Motor- und Getriebetausch am Kurzhauber
Verfasst: 2007-07-24 21:15:46
Hallo Forum!
Wie dem aufmerksamen Leser diverser Vorgänger-Foren nicht entgangen sein dürfte, bin ich seit Juni 2004 damit beschäftigt, ein anderes Getriebe in meinen Mercedes LA 911 B einzubauen. Ein erster Versuch war erfolglos, weil ich nur das Getriebe ausgebaut hatte, aber zum notwendigen Wechsel der Kupplungsglocke (das wußte ich vorher nicht) auch der Motor raus muß.
Um dieses Getriebe geht es: Mercedes-Benz G3/60-5/7,5. Schneller wird das Auto damit nicht, aber der Sprung vom 4. zum 5. Gang ist viel kleiner!
Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen:
http://www.maggie-deutz.com/iv/index.ph ... kurzhauber
Mittlerweile hatte sich dann auch noch ein Turbomotor angesammelt, der eigentlich für ein anderes Fahrzeug vorgesehen war, aber dafür dann doch nicht benötigt wurde. Da sowieso der Motor für den Getriebewechsel raus muß, könnte man doch gleich den stärkeren Motor einbauen?
Der neue Motor: Mercedes-Benz OM 352 A II, Baumuster 352.949, 156 PS/2800 U/min, 420 NM/1600 U/min, großer obenliegender Eberspächer-Turbo. Nicht ideal für weiterführende Tuningmaßnahmen, da Einspritzpumpe (80er Stempel!) und fehlende Kolbenbodenkühlung hier wohl die Grenzen setzen. Aber wenn der Motor eh hier herumsteht, kann man sich ja auch an den 20% gesunder Mehrleistung gegenüber dem vorhandenen 130-PS-Saugmotor erfreuen!
http://www.pirxworld.privat.t-online.de ... OM352A.jpg
Den Ausschlag gab schließlich meine Frau. Da wir uns von dem neuen Motor eine Geräuschreduzierung erwarten und sie da sehr empfindlich ist (ich bin seit der letzten Geräuschdämmaktion eigentlich schon sehr zufrieden), wurde Anfang 2007 beschlossen, den Motor noch vor dem Marokko-Urlaub im August einzubauen.
Wir haben dann:
- eine für das neue Getriebe passende Kupplungsglocke aufgetrieben
- eine passende Schwungscheibe aufgetrieben (fehlte am neuen Motor)
- eine komplette neue Kupplung eingebaut (Durchmesser 310 wie original vorgesehen. Ich hatte zuerst an eine 330er Kupplung gedacht, wie von Unimurr empfohlen. Da hätte es aber kein passendes Ausrücklager gegeben)
- den Motor wo nötig überholt und neu eingestellt
- 4 neue Motorlager besorgt (das Gummi der alten war schon hart)
- den Ölfilter von Nebenstrom auf Hauptstrom umgebaut (den speziellen Filter gibts nur bei MB, nicht im Teilehandel. Eine Anleitung gibts im Unimurr-Forum)
Bis zu diesem Zeitpunkt stand der Motor in 4 Meter Höhe im ersten Stock unserer Halle. Zum vorgesehenen Termin für den Motortausch war dann der Gabelstapler kaputt. Den Motor Ein- und Ausbau hätte man zur Not noch ohne Stapler improvisieren können. Aber wie den neuen Motor nach unten bekommen? Nachdem ich wohl zuhause meine schlechte Laune zu oft gezeigt hatte, sah sich meine geliebte Frau genötigt, einen bezahlbaren Leihstapler zu besorgen. Der Vermieter war sehr umgänglich und sah keine Probleme darin, mit dem Gabelstapler 2 km über Landstraßen und Feldwege zum Ort des Geschehens zu fahren.
Im Getriebeausbau waren wir ja schon geübt, so daß der in kurzer Zeit erledigt war (mit großem Wagenheber nach unten herausnehmen). Auch der Motorausbau ging überraschend flott. Bärbel bediente den Stapler so virtuos, daß der Motor gleich beim ersten Versuch draußen war. Dann wuren einige Anbauteile vom alten auf den neuen Motor umgebaut.
