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Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-12 9:05:24
von Der Initiator
Meine zweite Ratefrage heute :D Diese Andrehklaue
241112 Andrehklaue 1.JPG
241112 Andrehklaue 2.JPG

hält diese Keilriemenscheibe
241106 Stirnraddeckel 6 Welle eingelaufen.JPG
auf der Kurbelwelle. Der Motor ist ein 60 Jahre alter, in GB gebauter Ford 590E. Das Gewinde ist UNF 1", dafür finde ich folgende Anzugsdrehmomente:

Grade 1, entspricht etwa 4.6: 332 Nm
Grade 2, entspricht etwa 5.6: 442 Nm
Grade 5, entspricht etwa 8.8: 848 Nm
Grade 8, entspricht etwa 10.9: 1199 Nm

Grade 8 schließe ich einfach mal aus, mein Bauch sagt - äh, nö :angel: Natürlich begründet der das nicht, wie immer. Er tendiert zu "zwischen Grade 2 und 5. Was ratet Ihr (mir)? Ich überlege auch, lieber etwas wenig stark anzuziehen, dafür eine mittelfeste Schraubensicherung zu verwenden. Die Gefahr des Verlierens ist vermutlich eher gering, oder? Ich bin immer so unsicher :(

Falls es interessiert, noch die Einbausituation

241105 Demontage Stirnraddeckel 001.JPG

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-12 11:27:46
von Johannes D
Servus,

wie schwer gings denn auf? Ich würde ja eher so was wie 8.8 tippen, aber 848 NM kommt mir an dieser Stelle schon recht ordentlich vor, das ganze muss ja auch "irgendiwe" gegengehalten werden und die Kurbelwelle ist ja auch nicht unendlich belastbar.
Was könnte denn schlimmstenfalls passieren wenn sich das an der Stelle löst? Ich stelle mir das ja eher unangenehm vor von so ner Riemenscheibe getroffen zu werden.

Auf die schnelle gegoogled: es scheint Werkstatthandbücher zu kaufen zu geben, evlt. findest in einem einschlägigen Forum jemanden der Dir hier helfen kann? Oder bei nem entsprechenden Landmaschinenfuzzi?

Ich weis zB von einem Bekannten der schon viele Eicher EDK Motoren überholt hat, das die Werksangabe für die Zentralmutter an der Schwungscheibe eher zu niedrig ist und die reale Gefahr besteht, dass sich das im Betrieb löst. Sein Tipp: Mit nem Schlagschlüssel und dem großen Hammer fest bis wirklich nix mehr geht.

cu

Johannes D.

PS: Ich würde fast vermuten, in der Werkstatt ham die einfach dein großen Schlagschrauber genommen und nach "Gefühl" festgeknallt....

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-12 12:24:18
von Bahnhofs-Emma
Hallo,

ich hätte spontan an Einkleben, aber nicht unbedingt mit Loctite bestem Dauerfest, sondern eher einem etwas moderateren Mittel, gedacht.

Dann kann sich der Spaß zwar immer noch setzen, aber nicht mehr so einfach losvibrieren.

Grüße
Marcus

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-12 12:43:41
von sico
Ich glaube nicht, daß vor 60 Jahren solche Bauteile aus einem Werkstoff mit 8.8-Schraubenfestigkeit gefertigt wurden.
Ich tippe mal auf einen C45-Stahl, der im weichgeglühten Zustand bearbeitet wurde. Ob abschließend eine Vergütung gemacht wurde, das würde ich auch bezweifeln.
Auch der Werkstoff des Muttergewindes in der Kurbelwelle müßte dann auch die Festigkeit 8.8 haben. Das glaube ich auch nicht.
Vorsicht:
Das Muttergewinde ist mit zu viel Drehmoment und Schlagschrauber-Einsatz schnell ruiniert.
Also:
Ich tippe auf Festigkeit zwischen 4.6 und 5.6.
Das bedeutet ein Anzugsmoment von ca 400 Nm.
Zusätzlich würde ich Schraubensicherung mittelfest verwenden.

