
Diesen Vorteil würdest du hergeben, wenn du Schrauben mit Regelgewinde nimmst. Ob die leicht höhere Vorspannkraft nun kriegsentscheidend ist weiß ich nicht.

Was sind für dich Sicherungsscheiben? Die Limesringe haben eine Funktion wie ein Federring (DIN 127) und sind somit eine unwirksame Schraubensicherung. Eine weitere Sicherung bringt nichts, höchstens noch Loctite.
Jede zusätzliche Scheibe schwächt die Verbindung, da eine zusätzliche Lage entsteht bei der die Teile aufeinander gleiten können und sich so lösen können.

Wenn die Limesringe nicht wären hätte ich gesagt 10.9 Schrauben und Nord Lock Scheiben.

Christoph

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 9:03:26
von MartinK
Hei,

Fillys Ausführungen ist eigentlich nichts hinzufügen, außer das Feingewinde eine gewisse Selbsthemmung gegen Losdrehen hat und dass ich auf die höhere Vorspannkraft des Feingewindes nicht verzichten würde zumal es sicher zu sein scheint das die Schrauben mangels Vorspannkraft gekerbt ( sieht man auf den Bildern) wurden und dann abscherten.

Es gibt irgendwo Tabellen welche Vorspannkraft aus welcher Gewindesteigung und dem Anzugsmoment resultieren. Demnach kann man ermitteln wie fest die Normalgewindeschrauben angezogen werden müssen um die gleiche Vorspannkraft wie Feingewinde zu haben. Filly, findest du da etwas?

Normalgewindeschrauben durch und durch wäre für mich allenfalls eine B-Lösung auf die Schnelle um den Kahn flott zu bekommen.

Gruß

Martin

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 10:02:07
von möp
MartinK hat geschrieben:Hei,

Fillys Ausführungen ist eigentlich nichts hinzufügen, außer das Feingewinde eine gewisse Selbsthemmung gegen Losdrehen hat und dass ich auf die höhere Vorspannkraft des Feingewindes nicht verzichten würde zumal es sicher zu sein scheint das die Schrauben mangels Vorspannkraft gekerbt ( sieht man auf den Bildern) wurden und dann abscherten.

Es gibt irgendwo Tabellen welche Vorspannkraft aus welcher Gewindesteigung und dem Anzugsmoment resultieren. Demnach kann man ermitteln wie fest die Normalgewindeschrauben angezogen werden müssen um die gleiche Vorspannkraft wie Feingewinde zu haben. Filly, findest du da etwas?

Normalgewindeschrauben durch und durch wäre für mich allenfalls eine B-Lösung auf die Schnelle um den Kahn flott zu bekommen.

Gruß

Martin
du kannst ne normalgewindeschraube nicht einfach mit der selben vorspannkraft wie ne feingewindeschraube anziehen
das normalgewinde hat auf grund des tiefern gewindes einen geringeren querschnitt

macht auch kein unterschied ob du oben feingewinde oder normalgewinde hast, die schraube/bolzen reißt bei identischen bedingungen im normalgewindeteil
2. Schrauben sind keine geeigneten Konstruktionselmente um Scherkräfte zu verarbeiten. Kurz: Schrauben sind an dieser Stelle konstruktiv falsch. Stehbolzen verbleiben i.d.R. lebenslang im Gußkörper. Stehbolzen von guter Qualität haben gerollte Gewinde. Diese sind durch das Kaltverformen besser oberflächenverdichtet und haben eine höhere Zugfestigkeit und eine bessere Widerstandskraft gegen Abscheren. Die Konstrukteure der Achse haben zumindest theoretisch erstmal alles richtig gemacht
weder schrauben noch stehbolzen sind für scherkräfte ausgelegt
du wirst auch kaum geschnittene schrauben finden, die sind auch gerollt

interessant wäre noch das geforderte anzugsmoment der verbindung germäß hersteller

ich würde die bolzen durch schrauben ersetzen und zusätzlich schraubensicherungsmittel verwenden

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 10:13:55
von MartinK
Servus,

Wenn du die Bolzen gegen Normalgewindeschrauben ersetzt hast du genau das Problem was du beschreibst. Evtl fehlender Anpressdruck weil mit eben diesen durchgängigen Schrauben die Festigkeit evtl nicht erzielt werden kann.

Ich schaue ob ich in meiner Dokumentation das Anzugsmoment finde.

Gruß

MartinK

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 10:17:17
von LutzB
MartinK hat geschrieben:Die Festigkeit des Lenkhebels wird wie beim Rad auf der Nabe durch Anpressdruck erzeugt, Die Bolzen sollen die Platte nur niederhalten und dadurch vor Verdrehen sichern........
Ist das denn gewährleistet, wenn eine Dichtung dazwischen liegt?

