Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

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felix
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Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#1 Beitrag von felix » 2025-07-07 1:24:50

Hallo,

als ich den Tatra gekauft habe, hat er kalt fürchterlich genebelt. Dann habe ich den Einsptzzeitpunkt nach WHB eingestellt (ca. 5 grad nach vorne) und der Motor lief wunderschön. Das blieb dann auch so für Jahre.

Dann habe ich letzte Woche die ESP ausgebaut, um diese neu abzudichten, weil sie Öl in alle Richtungen geworfen hat.

Dabei festgestellt, dass aus dem Spritzversteller Rost statt Öl gekommen ist. Das Innenleben sah aus, wie mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Das könnte erklären, warum der Motor damals 5 grad zu spät lief.

Auf dem Dachboden steht ein Schlachtmotor. Aus dessen Spritzversteller kam Bernsteinfarbenes Öl, also den an die ESP gebaut. Damit waren aber leider auch meine Markierungen für den Fördebeginn weg.

—— soweit die Vergangenheit——

Gestern die Pumpe eingebaut und den Einspitzzeitpunkt wieder schön nach WHB auf 6,5 grad früh eingestellt (5 +-2 sollen es sein.) KW zum Test zwei mal gedreht und es hört 6,5 grad vor OT auf zu tropfen.

Aber: Motor startet kaum, raucht wie verrückt und Geräusch sehr leise/„weich“. -> Spät, viel zu spät. Einstellung ist an der Kupplung der ESP auch eher extrem fast am Ende vom Einstellbereich.

Wir könnten falsch herum gedreht haben und ihn auf 6,5 grad spät gestellt haben. Könnte zu Rauch und kaum Anspringen passen. Aber Handbuch sagt Motor dreht gegen Uhrzeigersinn. Wenn ich das Rad vorwärts drehe, dreht sich die Schwungscheibe gegen Uhrzeigersinn und mit dem Anlasser tut sie das auch. Das kann eigentlich nicht sein.

Pumpe 180 grad gedreht eingebaut: dann kann der Motor nach meinem Verständnis niemals anspringen. Stimmt, oder?

In dem Spritzversteller könnte irgendwas falsch sein. Aber der Effekt des Verstellers sollte allgemein gering sein, egal, was darin passiert.

Ventile habe ich alle eingestellt.


Haben es gestern dann russisch versucht: Kupplung der ESP auf gut Glück nach vorne gedreht. Nach ein paar versuchen springt der Motor gut an. Probefahrt: viel Rauch (auch wenn warm), wenig Leistung, Motor wird heißer, als üblich und er ist fürchterlich laut.

Heiß + laut = zu früh. Aber Rauch und Leistungsverlust hätte ich dann nicht erwartet. Hat jemand Erfahrung?

Dann heute noch einmal ganz ordentlich nach WHB eingestellt: springt nach langem Orgeln mit extremen Rauch an und läuft nur mit Vollgas weiter…

—— Ab hier die Zukunf ——

- Morgen noch einmal einstellen, dieses Mal den Motor anders herum drehen. Test. Auch wenn es eigentlich nicht sein kann: Fördebeginn so spät, dass er kaum anspringt und an der Grenze vom Verstellbereich würden doch dafür sprechen, dass wie den FB sauber auf 6,5 Grad spät statt 6,5 Grad früh gestellt haben…

- So lange russisch probieren, bis der Motor akzeptabel läuft?

Ach ja: Samstag soll es für drei Wochen nach Schweden gehen, Ersatzteile bekomme ich bis dahin nicht mehr aus Tschechien.

Gruß,
Felix

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Gregorix
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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#2 Beitrag von Gregorix » 2025-07-07 7:03:59

Ich hatte das Mal an einem Dieselpinzgauer.
Im Endeffekt hatten wir tatsächlich einen Fehler von 180Grad.
Wirkung: wenig Leistung und starker Graurauch.
Also: wenn 180 Grad verdreht eingebaut, kann es trotzdem sein, dass der Motor anspringen und rund laufen kann.

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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#3 Beitrag von 2+6 » 2025-07-07 7:34:17

Gregorix hat geschrieben:
2025-07-07 7:03:59
Ich hatte das Mal an einem Dieselpinzgauer.
Im Endeffekt hatten wir tatsächlich einen Fehler von 180Grad.
Wirkung: wenig Leistung und starker Graurauch.
Also: wenn 180 Grad verdreht eingebaut, kann es trotzdem sein, dass der Motor anspringen und rund laufen kann.
Kann ich bestätigen, ebenfalls VW-Diesel.
Ist ein beliebter Fehler, wenn die ESP draußen war und neu abgedichtet wurde...

