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Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 18:23:16
von Olli Carstens
Liebe Gemeinde,

meinem subjektiven Empfinden nach raucht mein Mercur etwas mehr, und ich glaube auch, daß die Leistung nicht mehr ganz da ist: Die gewohnte Höchstgeschwindigkeit ist kaum noch und wenn, dann nach laaaangem Anlauf zu erreichen. Alle sechs Einspritzdüsen habe ich abdrücken lassen: hier liegt kein Fehler vor!

Nun habe ich eine Ersatzpumpe überholen und neu einstellen lassen und möchte sie nun gegen die "alte" pumpe prophylaktisch einmal austauschen.Allerdings fehlen mir die Einstellwerte um diese Pumpe nun in den F6L714 einbauen zu lassen. Wie geht das mit Totpunkten und Gradstellungen? Ich lasse das schon in einer Werkstatt machen, jedoch haben die dort keine Unterlagen über den Motor.

Hat jemand Unterlagen dazu oder könnte diese Werte posten?

Bin im Zeitdruck, ...wie immer hier im Sonnenland.

Herzliche Grüße, Olli

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 19:40:08
von Bernhard G.
Förderbeginn ist 23° vor OT, steht in der Bedienungsanleitung. Da der Motor keine OT-Markierung hat, muß man OT erst ermitteln. Die Buschmechanikermethode geht durch Anstoßen lassen des Kolbens am geöffneten Ventil, einmal bei Drehung im und einmal gegen den Uhrzeigersinn. In der Mitte zwischen den Anstoßpunkten ist OT. Damit wird Spiel in den Pleuellagern ausgeschaltet. Die Methode wird im Werkstatthandbuch beschrieben, aber vor Schäden gewarnt. Ich denke, die Mechaniker in Afrika kennen diese Methode garantiert.

Mit war die Kiste bisher zu heiß. Ich wollte nämlich schon mal den Förderbeginn prüfen, aber hab mich nicht getraut.

Es gab von Deutz ein Spezialwerkzeug mit Meßuhr, wo das Ventil mit einer Feder aufgedrückt wurde, aber wer hat das schon?

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 20:19:37
von Andy
Moins,

oder die Ventile beobachten:

Ansaugen: Kolben geht von OT nach UT, Einlass offen
Verdichten: Kolben geht in OT, beide Ventile geschlossen
Zünden: Kolben geht in UT, Beide Ventile zu
Ausstoßen: Kolben geht in OT, Auslass Öffnet, kurz danach Einlass öffnet, Auslass schließt (Ventilüberschneidung, wenn er hat :dry: )

So genau wird das aber nix mit dem OT wenn beide Ventile zu sind, aber besser als nix. Die Drahtmethode scheidet auch aus, da Wirbelkammer.

Wie genau da der Förderbeginn eingestellt wird entzieht sich meiner Kenntnis, die Pumpe kann man nicht drehen :dry: das geht anders.

Viel Erfolg und bitte um Ergebnisbericht.

Haste mal die Kompression gemessen ?? ggf Kopf gerissen, dann hat er auch keine Leistung.

Andy

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 21:05:32
von Bernhard G.
Hab mich da schon mal vor Jahren schlau gemacht.

Einstellen wird durch Verdrehen an der Motorseitigen Kupplung des Antriebsrads der ESP gemacht. Da sind Langlöcher. Minimale Änderung soll man auch durch Lösen der Befestigungsschrauben der ESP und wechselseitiges Anziehen erreicht. Daher sind die verplompt.

Es wird wohl bei der OT-Bestimmung aufs Grad genau gehen. Laut Bedienunghandbuch haben Feuerwehr-613er 22° vor OT, normale 613er 20° vor OT. Ergo haben 2° wohl einen merklichen Einfluß. So genau kommt man das mit dem Beobachten der Ventile nicht hin. Auch die Methode, einen Schraubenzieher in das Glühkerzenloch zu stecken oder einen Draht platthauen zu lassen, halte ich für zu ungenau. Der Sinus hat bei 90° sein Maximum und zusammen mit dem Pleuellagerspiel liegt man daher schnell zwei, drei Grad daneben. Daher die Deutzsche Brutalomethode mit dem Ventilanstoß.