Der Einbau des Turbomotors lief dann allerdings nicht so gut. Durch den oben im Weg liegenden Turbolader konnte man den Motor nicht auf die gleiche Weise an die Gabelzinken hängen wie den Saugmotor. Wir probierten einen ganzen Tag lange etliche Varianten aus - erfolglos. So mußten wir den Stapler am Sonntag abend schließlich wieder unverrichteter Dinge zurückbringen. Es gelang uns dann, den selben Stapler für den folgenden Samstag noch einmal zu mieten. Es endete damit, daß wir schließlich den kompletten Auspuffkrümmer mitsamt Turbolader abschraubten. Ölfilter und Einfüllstutzen entfernen war auch hilfreich. Nun war der Einbau kein Problem mehr.
Nun die schlechten Nachrichten: der Saugmotor hat eine Abgasanlage mit Rohren vom Durchmesser 60 mm. Die neueren OM352A mit 168 PS haben 75er Rohre. Und der 156-PS-Turbo hat 85-mm-Rohre! Auspuffteile für die 85er Größe sind nicht mehr lieferbar, auch DINEX liefert in diesem Durchmesser nicht viel. Langfristig möchte ich mir die komplette 75er Anlage einbauen. Auf die Schnelle vor dem Urlaub und da der Auspuff eigentlich noch brauchbar ist. sollen aber erst einmal die vorhandenen Teile eingebaut werden.
Dabei mußten wir feststellen, daß die Abgasanlage nicht ins Auto paßt:
- die Handbrems-Stange kollidiert mit dem Auspuffkrümmer, der vordere Umlenkhebel mußte etwa 30 mm weggebogen werden
- das Hitzeschutzblech des originalen Hosenrohrs (das gebogene Rohr zwischen Auspuffkrümmer und Topf) berührt den ebenso originalen Anlasser.
- das Hosenrohr berührt den Querträger unter dem Getriebe - das würde bei laufendem Motor schön scheppern! Das Rohr wurde gekürzt und durch 1 Meter Flexrohr ersetzt.
- der Auspufftopf hat einen größeren Durchmesser und kollidiert mit dem Handbremsgestänge. Der Topf mußte etwas weiter nach unten gehängt werden, dann gehts.
Damit nicht genug: als ich gerade alle Flüssigkeiten zum Probelauf auffüllen wollte, stellte ich fest, daß sich der Saugkorb der Ölpumpe mit dem Finger durch das Loch der Ölablaßschraube leicht bewegen läßt. Das kann nicht normal sein, also Ölwanne ab - dazu muß allerdings entweder Vorderachse oder Stabilisator ausgebaut werden. Ich habe mich für den Stabi entschieden, nur um dann festzustellen, daß alles in Ordnung ist. Bei dieser seltenen Ausführung des Saugrohrs muß eine Beweglichkeit da sein.
Der Umbau des Getriebes war da schon wesentlich erfreulicher: um aus dem Frontlenker-Getriebe mit Fernschaltung ein Hauber-Getriebe mit Direktschaltung zu machen, mußte im Prinzip nur der Getriebedeckel des vorhandenen Getriebes auf das Neue umgesetzt werden. Die Schaltwippe im Deckel wird nicht mehr benötigt und muß entfernt werden. Man sollte sich auch nicht davon erschrecken lassen, daß das G32 4 Schaltstangen besitzt, das G60 aber nur 3. Es paßt trotzdem alles zusammen, das Schaltbschema bleibt gleich und es lassen sich alle Gänge wie gewohnt einlegen.
Während der ganzen Zeit bestellten wir laufend irgendwelche Kleinteile und Dichtungen. Die selbst herausgesuchten Teilenummern (EPC) passten immer und waren innerhalb kürzester Zeit abholbereit. Eben einfach Mercedes-Benz ...
Nach etlichen Wochen durchgeschraubter Wochenenden fährt der LKW seit gestern abend 22:00 Uhr wieder.
An dieser Stelle vielen Dank an alle Helfer aus der Böblinger Schrauberhalle. Insbesondere an:
Filly, der immer da war, wenn man ihn brauchte,
Volker F., den menschlichen Kran,
Ulf Helle, immer hilfsbereit.
