Abend Leute
Der Streckenverlauf ist in dem Abschnitt wo der gelbe Unimog gefahren ist eindeutig erkennbar, allerdings gibt es dort viel Wellblech und der Fahrer wollte nach eigener Aussage es etwas ruhiger haben so dass der Inhalt seiner Schränke nicht durcheinander purzelt und ist daher bewusst neben der Piste gefahren.
hm, im text ist von "off-road driving along Nýidalur valley on Sprengisandur trail" die rede. es ist schon eine weile her, dass ich die F26 gefahren bin, aber ich kann mich nicht erinnern, dass diese piste zu denen gehört, wo der streckenverlauf nicht eindeutig ist. auch die Pistenkuh spricht in ihrem "Off-road Reiseführer Island" von 2014 nicht von abschnitten, wo man die piste suchen müsste
Das hört sich beinahe so an, als ob man so einer Sache entgehen könnte, wenn man streng den Markierungen folgt oder sich entsprechend sorgfältig, etwa mit Büchern, vorbereitet.
Auch das mit dem Wellblech hört sich zunächst schlüssig an und sowas geht natürlich nicht. Ich bin niemand der es nötig hat Partei zu ergreifen und ich bin selten vollständig einer Meinung mit Anderen.
Ich erkläre aber hiermit meine Solidarität mit der Besatzung des gelben Unimogs. Was denen widerfahren ist, ist schlicht daneben.
Ich habe während meines Islandaufenthaltes mehrfach so reagiert wie diese Jungs und mich hätte es ebenso treffen können. Selbstverständlich fahre ich kein off-Road, selbstverständlich kenne ich die Sensibilität der Isländer bei diesem Thema und verhalte mich besonders vorsichtig und aufmerksam. Ohne Zweifel bin ich in der Lage einer Spur zu folgen und ich möchte in gar keinem Fall die empfindliche Vegetation zerstören. Ich fahre immer Campingplätze an und ich verstehe mich als engagierter Gast der sämtliche Gepflogenheiten kennt und achtet. Ich besitze viel Literatur über das Reisen in Island und habe alle sogenannten Offroad-Führer aufmerksam gelesen.
So schätze ich die Besatzung des gelben Unimogs aber auch ein, nachdem ich die Jungs alle gesprochen habe. Es hat Ihnen offensichtlich nichts genützt.
Wer in Island auf nicht asphaltierten Straßen, ganz egal ob F-Road oder Track, unterwegs ist, der wird früher oder später mit einem verbreiteten Phänomen konfrontiert.
Man stelle sich vor, es befindet sich ein Hindernis auf der Strecke. Das kann ein großer Stein sein, eine ausgefahrene Rinne oder einfach eine Stufe. Dann beginnen die Leute irgendwann kleinste Umwege zu fahren, die dann zu "Alternativstrecken" werden. Da nimmt keineswegs zwangsläufig die Vegetation Schaden, da es dort in der Regel sowieso keine gibt. Wenn das eine Weile so weiter geht, dann löst irgendwann die Alternativstrecke die Hauptstrecke ab oder es entsteht eben ein kurzes Stück "Spurenbündel".
Hier ist für 3-4 Meter der Streckenverlauf nicht eindeutig und hier helfen weder Markierungen noch irgendwelche Bücher mit GPS Koordinaten drin. Diese Stellen gibt es zu tausenden im Hochland und besonders wenn die ersten Fahrzeuge beginnen die Hauptpassage nicht mehr zu packen, dann entstehen diese winzigen Umwege. Klar, das kann man jetzt verurteilen und schön ist das nicht, aber das gibt es.
Ich habe mehr Fotos von dem Vorfall gesehen als die hier zeigen. Der gelbe Unimog durchfuhr lediglich ein Spurenbündel. Er hat keine neue Spur gemacht und es existierten rechts und links der Unimog Spur bereits andere Spuren. Wir reden hier über 30-40 Meter. Das Foto ist so "geschickt" gemacht, dass man die sogenannten Hauptspur oder "Sollspur" nicht ganz sieht. Wäre das der Fall, würde auch der Betrachter keine Möglichkeit haben die "Sollspur" zu erkennen. Die Anzahl an Spuren die jeweils rechts oder links verliefen, schätze ich als etwa gleich ein. Der Mann hat niemals etwa Wellblech vermieden, das gibt es nachweislich auf den betroffenen 30-40 Metern, um die es bei dieser angeblichen Ordnungswidrigkeit geht, überhaupt gar nicht. Sein "Vergehen" bestand darin, als es um rot oder schwarz ging, auf die Falsche Farbe gesetzt zu haben. Er hat auch nicht zugegeben off-Road gefahren zu sein, sondern er hat seine eigene Spur identifiziert. Auch hier ist die Berichterstattung mehr als fragwürdig.
Nun, es gibt eben auch in Island eifrige Polizisten und dabei muss ich immer an meine Kindheit denken. Unser Kleinstadtschutzmann war nach vielen Dienstjahren frustriert, weil außer ein paar Ladendiebstählen und Ruhestörungen nicht wirklich was passierte. Als er dann mehrfach Schwarzangler mit der gezogenen Dienstwaffe stellte, hat man ihn schließlich früh in die Rente geschickt.
Mit welcher Motivation gegen den Unimog vorgegangen wurde, entzieht sich mir aber ich erkenne Muster. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten kann da demnach durchaus ein Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Dafür gehört dem Bullen zwar ne Kiste Quark im Internet bestellt und vor die Haustür geliefert, aber das verurteile ich noch nicht. Es gelingt eben nicht jedem seine Motivation zielführend einzusetzen.
Was aus meiner Sicht aber ganz daneben ist und mir den Kragen platzen lässt, ist die von der Presse gelobte und durchgeführte öffentliche Schmähung. Wer Island kennt, der weiß auch, das es hier kein Entkommen gibt. Auf der Insel gibt es nur ganz wenige Straßen, von einem Netz würde ich da nicht sprechen. Der Punkt ist, man wird gesehen, weil es meistens nur eine Möglichkeit gibt eine beliebigen Ort zu erreichen. Auf den "Spießroutenlauf" zur Fähre wurde die Besatzung des gelben Unimogs dann vom Pöbel beschimpft, der seine Informationen selbstverständlich nur aus der Zeitung hatte. Wir standen in der Warteschlange zur Fähre zufällig hintereinander und fahren bekanntlich auch Unimog. Wen interessiert in so einer Situation schon was wirklich passiert ist?
In diesem Sinne wünsche ich Viel Glück und seht es positiv. Es steigert das Abenteuer und erhöht das von vielen Geländefahrern angestrebte Outlaw-Feeling. Was nun viele gebrückte Furten und entschärfte Passagen nicht mehr bieten können, das kompensieren die Isländer mit Steckbriefen und Vogelfreiheit. Das ist Erlebnistourismus der Spitzenklasse.
Eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Allrad-LKWs konnten wir in den sechs Wochen, die wir mit unserem Unimog 2017 auf Island verbrachten, jedoch nicht feststellen. Wir wurden immer freundlich begrüßt und die Einheimischen interessierten sich für unser Fahrzeug. Ich habe mit autointeressierten Parkrangern zwei Vormittage lang Dieselgespräche geführt und wurde mehrfach von ganz verschiedenen Isländern lobend auf den Unimog angesprochen.
Grüße
Thomas