Durch Frankreich ohne Sprit
Im Dunkeln wieder los. Den Sonnenaufgang im Rücken wird das große Thema bei dieser Reise.
Ich müsste mal vom rechten - fast leeren - Tank auf den linken umschalten. In jeden Tank gehen zwar laut Herstellerangaben 300l, in der Praxis läuft ein leergefahrener Tank aber schon über, wenn man 240l tankt.Das liegt unter anderem daran, dass man die letzten 30 oder 40 Liter nicht entnehmen kann. Bei so einem großen Tank wird der Diesel in der Mitte abgesaugt - aber sobald man ein wenig nach vorne oder hinten gekippt ist, schwappt der Treibstoff vor oder zurück und der Motor saugt Luft an.
Zum Umschalten muss ich aussteigen und zwei Hebel neben dem rechten Tank umlegen. Dazu hält man am besten an. Aber das geht nicht so wahnsinnig gut auf der Autobahn. Naja, nächster Rastplatz.
Den einen oder anderen Rastplatz verpasse ich elegant. Dann plötzlich im Display "Treibstoffzufuhr prüfen". Oh, jetzt muss ich schnell den Tank umschalten. Anhalten, umschalten hat bisher immer gereicht.
Da 200 m weiter wird der Standstreifen an eine Notrufsäule breiter. Nix wie hin.
Leider beginnt genau da auch eine Steigung. Als ich zum Stehen komme wird es auch ganz leise. Der Motor ist aus. Das ist mir noch nie passiert.
Raus. Es ist grau, nass und die Autos schiessen vorbei. Tank umstellen. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich mal nach der entlüftungspumpe gefragt hatte und zur Antwort bekam: "Das ist ein Common Rail, der Saugt so stark, das geht ohne." Gut. Ich drehe den Zündschlüssel. Es orgelt, aber nichts passiert. Nach ein paar Versuchen denke ich, dass kann auch nicht gut sein. Also muss das Treibstoffsystem entlüftet werden. Anleitung auspacken.
Ja, da steht auf Seite 370 dass man das Fahrerhaus kippen soll um dann an einer kleinen Handpumpe zu pumpen. Dazu muss man aber erstmal das Fahrerhaus ausräumen, dan sonst gibt es nicht nur Unordnung, sondern fallendes Gerümpel zerschlägt einem auch die Windschutzscheibe. Komm ich auch ohne Kippen an die Pumpe? Wo ist die denn? In der Anleitung wird deren Anbauort nicht erwähnt.
Also alles in den Fußraum gepackt. Aus dem Wagenheber den Mechanismus zum Fahrerhauskippen gebastelt und im Nieselregen das Fahrerhaus hochpumpen.
Das klappt auch ganz gut. Bis es irgendwie wiederstand und doofe Geräusche gibt. Oh Mist! Da ist ja noch der Durchstiegstunnel zwischen Wohnkoffer und Fahrerhaus. Da sind jetzt 2 von 8 Halterungen abgerissen. Also Hütte wieder runter, Durchstieg demontieren - dabei wird es kalt, nass und laut im Aufbau. Dann Hütte kippen. Motor bestaunen. Wo ist denn da die Krafftstoffpumpe?
Gut: Der Motor hat eine Heisse (Abgas-) Seite und eine Halte Seite, wo Luft und Treibstoff her kommen. Die Kalte Seite müsste die Kumpe beherbergen. Ich muss also auf die Seite wo der Verkehr vorbei schießt.
Ja, da ist die Pumpe. Drankommen ist erstaunlich schwierig. Irgendwie über das Rad steigen um dann auf der Achse stehend zu pumpen. Das geht gut, hoffentlich alles richtig gemacht.
Hütte wieder runter. Anlassen. Geht sofort, sehr gut. Den Motor mach ich jetzt erstmal nicht mehr aus, nicht dass da Dreck vom Tankboden in den Filtern hängt. Den Durchstieg zum Aufbau mit Gaffer-Tape wieder befestigen, Fahrerhaus halbwegs zurecht räumen, weiter durch Frankreich gen Süden.
Viel passiert den Rest des Tages nicht mehr. Das aufregenste: in einem netten Ort findet sich weit und breit keine Tanke - das navi kennt zwei, aber beide sind aufgegeben. Dann ist da aber ist eine Supermarkt-Tanke, die eine eigene LKW-Säule mit Zapfmöglichkeit von beiden Seiten hat. Nett, aber man kann nur für maximal 100 € auf einmal Tanken. Ich brauche etwa 400 Liter Diesel ...
Ich fahre in die Dunkelheit. Kurz vor 11 von der Autobahn in
Saint-Léon-sur-l'Isle . Eigentlich will ich irgendwo an der
Isle, ein Nebenfluß derDordogne. Kartenstudium lässt das abber nicht erfolgsversprechend aussehen. Ich folge stattdessen einem Wirtschaftsweg der unter der Autobahn durch
ins Nichts führt.
Der Weg wird enger und schmieriger. Ich beginne nach rechts weg zurutschen. Rechts scheint aber auch ein Gewässer zu fliessen. Diefhängende Äste hauen gegen das Auto. Es kommt ein Hügelchen udn eine Art Brücke - im Dunkeln ist das kaum zu erkennen. Ich habe sehr konkrete sorge stecken zu bleiben oder gegen einen Baum zu rutschen. Ich gebe auf, fahre noch einen Meter Rückwärts, um grader zu stehen, rutsche dabei noch weiter gen Fluss aber ignuriere das Problem erstmal und übernachte miten auf dem Weg. Es wird schon keiner kommen