Hoi Michael und RayCari,
anhand der bestehenden Infos würde ich folgendes machen und mich darauf einstellen, dass die weitere Aktion worst case auch noch 1-2 Wochen dauern kann, bis das Fahrzeug mit vertretbaren Risiko wieder mobil ist.
Ich würde mir immer vor Auge halten, wieviel € und Stunden der Bau des Fahrzeugs gekostet hat und dass ich davon schon einen ordentlichen Prozentsatz ( an Geld und Zeit) investieren können muß, um es zuverlässig erhalten. Auch wenn ich Fremdleistungen um 20k oder 2 Wochen Arbeit oder die Reisekosten von 2-3 sachverständigen Freunden mit Bergematerial aufbringen müßte, wäre dies allemal besser, als das Fahrzeug den Hang seitwärts hinunterrollen zu lassen.
Wichtig ist jedenfalls, sich immer wieder zu errinnern, dass eingesetzte Zeit und Bergemittel das Risiko verringern. Auf jeden Fall würde ich mögliche Hauruckaktionen sehr kritisch hinterfragen und aufgrund des Fahrzeugswerts die Angelegenheit langsam und solide angehen.
Wenn die lokale Feuerwehr kein Interesse hat (was mich etwas wundert) und bisher angefragte Bergeunterunternehmen falls überhaupt eine zu hohe Kostenschätzung (allerdings - was ist zu hoch?) für die Bergung und vor allem für die Verantwortung abgeben, dann würde ich zumindestens auf keinen Fall an Hilfsmitteln (Ankauf, Miete oder vorbeigebracht) sparen.
Auf dem Bild scheint das Fahrzeug zwar noch weit vom kritischen Kippwinkel entfernt zu sein, aber ich würde auf jeden Fall Verschlechterungen vermeiden. Dabei gilt es zu beurteilen, ob 1. der Reifen vom Wegrand aufgrund eines Fahrfehlers (zu weit links gefahren) abgerutscht ist oder ob 2. der komplette Wegunterbau mit dem Fahrzeuggewicht in einer Art Mure weggerutscht ist.
Das beeinflusst dann die Entfernung, an denen Sicherungspunkte gesetzt werden können. Im guten Fall gibt es oberhalb noch eine Zufahrtsmöglichkeit, die von einem schweren Traktor mit mindestens 5to Winde und Schild erreichbar ist. Bei externen Helfern sorge ich mich allerdings um Kommunikation (ich kann kein Französich

), Abstimmung und deren Eile und auch um die Schwierigkeiten, die eintreten, wenn was den Hang hinuntergeht.
Daher würde ich die Arbeiten und vor allem die Verantwortung entweder komplett in fremde professionelle Hände geben und dafür gerne ordentlich löhnen (vorher jeweiligen Stundensatz erfragen) oder in diesem Fall selber anpacken und alles selbst pyhsikalisch abarbeiten, organsieren, bestenfalls mit den Mitfahrerern oder im kleinen Kreis mit 1-2 lokal engagierten Hilfsarbeitern, die mobil sind und dadurch mich mobil machen (Materialien einkaufen, Nächtigungen, Verpflegung).
Ich würde von meiner Art her die Bergung selbst in die Hand nehmen und als erstes sichern an z.B. 10 – 15 verschiedenen Anschlagpunkten (Bäume, notfalls auch zusammengefasste Buschgruppen, Erdnägel), die an unterschiedliche Stellen am Fahrzeug ansetzen und zum Einen ein Abrutschen und zum Anderen ein Kippen verhindern. Die Beschreibung von Sascha weiter oben - ein Spinnennetz aufzubauen - trifft es gut.
Sehr universell einsetzbar sind hier LKW Spanngurte, die ja auch in größererer Menge überall recht kostengünstig aufzutreiben sind und je nach Ausführung auch geschätzte 2-500kg Vorspannung aufbauen können. Hiervon 20 Stk eingesetzt und breitgefächert im Gelände und auch am Fahrzeug abgespannt, erzeugt schon ordentlich Sicherheit, sowohl im Stillstand als auch in Bewegung. Ein bordeigener Greifzug kann der Größe entsprechend hier die Kräfte teilweise übernehmen.