Grüße
Markus

Edit: Buchstabendreher

Der Initiator
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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#4 Beitrag von Der Initiator » 2025-07-07 7:49:08

felix hat geschrieben:
2025-07-07 1:24:50
Auf dem Dachboden steht ein Schlachtmotor.
:eek: Ich bin nicht sicher, dass mein Fußboden den aushalten würde :totlach: Zur Sache kann ich leider nichts beitragen.
Auf See und in den ersten Häfen findet man immer Zeit, um in Ruhe die letzten, noch fehlenden Kleinigkeiten in Ordnung zu bringen.
(Aus "Bernard Moitessier, Kap Horn - der logische Weg")

Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Vergesslichkeit, Dings und ... Naja, das andere.

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Johannes D
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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#5 Beitrag von Johannes D » 2025-07-07 8:50:51

Servus,

wie schon beschrieben, manche Motoren springen mit 180° "verdrehter" ESP an und laufen dann aber sehr schlecht, könnte bei Deinem Tatra auch so sein.
felix hat geschrieben:
2025-07-07 1:24:50
Gestern die Pumpe eingebaut und den Einspitzzeitpunkt wieder schön nach WHB auf 6,5 grad früh eingestellt (5 +-2 sollen es sein.) KW zum Test zwei mal gedreht und es hört 6,5 grad vor OT auf zu tropfen.
Ich vermute du meinst damit, Du hast auf 6,5° Kurbelwelle vor OT eingestellt? Ohne Angabe was für eine ESP und was für eine Methode zum einstellen verwendet wurde, bringen Deine Angaben leider recht wenig.
Ohne Deinen Motor und die Einstellmethode zu kennen, ein realer Einspritzbeginn von 6,5° vor OT kommt mir eher spät vor. Bei den MB Vorkammermotoren an denen ich bisher geschraubt habe ist der reale Förderbeginn bei 24° vor OT. Jetzt kann es natürlich sein, dass dies nur ein Referenzwert ist, der mit dem realen Einspritzbeginn gar nichts zu tun hat (beim OM60X zB wird mittels Positionsgeber auf 15° KW NACH OT eingestellt).

Dennoch würde ich auch andere Fehler nicht außer Acht lassen. Wenn Du zB ein Problem mit der Kraftstoffversorgung hast, dann könnte sich das auch ähnlich äußern (wobei ich jetzt mal von ner Reihen-ESP ausgehen würde). Wenn die Pumpe nicht ausreichend Kraftstoff bekommt kann es dazu kommen, dass die Pumpenelemente nicht 100% mit Kraftstoff gefüllt werden, dann stimmt der reale Einspritzzeitung auch nicht, je nach Pumpe kann das evlt. dazu führen, dass auch zu spät eingespritzt wird.

lg

Johannes D.

PS: Meine Ersatzmotoren liegen im Hochregal, leider ist noch keiner für den LKW dabei

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felix
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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#6 Beitrag von felix » 2025-07-07 9:20:38

Moin,

ui, danke, hätte nie gedacht, dass der Motor im falschen Takt läuft! Der verdichtet im Spülhub genug, um zu zünden? :eek: Hätte gedacht, dass immer mindestens ein Ventil offen ist, bei OT sogar beide. Bin den LKW bei der Probefahrt im Verkehr gefahren und er ist auch gut angesprungen. (OK, mit der Übereinspritzung ist der Motor zum anspringen gebaut…)

Das würde den fürchterlichen Lärm erklären: Ventile öffnen viel zu früh (bzw. sind während der Verbrennung offen). Gab viel Aktivität der Turbolader was passen würde, wenn die Ventile viel zu früh öffnen. Dann hoffe ich einmal, dass die Ventile bei der Probefahrt nicht zu heiß geworden sind. :huh:

IMG_8926.jpeg
Das WHB sagt, dass im “richtigen” OT beide Kipphebel vom 1. Zylinder Spiel haben sollen. (Also beide Ventile zu.) Und das haben sie. Ein mal durchgedreht hat nur ein Kipphebel Spiel.

Oder hat eine auf dem Kopf stehende ESP auch auf dem Richtigen OT, in dem dann ja aber nicht eingespritzt wird, einen Moment, bei dem es aufhört zu tropfen?
Also: kann man eine auf dem Kopf stehende ESP beim richtigen OT nach Tropf-Methode korrekt einstellen? Hätte gedacht, dass das nicht geht…

@Gregorix: konntet ihr bei dem Pinzgauer den FB auch auf dem Kopf stehend korrekt nach Tropf-Methode einstellen?

(ESP muss teilweise raus, um gedreht zu werden, so ganz “mal eben” ist das beim v12 nicht ausprobiert.)

