Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

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bikemaniac
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Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#1 Beitrag von bikemaniac » 2019-06-09 8:01:42

Hallo,

Hier fliegen ständig Begriffe wie Rautenlagerung, 3-Punktlagerung, Zwischenrahmen, Montagerahmen usw durch die Gegend. Aber wenn man mit seinem LKW nie ins Gelände fährt und hauptsächlich nur auf Strassen, auf einem Waldweg mit einem Schlagloch oder über ein Bordstein - welchen Aufbau benötigt man dann zwischen Koffer und LKW Rahmen? Kann mir jemand ein Paar Stichwörter geben :-)

Lucas

hesima
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#2 Beitrag von hesima » 2019-06-09 8:33:50

Hallo Lukas,

du benötigst auf jeden Fall einen Montagerahmen, der deinen Aufbau fest mit dem Rahmen deines Lkw verbindet.
Dieser unterscheidet sich nur unwesentlich von der hier oft erwähnten Federlagerung,. Hier wird der Montagerahmen an den Verbindungsstellen anstatt mit Federn mit Schrauben fest verblockt.
Durch diese feste Verschraubung wird der LKW Rahmen deutlich steifer und neigt weniger zu Verwindung.
Fest verblockte Aufbauten wie z.b. Pritschen sind aber häufig verwindungsweich und deshalb tolerant gegenüber Biegung. Ein Wohnaufbau ist das normalerweise nicht. Deshalb sollte ein Montagerahmen in diesem Fall ausreichend groß dimensioniert sein.
Die Frage ist, ob der vergleichsweise geringe Minderaufwand für einen ordentlichen Montagerahmen gegenüber einer Federlagerung diese Entscheidung rechtfertigt. Vielleicht möchtest du dein Fahrzeug irgendwann weiterveräußern. Ich vermute, dass in der Szene Kombinationen aus Allrad Fahrgestell und fest verblocken Aufbauten wenig beliebt sind.

Hinweise auf feste Montagerahmen findest du in den einschlägigen Aufbaurichtlinien.

VG Marco
Zuletzt geändert von hesima am 2019-06-09 8:38:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Ulf H
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#3 Beitrag von Ulf H » 2019-06-09 8:36:28

... auch im Strassenbetrieb gibt es Verwindung ... ich bin mal auf der Landstraße hinter einem Pritschenlkw hergefahren und konnte wunderbar über die vordere und hintere Bordwand der Pritsche fluchten, unglaublich was da an Bewegung drin war ... von daher würde ich bei einem Koffer auf LKW mit Leiterrahmen immer eine Federlagerung bauen ...

Gruss Ulf
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Jan31
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#4 Beitrag von Jan31 » 2019-06-09 8:38:09

Guten Morgen Lucas,
die von dir genannten Lagerungen dienen der Entkopplung beim Verwinden des LKW-Rahmens und des Aufbaus. Wenn z. Bsp. das linke Hinterrad im Gelände 30cm höher steht wie das Rechte, dann verdreht sich der LKW-Rahmen. Wenn der Aufbau jetzt einfach mit Schrauben am LKW-Rahmen festgeschraubt ist, verdreht er sich auch, was bei den meisten Aufbauten zu Rissen oder Verformung führt.
Für deine Anwendung reichen aber Schrauben, da hier mit keiner großen Verwindung zu rechnen ist.
Schau dir das mal bei einem ganz normalen Straßen-Lkw an, der hat auch nur Schrauben.
Grüße, Jan
Zuletzt geändert von Jan31 am 2019-06-09 8:40:10, insgesamt 1-mal geändert.

filz
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#5 Beitrag von filz » 2019-06-09 8:38:42

Schau Dir das Ganze bei einem Kipper-LKW allg. an. Mehr brauchst du dann auch nicht. Oder die "Kühler", welche schon vor (meines Wissens) ca. 55 Jahren Gemüse/Früchte aus zBsp. der Türkei-Bulgarien-Rumänien zu uns brachten. Die waren tausende KM (übers Jahr) teils auf massiv schlechten Strassen unterwegs. Dies mit über 30t GG. War früher einige male mit LKW selber da unten. Es würde mich schon lange mal von einem betroffenen, welchem der Koffer tatsächlich gerissen ist interessieren, welche Lagerung er hatte und wie das Fz. eingesetzt wurde.

