Abgasthermostat Deutz einstellen
Verfasst: 2014-11-09 18:59:57
Werte Gemeinschaft,
nachdem mein 170er Magirus-Deutz über die letzten Monate schleichend immer heißer geworden ist, ich teilweise kurz vor dem roten Bereich in der Anzeige war bei normaler Autobahnfahrt musste dringend was unternommen werden. Der Verdacht fiel schnell auf das Abgasthermostat, da der Lüfter selbst sich zwar drehte aber nur ein laues Lüftchen erzeugte. Also hab ich mal gelesen was es zu dem Thema zu Lesen gibt, vor allem die geniale Abhandlung von Felix und eine Anleitung bei den Deutz-Traktoren haben mir weiter geholfen. Das Originalteil ist bei der lokalen Deutz-Vertretung nicht vorrätig, kostet aber auch nur schlappe 1045,- Euro zuzüglich MWSt. Den Umbau eines 714er Thermostates wie es Felix durchgeführt hat konnte ich mangels eines solchen nicht nachmachen, das Teil ist auch nicht zu kriegen. Bevor ich jetzt über Tausend Euro ausgebe kann ich ja auch einfach mal selber gucken, was hab ich denn zu verlieren. Zuerst mal die Kupferscheibe unter der Nadelschraube raus um das Gebläse auf Vollgas zu stellen, das hat funktioniert. Also ist das Gebläse in Ordnung, der Dehnstift im Thermostat muss also außer Funktion oder verstellt sein. Also das Dingen ausgebaut, zerlegt und gereinigt.
Auf den Bildern sieht man die beiden Gehäusehälften, die linke enthält den Dehnstift, die rechte das Kugelventil. Einfach mal gesäubert wieder zusammenbauen und das Einstellspiel versuchen zu messen.
In dem Bild sieht man die Spitze des Dehnstiftes unterhalb der Kugel. Durch dieses Loch kann man theoretisch die Einstellung messen. In der Einstellanleitung steht, man soll mit einer Fühlerblattlehre von 0,2mm und einer Messuhr das Spiel auf 0,06mm einstellen. Schade nur, dass ich keine Messuhr habe… Aber eine Fühlerblattlehre mit 0,05mm! Die sollte also mit etwas Luft passen, wenn der Abstand von 0,06mm stimmt. Naja, das Blatt passte nicht rein weil das Loch sehr eng ist. Der Abstand wird mittels des Passringes eingestellt, der zwischen den beiden Gehäusehälften sitzt, hier muss es also abgestufte Ringstärken geben. Hab ich aber nicht… Also weiter: Grundsätzlich muß ich ermitteln, ob das Ding überhaupt noch funktioniert. Folgender Versuchsaufbau: Zusammengebaut kann man davon ausgehen dass das Ventil geschlossen sein soll, wenn alles kalt ist. Also mal in das Teil von der Rückseite her reingeblasen, das Ventil ist einigermassen dicht. Nun die Flamme eines Lötbrenners an den Dehnstift gehalten und weiter reingeblasen (Kids, do not try this at home, hiervon gibt es keine Fotos… ;-)) . Irgendwann spüre ich, dass der Widerstand beim Pusten kleiner wird, also das Ventil zu öffnen beginnt. Thermometer an den Dehnstift gehalten, etwa 190 Grad. Aha, also die Grundfunktion des Dehnstiftes ist noch da. Prima. Nun wie einstellen? Der Motor wird zu heiss, also öffnet der Dehnstift das Ventil zu spät, folglich muß der Abstand wohl zu groß sein. Messen kann ich ja nichts da keine Messuhr zur Hand. Einen kleineren Ring um das Spiel zu reduzieren hab ich auch nicht, also was tun? Radikale Methode, ich hab ja nichts zu verlieren: Das Gehäuse an der Stelle wo der Passring anliegt etwas abschleifen, dadurch verkürzt sich der Abstand!
Keramikfliese und Schleifpapier, und dann gaaaanz vorsichtig abschleifen. Wieviel? Keine Ahnung. Es geht um hundertstel Millimeter. Einfach versuchen. Dann alles gereinigt, mit einem neuen O-Ring am Dehnstift (Danke Udo!!) wieder zusammengebaut und den gleichen Versuch mit dem Brenner wiederholt. Das Ventil beginnt nun bei etwa 150 Grad zu öffnen! Also eingebaut, Probefahrt gemacht und was soll ich sagen:
ES FUNKTIONIERT!
An langen Autobahnsteigungen wo ich früher bis 150 Grad hatte sind‘s jetzt etwa 110 Grad! Auf dem Gefälle sinkt die Temperatur bis auf 90 Grad. Im Mittel pendelt er sich jetzt um die 100 Grad ein. Das ist zwar ein klein wenig kühler als ich es wollte, aber auf jeden Fall besser als zu überhitzen. Die Wüste kann kommen! :-))
Ich häng mal die Original-Einstellanleitung hier als Foto dran, falls die Aktion jemand wiederholen muss kann er das vielleicht brauchen.
