Hallo Joern,joern hat geschrieben:Mal grundsätzlich: Ich finde digital ja auch ganz toll, führt aber oft dazu, dass man erstmal "alles" fotografiert, "löschen kann man ja immer noch."
In welchem Leben will man sich 35 000 Fotos von EINER Reise auch nur einmal ansehen??
Wie oft sieht man sich seine Fotos "Toskana 1983" denn noch mal an? Soviel lange Winterabende gibts ja gar nicht.
Profifotografen ausgenommen, sollten sich doch Reiseeindrücke und Bilder im Kopf speichern, mit ein paar Bildern als Erinnerungsstütze.
Oder es gilt:was nicht fotografiert wurde, ist auch nicht passiert.
Da beneide ich Landschaftsmaler, die eine Landschaft eine halbe Stunde auf sich wirken lassen, um dann ein Bild mitzunehmen.
Na ja, vielleicht trifft man sich ja mit 80 im Pflegeheim, dann gibts jeden Abend Fotoshows.
ich bin anderer Meinung als Du, zumindest bezüglich der Fotos, die wir alle bei unseren einmaligen Fahrten machen, mit teilweise nie mehr wiederkommenden Aufnahmemöglichkeiten und Ereignissen. Nicht bezüglich künstlerisch wertvoller, nach Ausschnitt, Belichtungszeit, Einstellung des Weißabgleichs und des ISO Werts und unter Vermeidung stürzender Linien lange vorbereiteter Aufnahmen.
Natürlich schaut sich keiner - nach einer rigorosen Auswahl für die Endversion - alle "35.000 Bilder" nochmals an. Aber gerade die Digitalfotografie ermöglicht es, bei interessanten und plötzlich auftauchenden Situationen Aufnahmen schnell, wenn es sein muß zwei oder drei mal hintereinander und ohne lange Vorbereitungen für fotografisch korrekte Berechnungen und Einstellungen vorzunehmen. Sofort danach kann man sich wieder mit der "Wirklichkeit" befassen. Natürlich geht diese "Zeitersparnis" hinterher bei der dann notwendigen Bildbearbeitung wieder drauf, die einen dann nach Hause zurückgekehrt noch einige Zeit beschäftigen kann, bis man das subjektiv perfekte Ergebnis hat.
Aber was ist so schlimm daran, wenn man noch Monate nach einer Reise durch diese intensive Beschäftigung mit den Bildern diese Abenteuer mehrfach wieder erlebt. Nicht nur im Kopf, wenn man zufällig mal dran denkt, sondern jedesmal, wenn man sich seine Bilder zur Bearbeitung vornimmt.
Wie bei vielen Dingen im Leben gibt es natürlich auch zu diesem Thema viele unterschiedliche Meinungen - und solange keine davon irgendjemandem schadet, ist das auch gut so...
Gruß, Wolfgang
PS: Gerade Profis im visuellen Bereich machen sehr viel mehr Aufnahmen, als sie dann letztlich verwenden. Kein 2 Stunden Film wird mit Aufnahmematerial von nur 2 Stunden zusammengestellt, das sind in Wirklichkeit hunderte, manchmal tausende von Stunden, die dann zusammengeschnitten werden. Und niemand wird sich auch bei Passfotos mit nur einem gemachten Bild begnügen, das dann vielleicht, zufällig oder hoffentlich, genau so aussieht wie man sich das vorstellt.