Ohne Worte
Verfasst: 2012-12-09 11:24:25
Zufallsfund bei myhomeismycar.com
...Nach 30 Minuten Fahrzeit erreichen wir Russland. Die Auffahrrampe senkt sich auf russischen Boden und Minuten später tragen die Reifen meines Wohnmobils ein kleines Stück autonome Republik über russisches Territorium. Nach hundert Metern ist anhalten angesagt. Zollformalitäten! Zöllner rennen mit kleinen Spiegelchen bewaffnet von Fahrzeug zu Fahrzeug und werfen eine Blick in die Radkästen. Zwei Beamte laufen mit niedlichen Drogenspürhunden an dem Fahrzeugkonvoi vorbei. Ein Golden Retriver und ein Cocker. Auch an meinem Fahrzeug wird geschnüffelt. Aber nur am, nicht im Fahrzeug. Die Hunde scheinen nichts Auffälliges zu bemerken. Ich werde aufgefordert auszusteigen um meine Dokumente durch ein kleines Fensterchen zu reichen. Pass, Fahrzeugpapiere, Versicherungskarte, Impfausweis …. „Visa?“ fragt die Dame hinter dem Fensterchen. „Visa?“ frage ich. „You give Visa! Stamp in Passport or not?“ Ich stelle mich so dumm und blauäugig wie sich nur ein deutscher Tourist stellen kann. “No Visa?” fragt die Dame. “No, you give Stamp, then I have Visa.” Die Dame ruft einen Grenzer. Einige Worte werden auf russisch gewechselt. Dann fragt mich der englischsprachige Grenzer: „Du hast kein Visa?“ „Das bekomme ich doch hier, war in der Ukraine auch so.“ „Um nach Russland einzureisen brauchst du ein Visa, das bekommst du nicht hier sondern am russischen Konsulat in Simferopol.“ „Och! Das wusste ich nicht. Was machen wir denn jetzt? Ich kann doch nicht zurückfahren, die teure Fähre, der ganze Sprit, da muss es doch eine preisgünstigere Alternative geben.“ Ich hielt mir die Augen zu und suggerierte mir selber weiterzufahren. „Warte mal hier, setz dich in deinen Wagen, da ist wärmer ich komme in 10 Minuten zurück.“ Nach 10 Minuten kam der Zöllner. Er forderte mich auf ihm zu folgen. Wir spazierten über das Zollgelände und gelangten in eine recht abgelegene Baracke. Hier war ich mit dem Zöllner alleine.
„Du musst zurück nach Simferopol und dir ein Visa holen, dann kannst du wiederkommen“ Ich erzählte wieder die Geschichte von der teuren Fähre, dem vielen Sprit und der „preisgünstigeren Möglichkeit“ worauf der wirklich sehr freundliche Zöllner sinngemäß erwiderte: „Junge, ich weiß was du vor hast. Sechs verschiedene Leute sind für dich zuständig und ja, es ist billiger dass sich die Schranke öffnet als zurückzufahren. Dann bist du in Russland. Einen Einreisestempel und ein Visa können wir dir beim besten Willen nicht geben. Bei der ersten Verkehrskotrolle hast du die größten Probleme. Mit ein wenig Glück kannst du wieder schmieren. Aber der Polizist der dich kontrolliert hat, der hat Freunde und die ruft der an. Du wirst alle 500 Meter kontrolliert werden und wenn du die alle schmieren willst ist es bei weitem billiger nach Simferopol zurückzufahren und dir ein Visa zu holen.“
Von so viel ehrlicher Menschlichkeit war ich überrascht. Gerade von einem Zollbeamten hätte ich sie nicht erwartet. „Scheiße, und jetzt?“ „Wir gehen zurück zu deinem Wagen und du fährst mir hinterher. Ich bringe dich wieder auf die Fähre, da du kein Visa hast, kann ich dich nicht einreisen lassen, der Ticketschalter liegt aber hinter dem Grenzposten. Ich werde mit den Leuten von der Fähre reden und ihnen erklären dass sie dich ohne Ticket mitnehmen müssen.
Das Gespräch mit den Fährleuten dauerte rund 10 Minuten. Dann wurde ich auf das Schiff gelotst. Nach kurzer Wartezeit, die ich im beheizten Aufenthaltsraum verbrachte, legten wir ab. Um 20 nach 4 rollte mein Truck wieder über ukrainischen Boden, dem ukrainischen Zollhäuschen entgegen.