Pirx und Carasophie
Wie dem aufmerksamen Leser diverser Vorgänger-Foren nicht entgangen sein dürfte, bin ich seit Juni 2004 damit beschäftigt, ein anderes Getriebe in meinen Mercedes LA 911 B einzubauen. Ein erster Versuch war erfolglos, weil ich nur das Getriebe ausgebaut hatte, aber zum notwendigen Wechsel der Kupplungsglocke (das wußte ich vorher nicht) auch der Motor raus muß.
Um dieses Getriebe geht es: Mercedes-Benz G3/60-5/7,5. Schneller wird das Auto damit nicht, aber der Sprung vom 4. zum 5. Gang ist viel kleiner!
Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen:
http://www.maggie-deutz.com/iv/index.ph ... kurzhauber
Mittlerweile hatte sich dann auch noch ein Turbomotor angesammelt, der eigentlich für ein anderes Fahrzeug vorgesehen war, aber dafür dann doch nicht benötigt wurde. Da sowieso der Motor für den Getriebewechsel raus muß, könnte man doch gleich den stärkeren Motor einbauen?
Der neue Motor: Mercedes-Benz OM 352 A II, Baumuster 352.949, 156 PS/2800 U/min, 420 NM/1600 U/min, großer obenliegender Eberspächer-Turbo. Nicht ideal für weiterführende Tuningmaßnahmen, da Einspritzpumpe (80er Stempel!) und fehlende Kolbenbodenkühlung hier wohl die Grenzen setzen. Aber wenn der Motor eh hier herumsteht, kann man sich ja auch an den 20% gesunder Mehrleistung gegenüber dem vorhandenen 130-PS-Saugmotor erfreuen!
http://www.pirxworld.privat.t-online.de ... OM352A.jpg
Den Ausschlag gab schließlich meine Frau. Da wir uns von dem neuen Motor eine Geräuschreduzierung erwarten und sie da sehr empfindlich ist (ich bin seit der letzten Geräuschdämmaktion eigentlich schon sehr zufrieden), wurde Anfang 2007 beschlossen, den Motor noch vor dem Marokko-Urlaub im August einzubauen.
Wir haben dann:
- eine für das neue Getriebe passende Kupplungsglocke aufgetrieben
- eine passende Schwungscheibe aufgetrieben (fehlte am neuen Motor)
- eine komplette neue Kupplung eingebaut (Durchmesser 310 wie original vorgesehen. Ich hatte zuerst an eine 330er Kupplung gedacht, wie von Unimurr empfohlen. Da hätte es aber kein passendes Ausrücklager gegeben)
- den Motor wo nötig überholt und neu eingestellt
- 4 neue Motorlager besorgt (das Gummi der alten war schon hart)
- den Ölfilter von Nebenstrom auf Hauptstrom umgebaut (den speziellen Filter gibts nur bei MB, nicht im Teilehandel. Eine Anleitung gibts im Unimurr-Forum)
Bis zu diesem Zeitpunkt stand der Motor in 4 Meter Höhe im ersten Stock unserer Halle. Zum vorgesehenen Termin für den Motortausch war dann der Gabelstapler kaputt. Den Motor Ein- und Ausbau hätte man zur Not noch ohne Stapler improvisieren können. Aber wie den neuen Motor nach unten bekommen? Nachdem ich wohl zuhause meine schlechte Laune zu oft gezeigt hatte, sah sich meine geliebte Frau genötigt, einen bezahlbaren Leihstapler zu besorgen. Der Vermieter war sehr umgänglich und sah keine Probleme darin, mit dem Gabelstapler 2 km über Landstraßen und Feldwege zum Ort des Geschehens zu fahren.
Im Getriebeausbau waren wir ja schon geübt, so daß der in kurzer Zeit erledigt war (mit großem Wagenheber nach unten herausnehmen). Auch der Motorausbau ging überraschend flott. Bärbel bediente den Stapler so virtuos, daß der Motor gleich beim ersten Versuch draußen war. Dann wuren einige Anbauteile vom alten auf den neuen Motor umgebaut.
