ICE Streckensperrung

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#1 Beitrag von **roter brummer** » 2016-04-27 21:16:49

Hallo,
wenn mich nichts täuscht, sind doch hier auch einige aus dem Bahnbereich unterwegs.
Die Sperrung ist zwar gerade in aller Munde, aber mehr als "Schotter tauschen" ließt man eigentlich nie.
Kann jemand sagen, was da hinter steckt? Für den Laien nicht ganz verständlich, warum der Schotter sofort getauscht werden muss?
Verschleißt der Schotter? Warum reinigt man ihn nicht?
Irgendwo hab ich eben noch was gesehen, dass bei Temperaturen über 25° Celsius kein sicheres Fahren mehr möglich sein soll? Das ist doch noch keine so außergewöhnliche Temperatur?

Grüße
Daniel

#2 Beitrag von **PeterWEN** » 2016-04-27 21:27:10

Habedere,

und wie außergewöhlich diese Temperatur ist!!!

Selbst Werte zwischen +15 und +18 können schon so außergewöhnlich sein, das ein moderner Diesel sofort die Grätsche machen kann, wenn man nicht rein prophylaktisch die Abgasreinigung abschalten würde.

#3 Beitrag von **Bahnhofs-Emma** » 2016-04-27 21:44:21

Hallo,

Schotter verschleißt tatsächlich. Durch das Reiben der Schottersteine aneinander würden da auf Dauer leicht übertrieben gesagt runde Kiesel draus werden, das Verhalten eines Schotterbetts bei Belastung wäre dann aber ein ganz anderes. Reinigen kann man den Schotter schon, das wird auch gemacht, den Verschleiß kriegt man aber dadurch nicht in den Griff.

Grüße

Marcus

#4 Beitrag von **Buclarisa** » 2016-04-27 22:08:12

Bei mir vor der Haustür werkelt gerade Katarina die Große und tauscht während der Fahrt den Schotter Schienen und Schwellen aus.

#5 Beitrag von **Ingenieur** » 2016-04-27 22:25:06

Hallo,

man wird den Schotter ausräumen und sieben.

Was brauchbar ist, wird eingebaut.

Das fehlende Material wird ersetzt.

Anbei ein Foto einer Bettungsreinigungsmaschine.

War eine meiner Baustellen südlich von Göttingen.

...

#6 Beitrag von **roter brummer** » 2016-04-27 22:53:23

Oh, südlich von Göttingen? Wo denn genau? Das ist ja praktisch vor der Haustür!
Diese Verschleißmechanismen hab ich mir ja schon fast gedacht, bliebe dir frage warum das nun so plötzlich kommt?
Ohne bei dem allgemeinen bahnbashing mitspielen zu wollen - vielleicht doch verfehlte Unternehmenspolitik?
Grüße
Daniel

#7 Beitrag von **Ingenieur** » 2016-04-27 23:23:19

Hallo,

bei der DB wird alles bis auf den letzten Meter ausgenutzt.

Die Sache wird ganz einfach gewesen sein:

Das EBA hat die Dead-Line festgesetzt, und die DB hat es bis zum letzten Tag ausgenutzt.

Und schwupps kam der 25.4.16 schneller als gedacht.

Ich habe schon Schienen ausgetauscht, da kann es auf ein paar Stunden an.

Ansonsten wäre eine Hauptstrecke gesperrt worden.

...

...

#8 Beitrag von **Bernhard G.** » 2016-04-28 7:31:10

@Ingenieur

Warum wird eigentlich bei Baumaßnahmen eine Strecke so lange gesperrt? Hintergrund: zu Zeit wird auf der Strecke München - Rosenheim gebaut und es gab bereits mehrmals tagelange Vollsperrungen, letzte Woche wegen Weicheneinbaus. Mein Vater, Eisenbahner im Ruhestand, schüttelt nur den Kopf: zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn hätte man sowas in den Zugpausen gemacht. allenfalls ein paar Stunden wäre die Strecke dicht gewesen und nicht fast eine Woche. Da gab es während seines ganzen Berufslebens keine solche Vollsperrung. Er vermutet, daß hier aus Kostengründen mit drei Hansln von irgend einer Bruchfirma gearbeitet wird und daher alles so lang dauert.

#9 Beitrag von **Uwe** » 2016-04-28 7:58:49

Hallo,

regelmäßige Bettungsreinigung verlängert die Lebensdauer einer Strecke (bis zur Verdopplung der Standzeit) - mann müsste es halt nur machen lassen. Ist der Schotter ungepflegt, baut er irgendwann schnell ab - schneller als von DB Netz erwartet.

Komplette Streckensperrungen kommen in erster Linie der DB Netz entgegen - weniger Orga-Aufwand und die längeren Umleitungsstrecken spülen zusätzliches Geld in die Kasse. Interessen der Verkehrsunternehmen und der Kunden werden da m.E. nicht gleichberechtigt betrachtet. Den Umkehrschluss, dass bei einem nicht regulierten, integrierten Bahnkonzern alles besser wäre, halte ich allerdings für äußerst gewagt

Uwe

#10 Beitrag von **Bahnhofs-Emma** » 2016-04-28 9:06:42

Hallo,

Uwe hat geschrieben:... weniger Orga-Aufwand und die längeren Umleitungsstrecken spülen zusätzliches Geld in die Kasse...

ja, das ist ein interessantes Geschäftsmodell. Klingt für den Außenstehenden sehr seltsam, ist aber so.

Grüße

Marcus, der sich aus diesem Geschäftsmodell jetzt schon gut ein Jahr erfolgreich ausgeklinkt hat.