Ich wurde auf eine separate Fahrspur gelotst. Ein Zöllner sammelte meine Dokumente ein. Ich wartete im Fahrzeug. Ein Wagen nach dem anderen wurde abgefertigt, nur bei mir ging es nicht weiter. Schließlich war ich der Letzte der wartete. Alle Anderen die mit mir auf der Fähre waren hatten die Grenzstation bereits verlassen und ihren Weg fortgesetzt. Jetzt kam auch jemand zu mir. Ich solle ihm folgen. Kurz darauf befand ich mich in einem behaglich geheizten Häuschen. 30 Grad stand auf dem Display der Klimaanlage welche unaufhörlich Warmluft in die Baracke pustete. „Problem?“ „No Visa!“ Der Grenzer lachte. „Money, Money!“ „Whey money?” Abermals wurde ich aufgefordert dem Grenzer zu folgen. Er führte mich zum Kassenhäuschen. Hier sollte ich aus irgendwelchen mir nicht bekannten Gründen umgerechnet Eineneurofünfzig entrichten was ich dann auch tat. Ich erhielt einen recht offiziell wirkenden Zahlungsbeleg und freute mich über den geringen Betrag. Hatte ich doch bei meiner ersten Einreise in die Ukraine 20 Euro Straßensteuer entrichten müssen und dafür diesen grünen Zettel bekommen. Dann wurden noch einige Daten in den Computer eingegeben bevor ich meinen Pass zurückerhielt. Ich blätterte hindurch. Kein Einreisestempel! „Stamp!“ Ich deutete auf den Pass. Der Zöllner schaute sich das Dokument noch einmal an und beruhigte mich mit den Worten: „Ok, ok.“ „Two month Ukraine?“ Der Zöllner nickte. Ich fuhr weiter. Nach 50 Metern die nächste Schranke. Pass! Fahrzeugpapiere! Der Schrankenwächter blätterte ungläubig durch den Pass mit dem fehlenden Einreisestempel, sprach einige Minuten lang mit seinem Walki Talki, dann bekam ich meine Papiere zurück und die Schranke öffnete sich. Nach abermals einhundert Metern stoppte ich erneut den Wagen. Genau da wo ich vor wenigen Stunden aufgebrochen war. In der Wartehalle zog ich mir einen heißen Automatenkaffee für umgerechnet 30 Cent, dann startete ich erneut und fuhr zurück zu dem Parkplatz auf welchem ich meine Zeit in Kerch verbracht hatte. Es war bereits dunkel als ich dort ankam.
...Nach 30 Minuten Fahrzeit erreichen wir Russland. Die Auffahrrampe senkt sich auf russischen Boden und Minuten später tragen die Reifen meines Wohnmobils ein kleines Stück autonome Republik über russisches Territorium. Nach hundert Metern ist anhalten angesagt. Zollformalitäten! Zöllner rennen mit kleinen Spiegelchen bewaffnet von Fahrzeug zu Fahrzeug und werfen eine Blick in die Radkästen. Zwei Beamte laufen mit niedlichen Drogenspürhunden an dem Fahrzeugkonvoi vorbei. Ein Golden Retriver und ein Cocker. Auch an meinem Fahrzeug wird geschnüffelt. Aber nur am, nicht im Fahrzeug. Die Hunde scheinen nichts Auffälliges zu bemerken. Ich werde aufgefordert auszusteigen um meine Dokumente durch ein kleines Fensterchen zu reichen. Pass, Fahrzeugpapiere, Versicherungskarte, Impfausweis …. „Visa?“ fragt die Dame hinter dem Fensterchen. „Visa?“ frage ich. „You give Visa! Stamp in Passport or not?“ Ich stelle mich so dumm und blauäugig wie sich nur ein deutscher Tourist stellen kann. “No Visa?” fragt die Dame. “No, you give Stamp, then I have Visa.” Die Dame ruft einen Grenzer. Einige Worte werden auf russisch gewechselt. Dann fragt mich der englischsprachige Grenzer: „Du hast kein Visa?“ „Das bekomme ich doch hier, war in der Ukraine auch so.“ „Um nach Russland einzureisen brauchst du ein Visa, das bekommst du nicht hier sondern am russischen Konsulat in Simferopol.“ „Och! Das wusste ich nicht. Was machen wir denn jetzt? Ich kann doch nicht zurückfahren, die teure Fähre, der ganze Sprit, da muss es doch eine preisgünstigere Alternative geben.“ Ich hielt mir die Augen zu und suggerierte mir selber weiterzufahren. „Warte mal hier, setz dich in deinen Wagen, da ist wärmer ich komme in 10 Minuten zurück.“ Nach 10 Minuten kam der Zöllner. Er forderte mich auf ihm zu folgen. Wir spazierten über das Zollgelände und gelangten in eine recht abgelegene Baracke. Hier war ich mit dem Zöllner alleine.
