Kann man Guß wirklich so schweißen?

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Bernhard G.
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Kann man Guß wirklich so schweißen?

#1 Beitrag von Bernhard G. » 2016-07-04 9:23:52

Hallo,

ich bin per Zufall auf Videos von dwerke gestoßen - hab nach Deutz gesucht und der werkelt u.a. an einem Deutz Vorkriegstraktor. Der hat noch einige andere, interessante Fertigungstechniken in seinem Arsenal (Kegelradverzahnung per WIG-Schweißen reparieren) - die werden auch entsprechend heftig kommentiert. Seis drum. Konkret würde mich Eure Meinung zu dem Video interessieren:

https://www.youtube.com/watch?v=m2pwctfQ1Ts

Ich hab von Schweißen nicht viel Ahnung, außer daß Guß schweißen als ziemlich schwierig bis unmöglich gilt. Auf seiner Web-Seite bezeichnet sich der Herr als Fachmann für Schweißtechnik und scheint einen entsprechenden Betrieb zu haben. Was soll ich davon halten?

Viele Grüße,
Bernhard

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Unimuck
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#2 Beitrag von Unimuck » 2016-07-04 10:37:31

Ich persönlich würde davon Garnichts halten.
Der Riss ist vielleicht zu, aber nicht lange.
Ausfräsen und vortempern wäre schon einmal das mindeste.
Gruß Hartmut

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hanomakker
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#3 Beitrag von hanomakker » 2016-07-04 12:16:43

hallo,

durch die aktion, den spalt mit der schraubzwinge zu verkleinern hat er erstmal wieder erneut spannungen im guss aufgebaut...

wenn er jetzt den ganzen brocken einpaar tage im ofen spannungsarm geglüht hätte, hätte ichs fast geglaubt.

ist ungefähr die selbe mär, wie guss könne man einfach mit mag zubraten...

viele grüsse

tino
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#4 Beitrag von Freddy » 2016-07-04 12:34:59

Also großartig belastbar wird soeine naht wohl nicht sein, aber er versucht ja nur den Riss zuzukleben indem er ne Raupe drauf setzt, das wird wohl gehen.
Soeinen Riss habe ich mal für eine Überführung mit Knetmetal gekittet, hielt auch ewig.

Freddy

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#5 Beitrag von CharlieOnTour » 2016-07-04 12:49:38

Hi,
ein mir bekannter Schweisser hat mir neulich erklärt wie er alten Guss schweisst.

Die Details habe ich mir leider nicht gemerkt, da ich damit überfordert war, was ich mir allerdings merkte war:
Alten Guss kann man schweissen, da er noch eine andere Mischung und ich meine mehr Chrom enthält.

Wichtig wäre nach kurzem Punkten direkt einen Hammerschlag darauf zu geben um die Verspannung zu lösen.
Ansonsten würden beim Abkühlen durch die entsehende Spannung direkt neue Risse entstehen.

Ich habe das jetzt wirklich sehr schlecht beschrieben, aber der Kerl ist ein sehr fähiger Schweisser und hat auch alle nötigen Gerätschaften dazu.
Er könnte sogar kleine Punkte auf Rasierklingen setzen.

Irgendwie scheint es schon zu gehen.

Gruß
Chris
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#6 Beitrag von Unimuck » 2016-07-04 15:22:16

Guss ist ja nicht unbedingt immer das gleiche.
Im Volksmund steht Guss aber eher für Grauguss.
Grauguss (GG) ist durch den hohen Kohlenstoffanteil schwer zu schweissen,
wogegen Gusseisen mit Kugelgraphit (GGG) recht gut schweissbar ist, da stahlähnliche Eigenschaften.
Getemperter Temperguss (GTS/GTW) lässt sich nicht minder schön schweissen.
Allerdings benötigt man immer zum Guss passende Elektroden und Schweisszusatzstoffe.
Gruß Hartmut

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#7 Beitrag von Mark86 » 2016-07-04 16:00:09

Schweißen von Guss ist immer problematisch. Bei den alten Karren sind die Teile oft so dimensioniert, dass die keinen hohen Belastungen ausgesetzt sind, da kann man viel machen und basteln. Die einzig richtige fachgerechte Alternative ist wegwerfen und neu gießen.
Das scheitert aber oft an den finanziellen Mitteln.

