Moin,
frische Infos findest Du z.B. im
Wüstenschiff-Forum.
Generell sollte man sich ein gutes Stück von der algerisch-tunesischen Grenze fern halten. Es gab im Januar 2008 z.B. einen wenig publizierten Fall von einer dt.-ital. Reisegruppe, die im Bereich der Dünen-Seen nördlich von El Borma von Algeriern einkassiert, ein Woche festgehalten und schließlich ziemlich unfreundlich über den Grenzübergang Hazoua abgeschoben wurden. Zum Zeitpunkt des Vorfalls befand sich die Gruppe lt. GPS noch auf tunes. Grund, die algerische Patrouille war anderer Ansicht und nahm sie fest, Vorwurf: illegaler Grenzübertritt. War insofern nicht besonders lustig, weil u.a. ein 2jähriges Kleinkind in der Gruppe war. Es musste ein havariertes Fahrzeug sowie ein Hund(!) an Ort und Stelle zurückgelassen werden. Immerhin durfte der Hund in den LKW gesperrt und provisorisch mit Wasser und Futter ausgestattet werden. Hund und LKW wurden über eine Woche später auf abenteuerliche Art wieder gerettet, mit dem algerischen Zugführer wurde per Handy vereinbart, dass er zum Zeitpunkt der Bergung woanders Streife fährt (das ist Afrika!) und sie nicht wieder verhaften muss...
Kurz darauf, Anfang März 2008,
verschwand ein österreichisches Pärchen mit 2 Hunden und seinem Landy, nachdem sie in Tataouine nochmal vollgetankt hatten und auf dem Weg ins Sperrgebiet waren. Sie tauchten erst 8 Monate später in Mali wieder auf - ohne die Hunde, die offenbar gleich zu Beginn des Zwischenfalls umkamen.
Allgemein wird kolportiert, dass sie im südlichen Sperrgebiet illegal die algerische Grenze mit Ziel Sif Fatima übertreten hatten und
danach von Terroristen entführt wurden. Ob es stimmt, wissen wir nicht. Aus offizieller tunesischer Sicht muss es so gewesen sein, denn "Tunesien ist sicher". Ähnlich dürften die Algerier argumentieren, nur eben, dass
es in Tunesien passiert ist. Dann gibt es noch eine
Hypothese, dass der Vorfall im Bereich des 32° Breitengrades passiert ist - das wäre quasi ausserhalb des klassischen Sperrgebiets - evtl. im Bereich der "Seen".
Über die Hintergründe dieses Vorfalls wurde und wird viel spekuliert, waren staatliche Stellen darin verwickelt, wenn ja algerische/tunesische/libysche oder das
AFRICOMder Amerikaner, die den Maghreb seit einigen Jahren ja auch zu ihrer Interessenssphäre erklärt haben, ursprünglich eine "pan sahel initiative (PSI)" ausriefen und heute mit der so genannten "Operation Enduring Freedom Trans Sahara (OEF-TS)" moderate moslemische Regierungen im Kampf gegen Extremisten unterstützen ("..to combat the spread of extremist ideology and terrorism in the region").
Im vergangen Jahr haben tunesische Einheiten sehr plötzlich das Sperrgebiet "geräumt" und alle aufgreifbaren (genehmigten) Reisenden und
die Teilnehmer der Rallye Erg Oriental in den Norden evakuiert. Angeblich wegen eines grenznahen Vorfalls auf algerischer Seite (logo!).
Die Stille im Maghreb kann trügerisch sein.
Beobachter der ganzen Sache, wie PeterM, sehen in "unserm Sandkasten" ein Entführungsbusiness im Entstehen begriffen, ähnlich wie es im Sudan, in Somalia, Mali, Niger etc. schon etabliert ist.
Man sollte also nicht völlig naiv da unten herumfahren. Panik ist nicht angesagt, aber Wachsamkeit. Ich würde Touren abseits der bewohnten Gebiete nicht alleine machen, sondern in einer größeren Gruppe, 3-4 Fahrzeuge, eher mehr, dann kann man die Gruppe wieder in Untergruppen teilen, die mit ein paar Minuten Abstand hintereinander fahren. Das dürfte "Störungen" von Außen erschweren, einen einsamen Landy abzugreifen ist problemloser.
Es kann auch Sinn machen, täglich eine Statusmeldung mit Positionsangabe an eine Vertrauensperson abzusetzen, bleibt die Routinemeldung aus, dann stimmt was nicht und der Kontakt zuhause kann Hilfe organisieren (setzt natürlich voraus, dass man zuverlässig funktionierende Kommunikationsmittel inkl. Backup hat und die Vertrauensperson zuverlässig ist). Paranoiker sollten sich aber im Klaren sein, dass jegliche Telekommunikation via Handy/SatPhone/Funk aufmerksame Mithörer zumindest von allen da unten involvierten staatlichen Stellen haben dürfte.
Wir sind nicht die einzigen, die dort unten Interessen haben. Es sind mindestens noch "die Extremisten" und "die Extremistenbekämpfer" unterwegs. Daneben die um ihren Machterhalt ringenden "moderaten Regimes" von Algerien, Tunesien und Mali.
Als wir 2003 auf halber Strecke zwischen El Kef und dem Table de Jughurta allein in einem Wäldchen nächtigten, ging ich abends so meine gesammelten Reisehinweise und Ausdrucke durch, bis mir klar wurde, dass in der nur einen Steinwurf (50km) von uns entfernten algerischen Region Tebessa kurz zuvor mal eben 20 Zivilisten massakriert wurden - die Nacht war ich
etwas unruhig...
Ich würde meine erste Tunesientour auf die Region Touzeur - Douz - Ksar Ghilane - Tataouine - Matamta konzentrieren. Da gibt es genug zu sehen und zu fahren. Bergpisten im Dahar-Gebirge zu abgelegenen Dörfern sind genauso spannend, wie die 80km-Direktroute durch die Hoppeldünen von Douz nach Ksar Ghilane, die man unter günstigen Bedingungen in 4h schafft, unter ungünstigen aber auch 4 Tage unterwegs sein kann...
Mitfahrer für die Sandrouten findet man problemlos auf dem Campingplatz in Douz. Es empfiehlt sich, Mittwochs in Douz einzulaufen und sich den Donnerstag für den Marktbesuch freizuhalten - wenn mans noch nicht gesehen hat, ist es ein Erlebnis und kein Vergleich mit den Touri-Nepp-Märkten in den Badeorten am Meer.
Für die erste Übernachtung in Tunesien fahren viele zum Campingplatz von Hammamet. Ich hab es bevorzugt, alleine am Strand zu stehen, das geht z.B. 50km südlich von Tunis, bei Grombalia/Korba (in der Karte schauen, da gibt es immer wieder Strandabschnitte zwischen den Ortschaften, wo man entlang eines Oueds oder Kanals hinfahren kann).
Grüsse
Tom