Moin,
die nächste Frage nach der W-Frage ist die E-Frage: welche Ersatzteile nimmt man mit. Korrespondiert ja auch teilweise mit der Werkzeugliste... Z.B. nen Lenkradabzieher brauch ich nicht mitnehmen, wenn ich keine E-Teile dabei hab, die mir im Bereich Lenkrad nützen würden.
Sinnvoll ist das Herangehen an die Mitnehm-Planung, wie von Stefan/osterlitz geschildert: rappelnde, undichte, brechende und sonstige Teile sollen repariert/stillgelegt oder ersetzt werden können.
Ich würde mal sagen, dass 90% der Unterwegs-Reparaturen mit der minimalen Standard-Ausstattung eines Werkzeugkoffers wie dem
"Proxxon PKW-Koffer" oder dem
"Heyco Expert Plus" erledigt werden können. Investition beim Proxxonkoffer um 100 Euro neu, die Heyco-Koffer findet man recht häufig in Ibääh, der Expert plus ist mir da mal für 40 Euro zugelaufen.
Was man nie genug haben kann, sind Ratschen, 13er-Schlüssel, Kabelbinder und Spanngurte - also mehrfach mitnehmen. Manche Ratschen reagieren empfindlich auf feinen Sand, vor allem die umschaltbaren. Da sind die alten Durchsteck-Ratschen robuster.
Bei den Spezialwerkzeugen würde ichs von den Ersatzteilen abhängig machen, die ich dabei hab.
Lieber bei den gemeinen Kleinteilen aufpassen, die sich hartnäckig der Improvisation entziehen:
Winkelverschraubungen von Luftleitungen, Fittinge für die Spritleitungen (bei BW-Fahrzeugen wurde da gerne "nicht-standard" verbaut, z.B. die Plastik-Spritleitungen beim Unimog) etc.
Das
Ersatz-Schauglasfür den Dieselvorfilter an der Pumpe ist mindestens so wichtig wie die Filtereinsätze selbst...
Oder ein Bremsflüssigkeitsbehälter mit Deckel oder Ventileinsätze und -käppchen.
Da fällt mir noch ein praktisches Werkzeug ein: ein Ventilschlüssel für die Reifenventile. Ist zehnmal praktischer als ein Ventilkäpchen mit eingebautem Schlüssel. Mit etwas Übung kann man mit dem Ventilschlüssel den V-Einsatz zum flotten Reifendrucheinstellen komplett rausnehmen, ohne dass einem der Einsatz davonfliegt und kriegt ihn auch wieder "gegen den Strom" eingefädelt und verschraubt.
Als Bordelektroniker hab ich selbstredend immer ein
Multimeter und eine regelbare Lötstation für 12-24V (gabs mal bei Pollin für'n Appel und 'n Ei) dabei

Sowas spricht sich im Camp rasend schnell rum und schwupps hat man nen schmollenden Wechselrichter aufm Schoß und braucht sich über die Bierversorgung später am Abend keine Gedanken mehr machen... Wir haben auch schon mal nen erschöpften Luftmassenmesser eines Syncro-Bus in Douz mit Lötkolben bei Stirnlampenlicht wieder instandsetzen können.
Ich hatte auch schon mal nen 24V-Akkuschrauber/bohrer dabei, ist aber wieder rausgeflogen, so viele Löcher gabs dann doch nicht zu bohren...
Manche Achsgehäuse (Unimog-Diffs. z.B.) brauchen Inbus-Schlüssel in XL, die sollte man dann dabei haben.
Wer unterwegs viele Reifen verschleisst (sei es weil er mit alten Schlappen fährt oder weil die Strecke ihren Tribut fordert), sollte sich ein entsprechendes Reifen-Reparaturset zulegen, speziell die Schlauchlos-Fahrer können viele Reifenpannen mit den
"Durchzieh-Gummistöpseln" per Stechahle elegant und fix reparieren.
Über den Reifentreiber wurde schon viel geschrieben. Vom "Drauffahren" auf den zu lösenden Reifen halte ich nichts, die Gefahr, dass Drähte in der Karkasse brechen oder der Materialverbund aufgewalkt wird, wäre mir zu gross. Denn die Methode klappt nur, wenn die Lauffläche dabei massiv gequetscht werden kann. Wende ich nur bei Reifen anderer Leute und nur auf deren Risiko an...
Wer Kontakte nach Down Under oder Amiland hat, kann sich einen Bead-Breaker oder
Bead-Cheata mitbringen lassen. Das Teil ist dort in der Landwirtschaft verbreitet und ist ein kleiner spezieller hydraulischer Mini-Schraubstock, der an den Felgenrand geklemmt wird und dann mittels aufgesetztem Schraubenschlüssel als Kurbel einen Abdrückstempel in die Reifenflanke drückt.
Grüsse
Tom