Ich persönlich hätte das Teil, was für mich nach nem Frostschaden aussieht, lange durchgewärmt und dann hart gelötet.
Bei solchen Reparaturen zählt aber m.E. nur obs hinterher hält oder nicht, drinstecken tut keiner und auf der "Fachgerechtwelle" sollen mal die Internetforenschlauberger weitersurfen... Ich hab schon genug von Superprofis geschweißte Gussteile in den Händen gehabt, die zerfallen sind, und genug Gelumpe was einer "mal eben" auf die Schnelle zusammen gegrillt hat und was schon viele Jahre hält...
Grade Auspuffkrümmer, deren Guss im Laufe des Betriebs noch extra Kohlenstoff aufgenommen hat, sind kaum dauerhaft zu schweißen. Bei Fahrzeugen mit niedrigen Abgastemperaturen funktioniert hartlöten aber sehr gut und nachhaltig.
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#8 Beitrag von Bernhard G. » 2016-07-04 16:11:50

Also, ich weiß schon, daß man Guß schweißen kann, je nach Art mehr oder weniger. Ich wundere mich nur, was der auf dem Video macht. Das rostige Teil nehmen und ohne irgend eine Vorbereitung eine Schweißnaht draufsetzen, keine Nahtvorbereitung, keine Entlasungsbohrungen am Ende des Rißes - nichts. Das Abklopfen am Schluß ist wohl auch nur Augenwischerei, da ist das Teil längst wieder abgekühlt.

Auch wenn das Gehäuße nicht viel aushalten muß - es ist ja aufgrund eines Frostschadens und neicht wegen Betriebsbelastungen gerissen - weiß ich nicht, ob das hält. Schließlich muß das Bauteil ja thermische Belastungen aushalten. Darum frage ich eben.
Allerdings benötigt man immer zum Guss passende Elektroden und Schweisszusatzstoffe.
Ja, das hat ein Schweißfachmann, bei dem ich mal einen 2-Tages-VHS-Kurs machen durfte auch gesagt, weil ein Teilnehmer bei seinem Bulldog einen Frostschaden richten wollte.

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#9 Beitrag von Ingenieur » 2016-07-04 18:58:16

Hallo,
Bernhard G. hat geschrieben:Hallo,

ich bin per Zufall auf Videos von dwerke gestoßen - hab nach Deutz gesucht und der werkelt u.a. an einem Deutz Vorkriegstraktor. Der hat noch einige andere, interessante Fertigungstechniken in seinem Arsenal (Kegelradverzahnung per WIG-Schweißen reparieren) - die werden auch entsprechend heftig kommentiert. Seis drum. Konkret würde mich Eure Meinung zu dem Video interessieren:

https://www.youtube.com/watch?v=m2pwctfQ1Ts

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Viele Grüße,
Bernhard
Leider ist nichts vom verwendeten Schweißzusatzwerkstoff bekannt.

Im Prinzip geht das so.

ABER

Zuerst braucht man eine Schweißnaht-Vorbereitung.

Es braucht einen Draht mit viel Nickel.

Es dürfen nur Raupen in der Größenordnung 10 bis 15 mm geschweißt werden.

Das Spannungsarm-Hämmern muß auf jeder kleinen Raupe passieren.
(Und nicht so lustlos, wie im Video.)

Für die Nahtlänge würde er 'im echten Leben' etwa 10 Stunden Arbeitszeit brauchen.


...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#10 Beitrag von Mark86 » 2016-07-04 20:05:36

Aber ohne zu Wissen mit was er schweißt und wie das Ergebnis geworden ist und vor allem ob es gehalten hat oder nicht, kann man das nicht ergründen...

Ich kenne so viele Leute, die können was angeblich nicht geht und es funktioniert trotzdem, also ohne das Ergebnis prüfen zu können halte ich hier jegliches Urteil für Glaskugelnsucherei...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#11 Beitrag von danimilkasahne » 2016-07-04 21:16:31

Mark86 hat geschrieben:Aber ohne zu Wissen mit was er schweißt und wie das Ergebnis geworden ist und vor allem ob es gehalten hat oder nicht, kann man das nicht ergründen...

Ich kenne so viele Leute, die können was angeblich nicht geht und es funktioniert trotzdem, also ohne das Ergebnis prüfen zu können halte ich hier jegliches Urteil für Glaskugelnsucherei...
QED
Mark86 hat geschrieben:Schweißen von Guss ist immer problematisch. Bei den alten Karren sind die Teile oft so dimensioniert, dass die keinen hohen Belastungen ausgesetzt sind, da kann man viel machen und basteln. Die einzig richtige fachgerechte Alternative ist wegwerfen und neu gießen.
Das scheitert aber oft an den finanziellen Mitteln.