LG
Sico

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-12 15:05:21
von Der Initiator
Johannes D hat geschrieben:
2024-11-12 11:27:46
wie schwer gings denn auf? Ich würde ja eher so was wie 8.8 tippen, aber 848 NM kommt mir an dieser Stelle schon recht ordentlich vor, das ganze muss ja auch "irgendiwe" gegengehalten werden und die Kurbelwelle ist ja auch nicht unendlich belastbar.
Was könnte denn schlimmstenfalls passieren wenn sich das an der Stelle löst? Ich stelle mir das ja eher unangenehm vor von so ner Riemenscheibe getroffen zu werden.
Das ist es ja, ein Freund hatte Bedenken, ob mein Schlagschrauber die überhaupt auf bekommt, aber das ging so leicht und schnell, dass ich das wohl auch mit einem normalen Knebel händisch gelöst bekommen hätte :angel:
Was passieren kann, ist die Frage. Die Schraube hält die Riemenscheibe auf der Kurbelwelle, die steckt ungefähr 5 cm weit auf der Kurbelwelle drauf und wird von einem Keil mitgenommen. Bevor die Scheibe abfällt, ist längst der Keilriemen weg, das heißt, die Ladekontrolle geht an und die Wassertemperatur hoch. Getroffen werden kann keins, der Motorraum ist menschenleer.
Das Motorhandbuch habe ich, da steht an mehreren Stellen, dass die Andrehklaue wieder montiert wird, aber nirgends das Drehmoment. In der Drehmomenttabelle fehlt die leider auch.
Bahnhofs-Emma hat geschrieben:
2024-11-12 12:24:18
ich hätte spontan an Einkleben, aber nicht unbedingt mit Loctite bestem Dauerfest, sondern eher einem etwas moderateren Mittel, gedacht.
Ja, so ein mittelfestes Zeug, was sich noch ohne zusätzliche Wärme mit normalem Werkzeug lösen lässt. Nicht dass ich das vor habe...
sico hat geschrieben:
2024-11-12 12:43:41
Das Muttergewinde ist mit zu viel Drehmoment und Schlagschrauber-Einsatz schnell ruiniert.
Also:
Ich tippe auf Festigkeit zwischen 4.6 und 5.6.
Das bedeutet ein Anzugsmoment von ca 400 Nm.
Zusätzlich würde ich Schraubensicherung mittelfest verwenden.
Ist zwar weniger als mein Bauch gesagt hat, passt aber zu meinem "lieber etwas wenig stark anzuziehen, dafür eine mittelfeste Schraubensicherung "

Ich habe inzwischen ein bisschen mit dem Schlagschrauber gespielt und werde auf Stufe 1 mit Schraubensicherung mittelfest montieren.

Vielen Dank euch allen

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 0:28:55
von Konstrukteur
Der Initiator hat geschrieben:
2024-11-12 9:05:24
Meine zweite Ratefrage heute :D Diese Andrehklaue

241112 Andrehklaue 1.JPG241112 Andrehklaue 2.JPG


hält diese Keilriemenscheibe

241106 Stirnraddeckel 6 Welle eingelaufen.JPG

auf der Kurbelwelle. Der Motor ist ein 60 Jahre alter, in GB gebauter Ford 590E. Das Gewinde ist UNF 1", dafür finde ich folgende Anzugsdrehmomente:

Grade 1, entspricht etwa 4.6: 332 Nm
Grade 2, entspricht etwa 5.6: 442 Nm
Grade 5, entspricht etwa 8.8: 848 Nm
Grade 8, entspricht etwa 10.9: 1199 Nm

Grade 8 schließe ich einfach mal aus, mein Bauch sagt - äh, nö :angel: Natürlich begründet der das nicht, wie immer. Er tendiert zu "zwischen Grade 2 und 5. Was ratet Ihr (mir)? Ich überlege auch, lieber etwas wenig stark anzuziehen, dafür eine mittelfeste Schraubensicherung zu verwenden. Die Gefahr des Verlierens ist vermutlich eher gering, oder? Ich bin immer so unsicher :(

Falls es interessiert, noch die Einbausituation


241105 Demontage Stirnraddeckel 001.JPG
Hallo,
also erst mal ein Vergleich.
Bei M24 in der Schraubengüte 5.6 beträgt das Anzugsmoment 340Nm, was ja schon recht viel ist.
Die Schraube soll ja nur verhindern, dass die Riemenscheibe von der Kurbelwelle "abfällt".
Also ich würde ein Drehmoment von 270-340 Nm auswählen. (auf keinen Fall höher, siehe auch Beitrag von Sico bezüglich Materialgüte)

