Diese Töne möchte ich etwas entschärfen.
Jeder Marokkofahrer macht die leidvolle Erfahrung, dass er ständig angemacht wird. Das ist lästig. Und die einfachste Art dagegen ist, überhaupt nichts zu geben, prinzipiell. "Schließlich brauchen die nichts von uns" sagt Willi.
Das finde ich aber ungerecht. Überhaupt, Prinzipienreiten ?... Man kann doch differenzieren.
Einer Horde am Straßenrand eine Handvoll Bonbons oder Kugelschreiber rauswerfen, ja das ist absoluter Unsinn, wird aber von manchen Reisegruppen fast im Übermaß praktiziert. Das verdirbt natürlich das Umfeld.
Aber wenn man mit einigen Kindern einen kurzen Kontakt erreicht, ist es doch nicht schädlich, wenn man denen eine Kleinigkeit zum Essen gibt, oder was man gerade dabei hat. Gerne auch einen Kugelschreiber. Jedenfalls keine Dirham, klar.
Ich habe mal auf einem Markt eine Stange Bananen gekauft. Die waren so billig, dass ich einfach viel zu viel gekauft habe. Deshalb habe ich den drei Kindern direkt neben mir je eine Banane geschenkt. Sofort kamen alle Kinder in der Nähe zusammen, jeder kriegte eine Banane, alle lachten und die Atmosphäre war sehr ausgelassen. Als ich die letzte Banane abgegeben hatte zerstreute sich die Kinderschar schnell. Ich wollte für mich noch einige Bananen nachkaufen, aber die schmunzelnden Händler nahmen kein Geld dafür. Das war ein schönes Erlebnis.
So etwas haben Sonja und ich nocheinmal gemacht. An einem Markt mitten im Landesinneren kauften wir Nüsse, Mandeln und Walnüsse zu sehr günstigen Preisen und wieder weit über unseren Bedarf. Die verteilten wir anschließend an die Kinder und es war wieder ein großer Spaß für uns aber auch für die Kinder.
Natürlich haben die Kinder zu Hause auch Nüsse und brauchen von uns nichts geschenkt. Aber das geht am Schenken vorbei.
An zukünftige Reisende in einsame Gegenden ein Tipp: Schuhe brauchen die Nomaden dringend. Unglaublich, mit welchem Schrott an den Füssen die Hirten meilenweit herumziehen. Und man wird auch immer gezielt nach Schuhen gefragt. Wenn hier noch jemand sagt, die brauchen nichts, dann ist echt jedes meiner Worte zuviel.
Sepp