Ich persönlich hätte das Teil, was für mich nach nem Frostschaden aussieht, lange durchgewärmt und dann hart gelötet.
Bei solchen Reparaturen zählt aber m.E. nur obs hinterher hält oder nicht, drinstecken tut keiner und auf der "Fachgerechtwelle" sollen mal die Internetforenschlauberger weitersurfen... Ich hab schon genug von Superprofis geschweißte Gussteile in den Händen gehabt, die zerfallen sind, und genug Gelumpe was einer "mal eben" auf die Schnelle zusammen gegrillt hat und was schon viele Jahre hält...
Grade Auspuffkrümmer, deren Guss im Laufe des Betriebs noch extra Kohlenstoff aufgenommen hat, sind kaum dauerhaft zu schweißen. Bei Fahrzeugen mit niedrigen Abgastemperaturen funktioniert hartlöten aber sehr gut und nachhaltig.

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#12 Beitrag von Bernhard G. » 2016-07-04 21:52:57

Der Gute macht ja auch noch ein paar andere Sachen: Kegelradreparatur.

https://www.youtube.com/watch?v=vY_GnjbH5yw

Ernst gemeint oder nicht? Ich kann es nicht beurteilen.

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#13 Beitrag von Mark86 » 2016-07-04 21:59:48

Wird schon ernst gemeint sein.
Wenn ich was hab, kann ichs denen ja mal schicken.

Son Kegelrad macht aber auch in so nem Trecker nicht viele Umdrehungen, ob die Schweißung die Last aushält, ka.
Ich hab schon Zahnräder mit ner Panzerelektrode aufgeschweißt und mitm Dremel nachgeschliffen, das hat auch funktioniert...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#14 Beitrag von Unimuck » 2016-07-04 23:08:41

Wenn das Kegelrad z.Bsp. nitriert war, wird es an den Übergangsbereichen Probleme geben.
Da man aber die Rahmenbedingungen nicht kennt, kann man die Qualität schlecht beurteilen.
Gruß Hartmut

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#15 Beitrag von Mark86 » 2016-07-04 23:34:18

Ja, wir wissen ja auch nicht, mit welchem Material aufgeschweißt wurde, etc.
Ich kann ja auch auf Rost / durch Farbe ne perfekte MAG Naht ziehen, wo alle sagen "das geht nicht"...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#16 Beitrag von Michaele532 » 2016-07-05 7:43:22

Mark86 hat geschrieben: Ich kann ja auch auf Rost / durch Farbe ne perfekte MAG Naht ziehen, wo alle sagen "das geht nicht"...

:sick:
Hier mehr zu mir, Hanomag und dem Stammtisch:
https://hanomag.ce-mu.de/hano/michaele/hanomag_d/
Die Restauration von Hanne:
https://hanomag.ce-mu.de/hano/michaele/ ... resto.html

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#17 Beitrag von Bernhard G. » 2016-07-05 8:34:19

Was mich bei der Sache wundert, ist sein Kommentar zur Kegelradreparatur:

Sinngemäß: "Nur grob geschliffen, der Kunde macht die Feinarbeit beim Einbau selber."


Mit der Flex oder dem Dremel freihand Verzahnung schleifen? Geht das?

Ich hab bisher nur an vermackten Ritzen vom MTB rungefeilt, aber das ist eine andere Klasse ...

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#18 Beitrag von Mark86 » 2016-07-05 18:02:21

Mitm Luftschleifer geht das. Die Frage ist, ob der der schleift, schleifen kann.
Und du brauchst natürlich nicht versuchen, n PKW Differential was über 4.000 Umdrehungen macht und ruhig sein soll, so zu reparieren. Aber für nen Ackerschlepper kann ich mir das durchaus vorstellen. Das Schleifen ist nicht das Problem, eher ob das aufgeschweißte hält...

Die ganzen Diskusionen an sich sind aber lustig. An anderen Ecken wird immer gejammert das nirgendwo mehr repariert wird sondern blos noch ausgetauscht wird, wenn dann einer repariert, ist auch nicht gut???
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Andy
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#19 Beitrag von Andy » 2016-07-05 19:01:45

Bernhard G. hat geschrieben:Der Gute macht ja auch noch ein paar andere Sachen: Kegelradreparatur.

https://www.youtube.com/watch?v=vY_GnjbH5yw

Ernst gemeint oder nicht? Ich kann es nicht beurteilen.

