Hanomag-Wiederbelebung

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Jonas
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Hanomag-Wiederbelebung

#1 Beitrag von Jonas » 2011-11-27 16:02:37

Moin,

nachdem der Hanomag in unsere Werkstatt überführt wurde <HIER>, geht es nun an die Wiederbelebung.
Zunächst haben wir am gestrigen Nachmittag die Frontbleche weitgehend abgebaut. Praktischerweise wurde beim Vorbesitzer scheinbar ähnliches gemacht und beim Zusammenbau für fast alle Befestigungen VA-Muttern verwendet. So ließ sich das Auto per Schlagschrauber binnen Minuten auseinandernehmen. Fast wie Lego.

Bild

Obwohl der Motorraum nach der langen Standzeit etwas mitgenommen aussieht, scheinen die inneren Werte des Motors nicht gelitten zu haben. Unter dem Ventildeckel sieht alles gut aus, sprich alles noch gut ölbenetzt.
Nach dem Ausbau der Einspritzdüsen haben wir dann etwas Öl in die Brennräume gegeben und den Motor erstmals von Hand durchgedreht. Auch hier scheint soweit alles okay zu sein, läßt sich leichtgängig drehen.

Bild

Was mir merkwürdig erscheint: Wieso sitzen die Düsenhalter ohne Kupfer-Dichtringe in den Löchern? Gehört das so? In der Ersatzteilliste sieht es so aus, als wäre der Kupferring lediglich unterhalb der Kammer montiert?

In den nächsten Tagen geht's dann den Spritleitungen / Filter / Tank an den Kragen. Bis dahin kommen die Einspritzdüsen zur Überprüfung beim Instandsetzer.

Bislang sieht's so aus, als könnte der Motor bald wieder laufen :blume:
Fortsetzung folgt...

Gruß

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Michaele532
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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#2 Beitrag von Michaele532 » 2011-11-28 8:33:35

Jonas hat geschrieben: Bislang sieht's so aus, als könnte der Motor bald wieder laufen :blume:
Gruß
Daran habe ich nicht die geringsten Zweifel...solange Oel drin ist laufen die...

Micha
Hier mehr zu mir, Hanomag und dem Stammtisch:
https://hanomag.ce-mu.de/hano/michaele/hanomag_d/
Die Restauration von Hanne:
https://hanomag.ce-mu.de/hano/michaele/ ... resto.html

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Jonas
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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#3 Beitrag von Jonas » 2012-02-19 21:47:45

Es geht weiter...
Lange nichts geschrieben, aber untätig waren wir in den Zwischenzeit nicht :) Hier mal ein Abriss dessen, was wir so gemacht haben. Ist eine etwas verkürzte Fassung, zwischen den Schritten liegen teilweise noch diverse Versuche und Vorbereitungen aller Art, Dieselsauereien, Ölwechsel, Ventilspiel usw.... :D

Zunächst wurde die Kraftstoffanlage zerlegt, Tank abgebaut, Feinfilter entsorgt, alles gründlichst gereingt usw., da sämtliche Bauteile mit einer Art geronnenem Diesel verklebt waren. Der stechende Gestank von dieser vergammelten Dieselpampe, gemischt mit Verdünnung, war abartig.
In der Hoffnung, daß der Siff nach dem Feinfilter aufhört, haben wir dann mit neuen Leitungen die Anlage erstmalig neu befüllt. Getreu dem Motto: nicht mehr Arbeit machen als nötig. Diese Einstellung mußten wir im weiteren Verlauf dann allerdings aufgeben :happy:

Einzig funktionierender Schalter in der originalen, völlig verrotteten Fahrzeugelektrik ist der Glühanlaßschalter! Zuvor ein paar Dinge mit dem Meßgerät auf Kurzschlüsse überprüft, damit es kein Feuerwerk mit den anzuschließenden Batterien gibt. Zwei dicke 100Ah-Blöcke angeklemmt und erstmals den Anlaßschalter betätigt. Und siehe da, er dreht! Völlig problemlos, leichtgängig und ohne besondere Geräusche läßt sich der Motor mit dem Anlasser drehen. Soweit, so gut.