#11 Beitrag von **saubaer** » 2016-04-28 9:42:52

Nach dem, was ich gehört habe:

- der Schotter ist nicht mehr scharfkantig genug - einige Jahre vor der erwarteten "Lebensdauer"

- wenn der Schotter nicht mehr scharf genug ist, kann er die Gleise nicht mehr fest genug halten

- bei höheren Temperaturen kann das Schotterbett die Kräfte durch die Wärmedehnung nicht mehr genug aufnehmen -> Verwerfungen können entstehen
Früher hatte man dazu die Schienenstösse bei den geschraubten Verbindungen, nun muss man alles Schweissen, wegen der Höchstgeschwindigkeit

- ist das nicht eine Schnellfahrstrecke? Da sind die Anforderungen recht hoch.

Alternative wäre nur eine feste Fahrbahn.

Ich glaube, man muss da recht komplett den Schotter tauschen...

#12 Beitrag von **Veit M** » 2016-04-28 13:36:14

Ich darf mich gerade mit dem tollen Umleitungsverkehr (M-RO) herumärgern.
Aktuell fahren auf der S-Bahntrasse (S3) regelmäßig Güterzüge durch, sind natürlich deutlich lauter als die S-Bahn.
Das keine 10m vom Schlafzimmer weg und dann regelmäßig Waggons mit Plattfuß (Bremsplatte) dabei, super.
Das wird nur von der Ramme für Masten übertroffen, selbst die Schienenschleifmaschine und Schottertausch waren erträglicher da eher als Rauschen wahrzunehmen.

Die Sperrung der ICE-Strecke ist aber sicher besonders spaßig in Zusammenhang mit der Hannovermesse aber wer will da schon hin.

Ciao

Veit

#13 Beitrag von **M6S** » 2016-04-28 20:08:32

Ich "genieße" gerade die Rückfahrt von der Hannover Messe per Bahn. Einfach herrlich diese tolle Planung. ..

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#14 Beitrag von **Ingenieur** » 2016-04-28 21:39:49

Hallo,

saubaer hat geschrieben:
Früher hatte man dazu die Schienenstösse bei den geschraubten Verbindungen, nun muss man alles Schweissen, wegen der Höchstgeschwindigkeit

- ist das nicht eine Schnellfahrstrecke? Da sind die Anforderungen recht hoch.

Alternative wäre nur eine feste Fahrbahn.

Feste Fahrbahn ist Murks.

Das geht von Betonplatten bis zur Schotterverklebung per PU.

Da kann man nix richten.

Im Ergebnis bricht es irgendwo unkontrolliert,
und die Bruchinseln sind sehr groß.
Bei Unfällen so gut wie nicht zu reparieren.
Das ist das genaue Gegenteil vom Betonrippenstahl,
wo man ja extra eine feine Verteilung der Risse haben will.

Aber die DB wird es auch noch lernen.

Schweißen tun wir - außer in Bergsenkungsgebieten - die Schienen seit den 30er Jahren.

Das schont die Radreifen und erhöht den Fahrkomfort.

Wir verspannen in Deutschland mit 23 °C (außer in der Niederlassung Süd-West) die Schienen.
(Das überwache ich dann als externer Prüfer.)

Der scharfkantige Schotter bringt den Querverschiebewiderstand her.

Sicher hätte man das 4 Wochen ehr machen können.
Aber weiter oben habe ich es ja schon erklärt.

...

#15 Beitrag von **Uwe** » 2016-04-29 8:35:17

Ingenieur hat geschrieben:Feste Fahrbahn ist Murks.

Das haben sie damals auch gesagt, als die ersten Feldwege betoniert wurden

#16 Beitrag von **Pingu** » 2016-04-29 9:48:44

Also hier in Nürnberg bekommt die Erweiterung der Straßenbahnlinie 4 jetzt auch ein festes Schienenbett. Der Schotter vom alten wurde entfernt und jetzt wird Beton gegossen und darauf die Schienen ganz ohne Querverstrebungen, so wie ich das aktuelle sehe.

Von den Eigenschaften her, habe ich keine Ahnung davon.

Gruß
Thilo

#17 Beitrag von **Veit M** » 2016-04-29 10:56:06

Wer sich mal etwas mit Oberbau beschäftigen will, hier gibt es Lektüre:

http://www.laenderbahn-forum.de/journal ... odell.html

http://www.gleisbau-welt.de/site/materi ... uarten.htm

oder entsprechend Gockeln.

Ist ein spannendes Thema. So wie bei den Straßen die Plattenaufsteller gibt es da dann Gleisverwerfungen.
Wo es mit den Temperaturschwankungen extremer ist wie bei uns wird es dann noch spanender (z.B. Transsib oder BAM).

Ciao

Veit

#18 Beitrag von **Landei** » 2016-04-29 17:27:41

Aaach, Oberbau wird völlig überbewertet!

Wozu haben die meisten Lokomotiven Allrad?

Jochen

#19 Beitrag von **Eisho** » 2016-04-29 18:44:23

Landei hat geschrieben: Wozu haben die meisten Lokomotiven Allrad?
Jochen

Wieso Allrad - das geht mit Sand!

https://www.youtube.com/watch?v=DBxVU6hhKwY

Oder mit Schwung ...

https://www.youtube.com/watch?v=e6Us6WB1vnY

Außerdem braucht man auch keinen Schotter fürs Gleisbett - es geht auch Rundholz

https://www.youtube.com/watch?v=-OOqPLOWiQg

Ich merke gerade - das ging OT. Wir waren ja beim ICE.

Sorry dafür ...

Gruß, Peter

Allrad-LKW-Gemeinschaft