:totlach: :totlach: :totlach:

geht klar, ne Hypoidverzahnung mit der Flex :totlach: :totlach: und die ganzen Anlassfarben :totlach: :totlach: :totlach:

Meiner Meinung voll die verarsche, aber stimmig gemacht :totlach:

mfg
Andy
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#20 Beitrag von Kilian » 2016-07-05 21:50:13

Andy hat geschrieben:geht klar, ne Hypoidverzahnung mit der Flex
Wieso, ne ordentliche Hand voll Quarzsand mit rein und nach der ersten Betriebsstunde ist das Tragbild schön gleichmässig... :joke:
Freundliche Grüße
Kilian

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#21 Beitrag von dibbelinch » 2016-07-06 8:06:19

Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob das so geht, bzw. dauerhaft hält oder nicht.

Ich bewundere nur die Engelsgeduld, mit der der Typ da mit Flex und Feile gefühlte 5 Stunden an dem Teil herumschleift. Und das alles auf einer alten, wackeligen Holztrittleiter als Arbeitstisch.
Mir wäre bei der Aktion mindestens 12 mal das Teller- oder Kegelrad herundergefallen, von der Flex und der Feile ganz zu schweigen.

Also, wenn das Ergebnis zufriedenstellend funktionieren sollte, hat der Mann sich sein Geld redlich verdient. :)

Gruss, Ulf
Oh Lord
please help me
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till I know
what I am talking about

"Weltanschauungen" stammen gemeinhin von Leuten die sich die Welt nie wirklich angeschaut haben (Die sind höchstens mit Knobelbechern an den Füssen nach Stalingrad marschiert).

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#22 Beitrag von Mark86 » 2016-07-06 9:09:56

Das seh ich auch so.
Der eine kanns, der andere nicht, am Ende zählt wie immer im Handwerk* nur das Ergebnis.

Lg, Mark
*Nächstes Mal werde ich Anwalt oder wenigstens Arzt.
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#23 Beitrag von Jarky » 2016-07-06 14:57:28

Oh Gott, was ist das denn hier für ein Threat.... :wack:

1. Das Schweißen von Guss geht nur mit speziell auf den Werkstoff abgestimmten Elektroden (GJL/GJV/GJS). Bei ausnahmslos allen Gusseisen ist das Gefüge und damit die mechanische Belastbarkeit nach einem Wärmeeintrag über 723°C sowieso am A..... da könnt ihr euch drehen und wenden wie ihr wollt. Dichtheit kann man damit vielleicht wieder herstellen aber die Tragfähigkeit des Bauteils definitiv nicht!

2. Das "Spannungsarm klopfen"...DAS IST ABSOLUTER HUMBUK. Und seit Jahrzehnten hält sich dieses Gerücht hartnäckig. Letztes Jahr habe ich eine Diplomarbeit zusammen mit einem technologieführenden Unternehmen betreut bei dem es nur darum ging. Das Ergebnis hat gezeigt dass das überhaupt keinen Effekt hat!

3. Lieber Ingenieur, bevor du Leuten Nickelelektroden empfiehlst siehe Punkt 1. Nickel kann in einigen Gefügen nämlich auch sehr viel kaputt machen (lokale Anreicherungen führen zu Perlitbildung/Versprödung)

4. Ohne Schweißnahtvorbereitung geht sowieso gleich Garnichts außerdem erzeugt das WIG-Schweißen ohne Vorwärmen Eigenspannungen ohne Ende..von dem her hat der Typ aus dem Video sich eigentlich in allen Bereichen disqualifiziert

5. Da hier von Chrom in Gusseisen die Rede war eine kurze Aufklärung: Chrom erhöht zusammen mit Nickel und anderen Elementen die Warmfestigkeit von Gusseisen - entsprechend ist der Aufbau von Eigenspannungen bei hohen Chromgehalten noch höher, da die Fließfähigkeit des Materials bei höheren Temperaturen beschränkt wird. Außerdem versprödet Chrom Gusseisen massiv.

Fehlt nur noch jemand der ADI schweißen will...

Grüße
Jakob


EDIT: Ich möchte euch nicht die Reparatur madig reden aber man darf auf keinen Fall erwarten, dass die so reparierten Bauteile lange halten. Bei strukturell nicht stark belasteten Teilen aus GJL funktioniert eine sauberer Reparaturschweißung vermutlich noch am ehesten, bei allem anderen möchte ich jedem davon abraten zu viel von der Schweißnaht zu erwarten.
"Wer nicht so weit geht, wie sein Gefühl ihn treibt und sein Verstand ihm erlaubt, ist eine Memme, wer weiter geht, ist ein Dummkopf."

