Moin,
ich schließe mich 100% dem Dude an: fahrt los, haltet Augen und Ohren offen, vertraut auf euer Gefühl und MACHT URLAUB!
@Fabian192
Zu den ganzen Meldungen von Rückkehrern sollte man sich stets vor Augen halten, dass es sich um subjektiv erlebte Geschichten und Einzelmeinungen handelt. Es war schon 1999 (gute alte ZeitTM) so, dass man nicht frei in Tunesien campieren durfte, wenn man vorher so blöd war, die Garde National oder Polizisten zu fragen.
Genauso ist es am Camping Platz Desert Club in Douz. Man kann dort campieren und wieder abreisen. Wohin weiss nur der Wind. Man kann natürlich die lieben Jungs (nix für ungut, die sind wirklich bemüht) von der Platzverwaltung fragen, ob man in die Dünen "darf", dann werden sie von einem die Routenbeschreibung, Namen und Ausweisnummern abknöpfen, wollten sie von uns 2001 auch schon haben - als wir (dummerweise) gefragt haben, ob sie es für eine gute Idee hielten, wenn wir nach Ksar G. durch die Dünen führen...
Der Mechanismus, der bei solchen Sachen abläuft, ist immer der selbe: frage ich jemanden, dann ziehe ich ihn quasi mit in die Angelegenheit hinein. Wenn mir dann was passiert, dann hat der, den ich gefragt habe evtl. ein Problem, weil er mich nicht davon abgehalten hat.
Beispiel: Übernachtung am Strand. Ungefragt (und unentdeckt) kein Problem. Frage ich nen Offiziellen vorher, wird er versuchen, mir mein Vorhaben höflich und wortreich auszureden (zu gefährlich - beaucoup des animaux sauvage - am Strand jaja...) und mich zu einem Hotel, Campingplatz oder Polizeiposten lotsen, um dort "sicher" zu Übernachten. Angenommen, ein Uniformierter hätte mir die wilde Übernachtung gestattet und ich bekomme nachts Besuch von irgend nem Gauner und ich beklage mich am nächsten Tag bei der Polizei mit den Worten "...der da hat es mir aber erlaubt", dann wäre für den "Erlauber" die Kacke am dampfen.
Genau das selbe gilt für den Platzwart vom Desert Club, für den Colonel der G.N. in Ksar Ghilane und und und. Deshalb ist die zurückhaltende und restriktive Reaktion der Leute absolut verständlich.
Wenn ich morgens in Douz vom Campingplatz mit meiner Gruppe aufbreche, hinterlasse ich keine unterschriebenen Zettel bei niemand. Aber ich bin mir meiner Verantwortung auch bewusst und fahre nicht larifari durch die Gegend. Mehrere Fahrzeuge, redundante Ausrüstung, SAT-Handy und Gruppenmitglieder mit medizinischem und technischem Hintergrund sind stets dabei.
Wenn ich lese, dass jemand im Sandsturm eine ganze Nacht mit seinem Fahrzeug verbringen musste - und die Gruppe eine Suchaktion mit der G.N. angeleiert hat - dann frag ich mich
Oh my God, warum man überhaupt in die Wüste fährt? Ist es nicht ein wesentlicher Aspekt einer Wüstenreise, dass man nicht nur eine ganze Nacht, sondern womöglich mehrere Tage oder gar Wochen in selbiger verbringt?
Ich glaub, ich muss mal meine Ironie-Tags suchen gehen...
Wir standen auch mal einfach so "grundlos" ein, zwei Tage
in den Dünen zwischen Tembain und Douz, wurden leider mehrfach von
Touristen "entdeckt" und gefragt, ob wir Hilfe bräuchten, dabei gings uns pudelwohl...
Fahrt sinnig, fahrt mit Verantwortungsbewusstsein und reist "geräuschlos". Je mehr Wirbel man macht, um so restriktiver wirds für alle.
Wenn man in Schwierigkeiten gerät, sollte man sie auch selber bzw. auf eigene Initiative lösen können und nicht den lokalen Behörden auflasten (Stichwort Suchaktionen).
Ein gebrauchtes Sat-Handy kostet 300 Euro, ein GPS 50. Beides kann man auch jedem noch so knausrigen Endurofahrer zumuten. Wer heute noch ohne diese Hilfsmittel (alleine) losfährt, liegenbleibt, sich nicht mitteilen kann und es deshalb auf eine aufwendige Suchaktion ankommen lassen muss, ist der eigentliche Bad Guy in diesem Spiel. Denn wegen dieser für die Behörden unbequemen Aktionen kommen viele der ganzen Reisebeschränkungen, wie Führerpflicht, Konvoipflicht etc.
Wir sind auch schon auf Wunsch einer Motorradgruppe in Douz spontan mit dem Mog losgefahren und haben einen gestürzten Biker in den Dünen hinterm Stadion gesucht, gefunden und zurückgebracht. Am Platz provisorisch versorgt (Prellungen, leichte Abschürfungen) und ihm ein Handy mit der Ersatzeilhotline des ADAC in die Hand gedrückt. Hätte man natürlich auch spektakulär als dramatische Nacht-Suche des Militärs mit Helikopter und Krankenwagentransport nach Kebili inszenieren können.
Eigenverantwortung und die Fähigkeit, selbständig zu handeln, sollte man bei solchen Touren schon besitzen. Nicht immer gleich "Mammaaa!" schreien, wenn der Schnuller rausgefallen ist. Aber heute lässt man sich ja auch den Ersatzreifen vom ADAC-Mann montieren...Hab erst gestern nen gelben Engel gesehen, der erst mal ein Warndreieck aufstellte, der Herr Motorist mit der Reifenpanne war sich offenbar zu fein dafür - diese Denke findet man heute leider auch bei Wüstenreisenden - es ist (technisch) zu einfach geworden, in die Wüste zu fahren und es fahren deshalb vielfach die falschen Leute dort hin. Teerstraße und Handynetz am Ksar Ghilane machen es leider noch einfacher.
Grüsse
Tom