Lutz

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 11:27:07
von MartinK
Hei,

Inwiefern eine Papierdichtung die Haftreibung verändert kann ich nicht sagen, schlechter als eine gefettete Metallfläche kann es nicht werden. Ist auch egal weil dort keine Dichtung eingebaut wird sondern Stahlbleche zur Einstellung des Lagerspiels, das Ganze ist also metallisch dichtend.

Zum Thema Feingewinde durch Normalgewinde ersetzen:
Ich habe diese Art Bruch jetzt bei Stefan zum dritten mal gesehen und stelle die kühne Behauptung auf daß das nicht die einzigen drei Brüche an dieser Stelle bei diesem Fahrzeugtyp gewesen sind. Ich behaupte ebenfalls, der Hersteller hat die Achse mit sechs Schrauben nicht ohne Grund eingesetzt. Ich bin sicher kein Oberreichsbedenkenträger aber ich finde daß wenn man eine eventuell grenzwertig knappe Konstruktion vorfindet, die scheinbar unter normalen Bedingungen funktioniert nicht durch andere (evtl schwächer dimensionierte) Bauteile ersetzen sollte weil unter Umständen die Konstruktion dadurch noch fragiler wird.

Für mich steht außer Frage daß die Schrauben zunächst gelockert und dann abgeschert sind. Das Problem lag also an mangeldem Anpressdruck.

Anzugsmoment der Muttern der Stiftschrauben zur Befestigung des Lenkhebels: 157 Nm

Gruß

MartinK

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 12:20:09
von möp
MartinK hat geschrieben:
Zum Thema Feingewinde durch Normalgewinde ersetzen:
Ich habe diese Art Bruch jetzt bei Stefan zum dritten mal gesehen und stelle die kühne Behauptung auf daß das nicht die einzigen drei Brüche an dieser Stelle bei diesem Fahrzeugtyp gewesen sind. Ich behaupte ebenfalls, der Hersteller hat die Achse mit sechs Schrauben nicht ohne Grund eingesetzt. Ich bin sicher kein Oberreichsbedenkenträger aber ich finde daß wenn man eine eventuell grenzwertig knappe Konstruktion vorfindet, die scheinbar unter normalen Bedingungen funktioniert nicht durch andere (evtl schwächer dimensionierte) Bauteile ersetzen sollte weil unter Umständen die Konstruktion dadurch noch fragiler wird.

Für mich steht außer Frage daß die Schrauben zunächst gelockert und dann abgeschert sind. Das Problem lag also an mangeldem Anpressdruck.

Anzugsmoment der Muttern der Stiftschrauben zur Befestigung des Lenkhebels: 157 Nm

eine schraube/bolzen bricht an der schwächsten stelle
das war auch hier der fall und er ist im normalgewinde gebrochen
ob man oben ein fein oder normalgewinde nimmt ist egal, zusätzlich schwächt man nichts

die kraft wird bei diesem lenkhebel auch nicht durch flächenpressung durch den anprssdruck übertragen sondern über die konusscheiben

bist du dir sicher mit den 157Nm?
M22 Feingewinde verträgt in 8.8 ~640Nm, Vorspannkraft dadurch ca 166kN
als Normalgewinde ~580Nm, Vorspannkraft ~146kN

bei den orginalen 157Nm wärens knapp über 40kN Vorspannkraft
diese Vorspannkraft reicht (kurz überschlagen) nicht aus um die kraft per Flächenpressung zu übertragen
hier sind die konusscheiben verantwortlich

in meinen Augen spricht immer noch nichts dagegen die Bolzen gegen 8.8er Schrauben zu ersetzen und mit ~180Nm anzuziehen
Vorspannkraft ist dann ca die selbe (kann man natürlich auch genau berechnen)
begrenzend fürs anzugsmoment ist nicht die schraube, sondern das gewinde im Gussteil
aber da sollte auch mehr als die orginalen 157Nm gehen
ich persönlich würde nach begutachten des Gussteils das Drehmoment noch etwas erhöhen (falls möglich) und vor allem schraubensicherung verwenden

ich stimme dir aber in dem punkt zu, dass die bolzen sich gelockert haben müssen bevor sie abgescherrt wurden

evtl erkennt man auch noch Rastlinien bei einer Bruchfläche

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 19:30:38
von osterlitz
Hi,
was ich oben von M22 geschrieben hatte, war ganz schlechtes Augenmaß - die Bolzen haben M16.

Insofern kann das mit 157 Nm hinkommen wenn die Russen ihren 8.8 nicht trauen.

Eine 8.8 mit Normgewinde sollte 210Nm abkönnen. Die Vorspannkraft liegt dann bei 72kN.
Eine 8.8 Feingewinde würde mit 230Nm angezogen und 79kN Vorspannkraft entwickeln.

Da die Russen da deutlich drunter bleiben, würde ich die Vorspannkraft nicht als schlechter einschätzen.
Zum Vergleich: eine M14 Fein würde mit 150Nm angezogen und bringt nur 58kN.

