Moin!
Ubelix hat geschrieben: ↑2020-04-11 22:34:31
Denn bei Flugreisen und Pauschalreisen greift generell die Europäische Pauschalreiserichtlinie.
Und diese besagt:
Wird eine Reise nicht wir geplant durchgeführt, bekommt der Urlauber sein Geld binnen 14 Tagen zurück.
Dein Wort in Gottes Ohr... die 14-Tages-Frist ist bei unserem geplatzten Pauschalurlaub ist schon längst verstrichen, der Reiseveranstalter bleibt schön in der Deckung und bietet derzeit gar nichts an, er bittet uns lediglich um Geduld.
SvenS hat geschrieben: ↑2020-04-12 11:39:06
Habt Ihr einmal daran gedacht dass ohne die Gutscheinlösung eine ganze Industrie mit tausenden Arbeitsplätzen zusammenbrechen wird?
Zahnärzte sollen pauschal 90% ihres Verdienstes ersetzt bekommen, aber im Tourismusbereich gibt es keine Hilfen.
Für meine deutsche Reisefirma wurden übrigens die Staatshilfen abgelehnt, da unser Büro nicht gemietet ist sondern sich in unserem Eigentum befindet und vielen Kollegen aus der Branche geht es genauso.
Ich höre demnächst schon das Wehklagen von vielen, dass es viel weniger Reiseangebot, Unterkünfte, Flug- & Fährverbindungen gibt und ihr Urlaub dadurch schwieriger zu buchen und teurer wird.
Das mit den Zahnärzten hat mich ehrlich gesagt, frappiert. Hätte diese Branche für nicht dermaßen prekär gehalten, dass da nach einer Woche ohne planbare Eingriffe (die Betriebsbeschränkung auf Akutfälle gilt erst seit letzter Woche) schon der Notstand eintritt.
Bei den Vermittlern von Pauschalreisen (aka Reisebüros) ist mein Verständnis für die Zahlungsverweigerung bei nichterbrachter Leistung auch nur begrenzt.
Mal unsere Situation als Beispiel: wir erlauben uns alle 5 Jahre eine "größere" Familienreise. Mit schulpflichtigem Kind ist man an Ferienzeiten gebunden, was die "Schnäppchenjagd" unmöglich macht, deshalb muss so eine Reise wortwörtlich zusammengespart werden und wir planen und buchen mit 1-1,5 Jahren Vorlauf.
Mit dem Risiko privater Unwägbarkeiten, ob nicht wieder die Oma nen Herzinfarkt bekommt o.ä. Also eine teure Rücktrittsversicherung abgeschlossen.
2016 waren wir in Namibia und jetzt im Moment wären wir eigentlich in Florida. Wir haben uns von einem führenden und renommierten USA-Spezialisten ein auf uns zugeschnittenes Pauschalpaket zusammenstellen lassen: Flüge, Mietwagen, Unterkünfte. Es wurde uns zudem empfohlen, auch die Tickets für Parkbesuche und andere Attraktionen gleich im Paket mitzubuchen, das sei sicherer, für alle Fälle, der Veranstalter verwies sogar extra auf die EU-Pauschalreiserichtlinie. Wir verzichteten auf das Mitbuchen der Parktickets. Zumal das Reisepaket eh schon bei knapp 7.000 Euro lag und von uns vorab vollständig bezahlt werden musste.
Es gab 4 oder 5 Beratungs-Mails, vor Vertragsabschluß sehr freundlich, umfassend und "verkaufsorientiert". Kaum hatten wir verbindlich gebucht und die Anzahlung geleistet, wurden Mailanfragen nur noch verzögert und sehr einsilbig beantwortet. Es kam ein "Reisevorbereitungspaket" mit bunten Reiseprospekten, nem kleinen Werberucksack und einem 110V-Adapter, aber ansonsten galt wohl: der Fisch ist jetzt am Haken. Dann kam Trumps Einreisesperre für EU-Bürger in die USA und der Veranstalter bot uns deshalb eine kostenlose Umbuchung auf die Sommerferien an oder gegen massiven Aufpreis in die Weihnachtsferien. Wir wurden aber auch auf unser Recht, die Reise zu stornieren und erstattet zu bekommen, hingewiesen. Wir zogen es vor, zu stornieren und bekamen auch eine Bestätigung der Stornierung. Und besagte Bitte um Geduld.