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 21:59:44
von Andy
Hat das pleuellager so viel spiel :eek: dass das 1 grad ausmacht?

Ich glaube eher, das ist dann kaputt.

Draht durch die abgeschraubten glühkerze oder einspritzdüse wird wohl wegen der wirbelkammer nicht gehen.

Kopf abschrauben? Macht das sinn? Mus anders gehen.

Check mal das schwungrad, ob da wirklich nix markiert ist.

Mfg
Andy

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-10 22:54:38
von Bernhard G.
Andy hat geschrieben:
2018-09-10 21:59:44
Hat das pleuellager so viel spiel :eek: dass das 1 grad ausmacht?
Wie gesagt, der Sinus hat bei 90° sein Maximum. Das ist der Grund. Rechne es nach.

Der Kolbenhub beim 714er beträgt 140mm. Der Unterschied zwischen 89° und 90° (OT) ist: 70mm*(sin(89) - sin(90°)) = -0,01mm. Vollkommen sinnlos, durch Messen des höchsten Punktes den OT bestimmen zu wollen.

Auf halben Weg, wäre also 0° siehts anders aus: 70mm(sin(0°) - sin(1°))= 1,2mm.

Man muß also die Kolbenposition deutlich vor OT messen. Von zwei Richtungen her und dann die Mitte nehmen. Das ist die Idee hinter der Deutzmethode.

Man müßte sich halt was basteln, so daß man durch das Glühkerzenloch eine sichere Variante der Deutmethode machen kann.

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-11 8:06:41
von Olli Carstens
Vielen Dank für Eure Beiträge! Aber mit diesem Kenntnisstand werde ich meine Pumpe nicht wechseln! Es muß doch vom Werk aus einen definierten "Arbeitsablauf zum Einbau der Einspritzpumpe" in den F6L714 geben...
Ich werde noch weitere Aussagen aus der Gemeinde abwarten. Noch habe ich etwas Zeit! Herzliche Grüße, Euer Olli

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-11 8:13:39
von husky869
Hat jemand den OT-Finder schon mal ausprobiert?
http://vi.raptor.ebaydesc.com/ws/eBayIS ... 3000&ver=0

Könnte funktionieren.

Grüße
Michael

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-11 10:11:35
von Filzi
Hallo Olli,

vielleicht hilft das ja weiter.
Grüße Hagen

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-12 10:02:44
von Bernhard G.
husky869 hat geschrieben:
2018-09-11 8:13:39
Könnte funktionieren.
Aus der Beschreibung: "Die Findung erfolgt durch Kompressionsdruck im Zylinder und Markieren der Riemenscheibe".

Da glaub ich ja noch eher an die jungfräuliche Empfängnis als an sowas.

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-12 18:17:01
von Vossba
Moin,

das mit dem Anstoßen am Ventil halte ich bis jetzt noch für die beste Methode:

Wenn die Kerze oder Düse draussen ist, sollte sich der Motor leicht drehen lassen, ausserdem ist das betreffende Ventil offen.
Wenn man jetzt das Ventil mittels einer Brücke oder (Gefährlich) einer Zwischenlage am Kipphebel öffnet, kann man durch "Vorsichtiges" Anlegen des Kolbens von beiden Seiten, den OT recht genau festlegen.

Da die Ventile senkrecht stehen, ist die Gefahr des Verbiegens deutlich geringer als bei einem Motor mit Schräghängenden Ventilen.

Gruß Reinhard

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-12 21:24:15
von Marc van Endert
Hallo zusammen,

hier mal meine Erfahrungen aus der Praxis:

Bei F8L714A, F12L714A und F6L413 habe ich schon mehrfach Einspritzpumpen montiert und den Förderbeginn eingestellt. Ich habe zwar die kompletten Spezialwerkzeuge für 714(A) und 413 in meinem Fundus ("OT-Spezialmessgerät" mit Messuhr, Zeigervorrichtung, magnetische Gradskalenscheiben, Motordrehvorrichtung) - habe sie aber nie komplett verwendet, das das Prozedere damit viel zu umständlich ist.

