Moin,
wie überall im Leben hilft bei der Stellplatzwahl oft auch "Vorbeugen ist besser als auf die Füße pi.."
In ländlichen Gebieten haben wir gute Erfahrung damit gemacht, dass wir uns am späten Nachmittag ein zwei schöne Plätze ausgesucht haben und dann erst mit Einbruch der Dunkelheit wiedergekommen sind. Dann ist die Feldarbeiter-Rush-Hour vorbei und die pubertären Jungs mit ihren Mopeds haben sich bis dahin schon andere Ziele ausgesucht.
Oder dass man eben die Fähigkeit unserer Reisefahrzeuge bewusst ausnutzt und einen für Normalos unzugänglichen Stellplatz anfährt. So wie "unser"
Stellplatz-für-die-erste-Nacht-in-Afrika 40km südlich von Tunis. Ein einsamer weisser Strand, nur über eine schmierige längere Piste entlang einer verdreckten Flussmündung erreichbar. Das Dorf in Sichtweite liegt auf der anderen Seite des Wadis, die nächste Brücke ist mit 1,5km den meisten "Gelegenheitsbesuchern" zu weit und von der Landstrasse aus ist der Strandabschnitt nicht einsehbar, so wird man auch von der allzu fürsorglichen Nationalgarde nicht entdeckt und in Ruhe gelassen. Wir standen da schon mal 3 Tage
ganz allein direkt am Meer und hatten in der Zeit gerade mal zwei Begegnungen mit einem zahnlosen alten Fischer und einem schüchternen Jungen, der mir eine neue Methode des Sandburgenbaus verriet.
Das professionelle Gaunergesindel treibt sich normalerweise nur rum, wo es a) schnell hinkommt, b) viel Rummel ist, c) die Beute lohnt und d) man wieder schnell wegkommt. Auf Autogrill-Rastplätzen in Italien kann man die Zeit in Minuten zählen, bis man diskret ausgespäht wird und nachts hört man den Akkubohrer dann am Schloß der Fahrertür surren (ist 2004 nem Mitfahrer, der direkt vor unserer Nase parkte, passiert).
Genauso "blöd" ist, wer freiwillig am Fährhafen direkt am Tor übernachtet, da präsentiert man sich selber perfekt, ist dazu noch aufgedreht oder von der Fahrt erschöpft, hat zwei drei Bier zuviel und wundert sich, wie die einem die Brieftasche unterm Kopfkissen mopsen konnten..
Lässt sich das Übernachten in bewohnter Umgebung nicht vermeiden bzw. kann man damit rechnen, sowieso entdeckt zu werden, hilft es meistens, wenn man die Initiative ergreift und von sich aus den Kontakt sucht.
Das schreckt Gelegenheitsgauner ab, weil man dann sowas wie Gaststatus bekommt. Der "Nachteil" ist, dass man mit meist gnadenloser Gastfreundschaft rechnen muss und sich als Stargast bei einer zweitägigen Familienfeier wiederfindet, oder mal eben alle Verwandte zusammengetrommelt werden, um den Besuch der Freunde aus Almanya zu feiern...
Wir hatten aber auch schon Pech mit erstaunlich "westlich-zivilisierten" Landbewohnern, die unsere Anfrage, unten am Wegrand neben ihrer Wiese parken zu dürfen, ablehnten und uns baten, doch bitte weiter zu fahren. Bei uns eine z.B. in der Region Oberschwaben-Bodensee sehr verbreitete und meist vor Ort mit viel Leidenschaft zum Ausdruck gebrachte Einstellung.
Zum Parken in Fluchtrichtung und dem Plattfahren von "Sich-in-den-Weg-stellern": wer dir wirklich an den Pelz will, kalkuliert den Fluchtversuch mit ein, entfernt prohylaktisch ein Reifenventil oder hält dir eine kompakte Bleispritze unter die Nase. Dann erübrigt sich die Diskussion.
Den Helden zu spielen macht eh nur Sinn, wenn man noch ein zwei Überraschungsmomente im Ärmel hat oder massiv in der Überzahl ist, nen netten 50kg Hund von der Leine lassen kann oder noch mal zwei Trucks hinter den nächsten Dünen links und rechts stehen hat, mit Besatzungen die Bescheid wissen und "bereit" sind, den Gaunern mal ein wenig ans Blech ihrer Karosse zu boxen.
Nach Murphys Gesetz erwischt es einen genau dann, wenn man grade ein Rad abmontiert hat, oder die gesamte Wäsche auf den Leinen zwischen zwei Womos baumelt.
Tom