Gruss

Sepp

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Ulf H
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#6 Beitrag von Ulf H » 2019-06-09 8:53:07

... Kipper ist ein schlechtes Beispiel, denn dort ist durch den Kippmechasmus die Kipppritsche schon vom Hilfsrahmen entkoppelt ...

... ich habe mindestens 2 persönlich gesehen und weiss von mindestens 2 weiteren ... LSHD / THW GKW aus Magirus Mercur ... feste Lagerung mit Federbriden, auch als Bodengruppe des Grauens bekannt ... bei den meisten wurden die gerochenen Streben im Kofferboden beim Umbau zum Womo entdeckt, müssen also kn den üblichen 25.000 km beim Katastrophenschutz entstanden sein ...

... bei den Nachfolgern, also GKW und MKW des THW auf Magirus D und Mk sind oft reihenweise Nieten lose, was auch auf Verwindung im Aufbau schliessen lässt ...

Gruss Ulf
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#7 Beitrag von Bikerguido » 2019-06-09 10:48:12

... ich würde allein deshalb nicht einmal darüber nachdenken, weil der Aufwand für eine Federlagerung im Vergleich zur starren Ausführung identisch ist.
Also ich hab auf die Erfahrung der Leute hier im Forum gehört und die Federlagerung umgesetzt und bei einfachen Tests gemerkt,... dass es gut war. Selbst beim rangieren in eine schräge Einfahrt hinein,... brauchst Du Verwindung, auch auf der Straße.
Guido

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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#8 Beitrag von Kueche » 2019-06-09 12:47:46

Hallo

Ich bin mit dem Sprinter schon auf asphaltierter Strasse wegen Verwindung "hängen geblieben"
Um eine enge Kurve rum von ebener Strasse recht steil Berg ab. Durch den Wendekreis bin ich da nicht rum gekommen und stand mit der Fahrzeugfront 10cm vor einer Hauswand.
Durch die fehlende Verwindung hat dann ein Rad hinten durchgedreht. Dank Zuschaltallrad bin ich selbständig aus der Situation raus gekommen. Ohne hätte ich Schlepphilfe benötigt.

Ich will damit sagen: Auch auf der Strasse braucht man Verwindungsfähigkeit.


Gruss

Ole

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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#9 Beitrag von hesima » 2019-06-09 13:05:33

Hi Ole, das kenne ich. Der Sprinter, speziell mit langem Radstand, bleibt relativ schnell hängen an engen Abbiegungen am Berg. Ich fahre einen beruflich mit 2WD. Meistens arbeitet er sich dann durch den Einsatz der "Hilfsdifferentialsperre", also durch Einsatz der Bremse beim durchdrehenden Rad, wieder frei. Besser als gar nix.
Gruß Marco

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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#10 Beitrag von DerDicke » 2019-06-10 10:15:32

Hallo,
aus eigener Erfahrung (!) kann ich nur davon abraten, die Kabine fest auf dem Fahrzeugrahmen zu verlagern. Als wir unseren Dicken gekauft haben, war das leider genauso ausgeführt. Die Wohnkabine war fest mit einem sehr leicht gebauten Zwischenrahmen verschraubt, der wiederum fest mit dem Fahrzeugrahmen verschraubt war. Da mir das Problem bewußt war, habe ich regelmäßig die Befestigungspunkte kontrolliert und wiederholt gelöste Schrauben nachgezogen. Bei 110 TKm Laufleistung ohne Geländeeinsatz ist dann der Zwischenrahmen gebrochen und wir haben ihn gerade ersetzt mit einem neuen mit Federlagerung.