MLG
Felix

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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#7 Beitrag von felix » 2025-07-07 9:30:18

Johannes D hat geschrieben:
2025-07-07 8:50:51

Ich vermute du meinst damit, Du hast auf 6,5° Kurbelwelle vor OT eingestellt? Ohne Angabe was für eine ESP und was für eine Methode zum einstellen verwendet wurde, bringen Deine Angaben leider recht wenig.
Moin Johannes,

siehe Foto aus WHB oben: die KW soll 5 +-2 Grad vor OT stehen, wenn ich das richtig lese. Habe ihn daher auf 6,5 Grad vor OT gestellt. Habe ihn beim letzten mal auch im Toleranzfeld möglichst früh eingestellt und er lief sehr schön.

Ist ein luftgekühlter Turbo-V12 mit Direkteinspritzung und Reihen-ESP von Motorpal, müssten sehr ähnlich den Bosch PV sein.


Es stimmt, bei Luft im System hat man auch Rauch und Lärm. Er ist aber (“russisch” eingestellt) auf den Schlag angesprungen und im Stand fast rauchfrei gelaufen. Der Rauch kam erst mit Last und der Motor wurde in der Steigung heißer als, als üblich. Das passt m.E. nicht zu Luft.

Gruß
Felix

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Johannes D
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Re: Probleme mit Förderbeginn/Einspritzzeitpunkt

#8 Beitrag von Johannes D » 2025-07-07 10:10:54

Servus,

wenn Du den OT an Hand der Ventilstellung verifiziert hast, dann sollte eine 180° Verdrehung der ESP eigentlich ausgeschlossen sein.

Es wäre natürlich möglich, dass der saubere Spritzversteller vom Dachboden defekt ist oder beim Einbau irgendwie auf Frühverstellung gehangen war und sich beim Starten dann gelöst hat und der Motor jetzt "zu spät" steht. Wenn die ESP zu spät einspritzt kann ich mir gut vorstellen, dass der Motor die beschriebenen Symptome zeigt. Den Turbos könnte es dabei mächtig heiss werden.

Wie aufwendig ist denn der Tausch des Spritzverstellers? Noch mal den schmutzigen aber funktionierenden einbauen?

So aus meiner Erfahrung mit Vorkammermotoren heraus: +/- 2° Abweichung vom Soll können keinesfalls die von Dir beschriebenen Auswirkungen haben, der 0815 Autofahrer würde das eher nicht mal bemerken.

Auf die Schnelle habe ich jetzt leider nicht gefunden wie groß der Arbeitsbereich von so nem Spritzversteller ist.

Für den Einstellvorgang wird ja das Druckhalteventil aus dem Druckstutzen ausgebaut. Dies wird gemacht um ohne dessen Einfluss die Stellung des Förderkolbens ermitteln zu können. Durch die Externe Pumpe wird Kraftstoff in die ESP gefördert, vor dem Beginn des Förderbeginnes füllt sich der Zylinder des Pumpkolbens, der Kraftstoff fliest Richtung Düse ab, durchs Tropfrohr ins Freie.
Durch das Drehen der ESP bewegt sich dann der Kolben und wenn dieser alle Ab/Zulauföffnungen verschließt (das ist jetzt unter Umständen etwas vereinfacht ausgedrückt, aber es geht ja ums Prinzip) hört das Kraftstoff auf in den Kolben zu fliesen und bei angeschlossener Düse würde mit dem Druckaufbau begonnen.
Zur groben Kontrolle kann man sich den Ausbau des Druckhalteventils auch sparen, es muss lediglich noch ein bisschen Restkraftstoff im Druckstutzen stehen (geht natürlich nicht wenn die ESP auf dem Kopf stehend eingebaut sein sollte). Mann kann dann diesen Kraftstoffpegel beobachten, so bald dieser sich bewegt ist der FBG grad schon ein bisschen vorbei (das Druckhalteventil wurde ja schon aufgedrückt). Wenn man den Motor und die besagte Verzögerung kennt kann man so mit Erfahrung den Motor auch ausreichend genau einstellen habe ich mir sagen lassen.
Selbst wenn Du da nicht 100% genau geguckt hast (Paralaxenfehler weil man nicht gut hinkommt, schlechtes Licht) kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass Deine Messung derart weit daneben liegt.

Delüxe wäre jetzt eine Diesel-Stroboskop-Pistole, damit könnte man auch die Funktion des Spritzverstellers prüfen.

Achso, wenn der FBG zu früh steht, geht auch irgendwann die Leistung zurück, der Motor verbrennt nicht mehr ordentlich und macht Lärm....

lg

Johannes D.

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