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Beitrag
von Tomduly » 2009-07-13 11:35:24
moin,
die von Dir verlinkten Schwerschaum-Matten sind alles Absorber, egal, ob mit Oberflächenkaschierung oder nicht.
Reflexionen gibt es v.a. an "schallharten Oberflächen" wie Glas, Metallteilen, massiven Wänden/Decken/Böden etc.
Gerade in Fahrerhäusern sinds oft die Fensterscheiben, die für (hochfrequenten) Lärm aus allen Richtungen sorgen. Tiefe Töne werden überwiegend als Körperschall übertragen, z.B. wird das Abrollgeräusch der Reifen über die Achsen/Rahmenteile an die Karosse weitergegeben die dann entsprechend vibriert.
"Brüll-Schall" von Motoren ist ein Mix aus Direktschall, den Motorblock/Krümmer/Ansaugtrakt direkt über die Luft abstrahlen, und aus Körperschall, der als mechanische Schwingung über Aufhängungen und Leitungen/Auspuffrohre an andere Fahrzeugteile weitergegeben wird. Den Direktschall kann man ganz gut mit Absorbermatten dämpfen. Dem Körperschall ist schwieriger beizukommen, weil man die unerwünscht vibrierenden Teile in ihrer Vibration behindern muss. Dazu sind Schaumstoffmatten i.d.R. zu leicht. Besser ist das Aussteifen von Blechflächen durch flächig aufgeschweisste/-nietete/-klebte biegesteife Profile. Die frei schwingenden Flächen werden dadurch kleiner. Man stelle sich eine 1x1m Blechfläche an der Rückwand eines Fahrerhauses vor:
[ ]
mit solchen Blechtafeln hat man früher durch hinundherschwabbeln "Theaterdonner" gemacht. Körperschall hat nen ähnlichen Effekt auf Blechflächen. Steift man so eine Blechfläche z.B. mit einem diagonal aufgebrachten Winkelprofil aus:
[ / ]
kann sich in Blechmitte kein "Bauch" mehr bilden, Schwingungen mit dieser Wellenlänge werden wirksam unterbunden. Die durch das Profil quasi halbierte freie Blechfläche kann nun nur noch mit der doppelten Frequenz schwingen. Durch die geringere mögliche Durchbiegung der kleineren Fläche wird die Amplitude, also die Lautstärke der Schwingung auch deutlich weniger.
Man kann das Blech noch weiter aussteifen:
[ X ]
..viele Blechkarossen haben solche Aussteifungen schon, die kann man aber weiter verfeinern.
Der nächste - wichtigste - Schritt, ist das vernichten von Schall-Energie in dem man sie in Reibungswärme umwandelt. Sehr effektiv geht das z.B. mit sandgefüllten Bodenmatten: durch die akustischen Schwingungen reiben sich die Sandkörner aneinander und aus Lärm wird Wärme.
Die im Link von Bustreter aufgeführten Schwerschaummatten absorbieren auch durch Umwandlung in Reibungswärme, besser geht das allerdings dann mit den ebenfalls dort angebotenen "mineralgefüllten Schwerfolien", die man als Kaschierung für die Schaumstoffplatten bekommen kann.
Bedenkt aber, dass der Absorptionsgrad der Dämmmatten frequenzabhängig ist. Sehr tiefe Töne werden nur sehr schlecht von Schaumstoffen, Bitumenmatten und Sandfolien absorbiert. Das klappt besser mit einer 20cm dicken Schüttung aus Sand oder Split - leider im Fahrzeugbau nicht realisierbar. Da hilft nur konstruktive Vorbeugung, z.B. mechanisch weitgehend entkoppelter Antriebstrang (worst case: Traktor-Monoblock Motor-Getriebe-Achsgehäuse direkt miteinander verschraubt; best case: Hydraulische oder elektrische Energieübertragung an die Räder..)
Meine Erfahrung mit Dämm-Schaumstoffen ist, dass sie schon was bringen, aber sie sollten alle 5 Jahre ausgewechselt werden, weil die Schaumstoffe mit der Zeit aushärten und zerbröseln.
Grüße
Tom