Ersatzteilversorgung weltweit

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worldtripplanner
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Ersatzteilversorgung weltweit

#1 Beitrag von worldtripplanner » 2020-04-25 17:03:56

Hallo,
gleich vorweg, ich bin neu im Forum und dies ist meine erste Frage bzw. mein erste Beitrag. Sollte ich also irgendwelche Regeln noch nicht kennen, bitte ich um Nachsicht und gelobe Besserung.

Aktuell selektiere ich Trägerfahrzeuge der Baujahre 1995 - 1999 (EURO 2 bzw. EURO 3) für den Aufbau meines Expeditionmobils.
Ich habe folgende Fragen:
1. Gibt es Unterschiede in der weltweiten Ersatzteilversorgung zwischen den Herstellern MB, MAN oder ÖAF (MAN) und würdet ihr aus diesem Grunde sehr stark oder ausschließlich zu einem der genannten Hersteller tendieren bzw. einen dieser komplett ausschließen?
2. Welche Ersatzteile würdet ihr vorsorglich (auf Vorrat) gleich mit auf die Reise nehmen?

Ich freue mich auf eure Rückmeldung.

Grüße
Norman

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CharlieOnTour
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#2 Beitrag von CharlieOnTour » 2020-04-25 18:14:07

Hallo Norman,
Kurz gesagt, weltweite Ersatzteilversorgung für alle Modelle bietet kein Hersteller.
Es gibt bei jeder Marke Probleme.

Schau lieber, dass du hier vor Ort einen kompetenten Ansprechpartner hast, der dir hier die Teile besorgt und dann mit entsprechenden Begleitdokumenten zusendet.

Alles andere ist aus meiner Sicht Wunschdenken.

Gruß
Chris
DER Tipp für die 7,5t Fahrer: Beine rasieren 😜

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Wombi
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#3 Beitrag von Wombi » 2020-04-25 18:36:47

Eine ausnahmsweise mal absolut richtige Antwort zu der Gretchenfrage.

Gruß, Wombi.
Es ist an der Zeit, die Reste der Welt zu entdecken........

15.4.2013, ab da werden wir uns für seeeehr lange Zeit nicht mehr sehen :-))))

Der Urlaub ohne Stress hat begonnen :-))) www.wombi-on-tour.de

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Tomduly
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#4 Beitrag von Tomduly » 2020-04-25 19:41:04

Moin!

Der Tipp, einen zuverlässigen "Teilebeschaffer" in der Heimat zu haben, der einem die Sachen im Bedarfsfall besorgt und zuschickt, ist Gold wert. Das kann ein Freund sein oder auch eine Werkstatt.
Manche Reisende hinterlegen vor Reiseantritt auch ein finanzielles Depot beim Teilebeschaffer. Dann genügt ein Anruf, eine Mail, eine Textnachricht und die Teile gehen auf die Reise. Merex (Unimog) in Gaggenau bietet diese Möglichkeit, ebenso wie die Wahl zwischen Neuteil oder Gebrauchtteil und denkt beim Versand mit (die nötigen Schrauben, Dichtungen, Kleber etc. kommen mit dem Teil gleich mit).

Was man bei der Fahrzeugwahl aber auch nicht unterschätzen sollte, ist die nachlassende Verfügbarkeit von Originalersatzteilen ab Hersteller, wenn das Fahrzeugmodell vor deutlich über 20 Jahren auf dem Markt gewesen ist. Da ist dann ein weniger exotisches Fahrzeug vielleicht die bessere Wahl, weil es noch genügend Gebrauchtteile, Schlachtfahrzeuge und eine große Privatfahrer-Community gibt. Interessante, aber eher seltenere Fahrzeuge machen da manchmal Schwierigkeiten bei der Teilebeschaffung, insbesondere wenn es um ganze Aggregate (Achsen, Getriebe) geht. Das ist bei einem Mercedes oder MAN leichter zu bekommen, als bei einem Bucher/Mowag oder Steyr (nicht hauen, die Steyr-Fans werden eh gleich aufschreien).

Grüsse
Tom

Lenker
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#5 Beitrag von Lenker » 2020-04-26 11:40:40

Hallo Norman,

wie meine Vorredner schon angedeutet haben, ist die Frage nach der weltweiten Ersatzteilversorgung mehr eine philosophische.
Da du diese Frage stellst, gehe ich fest davon aus, dass du noch keine Langzeitreise mit einem Fahrzeug in ferne Länder unternommen hast.

Eigentlich wäre es das sinnvollste ein Fahrzeug zu wählen, dass im Reisegebiet weit verbreitet ist. In vielen Entwicklungsländern sind z.B. Nutzfahrzeuge von Hino (Toyota-Gruppe) weit verbreitet. In Europa wiederum spielen sie so gut wie keine Rolle.