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#24 Beitrag von Mark86 » 2016-07-06 15:38:19

man darf auf keinen Fall erwarten, dass die so reparierten Bauteile lange halten. Bei strukturell nicht stark belasteten Teilen aus GJL funktioniert eine sauberer Reparaturschweißung vermutlich noch am ehesten, bei allem anderen möchte ich jedem davon abraten zu viel von der Schweißnaht zu erwarten.
Bei ersterem Punkt würde ich sagen, ist das eine Frage der Bauteilebelastung und genau darum gehts ja. Wenn ich das richtig gesehen habe, hält der geschweißte Teil doch nur n bisschen Wasser...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#25 Beitrag von Bernhard G. » 2016-07-09 12:02:23

Zum Thema Verzahnung schleifen habe ich folgenden ZF-Imagefilm aus den 1930ern gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=lqlxIrk61Bs

Die schon damals übliche Präzision finde ich beeindrucken. Nicht schlecht, wenn man sowas freihand hinbekommt.

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#26 Beitrag von sigo » 2016-07-10 19:51:41

Hi !
Guck mal hier:
http://www.geweke.de/dienstleistungen.html

Die schweißen auch Guß, lt. Webseite.

Gruß Sigo

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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#27 Beitrag von Ingenieur » 2016-07-10 20:57:46

Hallo,
Jarky hat geschrieben:
2. Das "Spannungsarm klopfen"...DAS IST ABSOLUTER HUMBUK. Und seit Jahrzehnten hält sich dieses Gerücht hartnäckig. Letztes Jahr habe ich eine Diplomarbeit zusammen mit einem technologieführenden Unternehmen betreut bei dem es nur darum ging. Das Ergebnis hat gezeigt dass das überhaupt keinen Effekt hat!
Ich weiß ja nicht wo der Herr seine Prüfung zum Schweißfachingenieur gemacht hat,
aber sicher nicht an der SLV Hannover.

Hätte er sie dort gemacht, hätte ihm Herr Prof. Kuscher genau das 30 mm dicke Gußprobestück gezeigt,
was man exakt so hergestellt hat.


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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#28 Beitrag von Jarky » 2016-07-10 21:59:13

Ich komm aus dem Metallurgie/Gusseisenbereich (RWTH Aachen) und bin kein Schweißfachingenieur. Nur sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit nun mal nicht anfechtbar.
In dem Fall ging es um geschweißte Rohre. Eigenspannungsmessung per Bohrlochmethode und optischer 3D-Verformungsanalyse. Die Ergebnisse waren äußerst eindeutig.
Einen auch nur ansatzweise signifikanten Abbau von Eigenspannungen kann man nur mit Spannungsarm-Glühen erreichen!
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#29 Beitrag von Mark86 » 2016-07-10 23:12:56

Bernhard G. hat geschrieben:Zum Thema Verzahnung schleifen habe ich folgenden ZF-Imagefilm aus den 1930ern gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=lqlxIrk61Bs

Die schon damals übliche Präzision finde ich beeindrucken. Nicht schlecht, wenn man sowas freihand hinbekommt.
Die Frage ist erst einmal, ob diese Präzision für einen Ackerschlepper überhaupt nötig ist.
Die zweite Frage ist, ob es funktioniert und hält oder nicht, und die konnten wir bis jetzt ja nicht klären.

Ich hab mal bei einer großen Deutschen Zahnradfabrik angeklingelt mit nem Gangradsatz von nem Getriebe aus den 30ern.
Da kam die ganze Ingenieursabteilung zusammen und hat dumm geschaut, was die damals schon in den 30ern fertigen konnten.
Bei der Frage ob es gehärtet ist oder nicht hats einer auf den Boden gestellt und mit nem Hammer auf mein Muster gehauen und man wusste gar nicht, dass es in den 30ern schon Zahnflankenschleifmaschienen gab, etc.
Wir haben es aber nachgebaut bekommen :)

Ob dass aber in der Serienproduktion an der Basis auch so gut wurde, wage ich zu bezweifeln.
Führende deutsche Automobilhersteller haben es bis in die 70er Jahre rein nicht geschafft, in der Serienproduktion 4 gleich große Löcher in nen Motorblock zu bohren. Die Anforderungen an nen Trecker sind da wohl eher gering...
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Re: Kann man Guß wirklich so schweißen?

#30 Beitrag von OliverM » 2016-07-11 0:24:09

Mark86 hat geschrieben: Die Frage ist erst einmal, ob diese Präzision für einen Ackerschlepper überhaupt nötig ist.
Die Anforderungen an nen Trecker sind da wohl eher gering...
So einen Scheiß kann wirklich nur ein KFZ-Mechaniker-Bademeister schreiben, der an völliger Selbstüberschätzung leidet. :ninja:

Gruß

Oliver
Wir leben in einer Zeit , in der die Klugheit schweigen soll, weil sich die Dummheit durch die Wahrheit beleidigt fühlen könnte....

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