Welche eigenen Kosten hat der Reisevermittler in so einem Fall?
Es ist die Akquise bis zum Vertragsabschluss, etwas Werbematerial und die Buchung der Paketbestandteile (Mietwagen, Flüge, Unterkünfte). Bei diesen Buchungen legt der Vermittler vermutlich nicht drauf, sondern bekommt eine Provision von seinen Vertragspartnern. Bei den Flügen waren die Extras bis hin zur Sitzplatzreservierung Leistungen, die wir direkt bei den Fluggesellschaften selber durchführen und bezahlen mussten.
Jetzt platzt die Chose wg. höherer Gewalt und der Kunde storniert. Nun muss der Vermittler ebenfalls bei seinen Vertragspartnern stornieren, so er denn diese überhaupt schon bezahlt hatte. Es sind ihm also an echten Kosten "nur" die Vertriebs- und Vermittlungskosten entstanden. Und es entgeht im der kalkulierte Gewinn. Aber er kann ja die vom Kunden in Vorkasse bezahlte Leistung auch nicht erbringen. Der Vermittler behält aber in unserem Fall den kompletten Reisepreis von fast 7.000€ ein.
ich halte das für ein unlauteres Vorgehen, genauso wie das Vertrösten auf einen Gutschein, den ich irgendwann mal einlösen kann oder auch nicht, wenn es meine Umstände nicht zulassen oder der Veranstalter in der Zwischenzeit die Grätsche gemacht hat. Außerdem muss ich damit rechnen, dass ich in einer Post-Pandemie-Phase nicht der einzige bin, der seinen Urlaub nachholen will und ich dann mit massiv gestiegenen Preisen rechnen muss und ich nur einen Bruchteil des Gegenwertes bekomme.
Ich könnte mich damit anfreunden, dass die Reiseveranstalter die im Zusammenhang mit meiner Reisebuchung tatsächlich entstandenen Kosten (Akquise, Werbematerial) einbehalten, aber nicht den kompletten Reisebetrag. Das wäre dann wie bei einem kostenpflichtigen Kostenvoranschlag eines Handwerkers, den ich bezahlen muss, wenn ich die angebotene Leistung dann doch nicht beauftrage. Dann wäre der Ist-Aufwand abgedeckt.
Die gesamte Vorkasse einfach einzubehalten und bedaurend auf den sonst drohenden Untergang einer ganzen Branche zu verweisen, halte ich für seltsam, denn Kosten in der Höhe des gesamten Reisepreises sind dem Reisevermittler wegen mir definitv nicht entstanden. Ich würde die Vorgehensweise sogar als Unterschlagung bezeichnen.
Auch die von der Politik geplante Gutscheinlösung gefällt mir ganz und gar nicht. Das ist nicht nur ein Zwangskredit, das dürfte in den meisten Fällen schlicht eine Zwangsabgabe sein, die der Bürger direkt an Unternehmen abzuführen hat, ohne dafür in absehbarer Zeit auch nur irgendeine Leistung zu bekommen.
Grüsse
Tom
P.S.: Der Reiseveranstalter riet uns ja davon ab, die Parkeintritte auf eigene Faust zu buchen, das sein innerhalb des Pauschalpakets sicherer (im Stornierungsfall). Die EINZIGEN Kosten, die wir bisher - übrigens problemlos - erstattet bekommen haben, waren diese Tickets. Die Unternehmen in Florida haben sich da nicht angestellt. Selbst die "non refundable" Tickets des Kennedy Space Centers, die wir wegen bestimmter Vor-Ort-Termine vorab gebucht hatten, wurden uns problemlos erstattet. Nach meiner Mail dorthin bekam ich abends einen Anruf vom Visitor Center, indem mir die Erstattung angekündigt wurde und ich bekam ein Formular gemailt, das ich ausgefüllt zurückfaxen musste und am übernächsten Tag waren die 337 Dollar wieder bei mir.