Bis in die Neunzigerjahre war das recht einfach, da sich das Geschäft auf die klassischen, bekannten Marken beschränkte. Dann fing es an, dass jeder mit jedem ins Bett geht. Es gibt unzählige, auch kurzfristige Kooperationen weltweit durch nahezu alle Hersteller. Im südlichen Afrika findet man viele Lkw der Marke Powerstar. Diese sehen auf den ersten Blick aus wie die Mercedes NG/SK/SK2. Am Fahrzeug selber findet man aber kaum/keine Teile von Mercedes. Die Motoren sind beispielsweise von Waichai, China. Die wiederum produzieren auch in Lizenz Steyr-Motoren. Diese Sache kann man beliebig fortführen.

Orientiert man sich an den Herstellungsstandorten, so bringt einen das auch nicht weiter, da es sich dabei meist um Pkw handelt. Die Zulassungs-/Verkaufzahlen weisen Mercedes Benz als den weltweit größten Hersteller für mittlere und schwere Lkw aus. Diese werden jedoch nur in Wörth, Deutschland hergestellt, dann oft in Teilen in die Zielländer versendet.

Beschränkt man sich beim Kauf auf Baujahre bis in die Neunziger hinein, ist es einfacher. Beschränkt man sich noch weiter auf die großen Namen der Branche, ist es noch einfacher. Aber selbst bei den Großen gibt es keine Garantie auf die Verfügbarkeit von Teilen für Lkw, die 20 Jahre und älter sind. Nur die Chancen sind besser.
Viele kleinere Hersteller wurden von den Großen übernommen. Beispielsweise übernahm MAN 1992 die Nutzfahrzeugsparte von Steyr (Steyr Daimler Puch). Zur Geschäftspolitik gehörte das Bestreben, diese Marken auslaufen zu lassen und alles unter dem Namen MAN zu verkaufen. Um die Kundschaft zu "überzeugen", wurden die Ersatzteilpreise für diese Marken deutlich erhöht. Solange damit noch Geld verdient wird, werden auch noch Teile verkauft.

Auf den wuseligen Märkten in vielen Länder findet man zumeist gebrauchte Teile für Marken, die in diesen Länder schon lange vertreten sind. Das sind häufig die Marken der Länder, die dort mal als Kolonialmacht auftraten (Bedford, Folden, Berliet, Renault etc.). Ausnahmen hiervon sind vor allem Mercedes Benz, Scania, Volvo und auch vielleicht Iveco. Diese haben ihre Präsenz (bis in die Neunziger) ihrem zuverlässigem Ruf zu verdanken. Dabei gibt es jedoch Schwerpunkte in verschiedenen Regionen. Z.B. war Mercedes Benz in den Staaten der Sahara, des Nahen Ostens und Südamerikas eine Macht. Da die Gebrauchtwagenpreise für diese Fahrzeuge in den letzten Jahren stark angestiegen sind, fällt die Präsenz in einigen dieser Länder stark zurück. Man kann dies schon fast als Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des jeweiligen Landes sehen. Sie werden zumeist durch billigere, asiatische Fahrzeuge ersetzt.

Letztendlich kann man sich die benötigten Teile immer aus der Heimat schicken lassen; vorausgesetzt, dass die Marke in der Heimat gut vertreten ist. Die Herausforderung ist dabei oftmals garnicht die Beschaffung, sondern die Logistik und die Zollformalitäten. Ein Versand kann schnell mal einige Hundert Euro kosten. Dazu kommt eine schlampige und korrupte Zollabfertigung im Zielland. Dazu kommt noch ein unzuverlässiger Transporteur. Du kannst dich schonmal darauf einrichten, gegebenenfalls einige Wochen auf ein Ersatzteil zu warten. Mir selber ist es schon passiert, dass Ersatzteile für eine Bremse im Nirgendwo verschwunden ist (DHL). Verantwortlich dafür fühlte sich keiner, und man ließ mich dumm und ohne Ausgleich sterben. Aber das ist schließlich eine der Herausforderungen bei dieser Art zu reisen.

Mitnehmen würde ich außer der typischen Verschleißteile evtl. nur Teile, von denen man weiß, dass sie auch in der Heimat schwer zu beschaffen sind. Viele verbaute Teile sind markenübergreifend auch in vielen Ländern der Erde zu bekommen. Die Kunst ist es, denjenigen auf irgendeinem Markt zu finden, der das weiß.

Sollte die Ersatzteilversorgung ein schweres Problem für dich sein, dann solltest du vielleicht das Reisen auf Europa beschränken. Denn dies ist nur eine der Herausforderungen.

