LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

alles, was nicht in die übrigen Technik-Kategorien passt

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sugar
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LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#1 Beitrag von sugar » 2014-03-14 16:41:03

Wie die meisten habe auch ich mich mal damit beschäftigt die Endgeschwindigkeit zu steigern bzw. die Fahrdrehzahl zu senken. Da es wohl ziemliche viele gibt die sich mit ähnlichen Problemen befassen wollte ich mal meine Erfahrungen kompakt darstellen.
Bei mir ging es um einen Mercedes Benz 1419F, Baujahr 1980, H-Kennzeichen, ohne Allrad und auf serienmäßiger Bereifung der Größe 11R22,5 auf 10 Loch Felgen. Dieses Fahrzeug hat ein Getriebe mit 2x4 Gängen und erreicht bei Abregeldrehzahl 2.680 U/min ziemlich genau 88km/h. Da dieses Fahrzeug in der Stadt eingesetzt wurde, gab es scheinbar keine Anforderung dauerhaft höhere Geschwindigkeiten zu fahren, dafür kann man beim anfahren im Gegenzug (Fahrzeug ist jetzt leer und wiegt unter 7,5to, statt vorher beladen 14to) die unteren 2-3 Gänge ruhig vergessen. Um jedoch längere Strecken zu fahren ist diese Variante weder besonders komfortabel, besonders leise noch besonders verbrauchsoptimiert. Also habe ich mich Ende letzten Jahres damit beschäftigt was man machen kann. Nach etwa 1.000km von Frankreich nach Hause war mir klar so kann das auf Dauer nicht weitergehen….

Möglichkeit 1 – Ändern der Reifengröße
Unter günstigen Umständen passen in die Radhäuser etwas größere Reifen, diese verbessern die Endgeschwindigkeit jedoch gerade mal um etwa 10% und haben zu Folge das es möglicherweise wieder eine längere Diskussion beim TÜV gibt wegen des H-Kennzeichens. Ebenfalls störend ist vielleicht die Neuanschaffung von Felgen und Reifen, selbst bei Standardformaten liegt der Kaufpreis bei deutlich über 1.000,-€ für die komplette Bereifung.

Möglichkeit 2 – Änderung des Getriebes / Verteilergetriebes (bei 4x4)
Wie hier schon mehrfach praktiziert gibt es gerade bei MB ein wundervolles Programm welches sich jeder Mensch für ca. 15,-€ pro Jahr online kaufen kann. Mittels dieses Programms namens EPC kann man mit der Fahrgestellnummer sämtliche eingesetzten Bauteile des eigenen Fahrzeugs finden und bestellen, ebenso lassen sich so Alternativen finden die eventuell auch verbaut werden können. Nach langwieriger Suche ist diese Möglichkeit jedoch entfallen, da es entsprechende Getriebe weder gab, noch der Tausch preiswert gewesen wäre.

Möglichkeit 3 – Tausch der kompletten Achse (Dank 2x4 nur die HA)
Laut EPC besitzt mein Fahrzeug eine Hinterachse HL4/01-10, diese ist hydraulisch gebremst, blattgefedert und besitzt eine serienmäßige Übersetzung von 41:7 (also die Antriebswelle vom Getriebe dreht sich 41 mal, die Abtriebswelle zur Rad 7 mal, oder aber das entsprechende Kegelrad hat 7 Zähne pro 360° und das entsprechende Tellerrad 41 Zähne pro 360°), sämtliche Suche diese Ache mit einer anderen, längeren Übersetzung zu finden sind nicht erfolgreich gewesen. Zum einen scheint diese Ausführung nicht sonderlich begeht zu sein, zum anderen liegen diese Achsen eben nicht zu hunderten bei der Teileverwertung rum, die Fahrzeuge werde schließlich seltener. Also keine der bekannten Anlaufstellen konnten mir helfen. Einzig eine Achse gab es, die die entsprechenden Daten gehabt hätte, diese war jedoch luftgefedert, hatte aber eine Übersetzung von 38:8. Kostenpunkt bei Selbstabholung in München nach zähen Verhandlungen 1.300,-€ (LKW Lasic hat da eine recht große Auswahl). Auch diese Alternative ist wegen des sehr umfangreichen Umbaus ausgefallen, im Übrigen gab es fast keine Möglichkeit die dann neue umgebaute Achse wieder zu veräußern. Im Gegenzug habe ich aber von denen erfahren das es die entsprechenden Radsätze, also die Bauteile die im Differential ausgetauscht werden müssen, als preiswertes Ersatzteil gibt. Anfrage bei MB hat einen Preis von etwa 1.700,-€ erbracht. Laut Lasic gibt es aber einen Händler der mit Teilen von euroricambi handelt, das war zeitweise der damalige Erstausrüster. (siehe lieferbare Bauteile, auch für Iveco und Co….
http://www.euroricambi.com/images/cataloghi/GL.pdf)
Also habe ich es dort versucht….