Die Methode mit dem Anschlagen des Kolbens an das heruntergedrückte Ventil ist genauso exakt und geht viel schneller als das umständliche Messuhrverfahren. Man braucht nur ein kleines Stück 6 -mm-Flacheisen, das man zwischen Ventil und Kipphebel klemmen kann. Die Zeigervorrichtung braucht man auch nicht; ein Stück Draht als Zeiger irgendwo festzuklemmen und passend zu biegen geht schneller, als diese Vorrichtung umständlich anzuschrauben. Die Skalenscheiben sind auch nicht nötig, da man ja bei der "Anschlagmethode" nur die Mitte zwischen zwei Punkten auf dem Umfang finden muss - da reicht ein Streifen Papier und ein Bleistift (Endpunkte anzeichnen, Papier dazwischen mittig falten).

Lediglich das feinfühlige Drehen der Kurbelwelle erfordert passendes Werkzeug. Hier verwende ich das Spezialwerkzeug von Deutz (zum Aufstecken auf den Quersteg vorne in der Kurbelwelle) - man kann aber aus einer alten Nuss, in die man zwei Schlitze flext, sich so einen Adapter auch selbst bauen. Mit einer langen (!) Knarre (z.B. einem Drehmomentschlüssel) lässt sich die Kurbelwelle dann mit so viel Gefühl drehen, dass keine Beschädigung des Kolbens beim Anstoßen an das Ventil zu erwarten ist. Man muss hierzu auch nicht die Einspritzdüsen ausbauen, sondern nur sehr langsam und behutsam drehen.

Viele Grüße

Marc

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-13 7:29:13
von Bernhard G.
Das sind doch mal gute Infos, Marc. :rock:

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-13 11:29:46
von Allradwilli
Kleiner Hinweis!

Zylinder 1 an der Schwungradseite in Fahrtrichtung Links!!

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2018-09-13 19:39:56
von Olli Carstens
...vielen Dank an Euch alle! Ich bin nun erst wieder einmal für einen Monat im Busch unterwegs, ...mit einem Land Cruiser! Nach meiner Rückkehr werde ich mich mit der Installation der neu eingestellten Pumpe beschäftigen. Falls noch jemand aus der Gemeinde weitere Vorschläge, Anregungen, Anleitungen, technische Kniffe oder gar Video-Anschauungsmaterial hat, den bitte ich doch hier fleißig zu posten!

Herzliche Grüße aus der Sonne, Euer Olli

Re: Mercur F6L714: Einspritzpumpe wechseln

Verfasst: 2022-07-10 11:27:43
von sebi77
Hallo,

auch wenn das Thema schon älter ist, wollte ich noch meinen Senf dazugeben.

Ich war durch diesen Eintrag sehr verunsichert, habe mich aber nicht abschrecken lassen, und mit Hilfe von Freunden die ESP gewechselt.

Wenn man die ESP überholen lässt, lohnt es sich auch gleich die Einspritzdüsen überholen zu lassen, weil ernsthafte Motorschaden durch tropfende düsen verursacht werden können.

Tolle Anleitung zum Düsenwechsel:
https://www.newtonmeter.de/espd/index.html

Der Ausbau der Pumpe ist ja größtenteils selbsterklärend. Wenn man dann nach ca 3-4 Monaten die überholte ESP vom instandsetztzer zurück bekommen hat, muss man am 1 Zylinder in Fahrtrichtung links den oberen Totpunkt mithilfe eines dünnen drath herausfinden. Dazu die Einspritzdüsen ausbauen. Mithilfe einer 26er nuss die auf beiden Seiten eingeschlitzt ist, an der Kurbelwelle drehen, bis der Draht "am oberen Totpunkt" anschlägt. Kontrollieren kann man es dann über die Ventile.

Der flansch bei meiner Pumpe hätte 2 Möglichkeiten zum einbauen. Ich hatte genau falsch Rum eingebaut...am besten vom instandsetztzer Einbaurichtung einzeichnen lassen.

Die Feinstellung erfolgt über die Langlochschrauben. Wie das genau funktioniert weiß ich leider nicht...

Alles in allem möglich...

Gruß sebi