Die Pumpe bekam frischen, sauberen Diesel förderte aber nichts in die düsenseitig abgeschraubten Einspritzleitungen.
Die Regelstange ließ sich auch nur mit etwas Kraft in die maximale Position bewegen.

Also blieb nichts anderes übrig, als auch noch die Einspritzpumpe auszubauen:
Bild

Ergebnis: die Kolben in der Pumpe saßen fest. Die Federn ließen sich mit den betätigten Kolben komplett in die Luft heben. Klar, daß so natürlich kein Sprit gefördert wird.
Nach mühsamster Reinigung mit einem Verdünner/Diesel-Gemisch ließen sich die beweglichen Teile von der klebrigen Dieselmasse befreien. Einige Stunden später waren alle beweglichen Teile soweit wieder funktionstüchtig und leichtgängig. Der Regler wurde allerdings nicht angetastet.
Bild

Pumpe anschließend wieder eingebaut und direkt ausprobiert.
Bild

Und tatsächlich: auf allen Anschlüssen wird schubweise Sprit gefördert! So soll es sein!
Bild

Nächster Schritt: Glühanlage prüfen! Kerzen ausgebaut, mit der Originalverdrahtung testhalber wieder freischwebend verbunden und Testlauf. Alle Kerzen leuchten schön orange. Wieder eingebaut.
Dann Glühanlaßschalter ausgebaut und überholt. Der Kontakt für die Glühanlage war völlig runtergebrannt und funktionierte deshalb nicht. Auf der Drehbank angefertigtes Messingteil wurde eingebaut, neuer Schleifring gebastelt, aufgenietet und geglättet. Glühanlage funktioniert damit wieder.
Wasserkühler angebaut und befüllt.

Also einen ersten Startversuch gewagt. Dummerweise kam nun wieder kein Diesel von der Pumpe! Verdammte Axt! :motz:
Handpumpe, gepumpt, entlüftet, viel Luft gefördert, rumprobiert, usw... abgebrochen, Tage später weitergebastelt.
Die ESP war endlich wieder mit Diesel versorgt und einem neuen Startversuch stand damit nichts mehr im Wege.

Geglüht, georgelt, georgelt, georgelt, geglüht, georgelt.... dem Anlasser eine Pause gegönnt. Weiter georgelt und georgelt...
Und dann kamen endlich die ersten Zeichen der Wiederbelebung. *tuff*... *tuff-tuff*... *töff-töff-töff*...*wroooommmmm*
ER LÄUFT!!! :eek: :rock: :unwuerdig:
Öldruckmanometer zeigt Maximum. Der Motor läuft zwar noch nicht wirklich drehfreudig, aber immerhin überhaupt.

Zum Glück haben wir zuvor einen Abgasschlauch angebracht und diesen in die Grube geleitet, unterhalb der übrigen Abdeckungen.
Denn nach 2 Minuten quoll langsam aber unaufhaltsam ein total dichter, grauer Nebel aus der Grube empor. :eek: Kurz darauf mußte ich dann den Posten am provisorischen Gaszug aufgeben, den Motor damit stoppen und das Weite suchen... *röchel*

Die Videodokumentation des großen Ereignisses fiel leider einer fehlerhaften Aufzeichnung der Kamera zum Opfer. Nach einer präzisen Justierung des Förderbeginns ließ sich der Motor beim nächsten Anlauf deutlich besser starten und lief auch schon ganz gut. Die Rauchentwicklung war allerdings noch recht ordentlich, wenn auch weniger störend, ein längerer Abgasschlauch endete nun via Hallenfenster im Freien und versorgte die Nachbarschaft mit frischer Luft :happy:

Mittlerweile sind Gaspedal und Absteller wieder mit der ESP verbunden. Die Kupplung scheint nicht zu kleben, sollte also hoffentlich funktionieren.