Allzeit gute Fahrt

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meggmann
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#6 Beitrag von meggmann » 2020-04-26 15:14:44

Kaputt geht eh immer das, was man nicht dabei hat.
Für mich sind einige Punkte wichtig.
Weltweit verfügbar gibt’s nicht - dann im Zweifel aus der Heimat beschaffen und sich auch mal über Dienstleister informieren, die in die gewünschten Zielländer liefern (die wissen meist auch wie man was versendet damit es ankommt, wen man wo schmieren muss und so weiter)
Zu Fahrzeugen der Volumenherstellern bekommt man in der Regel auch hier noch Teile (teilweise gebraucht). Steyer und co wäre da nicht meiner erste Wahl - je weniger „exotisch“ je mehr Teile. Ein echter Heimatschuss könnte ein Elektronikproblem werden - da würde ich zurückhaltend einkaufen.
Und vor allem würde ich die Kiste erst mal durchreparieren. Bremsen, Simmerringe, Gelenke, etc... und dann erst mal Testen damit man ein Gefühl dafür bekommt. Ich war auch erst in Winterberg um mal zu schauen ob die Kiste im Winter funktioniert (unter den begrenzten Gegebenheiten), hab mich auch nicht bei der ersten Fahrt in die Kiste gesetzt und bin im Winter zum Nordkapp - da bin ich zu ängstlich für. Mit den Kilometern kommt - aus meiner Sicht - auch ein Gefühl, wie zuverlässig oder anfällig die Kiste ist. Zuhause alle aufkommenden Arbeiten gründlich und in Ruhe erledigen finde ich besser als unterwegs zu basteln. Da passiert schon noch genug.

Gruß Marcel
1) THW 90-16 ist zu Hause (07.11.2014), 2) LAK 2 ist zu Hause (7.12.2014) 3) Fahrzeugart geändert (19.01.2015)
4) Eisenschwein ist zugelassen (17.03.2015) 5) Umbauten am "Trägerfahrzeug" beendet (12.04.2015) 6) H Gutachten erteilt (15.12.2015)

7) Diesellotte (120-25 AW, Bautrupp mit H) ist angekommen (26.02.2021)

Der Trend geht eindeutig zum Zweitlkw ;-)

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Enzo
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#7 Beitrag von Enzo » 2020-04-26 22:35:09

Moin Norman,
Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung werden bei jedem Fahrzeug auftreten. Je nach Reiseziel mehr oder weniger. Die hier im Forum weit verbreiteten alten Allradkisten, sind in vielen Ländern Exoten. Gehe einfach davon aus, Ersatzteile gibt es nicht und richte dich darauf ein. Eine Kontaktperson in Deutschland ist hilfreich, bei mir ist es der Betriebsleiter einer Werkstatt, der mit meinem LKW vertraut ist. Teileversendung oftmals genauso schwierig wie die Beschaffung vor Ort. Also nach Deutschland fliegen und das Teil holen.
Gruß aus Ecuador
Jens

stonedigger
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#8 Beitrag von stonedigger » 2020-04-27 8:54:00

Um so simpler (und dann auch oft älter) um so leichter zu reparieren und um so besser kann man improvisieren. Auch sind die alten Modelle oft noch vorbildlich dokumentiert.

Zu alt ist aber dann auch oft schwierig, da es halt irgendwann wirklich nichts mehr gibt. Halte ein Alter zwischen 25 - 35 Jahren für sinnvoll.

Ich denke, dass der Unterschied zwischen MB und MAN wirklich unerheblich ist. Bei den großen ist es auch oft so, dass Teile der Nachfolger oft auch in die alten passen und umgekehrt. (oder passend gemacht werden können) So wurde z.B. der D0826 Motor ja auch später im L2000 verbaut.

Sobald ein Steuergerät und Sensoren drin sind, wird die Fehlersuche und damit die Möglichkeit zum Improvisieren äußerst schwer.

Eines solltest Du auch nicht unterschätzen: Die meisten Reparaturen und Wartungen wirst Du selbst durchführen wollen (da Du das Fahrzeug verstehen willst) oder müssen (da Dir die Kohle für die Werkstatt fehlt). Dies wird auch mit Masse erst einmal hier zu Hause stattfinden. Und da sollte die Teileversorgung schon mal nicht schwierig sein. Wenn Du hier jetzt einen Tatra oder Kamaz hast, weil Du nach Russland willst, wirst Du dennoch nicht glücklich werden und oft an der Kompliziertheit der Ersatzteilversorgung verzweifeln.

Ich würde Dir also zu den zwei großen raten und zu Modellen im mittleren (25-35 Jahre) Alter.

Ersatzteile? Suchfunktion benutzen. Aber: Das wichtigste ist Material zum Improvisieren: Schraubenkleber, Tape, Draht, Kabelbinder. "Mit Panzertape und Bindedraht kommst Du bis nach Stalingrad!"

SD
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"Menschen werden schlecht und schuldig, weil sie reden und handeln,..." (schreiben und posten) "..., ohne die Folgen Ihrer Worte und Taten vorauszusehen"

- Franz Kafka -

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Tomduly
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Re: Ersatzteilversorgung weltweit

#9 Beitrag von Tomduly » 2020-04-27 11:37:42

[schlaumeiermodus]: Panzerband aka Gaffatape aka Gaffer Tape wurde erst 1959 erfunden. :p [/schlaumeiermodus]

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