Eine Frage, was soll die mittelfeste Schraubensicherung bringen?
Loctite hochfest wird empfohlen bis maximal M20. Da bist Du drüber raus.
Das Losbrechmoment von Loctite hochfest beträgt 36Nm.
Also wenn schon denn schon nimm hochfeste Schraubensicherung. (fördert eventuell einen ruhigen Schlaf)

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 0:58:10
von Der Initiator
Konstrukteur hat geschrieben:
2024-11-13 0:28:55
Eine Frage, was soll die mittelfeste Schraubensicherung bringen?
Loctite hochfest wird empfohlen bis maximal M20. Da bist Du drüber raus.
Das Losbrechmoment von Loctite hochfest beträgt 36Nm.
Also wenn schon denn schon nimm hochfeste Schraubensicherung. (fördert eventuell einen ruhigen Schlaf)
Interessant, steht wahrscheinlich auf dem Fläschchen, habe ich nie gelesen, danke. Eine Sorge weniger.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 8:40:38
von buckdanny
sico hat geschrieben:
2024-11-12 12:43:41
Ich glaube nicht, daß vor 60 Jahren solche Bauteile aus einem Werkstoff mit 8.8-Schraubenfestigkeit gefertigt wurden.
Dunkle Erinnerung an die Ausbildungszeit im letzten Jahrtausend. Für solche Teile die auf Drehautomaten gefertigt wurden gab es optimierte Stahlsorten, damals hiess der 9S20K, wurde Automatenstahl genannt. Das war nix mit einer erhöhten Zugfestigkeit.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 9:25:27
von verzahnerchris
Moin

Ein hoher Anzugsmoment ist gar nicht nötig.
Es soll lediglich das herausfallen sichern.
Das Ankurbeln geschieht in Richtung des Gewindes und die hohe Auflagefläche in Verbindung mit dem Feingewinde wirkt nur in eine Richtung.

Chris :rock:

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 10:10:50
von hugepanic
verzahnerchris hat geschrieben:
2024-11-13 9:25:27
Moin

Ein hoher Anzugsmoment ist gar nicht nötig.
Es soll lediglich das herausfallen sichern.
Das Ankurbeln geschieht in Richtung des Gewindes und die hohe Auflagefläche in Verbindung mit dem Feingewinde wirkt nur in eine Richtung.

Chris :rock:
wenn da aber keine ordentliche Vorspannung herrscht, dann lockert sich das ganze und die Riemenscheibe geht flöten.....

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 10:13:42
von verzahnerchris
Wenn diese darüber fixiert ist gebe ich dir Recht .

Chris :rock:

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-13 10:39:19
von felix
Konstrukteur hat geschrieben:
2024-11-13 0:28:55
Eine Frage, was soll die mittelfeste Schraubensicherung bringen?
Loctite hochfest wird empfohlen bis maximal M20. Da bist Du drüber raus.
Moin,

ich würde wie Sico hier auch eine zusätzliche Sicherung gegen Losdrehen verwenden. Dabei geht es nicht um das Netto-Losdrehmoment, sondern um Klemmlänge versus Gewindequerschnitt:

Eine Schraube ist wie eine Zugfeder, welche mit dem Anzugsmoment gespannt wird; die Schraube wird beim Anziehen in die Länge gezogen. Wenn sich in der Verbindung nun etwas setzt oder Vibrationen auftreten ist das kein Problem, solange die Feder der Schraube “gespannt” bleibt. Je mehr “Federweg”, desto zuverlässiger ist die Verschraubung, je weniger Federweg, desto weniger Anzugsmoment bleibt bei Setzungen oder Vibrationen und die Verschraubung kann sich lösen.

=> eine lange und dünne Schraube ist viel funktionssicherer, als eine dicke, kurze. Beispiel: Federbrieden M20, 500mm lang, das kann die Vorspannung nicht verlieren, egal, was passiert.
=> wenn die Güte der Schraube ein höheres Anzugsmoment erlaubt, wird die Schraube mehr in die Länge gezogen und hat so mehr Federweg. (Elastizitätsmodul ist bei allen Schraubengüten gleich.) Deswegen sind oft in den ARL hohe Schraubengüten vorgeschrieben: M16 in 8.8 hat als Verbindung dieselbe Klemmkraft wie eine M14 in 10.9 (jeweils korrekt angezogen), die 10.9 wird bei korrektem Anzugsmoment aber mehr in die Länge gezogen und damit ist die Verschraubung zuverlässiger.

