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von Weickenm » 2021-02-03 20:14:35
Servus Ralf (oder schreibt man Dich mit ph? ich hab's vergessen, pardon),
ja, Du hast Recht, es ist in der Tat so, dass wir hier im Forum nur teilinformiert sind.
Die Stellungsnahme für mich zeugt allerdings dennoch davon, dass bei der Auslegung der kundenseitigen Anforderungen ein bisschen der Fahrzeugtechnische Hintergrund fehlt bei dem Aufbauer (Einzelmeinung!).
In meiner Einführungsveranstaltung zu Entwerfen 1 hat uns unser Prof. (der nebenbei in Ulm am Forschungszentrum vom Daimler als Berater schafft) ein wenig über die Dachstruktur der A-Säule und deren Crashfunktion erläutert. Irgendwann kam die Frage, warum es wichtig ist, dass wir als angehende Ingenieure unser Handeln in dessen Tragweite bewusst sind.
Die Antwort lautet: Weil sonst Leute sterben können.
Zugegeben, das mag vielleicht nicht auf alles zutreffen, trifft den Pudel aber auf dem Kopf. Es wird sich darauf verlassen, dass die Fachleute wissen was sie tun, deshalb sind sie ja auch Fachleute.
Wenn ich als Aufbauhersteller nun ein Fahrzeug auf/umbaue gibt es herstellerseitig Aufbaurichtlinien. Die sind zwar wild voneinander abgekupfert, bzw wissen längst nicht alle, die an einer solchen Schreiben was sie da tun, aber das ist ein anderes Thema (ich hab an min. Einer mitgeschrieben, darf das also sagen). Wenn ich der Meinung bin, dass ich das besser kann als in der vorgeschriebenen Lösung, bzw, dass diese Richtlinie auf mich nicht zutrifft, so darf ich natürlich daran vorbei konstruieren.
Nevertheless bin ich für mein Handeln verantwortlich.
Schaut man sich im Video nun die Passage mit den Baumstämmen die überfahren werden an, muss man nach dem "off-road", was laut Stellungsnahme ja kundenunübliche Nutzung darstellen soll, schon suchen.
Ich sehe da wiederum eine große Ähnlichkeit mit dem Bahnübergang in meiner Heimatstadt. Über die beiden (einer hat eher die A Form, der andere eher ein V, sind von der Steigung aber vergleichbar) rollen täglich tausende PKW und hunderte LKW. Dieser Sprinter wäre somit nicht straßentauglich.
Da kann man jetzt als Aufbauhersteller viel Schwadronieren und sich aus der Verantwortung ziehen mit der Begründung, dass es kein bestimmungsgemäßer Gebrauch ist, oder aber einfach im Vorfeld mal schauen, wie sich denn die Reifenkartoffel an dem Doppelachsaggregat an der Hinterachse verhält. Ich habe da in Bezug auf Schneeketten zumindest Bedenken.
Es spricht per se nix dagegen, als Aufbauhersteller zu arbeiten.
Nur, wenn ich ursprünglich aus dem Messebau/Innenausbau komme, darf ich nicht davon ausgehen, dass das schon irgendwie gut geht.
Auch so Sachen wie der abgekratzte Lack, die nicht passende Achslast (Da jetzt mit Reifendrücken zu kommen ist in meinen Augen einfach nur unglaubwürdig), die Heizungsbedienung oder der rostende Hilfsrahmen, vermitteln mir ein wenig den Eindruck, dass da nicht so ganz zu Ende gedacht wurde. Sich jetzt mit der Aussage zu "uns wurde das Auto nicht zur Nachbesserung gegeben" aus der Verantwortung ziehen zu wollen hinterlässt halt auch einen Beigeschmack. Wir wissen nicht, wie oft das Auto schon bei denen stand zur Nachbesserung. Wenn ich als Kunde allerdings das Gefühl habe, dass der Aufbauer das nur schlimmer macht käme ich im Leben nicht auf die Idee dem das Auto erneut hinzustellen.
Wenn ich daran denke wie oft ich daheim aus dem Baumarkt komme, aussteige, einsteige und wieder hin fahre (was man nicht im Kopp hat, das hat man im Tank...) weil ich vor lauter lauter zwar die Schrauben gekauft habe, aber die dazugehörigen Muttern vergessen habe, da kann ich auch schlecht dem Baumarkt die Rechnung für den verfahrenen Sprit hinlegen oder mich darüber mokieren, dass man mich nicht gefragt hat, ob ich denn keine Muttern brauche.
(Ja, ich weiß, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber ich denke das gemeinte kommt an.)
Natürlich ist es Firma blöd wenn eine negative publicity entsteht. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es Kunden gibt, die man im Nachhinein lieber hätte nicht annehmen sollen. Allerdings bin ich für mein Handeln nun mal selbst verantwortlich. Und wenn ich als Fahrzeugbauer tätig sein will, dann muss ich halt auch schauen, dass ich mich an die anerannten Regeln der Technik halte (oder verdammt gute Gründe haben, warum in diesem speziellen Fall eben nicht).
Aber das ist auch nur die unrepräsentative Meinung eines Individuums, von denen gibts ja irgendwas um die 4,x Milliarden...
Beste Grüße
Florian
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