Neulich haben wir den Koffer runtergenommen. So kann auch der Rest der Technik (Bremse usw.) leichter bearbeitet werden.
Sobald wir den Fehler in der Dieselzufuhr gefunden haben, wird auf dem Hof erstmal eine Jungfernfahrt nach 13 Jahren Standzeit veranstaltet. Dann fahren da zwei Bekloppte mit einem zerlegten Fahrgestell auf dem Hof im Kreis und freuen sich :D

Bild


Auf dem Saurer deponiert. Paßt genau:
Bild

Momentan besteht noch das Problem, daß die Hanomag-Spritanlage zu komplex für unseren Verstand ist ;)
Zunächst gab es immer wieder Schwierigkeiten mit Luft in der Zuleitung. Leitungen sind neu, Förderpumpe zerlegt und mit Überholsatz wieder zusammengesetzt. Handpumpe gegen Neuteil getauscht. Funktioniert, Zuleitung zieht keine Luft mehr.
Allerdings läßt sich das Feinfiltergehäuse nachwievor nicht vollständig füllen. Sobald es annähernd voll ist und wahrscheinlich Überdruck entstehen wurde, fließt der Diesel durch den Rücklauf in den Tank. Zu- und Ablaufbohrungen befinden sich im Filter auf einer Ebene. Bedeutet, daß der Diesel immer wieder bis auf dieses Niveau absinkt und im Gehäuse oberhalb Luft steht. Wie die Luft dort hingelangt ist noch unklar. Sämtliche Dichtungen sind neu. Auch mit Druckluft wurde die Anlage schonmal abgedrückt. Die einzige Undichtigkeit am Überwurf zur Rückleitung wurde behoben. Die Anlage hält die Druckluft auch.
Trotzdem läßt sich das Filtergehäuse nicht bis Anschlag füllen, so daß die oben gelegene Bohrung zur Einspritzpumpe immer wieder Luft zieht. Schraubt man den Gehäusedeckel ab, ist es kein Problem den Behälter mit wenigen Pumphüben zum überlaufen zu bringen.
Sobald der Deckel drauf ist, gelingt es trotz geöffneter Entlüftungsschraube nur beschwerlich hier Diesel zum Überlaufen zu bringen.
Komische Sache.

Es wird weiter geforscht...

Gruß
Jonas

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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#4 Beitrag von Torben » 2012-02-19 22:58:05

Moin!

Lass dich von ein wenig Luft im Vorfilter nicht ärgern, das muss so. ;)
Zumindest ist/war das bei mir auch so, und stört nicht weiter. Ein eventueller Fehler liegt wenn dann wo anders...

Ahh, nochmal gelesen... FEIN Filter... Das was anderes ;)
Evtl ist das Überstömventil defekt?? Kann die lustigsten Fehler verursachen.. Hört man es "schnarren"??

Wenn die Entlüftungsschraube am Filter offen ist kann aber doch kein Überdruck entstehen, oder? So sollte der Filter doch wenigstens einmal voll werden.

Ach ja, der Klebe-Gammel-Grütz hört sich nach Dieselpest an, das Zeug wächst wieder nach. Ein Zusatz wie Grotamar soll da aber dauerhaft helfen..
Liebe Grüsse, Torben

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...gewaltig ist auch Torbens Kraft, wenn er mit nem Hebel schafft ;)

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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#5 Beitrag von Jonas » 2012-02-19 23:25:06

Evtl ist das Überstömventil defekt?? Kann die lustigsten Fehler verursachen.. Hört man es "schnarren"??
Überströmventil ist das Stichwort! Wo sitzt das, oder wo SOLL es sitzen?
Wir haben uns nämlich auch schon gefragt, ob da nicht eigentlich so ein Ventil irgendwo hinter den Filter gehört, damit der Sprit nicht gleich wieder abhaut. Im Hanomag-Handbuch in der Zeichnung findet sich das ebensowenig wie an unserem Auto...

Gruß

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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#6 Beitrag von Torben » 2012-02-19 23:32:21

Hej!
Das Ventil sitzt oben am Filtergehäuse! Ich glaube zwischen der starren Leitung und Dem Gehäuse, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege ;)

Edit:
Ersatzteilkatalog 323 (z.B. unter Hanomagie.de)
Unter dem Kapitel Motor/Kraftstoffanlage die Nummer 28...
Liebe Grüsse, Torben

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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#7 Beitrag von Jonas » 2012-02-20 1:23:32

Hi Torben,

danke für den Tip!
Das Ventil dort habe ich bislang glatt übersehen. Werde das mal checken!

Gruß

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Re: Hanomag-Wiederbelebung

#8 Beitrag von Torben » 2012-02-20 22:45:23

Kein Problem ;)
Liebe Grüsse, Torben

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