In dem Fall oben ist Klemmlänge = ~1x Durchmesser, geringe/unklare Güte. Also kleben. Mittelfest genügt, weil das Gewinde völlig überdimensioniert ist, die Riemenscheibe würde auch von einer M8 gehalten.

MlG
Felix

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-14 0:36:23
von Konstrukteur
hugepanic hat geschrieben:
2024-11-13 10:10:50
verzahnerchris hat geschrieben:
2024-11-13 9:25:27
Moin

Ein hoher Anzugsmoment ist gar nicht nötig.
Es soll lediglich das herausfallen sichern.
Das Ankurbeln geschieht in Richtung des Gewindes und die hohe Auflagefläche in Verbindung mit dem Feingewinde wirkt nur in eine Richtung.

Chris :rock:
wenn da aber keine ordentliche Vorspannung herrscht, dann lockert sich das ganze und die Riemenscheibe geht flöten.....
Hallo,
das glaube ich nicht.
Wie der Initiator geschrieben hat, wird die Riemenscheibe von einer Passfeder mitgenommen.
Die Schraube hat also wirklich nur die Funktion, eine Bewegung in der Z-Achse (sprich "abfallen") zu verhindern.

So wie Felix oben geschrieben hat, würde wahrscheinlich auch eine M8-Schraube reichen.
Aber das menschliche Gehirn sagt dann eher nein, bei den Dimensionen von Welle/Bohrung muss auch eine "ordentliche" Abschlussschraube ran, sonst haben wir kein Vertrauen in die Konstruktion. :D

Gruß Uwe

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-14 0:43:23
von Konstrukteur
felix hat geschrieben:
2024-11-13 10:39:19
Konstrukteur hat geschrieben:
2024-11-13 0:28:55
Eine Frage, was soll die mittelfeste Schraubensicherung bringen?
Loctite hochfest wird empfohlen bis maximal M20. Da bist Du drüber raus.
Moin,

ich würde wie Sico hier auch eine zusätzliche Sicherung gegen Losdrehen verwenden. Dabei geht es nicht um das Netto-Losdrehmoment, sondern um Klemmlänge versus Gewindequerschnitt:

Eine Schraube ist wie eine Zugfeder, welche mit dem Anzugsmoment gespannt wird; die Schraube wird beim Anziehen in die Länge gezogen. Wenn sich in der Verbindung nun etwas setzt oder Vibrationen auftreten ist das kein Problem, solange die Feder der Schraube “gespannt” bleibt. Je mehr “Federweg”, desto zuverlässiger ist die Verschraubung, je weniger Federweg, desto weniger Anzugsmoment bleibt bei Setzungen oder Vibrationen und die Verschraubung kann sich lösen.

=> eine lange und dünne Schraube ist viel funktionssicherer, als eine dicke, kurze. Beispiel: Federbrieden M20, 500mm lang, das kann die Vorspannung nicht verlieren, egal, was passiert.
=> wenn die Güte der Schraube ein höheres Anzugsmoment erlaubt, wird die Schraube mehr in die Länge gezogen und hat so mehr Federweg. (Elastizitätsmodul ist bei allen Schraubengüten gleich.) Deswegen sind oft in den ARL hohe Schraubengüten vorgeschrieben: M16 in 8.8 hat als Verbindung dieselbe Klemmkraft wie eine M14 in 10.9 (jeweils korrekt angezogen), die 10.9 wird bei korrektem Anzugsmoment aber mehr in die Länge gezogen und damit ist die Verschraubung zuverlässiger.

In dem Fall oben ist Klemmlänge = ~1x Durchmesser, geringe/unklare Güte. Also kleben. Mittelfest genügt, weil das Gewinde völlig überdimensioniert ist, die Riemenscheibe würde auch von einer M8 gehalten.

MlG
Felix
Hallo Felix,

deswegen meine Frage nach der Schraubensicherung mittelfest.
Bei den vorhandenen Schraubendimensionen kann ich ohne Probleme hochfest einsetzen.
Letztlich ist es wahrscheinlich egal, sie fungiert nur als "Angsthasenzuschlag".
Ist 60 Jahre ohne gegangen und wird bei den Dimensionen auch weitere 60 Jahre ohne funktionieren.