Möglichkeit 4 – Tausch des Radsatzes im Differential (Dank 2x4 nur an der HA)
Anruf bei LKW-Lambert Herr Riehl, Nennung der Fahrgestellnummer und die Bitte nach der Übersetzung 38:8 brachte folgendes Ergebnis: „Ja der Radsatz ist lieferbar, Kostenpunkt 432,-€ zzgl Mwst und Transport. Kann ist 8-10 Tagen bei Ihnen sein.“ BESTELLT! Lieferung erfolgt 10 Tage später per Spedition in einer soliden Holzkiste (53kg).
So nun steht zumindest die Hardware. Wie nun weiter? Ist ja ehr eine Umbauaktion die man nicht im Garten machen kann. Wie bereits schon hier beschrieben, handelt es sich um eine ehr komplizierte Aktion zumal es neben erhöhter Genauigkeit eben auch darum geht Gewichte von etwa 70kg aus dem Differential raus und wieder hinein zu bekommen. Zuerst sucht man sich aus diesem Grund mal einen entsprechenden Auszug aus dem Werkstatthandbuch. Stellt nach dem Lesen der 38 (!!!) Seiten fest das man dazu etwa 20-30 Spezialwerkzeuge benötigt und fragt mal freundlich bei einer MB Werkstatt an, die antworten ebenso freundlich das der Umbau bei etwa 1.500,- bis 1.800,-€ liegen würde.
Neuer Versuch, andere Werkstätten sind zwar preiswerter, haben aber zumeist das Problem das diese Arbeit ehr nicht zum normalen Tagesgeschäft gehört. Danke für die angebotene Hilfe, aber da hatte ich wohl einfach selber zu viel Respekt vor der Aufgabe! Also ergab sich der Kontakt zu einem Forumsmitglied (Allradler-Nico, hier im Forum) der mir seine Werkstatt und seine Hilfe angeboten hat. Ich habe mir dann mal 3 Tage Urlaub genommen und bin mit dem neuen Radsatz aufgebrochen….

1.Tag
Anreise mit 88km/h bei Abregeldrehzahl
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Aufnahme des Istzustandes, nach etwa 30 Minuten in der Werkstatt steht fest, die Kurbelwellendichtung ist undicht, die Fußdichtung des Kompressors leckt, ansonsten finden wir keine weiteren Punkte, Ersatzteile werden bestellt und ich baue in der Werkstatt die entsprechenden Teile schon einmal auseinander (Steckachsen ziehen, Kardanwelle lösen und sichern, Flüssigkeiten raus, Dichtungen entfernen, Teile ausbauen, reinigen, reinigen, reinigen….)
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Dabei wird ebenfalls das Differential zerlegt um den alte Radsatz aus Kegelrad und Tellerrad auszubauen. Leider entspricht die Werkstattanweisung dabei nicht ganz der Realität, der Radsatz lässt sich eben nicht rausschwenken wie 1980 ursprünglich gedacht. Stattdessen muss das Tellerrad vom Differential komplett demontiert werden um dann alles zusammen auszubauen. Aber das finden wir erst am nächsten Tag raus….