Allen, die das gleiche Problem haben: Traut Euch ran, das ist keine Raketenwissenschaft... ;-)
nachdem mein 170er Magirus-Deutz über die letzten Monate schleichend immer heißer geworden ist, ich teilweise kurz vor dem roten Bereich in der Anzeige war bei normaler Autobahnfahrt musste dringend was unternommen werden. Der Verdacht fiel schnell auf das Abgasthermostat, da der Lüfter selbst sich zwar drehte aber nur ein laues Lüftchen erzeugte. Also hab ich mal gelesen was es zu dem Thema zu Lesen gibt, vor allem die geniale Abhandlung von Felix und eine Anleitung bei den Deutz-Traktoren haben mir weiter geholfen. Das Originalteil ist bei der lokalen Deutz-Vertretung nicht vorrätig, kostet aber auch nur schlappe 1045,- Euro zuzüglich MWSt. Den Umbau eines 714er Thermostates wie es Felix durchgeführt hat konnte ich mangels eines solchen nicht nachmachen, das Teil ist auch nicht zu kriegen. Bevor ich jetzt über Tausend Euro ausgebe kann ich ja auch einfach mal selber gucken, was hab ich denn zu verlieren. Zuerst mal die Kupferscheibe unter der Nadelschraube raus um das Gebläse auf Vollgas zu stellen, das hat funktioniert. Also ist das Gebläse in Ordnung, der Dehnstift im Thermostat muss also außer Funktion oder verstellt sein. Also das Dingen ausgebaut, zerlegt und gereinigt.
Auf den Bildern sieht man die beiden Gehäusehälften, die linke enthält den Dehnstift, die rechte das Kugelventil. Einfach mal gesäubert wieder zusammenbauen und das Einstellspiel versuchen zu messen.
In dem Bild sieht man die Spitze des Dehnstiftes unterhalb der Kugel. Durch dieses Loch kann man theoretisch die Einstellung messen. In der Einstellanleitung steht, man soll mit einer Fühlerblattlehre von 0,2mm und einer Messuhr das Spiel auf 0,06mm einstellen. Schade nur, dass ich keine Messuhr habe… Aber eine Fühlerblattlehre mit 0,05mm! Die sollte also mit etwas Luft passen, wenn der Abstand von 0,06mm stimmt. Naja, das Blatt passte nicht rein weil das Loch sehr eng ist. Der Abstand wird mittels des Passringes eingestellt, der zwischen den beiden Gehäusehälften sitzt, hier muss es also abgestufte Ringstärken geben. Hab ich aber nicht… Also weiter: Grundsätzlich muß ich ermitteln, ob das Ding überhaupt noch funktioniert. Folgender Versuchsaufbau: Zusammengebaut kann man davon ausgehen dass das Ventil geschlossen sein soll, wenn alles kalt ist. Also mal in das Teil von der Rückseite her reingeblasen, das Ventil ist einigermassen dicht. Nun die Flamme eines Lötbrenners an den Dehnstift gehalten und weiter reingeblasen (Kids, do not try this at home, hiervon gibt es keine Fotos… ;-)) . Irgendwann spüre ich, dass der Widerstand beim Pusten kleiner wird, also das Ventil zu öffnen beginnt. Thermometer an den Dehnstift gehalten, etwa 190 Grad. Aha, also die Grundfunktion des Dehnstiftes ist noch da. Prima. Nun wie einstellen? Der Motor wird zu heiss, also öffnet der Dehnstift das Ventil zu spät, folglich muß der Abstand wohl zu groß sein. Messen kann ich ja nichts da keine Messuhr zur Hand. Einen kleineren Ring um das Spiel zu reduzieren hab ich auch nicht, also was tun? Radikale Methode, ich hab ja nichts zu verlieren: Das Gehäuse an der Stelle wo der Passring anliegt etwas abschleifen, dadurch verkürzt sich der Abstand!
Keramikfliese und Schleifpapier, und dann gaaaanz vorsichtig abschleifen. Wieviel? Keine Ahnung. Es geht um hundertstel Millimeter. Einfach versuchen. Dann alles gereinigt, mit einem neuen O-Ring am Dehnstift (Danke Udo!!) wieder zusammengebaut und den gleichen Versuch mit dem Brenner wiederholt. Das Ventil beginnt nun bei etwa 150 Grad zu öffnen! Also eingebaut, Probefahrt gemacht und was soll ich sagen:
ES FUNKTIONIERT!
An langen Autobahnsteigungen wo ich früher bis 150 Grad hatte sind‘s jetzt etwa 110 Grad! Auf dem Gefälle sinkt die Temperatur bis auf 90 Grad. Im Mittel pendelt er sich jetzt um die 100 Grad ein. Das ist zwar ein klein wenig kühler als ich es wollte, aber auf jeden Fall besser als zu überhitzen. Die Wüste kann kommen! :-))
Ich häng mal die Original-Einstellanleitung hier als Foto dran, falls die Aktion jemand wiederholen muss kann er das vielleicht brauchen.
Allen, die das gleiche Problem haben: Traut Euch ran, das ist keine Raketenwissenschaft... ;-)