Ich halte die 180Nm also für eine gar nicht schlechte Idee, damit liegt man schon besser als das Original.
Ich denke, auch mit 210Nm reißt man das Gewinde nicht aus dem Guss.
die kraft wird bei diesem lenkhebel auch nicht durch flächenpressung durch den anprssdruck übertragen sondern über die konusscheiben
Ich denke, das wird ähnlich wie bei Felgen mit Limesringen schon eine Mischung ergeben.

Man sieht einem anderen Bolzen richtig an, daß sich die Limesringe eingearbeitet haben.
Die waren auf jeden Fall locker, Schraubensicherung wird eine gute Idee sein.

Die Alternativen wäre noch auf M18 aufbohren und Feingewindebolzen einsetzen (106kN bei Feingewinde) oder noch besser gleich aufreiben und Paßschrauben, dafür habe ich aber das Werkzeug nicht - die Option würde ich mir auch offenhalten, falls jemals eine Gewindesanierung nötig würde.

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 20:36:20
von möp
ok M16 passt mit den 157Nm deutlich besser zam ;)
osterlitz hat geschrieben:
Die Alternativen wäre noch auf M18 aufbohren und Feingewindebolzen einsetzen (106kN bei Feingewinde) oder noch besser gleich aufreiben und Paßschrauben, dafür habe ich aber das Werkzeug nicht - die Option würde ich mir auch offenhalten, falls jemals eine Gewindesanierung nötig würde.
ich würde die ringe umbedingt drin lassen
die gleichen dir toleranzen aus, vier paßbohrungen die alle gleich tragen bekommst du da nicht so leicht rein

ich seh da auch kein grundlegendes Konstruktionsproblem
einfach mit neuen schrauben wieder zam und evtl. das drehmoment etwas an westliche schraubenqualität anpassen :angel: (schraubensicherung!)

aber bekomm erstmal die verbleiben bolzen aus der achse... ;)

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-04-28 20:52:39
von MartinK
osterlitz hat geschrieben: Die Alternativen wäre noch auf M18 aufbohren und Feingewindebolzen einsetzen (106kN bei Feingewinde) oder noch besser gleich aufreiben und Paßschrauben, dafür habe ich aber das Werkzeug nicht - die Option würde ich mir auch offenhalten, falls jemals eine Gewindesanierung nötig würde.

Grüße,
Stefan

Hallo Stefan. Das Kernloch für M18 ist schon etwa 16. Viel Aufbohren brauchst du da nicht.

Gruß, Martin

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-05-24 22:57:06
von osterlitz
Hi,
heute habe ich versucht, alles wieder zusammenzubauen - die Bolzen kann man ganz einfach durch Schrauben DIN 931 M16x65 austauschen..

Die Bolzen gingen sogar recht gut raus mit Linksausdreher, aber nur, bis das vermackelte Gewinde begann.. dann waren die Enden aber schon mit der Fläche plan und man konnte Muttern draufschweißen.

Leider sind die Konusringe verloren und die sind nicht nach DIN-Standard...
Die Ringe sind 16,5 innen wie die DIN-Ringe, sind aber 9mm hoch.
Der Konus verjüngt sich von 24,5mm aussen auf 18,5mm aussen, also von 4mm auf 1mm Materialstärke.
Ich werde mir vermutlich welche drehen lassen müssen..

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-05-25 11:42:06
von MartinK
Hei, Stefan.

Beachte das Feingewinde durch die kleine Steigung im begrenzten Maß selbsthemmend gegenüber Lösen ist. Bei Normalgewindeschrauben würde ich Schraubensicherung dazugeben. Das erforderliche Anzugsmoment ist auch höher.

Kann man evtl von einem Auto eine Kugelbundmutter der Radbefestigung umarbeiten?


Viel Erfolg

Martin.

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-05-25 12:42:44
von osterlitz
Hi,
ich befürchte, da passt keine Kugelbundmutter - die ersetzen im Prinzip nur die Limesringe nach DIN. Kugelbundmuttern haben auch Gewinde statt Schaft, auch nicht ideal. Habe ja noch zwei Ersatzachsen liegen, vielleicht kann ich die Teile da heut abschrauben - die liegen nur noch nicht bei mir daheim..

Ansonsten würde ich mir mal 8 Stück auf Vorrat drehen lassen, dann hätte man gleich Reserve.

Grüße,
Stefan

Re: Lenkhebel abgerissen

Verfasst: 2014-06-04 17:37:39
von Team-Wildsau
Das die Schrauben abreisen, hängt wohl auch mit zu fest angezogenen Schrauben zusammen.
Suzuki montiert mit den Konus-Scheiben, die eine spielfreie Konstruktion zulassen, seine Freilaufnaben.
Die Schrauben reisen sehr gerne ab, aber nur, wenn sie zu fest angezogen waren.
Das Anzugsdrehmoment liegt mit der Scheibe meist unter dem maximal zulässigen der Schraube.
Also unbedingt darauf achten, das du das korrekte Drehmoment einhältst.