2. Tag
…entgegen meinem Wunsch liegt das alte Differential noch nicht neben dem LKW, wir finden raus das es doch zerlegt werden muss um es auszubauen, danach dauert es noch 20 Minuten und alles liegt zerlegt vor mir. Ohne Hydraulikpresse und Co wird es schwierig die Lager vom Kegelrad zu entfernen. Das ist aber alles vorhanden und kann von mir genutzt werden. Ebenfalls eine Herausforderung ist die Mutter die das Kegelrad befestigt, hier ist ein Anzugsmoment von 1.200Nm vorgegeben, das bringt man ehr schlecht auf, ohne entsprechendes Werkzeug… Aber alles zerlegt. Dann erneute Bestellung der Teile die man besser austauschen sollte wenn man schon alles zerlegt hat (obwohl das Auto war ja gerade 60Tkm gelaufen). Zwischenzeitlich die Kurbelwellendichtung ersetzt und die Fußdichtung am Kompressor erneuert (wegen langer Lieferzeit haben wir da mal auf Dichtpappe zurückgegriffen…) Anschließend dann noch das neue Kegelrad bei -32°C eingefroren um die Neuteile morgen besser montieren zu können.
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3. Tag
Alle Neuteile und wiederverwendeten Teile werden erneut an die neuen Komponenten montiert, es zeigt sich das die -32°C Lagerung des Kegelrades sehr, sehr hilfreich war. Anschließend das Tellerrad wieder eingebaut und das Kegelrad inkl. aller Lager erneut montiert. Zuvor das sogenannte Lagerspiel der Welle vom Tellerrad eingestellt (Sonderwerkzeug ersetzt mangelnden Sachverstand…) und erster Testlauf. Hierbei geht es im wesentlich darum das der Kontakt der beiden Zahnräder, die ja unter 90° verbaut sind so eingestellt wird das sich die Zahnflanke mittig auf dem Tellerrad abzeichnet. Sollte das nicht passen, so wie bei mir, Kegelrad raus, entsprechende Distanzringe austauschen, wieder reinbauen, erneuter Versuch. Gleiches Spiel gibt es ebenfalls im Bereich Tellerrad auch hier kann man das Tellerrad mittels Einstellschrauben nach links oder rechts justieren. Jedes Mal danach das Tragbild überprüfen und entsprechend nachjustieren, umfassende Beschreibungen gibt der Radsatzhersteller ja mit… :angel:
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Ein etwas längeres Spiel…. Irgendwann jedoch schaut es dann vielleicht so aus…
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Jetzt schnell ein Bier aufmachen und den ersten Erfolg feiern….
Anschließend noch alle Schrauben mit den notwendigen Drehmomenten anziehen, sichern, Dichtungen neu, Flüssigkeiten auffüllen (schlappe 12,5l Getriebeöl gehen dann ins Differnetial) und auf zur ersten 30 minütigen Probefahrt. Herzklopfen aber alles läuft sehr gut. Ausgedehnte Probefahrten zeigen später gleiches Bild, nach etwa zwei Stunden Autobahn ist das Differential handwarm, scheint also erstmal alles bestens.
Ergebnis:
Durch den Umbau sinkt die Drehzahl um rechnerisch 24%, oder aber im Gegenzug steigt die Endgeschwindigkeit entsprechend auf etwa 110km/h. Dadurch ändern sich ebenfalls die entsprechenden Schaltpunkte, was angesichts der ungenutzten unteren Gänge sogar sehr positiv ist. Entsprechend ändert sich ebenfalls die Lautstärke sowie der Verbrauch (hat um etwa 15% abgenommen nach ersten Tests).
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Wenn man mal alles zusammen nimmt hat es inkl. sämtlicher Teile, Werkstattunterstützung und Betriebsstoffe ca. 1.000,-€ gekostet (nur der Tausch des Radsatzes). Ob sich sowas lohnt muss jeder selber mit sich ausmachen, ich jedoch kann anmerken das diese Arbeiten tatsächlich ohne Werkstattunterstützung und entsprechendes Werkzeug wirklich nicht zu schaffen sind. Die gemachten Erfahrungen sind dabei sicherlich von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, ebenso sind alle anderen Möglichkeiten wie „Schramm“ etc. nicht berücksichtig worden aber als Einstieg hilft es vielleicht dem ein oder anderen weiter. Wenn ich helfen kann und wenn sich jemand ernsthaft damit beschäftigen sollte sein Auto langsamer zu machen, ich habe da tatsächlich noch einen super erhaltenen Radsatz im Keller....

Danke an alle die mir durch Hinweise, Unterstützung oder ähnliches geholfen haben!

Sugar

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Matti
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#2 Beitrag von Matti » 2014-03-14 17:03:44

Schön, und schönen Dank!

Leider haben die meisten hier im Forum Allradler, und da ist die Sache doch ein kräftiges Stück komplizierter.

Gute Fahrt!
Matti
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#3 Beitrag von sugar » 2014-03-14 17:16:30

Hallo Matti,

sorry aber das stimmt nicht. Die Arbeit an der HA ist nahezu identisch zur VA. Ich gebe Dir Recht bei der Kostenbetrachtung ergeben sich für Allradfahrzeuge sicherlich andere Voraussetzungen, ebenso bei der Ersatzteilbeschaffung da es auch unterschiede in der Übersetzung von HA zu VA gibt. Die Arbeit verdoppelt es aber einfach. Du kannst aber immerhin, wenn Du es an einer Achse geschafft hast auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken. Die nächste Achse wird dann deutlich einfacher....

sugar

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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#4 Beitrag von Allradler_Nico » 2014-03-14 18:12:53

