wie immer einige kleine Neuigkeiten. Am 1. Januar beginnt die Präsidentschaft des jüngsten Präsidenten Ecuadors. Der 35 jährige Noboa, ein Unternehmer, gewann die Stichwahl recht deutlich. Er stammt aus einer der reichsten Familien dieses Landes. Bis auf ein paar Schlagworte zum Thema innere Sicherheit und Wirtschaft konnte ich bisher wenig konkretes hören.
Unternehmen sollen steuerlich erleichtert werden, wenn sie neue Arbeitsplätze schaffen. Polizei und Militär sollen mit ausländischer Hilfe ( Spanien und die USA haben schon zugesagt) technisch besser im Kampf gegen die organisierte Kriminalität ausgestattet werden.
Um die schwächelnde Bauwirtschaft anzukurbeln ist eine Mehrwertsteuer Absenkung auf Baustoffe im Gespräch. Ausserdem günstige Baukredite von 5%. Geldgeber ist sie staatliche Entwicklungsbank. Damit soll der soziale Wohnungsbau angekurbelt werden. Sozialer Wohnungsbau bedeutet hier immer die Schaffung von Eigentum. Die Gemeinden stellen kostenlos Bauland zur Verfügung. Die Mitarbeiter des Bauhofes sorgen mit ihren Gerätschaften für die Erschließung. Die Architekten des Bauamtes kümmern sich um Planung, Ausschreibung, Bauleitung bis zur Übergabe.Dann werden natürlich keine 50 individuellen Einfamilienhäuser gebaut sondern 200 Reihenhäuser auf gleicher Fläche. Ein Haus wie das andere, mit serieller Vorfertigung. Damit lassen sich die Kosten senken und in Verbindung mit günstigen Darlehn können sich auch Familien mit einem eher durchschnittlichen Einkommens ein Haus kaufen.
Der Monat Oktober ist ganz wichtig für die hiesige Kultur und besonders für mich. Die letzte Gnadenfrist einer frischen TÜV Plakette läuft ab. Danach gibt's nur noch die Beschlagnahmung des Fahrzeuges, falls es auf öffentlichen Straßen aufgegriffen wird. Diesmal gab's den TÜV per Post von einer Prüfstelle in einem mir völlig unbekannten Landkreis

Im Oktober wird der Mais ausgesät und diese Nutzpflanze steht ganz oben in der hiesigen Kultur.
Ausserdem ist dies der Monat der Geister und verstorbenen Seelen. Eine Zeit um an die Verstorbenen zu denken. Dies erfolgt auch durch ein Spiel. El trompo, der Kreisel. Zwei Mannschaften ziehen durch die öffentlichen Straßen und Parks. Ein Stein dient als Abschlagspunkt. Darauf ein hölzernes, radförmiges Teil. Ein Spieler wickelt den Holzkreisel, mit Metallspitze, auf einer Schnur auf und bringt den Kreisel in Schwung. Ein anderer Spieler nimmt den drehenden Kreisel auf die Handfläche und schleudert damit das Holzteil vom Stein. Wo dieses liegen bleibt ist der neue Abschlagspunkt. Da ziehen dann ganze Familien und Nachbarn durch die Straßen. Von groß bis klein, jung und alt. Selbst die Oma mit Gehwagen oder Rollstuhl ist dabei. Kleinkinder müssen laufen, da die Buggys mit Getränken und Verpflegung belegt sind

Das ganze endet am 2. November, dem Tag der Toten. Dann entern die Familien mit Speisen und Getränken den Friedhof und lassen sich an oder auf den Gräbern häuslich nieder und verspeisen das für die verstorbenen gedachte Essen. Es herrscht eine lebendige, fröhliche Stimmung. Für mich, eine andere Friedhofsatmosphäre gewohnt, anfangs sehr befremdlich.
Dann sind wir Besitzer eines neuen Grundstücks und stehen ordnungsgemäß im Grundbuch. Die Büroktratie zog sich ein wenig, aber am Ende alles gut. Die Stadt tat natürlich kein Handschlag bevor ich meine Schulden bezahlt hatte. Die Grundsteuer und Anliegergebüren für 2023 waren noch offen. So kriegen sie dich dann

Die finale Bauplanung steht, ich hoffe der Bauantrag geht diese Woche noch raus. Dann sollte die Genehmigung in zwei Wochen durch sein.
Letzte Woche habe ich eine Grundstücks Inspektion durch das Bauamt durchführen lassen. Mein geplantes Bauvorhaben paßt nur auf das Grundstück, wenn ich den erforderlichen Grenzabstand unterschreite.
Da auf einer Seite des Grundstücks keine weitere Bebauung möglich ist, gab's keine Einwände und für unser Grundstück wurden neue Grenzabstände festgelegt. Vorschriften gibt's hier auch genug aber im Einzelfall wird der gesunde Menschenverstand benutzt und die Vorschriften geändert. Hat eine Weile gedauert zu verstehen, dass nichts in Stein gemeißelt ist.
Und nun ganz aktuell. Seit letzter Woche gibt es seit vielen Jahren wieder Stromabschaltungen im ganzen Land. Von 8.00-12.00 oder 12.00-16.00. Folgen von El Niño. Die Dürre sorgt für stark sinkende Pegel der Stauseen und die Nachbarn können nicht genug Strom liefern. Da die seit langen kaum benutzten fossilen Kraftwerke (Gas, Diesel, Öl) schlecht gewartet sind, laufen diese nur mit 30-40% ihrer Kapazität.
Die vorhandenen Wind und Solarparks, sowas gibt's auch, sind nicht besonders hilfreich. Der höchste Energiebedarf besteht in den Abendstunden. Da schläft der Wind ein und die Sonne ist verschwunden.
Ausserdem ist der Energiebedarf des Landes viel stärker angestiegen als vor Jahren kalkuliert, so dass Ecuador sich vom Strom Exporteur zum Importeur entwickelt hat.
Die ehemalige Planung geht bis 2027. Bis dahin werden noch zwei Wasserkraftwerke und einige größere Wind/Solar/Biomasse Parks fertiggestellt.
Wird nicht reichen sagt der zuständige Stromminister. Wind und Sonne liefern kein Strom wenn er am dringensten benötigt wird und bei evtl häufiger auftretener Dürre fällt die Wasserkraft aus.
Also muß die fossile Infrastruktur durch Modernisierung und Neubau in Schuß gebracht werden, damit sie im Notfall einsatzbereit ist. Kostet natürlich viel Geld und schlägt sich negativ auf die günstigen Preise der erneuerbaren Energien nieder.
Ich nahm die angekündigten Stromabschaltungen zum Anlass um die platten Kofferbatterien durch Neue zu ersetzen. Wechselrichter an und der Router läuft, Internet steht. Unsere Glasfaser Firma hält das Internet mit Notstromern am laufen. Somit keine Beeinträchtigungen. Meinen Maschineneinsatz kann ich flexibel dem Strom anpassen

Ausserdem ist die Trockenzeit bei uns vorbei. Morgens noch bewölkt und ungemütlich, dann Sonne und am Nachmittag regnet es. Da muß ich eh meinen Rhythmus dem Wetter anpassen. Wenn die erste Gewitterwolke am Horizont erscheint, wird die Arbeit vorsorglich eingestellt.
Man muß sich den Gepflogenheiten der hiesigen Bauhandwerker anpassen. Dieser notwendige Schritt zur Integration kommt mir sehr gelegen, lange genug bei schlechtem Wetter draußen gearbeitet

Also alles gut hier.....läuft. Noch paar Bilder zum Abschluss
Gruß Jens