Gruß Uwe

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-14 10:28:20
von Der Initiator
felix hat geschrieben:
2024-11-13 10:39:19
In dem Fall oben ist Klemmlänge = ~1x Durchmesser, geringe/unklare Güte. Also kleben. Mittelfest genügt, weil das Gewinde völlig überdimensioniert ist, die Riemenscheibe würde auch von einer M8 gehalten.
Richtig. Aber einen 6 Zylinder Diesel über eine 5/16"-Schraube anzukurbeln schien den Entwicklern vielleicht unpassend :angel:

Konstrukteur hat geschrieben:
2024-11-14 0:43:23
Bei den vorhandenen Schraubendimensionen kann ich ohne Probleme hochfest einsetzen.
Letztlich ist es wahrscheinlich egal, sie fungiert nur als "Angsthasenzuschlag".
Ich kenne das so, dass hochfest nur mit Wärme gelöst werden kann, mittelfest aber einfach mit Kraft. Deshalb mittelfest. Und da meine mittelfeste Schraubensicherung bis M36 geht, kommt sie da rein. Je mehr ich davon verbrauche, um so weniger müssen meine Kinder später entsorgen.

Und von wegen "Angsthasenzuschlag" - ich würde dir gerne widersprechen, kriege das aber gerade nicht glaubwürdig hin :blush:

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-14 12:21:04
von hugepanic
Was passiert wenn du das ding wieder aufbekommen willst?

Kann man den mit einer rohrzange gut packen? ---> sonst lieber weniger Schraubensicherung...

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-14 13:49:40
von Der Initiator
hugepanic hat geschrieben:
2024-11-14 12:21:04
Was passiert wenn du das ding wieder aufbekommen willst?

Kann man den mit einer rohrzange gut packen? ---> sonst lieber weniger Schraubensicherung...
Abgesehen davon, dass ich hoffe, das nie nie wieder aufbekommen zu müssen, kann man "das Ding" sehr gut mit der 1 7/8"-Nuss packen.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-15 0:38:55
von Konstrukteur
Der Initiator hat geschrieben:
2024-11-14 10:28:20
Ich kenne das so, dass hochfest nur mit Wärme gelöst werden kann, mittelfest aber einfach mit Kraft. Deshalb mittelfest. Und da meine mittelfeste Schraubensicherung bis M36 geht, kommt sie da rein.
Hallo,
dass ist so nicht richtig.
Wie gesagt, Loctite hochfest hat ein Losbrechmoment von 36Nm. (wie groß das Losbrechmoment für Loctite mittelfest ist habe ich nicht im Kopf, war aber niedriger > ich glaube 15Nm)
Das besagt, Du musst also mindestens 36Nm einsetzen, um eine Schraube wieder zu lösen.

Ein Beispiel. Eine Schraube M8 mit der Güte 8.8 wird normal mit etwa 25Nm angezogen. Hast Du die Schraube mit Loctite hochfest gesichert, bekommst Du sie nicht gelöst, ohne die Schraube/das Gewinde zu beschädigen. Hier hilft dann wirklich nur Hitze. (kann aber nicht überall eingesetzt werden, sei es aus Platzgründen oder weil in der Umgebung hitzeempfindliche Materialien verbaut sind) Hier wäre dann der Einsatz von Loctite mittelfest sinnvoll gewesen, da das Losbrechmoment eben unter dem regulären Anzugsmoment liegt.

M20 in der Güte 8.8 wird mit etwa 420Nm angezogen. Diese Schraube bekommst Du also auch ohne Probleme ohne Wärme gelöst.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-15 1:06:33
von Der Initiator
Konstrukteur hat geschrieben:
2024-11-15 0:38:55
Hallo,
dass ist so nicht richtig.
Wie gesagt, Loctite hochfest hat ein Losbrechmoment von 36Nm. (wie groß das Losbrechmoment für Loctite mittelfest ist habe ich nicht im Kopf, war aber niedriger > ich glaube 15Nm)
Das besagt, Du musst also mindestens 36Nm einsetzen, um eine Schraube wieder zu lösen.

Ein Beispiel. Eine Schraube M8 mit der Güte 8.8 wird normal mit etwa 25Nm angezogen. Hast Du die Schraube mit Loctite hochfest gesichert, bekommst Du sie nicht gelöst, ohne die Schraube/das Gewinde zu beschädigen. Hier hilft dann wirklich nur Hitze. (kann aber nicht überall eingesetzt werden, sei es aus Platzgründen oder weil in der Umgebung hitzeempfindliche Materialien verbaut sind) Hier wäre dann der Einsatz von Loctite mittelfest sinnvoll gewesen, da das Losbrechmoment eben unter dem regulären Anzugsmoment liegt.