Ich muss Sugar aber auch mal ein Lob aussprechen. Er hat das alles echt super gemacht, auch wenn einer meiner Jungs ihm sehr viel geholfen hat, hat er das meiste komplett allein gemacht. Und das sehr gut! :unwuerdig:
Hat nie gemeckert wenn man ihm gesagt hat, was wie geht und wieso man für diverse Sachen keinen Abzieher braucht ( ;-) ) und so weiter.
Und er sah jeden tag aus wie Frisch aus dem Bergbau :joke:
Ne, wirklich. Hat er gut gemacht. Sollte der zweite Bildungsweg mal in frage kommen, kannst bei mir ne Lehre anfangen.
MfG
Nico

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sugar
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#5 Beitrag von sugar » 2014-03-14 19:07:34

:D Danke! Aber ich glaub ich bin in meinem Job besser aufgehoben, ich weiß ja mittlerweile was ihr mit Praktikanten macht...

Sugar

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Veit M
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#6 Beitrag von Veit M » 2014-03-14 19:26:23

Schöner Bericht und schön daß alles gut gelaufen ist.
Bei mir ist das mit den Differentialen zum Glück etwas leichter (vor allem vom Gewicht her).
Da ich Banjo-Achsen habe (Diff ist beidseitig ans Achsrohr geschraubt und kann daher komplett montiert ausgebaut werden) geht es bei mir etwas leichter. Bei meinem Umbau brauchte nur die Diffkugel komplett getauscht werden. Einstellungen etwc. konnte alles vorab gemacht werden und der Umbau war damit sehr schnell zu machen (Federbrieden lösen, Achse auseinanderziehen etc.).

Auf jeden Fall sieht man in Deinem Bericht auch schön wie das Ablaufbild mit Kupferpaste sichtbar gemacht werden kann und auch die Geschichte mit den Abstandsringen zur Einstellung war gut zu erwähnen. Das sind im Zweifelsfall dann die "Killer" die wegen gerade nicht verfügbar oder anderer Unwägbarkeiten zu großen Verzögerungen führen können oder aber bei falsche Einstellung zu wenig Freude zu späterer Zeit.

Ich drück die Daumen daß jetzt alles so paßt wie Du magst. Fehlt ja wohl nur noch ein Angleichgetriebe für den Tacho aber der ging ja vorher schon nach. :ninja:

Ciao

Veit

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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#7 Beitrag von sugar » 2014-04-26 23:09:10

Gute Nachrichten! 2.200km rund um Ostern in Europa verbracht, alles ohne Probleme. Sogar mit niedrigen Untersetzungen im Wald war super, Gang eins war nur selten in Nutzung... Auch die Sperre hat auf der nassen Wiese wie bisher gut geholfen.
Ganz neues Gefühl auch mal LKW überholen zu können... :D. Am lustigsten sind die neuen Fernbusse die echt Staunen wenn ein LKW mit H-Kennzeichen sie überholt.... Nicht legal aber musste sein...
Hab jeweils nach ner längeren Etappe oder ner Landpartie die Temperatur am Diff geprüft, maximal so warm das es zwar warm war aber auf keinen Fall hieß wenn man es angefasst hat.
Wie warm darf ein Differential eigentlich werden so nach 200 km...

Sugar

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Peter 4x4
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#8 Beitrag von Peter 4x4 » 2014-06-11 8:55:03

ich verwende hier mal den Thread von sugar, weil dieser mich auch dazu gebracht hat mich dem Thema Drehzahloptimierung noch mal zu nähern.

Leider geht das bei meinem Laster nicht. Ich hab sowohl die Mercedes Niederlassung wie auch bei Nico angefragt. Von Nico hab ich keine negative Rückmeldung bekommen, dafür aber von Mercedes.
Das ist aber nicht ungewöhnlich, weil die bei Mercedes meiner Meinung nach bei der Komplexität ihres eigenen Systems den Überblick verloren haben.

Ich fahre einen MB 1222AF Bj. 1983 FIN 61526415040963 So. Kfz Wohnmobil zGG 9.9 t.

Hat irgendjemand hier für einen MB 1222 die "sugarlösung" hingekriegt ?

Bin für jeden Hinweis dankbar, weil ich damit dann bei Mercedes auf hilfsbereite Menschen treffe die mir dann auch weiterhelfen.
Nachdem man Sie auf die Fährte im eigenen System setzt.