„Du musst zurück nach Simferopol und dir ein Visa holen, dann kannst du wiederkommen“ Ich erzählte wieder die Geschichte von der teuren Fähre, dem vielen Sprit und der „preisgünstigeren Möglichkeit“ worauf der wirklich sehr freundliche Zöllner sinngemäß erwiderte: „Junge, ich weiß was du vor hast. Sechs verschiedene Leute sind für dich zuständig und ja, es ist billiger dass sich die Schranke öffnet als zurückzufahren. Dann bist du in Russland. Einen Einreisestempel und ein Visa können wir dir beim besten Willen nicht geben. Bei der ersten Verkehrskotrolle hast du die größten Probleme. Mit ein wenig Glück kannst du wieder schmieren. Aber der Polizist der dich kontrolliert hat, der hat Freunde und die ruft der an. Du wirst alle 500 Meter kontrolliert werden und wenn du die alle schmieren willst ist es bei weitem billiger nach Simferopol zurückzufahren und dir ein Visa zu holen.“
Von so viel ehrlicher Menschlichkeit war ich überrascht. Gerade von einem Zollbeamten hätte ich sie nicht erwartet. „Scheiße, und jetzt?“ „Wir gehen zurück zu deinem Wagen und du fährst mir hinterher. Ich bringe dich wieder auf die Fähre, da du kein Visa hast, kann ich dich nicht einreisen lassen, der Ticketschalter liegt aber hinter dem Grenzposten. Ich werde mit den Leuten von der Fähre reden und ihnen erklären dass sie dich ohne Ticket mitnehmen müssen.
Das Gespräch mit den Fährleuten dauerte rund 10 Minuten. Dann wurde ich auf das Schiff gelotst. Nach kurzer Wartezeit, die ich im beheizten Aufenthaltsraum verbrachte, legten wir ab. Um 20 nach 4 rollte mein Truck wieder über ukrainischen Boden, dem ukrainischen Zollhäuschen entgegen.
Ich wurde auf eine separate Fahrspur gelotst. Ein Zöllner sammelte meine Dokumente ein. Ich wartete im Fahrzeug. Ein Wagen nach dem anderen wurde abgefertigt, nur bei mir ging es nicht weiter. Schließlich war ich der Letzte der wartete. Alle Anderen die mit mir auf der Fähre waren hatten die Grenzstation bereits verlassen und ihren Weg fortgesetzt. Jetzt kam auch jemand zu mir. Ich solle ihm folgen. Kurz darauf befand ich mich in einem behaglich geheizten Häuschen. 30 Grad stand auf dem Display der Klimaanlage welche unaufhörlich Warmluft in die Baracke pustete. „Problem?“ „No Visa!“ Der Grenzer lachte. „Money, Money!“ „Whey money?” Abermals wurde ich aufgefordert dem Grenzer zu folgen. Er führte mich zum Kassenhäuschen. Hier sollte ich aus irgendwelchen mir nicht bekannten Gründen umgerechnet Eineneurofünfzig entrichten was ich dann auch tat. Ich erhielt einen recht offiziell wirkenden Zahlungsbeleg und freute mich über den geringen Betrag. Hatte ich doch bei meiner ersten Einreise in die Ukraine 20 Euro Straßensteuer entrichten müssen und dafür diesen grünen Zettel bekommen. Dann wurden noch einige Daten in den Computer eingegeben bevor ich meinen Pass zurückerhielt. Ich blätterte hindurch. Kein Einreisestempel! „Stamp!“ Ich deutete auf den Pass. Der Zöllner schaute sich das Dokument noch einmal an und beruhigte mich mit den Worten: „Ok, ok.“ „Two month Ukraine?“ Der Zöllner nickte. Ich fuhr weiter. Nach 50 Metern die nächste Schranke. Pass! Fahrzeugpapiere! Der Schrankenwächter blätterte ungläubig durch den Pass mit dem fehlenden Einreisestempel, sprach einige Minuten lang mit seinem Walki Talki, dann bekam ich meine Papiere zurück und die Schranke öffnete sich. Nach abermals einhundert Metern stoppte ich erneut den Wagen. Genau da wo ich vor wenigen Stunden aufgebrochen war. In der Wartehalle zog ich mir einen heißen Automatenkaffee für umgerechnet 30 Cent, dann startete ich erneut und fuhr zurück zu dem Parkplatz auf welchem ich meine Zeit in Kerch verbracht hatte. Es war bereits dunkel als ich dort ankam.