M20 in der Güte 8.8 wird mit etwa 420Nm angezogen. Diese Schraube bekommst Du also auch ohne Probleme ohne Wärme gelöst.
Vielen Dank für die Erklärung. Dann kommt meine Wärmevermutung wohl daher, dass ich flüssige Schraubensicherung bisher immer nur im Zusammenhang mit Gewinden < M 10 wahrgenommen habe. Wann habe ich schon mal so dicke Dinger zu schrauben!

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-15 13:21:17
von dave
moin,

das hier diskutierte pauschale losbrechmoment ohne berücksichtigung des gewindedurchmessers irritiert mich so a weng.

auch das loctite-datenblatt klingt so als hätte der durchmesser einen erheblichen einfluss, demnach könnte potentiell auch z.b. eine M8-schraube mit hochfester schraubensicherung idr. noch ohne bruch gelöst werden:
https://datasheets.tdx.henkel.com/LOCTITE-270-de_DE.pdf

die länge der verklebung steht dann vermutlich in der zugehörigen ISO 10964 , zu der ich nur kaufangebote, aber keine inhalte finde .

ahoi,
dave

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-15 13:26:00
von hugepanic
dave hat geschrieben:
2024-11-15 13:21:17
....
die länge der verklebung steht dann vermutlich in der zugehörigen ISO 10964 , zu der ich nur kaufangebote, aber keine inhalte finde .
...
in der ISO 10964 steht nur drin wie gemessen wird
--> "Determination of torque strength of anaerobic adhesives on threaded fasteners"

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-16 1:55:28
von Konstrukteur
dave hat geschrieben:
2024-11-15 13:21:17
moin,

das hier diskutierte pauschale losbrechmoment ohne berücksichtigung des gewindedurchmessers irritiert mich so a weng.

ahoi,
dave
Hallo Dave,
natürlich spielt der Gewindedurchmesser eine Rolle.
Was meinst Du, warum es flüssige Schraubensicherung in den Güten "niedrigfest", "mittelfest" und "hochfest" gibt?
Sonst könnte man ja nur eine Variante nehmen.
Wenn Du zum Beispiel eine M4-er Schraube mit Schraubensicherung "hochfest" sicherst, wirst Du sie ohne warmmachen (250°C) wohl nicht mehr losbekommen.
Auch die Schraubengewindegüte dürfte einen nicht zu unterschätzenden Einfluß haben. Setzt Du zum Beispiel eine Schraube in der Gewindegüte 6H ein (Standard), so wird sich dort die Schraubensicherung mit Sicherheit anders verhalten, als wenn Du eine Gewindegüte 4H verwendest. ("spielfreies Gewinde")
Ganz einfach schon deshalb, weil das Spaltmaß zwischen Schraube und Mutter bei beiden Gewindegüten sehr verschieden ist und somit auch die Menge der Schraubensicherung in der Verbindung variiert.
Auch die Vorbereitung der Gewinde (Sauberkeit...) hat unmittelbar Einfluß auf die Funkion der Schraubensicherung.

Gruß Uwe

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-16 10:05:24
von verzahnerchris
Der ein oder andere hat einen Dr. Titel hier verdient.
Glückwunsch dafür.
Aber diese Wissenschaftlichen Abhandlungen arten aus und würden bzw werden Amateure abschrecken.

Ich weis nicht , aber irgendwie unverhältnismäßig.

Chris :rock:

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-16 11:59:54
von sico
verzahnerchris hat geschrieben:
2024-11-16 10:05:24
Der ein oder andere hat einen Dr. Titel hier verdient.
Glückwunsch dafür.
Aber diese Wissenschaftlichen Abhandlungen arten aus und würden bzw werden Amateure abschrecken.

Ich weis nicht , aber irgendwie unverhältnismäßig.

Chris :rock:
Ja, inzwischen wird aus so einer einfachen Frage und einer dazu passenden einfachen Lösung eine raketenwissenschaftliche Abhandlung.
LG
Sico

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-16 12:27:09
von Ulf H
... in der Praxis sind mir nur mittelfest und hochfest begegnet ...