Gruss

Peter

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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#9 Beitrag von Pirx » 2014-06-11 13:14:07

Hallo Peter,

ich habe gerade mal kurz ins EPC reingeschaut. Und ich glaube, ich kann die Verwirrung der Daimler-Mitarbeiter nachvollziehen:

1.) Dein 1222AF ist bereits mit der sehr schnellen Achsübersetzung 38:8 (=4,75) ausgestattet. Anders formuliert: das ist genau die Achsübersetzung, die sugar wie oben beschrieben mühsam nachgerüstet hat, und mit der er nun hochzufrieden ist - wohlgemerkt bei ihm mit den kleinen Zwillingsreifen!

2.) Für Hinterachsen gibt es immer tausende verschiedener Achsübersetzungen zur Auswahl. Interessant wird es aber bei angetriebenen Vorderachsen. Da man bei Allrad-LKW von bestimmten Einsatzprofilen ausgeht (und zwar sicher nicht Fernverkehr), ist die Anzahl der verfügbaren Vorderachsübersetzungen meist sehr überschaubar. In Deinem Fall gibt es gerade mal eine Achsübersetzung, die noch schneller wäre: 43:10 (=4,3).

3.) Dummerweise ist diese Übersetzung für die Vorderachse im EPC gut versteckt: man öffnet die Sonderausstattung SA 20066/32, läßt sich nicht dadurch irritieren, daß deren Titel "Übersetzung 42:8" lautet, markiert den Radsatz und blättert in den dann erscheinenden Radsätzen mit dutzenden verschiedener Übersetzungen ziemlich weit runter bis zum einzigen Radsatz 43:10.

4.) In 43.10 gäbe es auch eine passende Hinterachsübersetzung, zu finden in der Sonderausstattung SA 20267/25.

5.) Die Preise nur für die Radsätze, ohne Kleinteile und ohne Einbau betragen bereits 1700,-(VA) und 1900,- (HA) EUR - natürlich noch ohne Mehrwertsteuer. Nur damit Du mal ein Gefühl bekommst, was da auf Dich zukommt.

Ich würde Dir empfehlen, die Notwendigkeit einer schnelleren Achsübersetzung noch einmal in Ruhe zu überdenken, da Du ja im Gegensatz zu sugar sicher große Einzelbereifung montiert hast. Falls Du dann immer noch der Meinung bist, daß Dir die Sache den Gegenwert von drei Magirus-170er-Frontlenkern wert ist, kannst Du zur Tat schreiten: die passenden Teile gibt es jedenfalls.

Pirx
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Re: LKW schneller machen, ein Erfahrungsbericht

#10 Beitrag von Peter 4x4 » 2014-06-11 14:45:02

Hallo Pirx,

vielen vielen Dank für Deine Hilfe. !!! :unwuerdig:

Ich muss gestehen, dass ich mich mit meinen Achsen bislang wenig auseinandergesetzt habe und das dieser Mangel an Auseinandersetzung auch auf das EPC zutrifft. Ich hab vor 1,5 Jahren mal zwei Abende darin zugebracht um die Bestellnummer für meine "Türdichtungen" zu finden. Leider ohne Erfolg, bin dann bei "meiner" Mercedes Niederlassung gewesen und auch dort konnte man erst nach dem dritten Anlauf die richtige Dichtung liefern. Begründung war damals das mein Benz seinerzeit nur als Fahrgestell geliefert wurde, also ohne Fahrerhaus.

Wie gesagt, als ich wegen der schnelleren Achsen jetzt bei Mercedes war haben sich bis zu drei Mitarbeitern ca. eine halbe Stunde in allen möglichen Positionen am Bildschirm verrenkt um mir zu sagen das es diese schnelleren Achsen - also 38 : 8 - für mein Alteisen wohl nicht gibt.
Die Jungs haben mir aber gesagt das es in der Zentrale eine Stelle gibt die man noch fragen kann. Letzte Woche kam dann der Anruf das es eine Umrüstung auf 38 : 8 für mich nicht gibt.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Man wollte mir nicht ins Gesicht sagen das ich keine Ahnung habe, weil ich nach etwas frage was ich schon habe.
2. Auch die vom Mercedes in Oranienburg haben bei Mercedes den Falschen gefragt.

Wie auch immer, ich nehme jetzt Deine Informationen mit zu Mercedes und bespreche dort mal was das dann jenseits der 3.600 € noch kosten könnte.

Bis dahin werden wir aber erst mal mit dem Benz in Urlaub fahren und den Geräuschpegel wie er jetzt vorhanden ist geniessen.

Nochmals vielen Dank, ich hoffe ich kann mich eines Tages revanchieren.

Gruss

Peter

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