Der Einbau des Turbomotors lief dann allerdings nicht so gut. Durch den oben im Weg liegenden Turbolader konnte man den Motor nicht auf die gleiche Weise an die Gabelzinken hängen wie den Saugmotor. Wir probierten einen ganzen Tag lange etliche Varianten aus - erfolglos. So mußten wir den Stapler am Sonntag abend schließlich wieder unverrichteter Dinge zurückbringen. Es gelang uns dann, den selben Stapler für den folgenden Samstag noch einmal zu mieten. Es endete damit, daß wir schließlich den kompletten Auspuffkrümmer mitsamt Turbolader abschraubten. Ölfilter und Einfüllstutzen entfernen war auch hilfreich. Nun war der Einbau kein Problem mehr.
Nun die schlechten Nachrichten: der Saugmotor hat eine Abgasanlage mit Rohren vom Durchmesser 60 mm. Die neueren OM352A mit 168 PS haben 75er Rohre. Und der 156-PS-Turbo hat 85-mm-Rohre! Auspuffteile für die 85er Größe sind nicht mehr lieferbar, auch DINEX liefert in diesem Durchmesser nicht viel. Langfristig möchte ich mir die komplette 75er Anlage einbauen. Auf die Schnelle vor dem Urlaub und da der Auspuff eigentlich noch brauchbar ist. sollen aber erst einmal die vorhandenen Teile eingebaut werden.
Dabei mußten wir feststellen, daß die Abgasanlage nicht ins Auto paßt:
- die Handbrems-Stange kollidiert mit dem Auspuffkrümmer, der vordere Umlenkhebel mußte etwa 30 mm weggebogen werden
- das Hitzeschutzblech des originalen Hosenrohrs (das gebogene Rohr zwischen Auspuffkrümmer und Topf) berührt den ebenso originalen Anlasser.
- das Hosenrohr berührt den Querträger unter dem Getriebe - das würde bei laufendem Motor schön scheppern! Das Rohr wurde gekürzt und durch 1 Meter Flexrohr ersetzt.
- der Auspufftopf hat einen größeren Durchmesser und kollidiert mit dem Handbremsgestänge. Der Topf mußte etwas weiter nach unten gehängt werden, dann gehts.
Damit nicht genug: als ich gerade alle Flüssigkeiten zum Probelauf auffüllen wollte, stellte ich fest, daß sich der Saugkorb der Ölpumpe mit dem Finger durch das Loch der Ölablaßschraube leicht bewegen läßt. Das kann nicht normal sein, also Ölwanne ab - dazu muß allerdings entweder Vorderachse oder Stabilisator ausgebaut werden. Ich habe mich für den Stabi entschieden, nur um dann festzustellen, daß alles in Ordnung ist. Bei dieser seltenen Ausführung des Saugrohrs muß eine Beweglichkeit da sein.
Der Umbau des Getriebes war da schon wesentlich erfreulicher: um aus dem Frontlenker-Getriebe mit Fernschaltung ein Hauber-Getriebe mit Direktschaltung zu machen, mußte im Prinzip nur der Getriebedeckel des vorhandenen Getriebes auf das Neue umgesetzt werden. Die Schaltwippe im Deckel wird nicht mehr benötigt und muß entfernt werden. Man sollte sich auch nicht davon erschrecken lassen, daß das G32 4 Schaltstangen besitzt, das G60 aber nur 3. Es paßt trotzdem alles zusammen, das Schaltbschema bleibt gleich und es lassen sich alle Gänge wie gewohnt einlegen.
Während der ganzen Zeit bestellten wir laufend irgendwelche Kleinteile und Dichtungen. Die selbst herausgesuchten Teilenummern (EPC) passten immer und waren innerhalb kürzester Zeit abholbereit. Eben einfach Mercedes-Benz ...
Nach etlichen Wochen durchgeschraubter Wochenenden fährt der LKW seit gestern abend 22:00 Uhr wieder.
An dieser Stelle vielen Dank an alle Helfer aus der Böblinger Schrauberhalle. Insbesondere an:
Filly, der immer da war, wenn man ihn brauchte,
Volker F., den menschlichen Kran,
Ulf Helle, immer hilfsbereit.
Pirx und Carasophie