Über den notwendigen Federweg kann man m.E. diskutieren. Die im Forum oft diskutierten 150 mm am vordersten Federlager sind sicher nur bei bestimmten Fahrzeugen und Einsatzbedingungen notwendig und sinnvoll. Bei unserem MAN L2000 LAEC 8.224 mit 3,6 m Radstand hat sich herausgestellt, dass 50 mm Federweg ausreichen. Mehr scheint das Fahrgestell nicht herzugeben. Das entspricht dann einer Diagonalverwindung von ca. 2 x 250 mm und reicht für unser Reiseverhalten allemal aus.
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#11 Beitrag von Apfeltom » 2019-06-10 10:43:05

Moin Lukas,
Das bereits Geschriebene kann ich nach einer 4500 km Schottlandreise nur zu gut bestätigen.
Wir sind NUR Straßen gefahren, oft allerdings kleine und kleinste, teils“Wege“ und haben ALLE Arten und Ausmaße an Verschränkung erlebt.
Da war teils der Koffer - dank verlängerter Federn der Original Feuerwehrkofferlagerung vorn am Führerhaus einseitig volle 15 cm vom der Fahrzeugrahmenauflage entfernt...
Da sind enorme Kräfte am Werk. Das quietscht, reibt und walkt gewaltig.
Auf der Straße nach Applecross ( berühmt berüchtigt mit teils 26% Steigung) sogar im direkten Wechsel von links nach rechts... da ist nur Kamelreiten mehr Schwanken.
Ich war sowas von heilfroh, dass ich mich auf den gutenRat dieses wunderbaren Forums verlassen habe und die Federn alle4 gehörig verlängert hatte,,,
24A4A87B-B65E-46B0-A1F3-746FFAABF465.jpeg
24A4A87B-B65E-46B0-A1F3-746FFAABF465.jpeg (51.02 KiB) 5712 mal betrachtet
Da sind nun ca 15 cm Federweg. Vorher vielleicht 3 (drei!!!)

Also definitiv nix mit Anschrauben.
Cheers
Thomas

OliverM
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#12 Beitrag von OliverM » 2019-06-10 18:35:13

Fest verschraubt kann man sich nur leisten, wenn der Aufbau auch Verwindungsweich konstruiert und gebaut ist. Alles ander gibt auf Dauer Bruch und schlechte Laune.

Gruß

Oliver
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#13 Beitrag von MassivesAlteisen » 2019-08-23 17:41:39

OliverM hat geschrieben:
2019-06-10 18:35:13
Fest verschraubt kann man sich nur leisten, wenn der Aufbau auch Verwindungsweich konstruiert und gebaut ist. Alles ander gibt auf Dauer Bruch und schlechte Laune.
... oder wenn der Fahrzeugrahmen / das Fahrzeug per se verwindungssteif konstruiert ist. Das soll (wenn auch nicht häufig) ebenfalls vorkommen.

Gruss
Marco
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#14 Beitrag von OliverM » 2019-08-23 18:01:46

MassivesAlteisen hat geschrieben:
2019-08-23 17:41:39
OliverM hat geschrieben:
2019-06-10 18:35:13
Fest verschraubt kann man sich nur leisten, wenn der Aufbau auch Verwindungsweich konstruiert und gebaut ist. Alles ander gibt auf Dauer Bruch und schlechte Laune.
... oder wenn der Fahrzeugrahmen / das Fahrzeug per se verwindungssteif konstruiert ist. Das soll (wenn auch nicht häufig) ebenfalls vorkommen.

Gruss
Marco
Ja, das stimmt grundsätzlich. Wobei Fahrzeughersteller in dem Fall eher von Verwindungsarm sprechen . Selbst der Kastenrahmen vom Kat verwindet sich , wenn auch nur wenig .

Gruß

Oliver
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Re: Aufbau nur für Strasse und kein Gelände?

#15 Beitrag von Mark86 » 2019-08-23 18:52:33

Die größten Verwindungen hat mein Auto, wenn ich mal durch nen Straßengraben fahre, oder wenn 45° Halb Längsfurchen die Wege ausgewaschen haben. Auch simple Speedbumps in manchen Ländern machen schonmal 15cm Höhendifferenz, schon da brauchts die "Federlagerung".

Der einzige wirkliche Unterschied zwischen einer "Federlagerung" und einem normalen Montagerahmen ist, dass man beim Montagerahmen Schrauben festschraubt und bei der üblichen "Federlagerung Gewindestangen reinsteckt mit Federn dran und 2 zusätzliche Führungslaschen braucht. Der Mehraufwand liegt im Bereich unter 100€ & unter 2h...
Und die Dimensionierung des Hilfsrahmens bei einer Federlagerung ist halt geringfügig stärker zu wählen...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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