Im Idealfall sind die Abspannungen seitlich querab gesetzt, dadurch kann dann das Fahrzeug entlang der entstehenden Kreisbahn gesichert “weitergefahren” werden.
Wasserballast und halbwegs leicht Gewichtsreduzierendes (z.B. Reservereifen und ev. Motorrad) würde ich entfernen. Bergseitig würde den Reifendruck auf 1,0 - 1.5 bar reduzieren, talseitig trotz des Höhenverlusts auf ca. 3 bar.
Großer Vorteil bei der Angelegenheit ist, dass der Weg keine größere Steigung aufweist und das Fahrzeug praktisch “nur” aus der Schräge herausfahren muss. Insofern sollte dies aus eigenem Antrieb nach Freilegen der Achsen aus eigener Kraft möglich sein. Wichtig dabei ist, nicht nur bergseitig Sicherungen zu bauen, sondern anschließend auch talseitig entsprechende Rampen bauen, damit die Reifen hier nach Möglichkeit unterstützt werden. Nach Möglichkeit kann auch nach zuverlässiger Absicherung talseitig per Wagenheber oder Hebekissen vorsichtig das Rad angehoben werden und unterfüttert werden.
Ist der Erdboden unter dem Fahrzeug weich und als kleine Mure abgerutscht, würde ich diesen (immer nach zuverlässiger Sicherung bergseitig) mit ca. 2m langen Baustahlstangen 30mm dick stabilisieren. Bis auf 50cm über die Oberfläche mit einem 3 kg Schlägel hineingetrieben sind diese auch eine sehr gute Basis, um mit Brettern und Kanthölzern eine Rampe zu bauen. Alternativ helfen auch Rundhölzer für stabile Zäune.
Ab heute mittag ist es dann regenfrei die nächsten Tage und die Sonne scheint, das hilft auch….
Nachdem also das Fahrzeug gesichert ist und eine Rampe für Vorder- und Hinterrad (aus meinen Augen vorzugsweise nach vorne) gebaut ist und auch Platz unter der Achse ist, würde ich mal ein paar cm weiterfahren und dann die Abspannungen entsprechend nachspannen/ nachlassen. Dabei würde ich sowenig Sperren wir möglich einsetzen, sodass die Lenkbarkeit gegeben ist. Natürlich brauche ich anfangs auch die vordere Sperre, die ich aber dann wieder schnell öffnen würde.
Hier kann dann in vielen kleinen Schritten in mehreren Stunden das Fahrzeug gesichert wieder auf den Weg gefahren werden. Das wird seine Zeit brauchen, und erst dann, wenn zumindestens 3 Räder zuverlässig auf festem Untergrund stehen, würde ich langsam beginnen, die Sicherungen zu vernachlässigen.
Je nach Breite des Wegs kann es auch vorteilhaft sein, bergseitig den Weg etwas zu verbreitern….
Dies wäre mein Bergekonzept. Alternativ kann ich mir vorstellen (je nach Möglichkeit – seitlichen Zug aufzubringen, z.B. mit Greifzug und Umlenkungen), die Achsen seitlich heraufzuziehen, nachdem das talseitige Rad zuerst auf eine Schaltafel (als Gleitfläche) gestellt wurde. In diesem Fall natürlich bei höchsten Reifendruck und eingeseifter Unterlage….

Es sind viele wenns, hätte und sollte in meiner Stellungnahme, aber ich hoffe, die eine oder andere Anregung gegeben zu haben.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie ihr macht!
Jedenfalls wünsche ich alles Gute, viel Erfolg und Musse bei der Bergung!
Das Thema interessiert mich, allerdings liegt der Ort ungefähr 900 km weg, das ist eine ordentliche Strecke. Bei Erhalt von weiteren Fotos und Beschreibung (hier im Forum, per email und dann whattsapp) kann ich gerne versuchen, mehr Inspiration zu geben….
Beste Grüße aus den Bergen
Martin
„Hinterlasse nichts außer deinen Fußspuren, nimm nichts mit außer Fotos, töte nichts außer Zeit.“