Hallo Forum!nessie hat geschrieben:Our mechanic has told us that all the MB trucks over here use gearoil- John Deere HY-GARD transmission and hydrolic oil- because this is better for the high temperatures here.
Angeregt durch den Beitrag von David, dem die Werkstatt in Santiago de Chile gesagt hat, daß sämtliche MB-LKW-Schaltgetriebe dort mit dem Universalöl John Deere HY-GARD befüllt werden, habe ich mich in dieser Richtung mal schlau gemacht.
Bei dem Öl HY-GARD handelt es sich um ein UTTO-Öl nach der John-Deere-Spezifikation JDM J20C. Ich habe nur sehr magere Informationen darüber gefunden. Offensichtlich erfüllt es neben der JDM J20C auch die Anforderungen an ein GL4-ÖL und an ein EP-Öl (EP = Extreme Pressure) für Hypoidverzahnungen. Es ist lieferbar in 10W-30 oder 5W-20 (dann als Low-Viscosity HY-GARD nach J20D für tiefe Temperaturen). Für die Angabe der Viskosität nach SAE kann der Ölhersteller zwischen der "Motoröl-Skala" und der "Getriebeöl-Skala" wählen. Für gleiche Viskosität gilt: 10W-30 entspricht etwa 75W-85 und 5W-20 entspricht etwa 70W-80.
Ich habe nicht vor, unsere LKW nun auf UTTO-Öle umzustellen, aber das Thema interessiert mich. Insbesondere, wenn offensichtlich in Südamerika seit längerer Zeit LKW-Getriebe problemlos (?) mit diesem Öl betrieben werden. Deshalb hier noch ein wenig Basisinfo, bevor ich die Diskussion starte.
Es gibt folgende Kategorien der Universalöle:
1.) STOU-Öle (Super Tractor Oil Universal)
Das ist das ältere Öl, erfunden in den späten 1980er Jahren. Es kann in Traktoren, wenn der Fahrzeug-Hersteller dies freigibt, als Ersatz für Motoröl, Getriebeöl, Achsöl und Hydraulikflüssigkeit verwendet werden. Da das Öl die Anforderungen moderner Traktorenmotoren nicht mehr erfüllt, gehen Experten davon aus, daß STOU-Öle aussterben werden.
2.) UTTO-Öle (Universal Tractor Transmission Oil)
Das ist eine neuere Entwicklung. Es kann im Gegensatz zum STOU nicht mehr als Motoröl verwendet werden, da eine Weiterentwicklung aufgrund der zum Teil gegensätzlichen Anforderungen an Motor- und Getriebeöle nicht mehr möglich war. Dafür wurden die Eigenschaften als Getriebeöl noch einmal verbessert. Es ersetzt in dafür freigegebenen Traktoren Getriebeöl, Achsöl und Hydraulikflüssigkeit.
Für beide Ölkategorien existieren keine verbindlichen, internationalen Standards. Jeder Traktorenhersteller definiert eigene Anforderungen an die Öle, die aber nicht vergleichbar sind. Und jeder Hersteller ist natürlich überzeugt, daß seine Fahrzeuge nur mit Ölen nach seiner Spezifikation die vorgesehene Lebensdauer erreichen.
Die Frage die sich nun stellt ist, ob UTTO-Öle für den Einsatz im Allrad-LKW geeignet sind. Denkbar ist die Verwendung in Schaltgetriebe, Verteilergetriebe, Vorder- und Hinterachse sowie als Hydraulikflüssigkeit für eine evtl. vorhandene Seilwinde, möglicherweise sogar für die Servolenkung. Man hätte also nur eine Ölsorte für sämtliche Getriebe und für die Hydraulik.
Mögliche Probleme, die ich bisher erkennen kann, sind:
- Kupferkorrosion an der Synchronisierung des Schaltgetriebes, da zur Zeit der Entstehung der UTTO-Öle der Einsatz von Buntmetallen in Schaltgetrieben nicht mehr üblich war (betrifft z.B. ältere Mercedes-Benz-Getriebe mit Messing-Synchronisation)
- Unverträglichkeit mit älteren Dichtungsmaterialien, da UTTO-Öle aufgrund der vielen verschiedenen Anforderungen hochadditivierte High-Tech-Öle sind
- keine sichere Aussage über die Eignung für Hypoidverzahnungen (LKW-Achsdifferentiale!, das oben genannte John-Deere-Öl ist anscheinend Hypoid-geeignet, aber vermutlich sind das nicht alle UTTO-Öle)
- die besondere Eignung für nasse Kupplungen und Bremsen (die im LKW in der Regel nicht vorkommen) könnte sich auf andere, im LKW wichtige Eigenschaften negativ auswirken
- zwangsläufig muß in allen Getrieben die selbe Ölviskosität verwendet werden
Vielleicht können die Öl-, Land- und Baumaschinen-Experten etwas dazu sagen?
Pirx