Hmm,
scheinbar fährt hier keiner mit einer Ladedruckanzeige.
Vorm Turbo wird ein geringer Unterdruck herrschen, dass erzwingt die Physik. Hinterm Turbo kann ich mir das nicht vorstellen, bei Drehzahl pumpt der Turbo und ohne Drehzahl sind die Saugstöße des Motors so selten, dass du mit einem herkömmlichen Manometer nichts Messen kannst.
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Ich vermute du denkst über eine Leistungssteigerung nach? Dann solltest du eher fragen, welche Temperatur die Ladeluft beim 913 hat. Weil:
In einem Ansaugkrümmer herrscht nicht ein Druck, wie z.B. im Staubsauger, die Idee ist zu einfach. Es wandern "Unterdruckstöße" durch die Rohre: Wenn ein Ventil öffnet, fällt der Druck schnell ab und steigt durch nachströmende Luft langsam wieder an. Bei niedriger Drehzahl sind die Stöße selten, bei hoher Drehzahl häufiger. Die Amplitude der Stöße bleibt gleich. Lausch mal an der Luftansaugung eines Saugmotors im Standgas, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was für Druckverhältnisse in den Rohren herrschen. (Auf der Abgasseite sind diese Stöße entscheident dafür, dass der Tubo auch bei niedriger Drehzahl Luft fördert und daher im LKW überhaupt verwendbar ist.)
Zum Ladedruck: Wenn du den Ladedruck erhöhst, erhöhst du die Temperatur der Ansaugluft. Thermodynamik: Druck und Temperatur hängen zusammen. Die zusätzliche Temperatur der Ansaugluft addiert sich direkt auf die Verbrennungstemperatur im Motor. Und das kann kritisch werden. Deswegen ist bei den alten Turbo-Motoren die Verdichtung gegenüber dem Sauger herabgesetzt, bei Deutz 413 z.B. von 1:19 des Saugers auf 1:17 beim Turbo. So wird die hohe Temperatur der Ansaugluft dadurch ausgeglichen, dass die Verdichtung im Zylinder weniger Temperaturanstieg bedeutet. Das Prinzip:
- Sauger: Luft 20°, Temperaturansteig durch Verdichtung 1:19 - 900°, Temperaturansteig durch Verbrennung: 500° = 1420°im Zylinder.
- Turbo: Luft nach Turbo 120°, Temperaturanstieg durch Verdichtung 1:17 - 700°, Temperaturansteig durch Verbrennung mit dichterer Luft aus Turbo: 600° = 1420° im Zylinder
Herabsetzen der Verdichtung ist das Allheilmittel gegen den Hitzetod des frisierten Motors. Aber: Neben schlechterem Anspringen sorgt die herabgesetzte Verdichtung für einen schlechteren Wirkungsgrad. Deswegen möchte man das eigentlich auf keinen Fall vornehmen. Je mehr Spitzentemperatur der Motor verträgt, um so höher kann man verdichten, und um so mehr kann man dann die verbrannten Gase nutzbringend entspannen (Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Carnot-Wirkungsgrad, dabei nicht vergessen, das Druckverhältnisse und Temperaturverhältnisse das selbe sind). Deswegen ist der Diesel spritsparender als ein Beziner: Er kann höher verdichten und daher auch weiter nutzbringend entspannen.
Warum ist das für die Turbo-Maschine interessant: Der Wert der Verdichtung ist entscheidend für den Spritverbrauch des Motors und damit entscheidend, ob man einen guten Motor baut. Daher ist er bis aufs letzte ausgereizt, alles, was man dem Motor hier mehr abverlangt, geht direkt auf die Lebenserwartung bzw. Zuverlässigkeit der Maschine. Wenn es möglich wäre, dort zuverlässig etwas herauszuholen, dann hätte der Motorenhersteller das auf dem Prüfstand auch herausgekitzelt.
Und da kommt der Ladeluftkühler ins Spiel: Ein Ladeluftkühler setzt die die Temperatur der Ladeluft herab, ohne dass man die Verdichtung weiter verringern muss. Ein kurzer Blick in die Motorenlisten: Die Motoren mit Ladeluftkühler haben eine höhere Leistung. Die höhere Leistung resultiert dabei aus dem Umstand, dass man die Maschine dann mit einem anderen Turbo und höherem Ladedruck fahren kann, ohne dass man die Verdichtung so weit herabsetzen muss, dass der Motor einen inakzeptabel schlechten Wirkungsgrad bekommt.
Die Verdichtung wird ganz sicher fein auf den vorhandenen Ladedruck abgestimmt sein. Möchtest du diesen erhöhen, so hast du zwei Möglichkeiten:
1. Rennsport: Dicke Scheiben unter die Zylinder, Verdichtung weg. Dann kannst du Ladedruck wie bescheuert in den Motor pusten, Verbrauch und Leistung sind jeweils jenseits von Gut und Böse. Anspringen nur mit Starterspay nach Vorheizung der Maschine.
2. Sinnreich: Die zusätzliche Temperatur der Vorverdichtung im Turbo durch einen LLK abführen. Da solltest du einen Turbo mit einstellbarem Wastegate verwenden und dann den Ladedruck so einstellen, dass die Temperatur nicht deutlich höher ist, als vor dem Umbau. Das kann man nur grob überschlagen, die Feineinstellung wird man erproben müssen.
Daher schrieb ich oben, dass der Druck eigentlich egal ist, spannend ist der Temperatur der Ladeluft bei der Originalmaschine: Hat der 913 in Serie eine sehr warme Ladeluft, dann wird ein Ladeluftkühler einen hohen Wirkungsgrad haben und damit kann man noch etwas herausholen. Hat er eine geringe Temperatur der Ladeluft, wird der Ladeluftkühler unhandlich groß, und es lässt sich nicht viel herausholen, es sei denn, du senkst die Verdichtung, mit allen Konsequenzen und Aufwänden.
MlG,
Felix
P.S: Persönliche Meinung: Lass es! Der 913 ist schon Leistungsgesteigert, 170PS aus 6l Hubraum sind schon viel für die Zeit. Irgendwann werden nicht nur Thermische, sondern auch mechanische Probleme auftreten.