... mittelfest stört beim zerlegen nicht und wird gerne nur deswegen entdeckt weil die Gewinde blau sind ... da ich davon normalerweise was da habe kann ich es beim Zusammenbau auch wieder verwenden ...

... hochfest ergibt bei kleineren Schrauben, also so unter SW 20 gerne abgerissene Schrauben, klassiker sind Mitnehmerflansche an Radantrieben oder Steckachsen ... dort hat man in der Regel genug Schrauben um schnell drauf zu kommen, dass da was nicht stimmt ... Linksgewinde ist es selten ... also Brenner raus und Schraubensicherung mit Hitze lösen ... an solchen Stellen muss man gerne Lager und Dichtungen bestellen, da kommt dnn halt auch ein Fläschle hochfest mit in die Tuete ...

... hochfest an grossern Schrauben, meist Zentralmuttetn an Achsen und Getrieben ... die brauchen zum Öffnen eh ein so gewaltiges Drehmoment, dass die Sicherung da nicht mehr viel dazufuegt ...

Gruss Ulf

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-16 14:39:42
von Der Initiator
sico hat geschrieben:
2024-11-16 11:59:54
verzahnerchris hat geschrieben:
2024-11-16 10:05:24
Der ein oder andere hat einen Dr. Titel hier verdient.
Glückwunsch dafür.
Aber diese Wissenschaftlichen Abhandlungen arten aus und würden bzw werden Amateure abschrecken.

Ich weis nicht , aber irgendwie unverhältnismäßig.

Chris :rock:
Ja, inzwischen wird aus so einer einfachen Frage und einer dazu passenden einfachen Lösung eine raketenwissenschaftliche Abhandlung.
LG
Sico
Ich find's nicht schlimm. Meine Frage wurde beantwortet, weshalb nicht noch ein bisschen tiefer gehen? Ich z.B. wusste gar nicht, wie das funktioniert und habe abseits von meiner Frage etwas gelernt.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-19 0:01:43
von unihell
Hallo
es bestünde ja die Gefahr, dass jemand etwas daus lernenen könnte. Ich denke eine technische und/oder tiefgreifende Erklärung ist hilfreicher als wenn die übrigen Verdächtigen mit "bei mir auch" oder "bei mir war mal..." mit einem nichtssagen Beitrag nur ihren Zähler in den nächsten Rang hochschieben oder die Spezialagenten ihre Lösungvorschläge präsentieren, die in die Nähe einer Straftat führen.

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-27 12:28:39
von Der Initiator
So, ende Gelände, irgendwann soll das ja auch mal wieder laufen. Ich habe alle Vor- und Ratschläge in eine Lostrommel geworfen, ordentlich gemischt und gezogen. Herausgekommen ist eine mit einem Gurt - Dank an Ingolf, der immer so einfache und dazu auch noch funktionierende Tipps hat - gehaltene Riemenscheibe. Dazu der neue 1/2" auf 3/4"-Adapter, mein alter Drehmomentschlüssel, der bis 210 Nm geht und die Nuss. Das hat schon Kraft gebraucht. Beim Versuch, das nochmal nachzuziehen, ist der Gurt an der Naht auseinander gerissen. Macht nichts, er hat lange genug gehalten :D

241127 Andrehklaue anziehen mit Gurt-.JPG
241127 Drehmo mit Adapter und Gurt.JPG
Wenn das Material die Kraft nicht aushält und die Andrehklaue abreißt, kriege ich, wenn ich das mit flüssiger Schraubensicherung einbaue, den Rest nie aus der Kurbelwelle. Also habe ich, Angsthase, der ich nunmal bin, die Schraubensicherung weggelassen. Wird schon halten. Jetzt kann ich mich auf die Poolheizung konzentrieren :angel:

Re: Glaskugelfrage Schraubengüte

Verfasst: 2024-11-27 13:45:35
von hanomakker
Is n Ford, das geht schon.

Immer dran denken, die, die das früher im Werk zusammengeschustert haben, hatten zumeist wenig bis keine Ahnung was sie da überhaupt zusammengeklopft haben.

Das was wir hier machen, ist schon Overengineered (oder so) für Ford Verhältnisse.

:positiv:

Schau: am 2.0OHC, Schrauben an der Schwungscheibe kein Drehmoment gefunden, is irgendwas 9/16unf, Schlagschrauber stufe 2, fertig, abfahrt…