Federscheiben - sinnvoll oder überflüssig?

alles, was nicht in die übrigen Technik-Kategorien passt

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Bernhard G.
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Federscheiben - sinnvoll oder überflüssig?

#1 Beitrag von Bernhard G. » 2010-08-04 19:30:02

Hallo,

Magirus hat bei meinem Mercur fast überall Federscheiben verbaut. Ich gehe davon aus, daß sie als Schraubensicherung gedacht sind. Bei modernen Fahrzeugen findet man sowas fast nirgends.

Bringen Federscheiben was oder sind die technisch überholt? Wenn ich eine Schraube bei meinem Mercur aufmache, schauen die Federscheiben jedenfalls wie Beilagscheiben aus - so platt sind die.

Herzliche Grüße,
Bernhard

Filly

#2 Beitrag von Filly » 2010-08-04 19:46:23

Federringe sind offiziell nur bei Schrauben niedriger Festigkeit als Sicherung zu gebrauchen. Die Meinungen über deren Wirksamkeit gehen auseinander. Maschinenbauer stufen sie eigentlich grundsätzlich als unwirksam ein :D
Ich verwende sie aber auch überall (obwohl ich Maschinenbauer bin) und wenn ich einen platten Federringe finde kommt eben ein neuer rein. Bei den ständigen Vibrationen in einem Fahrzeug ist das sicher kein Fehler.

Christoph

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Mathias
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#3 Beitrag von Mathias » 2010-08-04 19:49:50

moderne schrauben für den fahrzeugbau sind an der kopf-auflagefläche gezahnt!
mfg: mathias
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magmog
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#4 Beitrag von magmog » 2010-08-04 20:15:47

guude,

wie Mathias schon schreibt sind modene fahrzeugschrauben mit einer angeformten scheiben mit zahnung versehen. diese müssen ohne jegliches zusätzliches befestigungsmittel wie u-scheibe, federring, schorring u.a. verwendet werden (außer muttern).
es geht dabei nach der erkenntnis, dass alle teile zu setzungen neigen, um so mehr teile um so mehr lockerung.
außerdem wird die teilemenge reduziert.
allerdings wir in der fertigung heutzutage auch fast alles mit kontrolliertem drehmoment angezogen.

tschö! justus.

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felix
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#5 Beitrag von felix » 2010-08-04 22:44:59

Hallo,

ich halte die Federscheiben nur für Sinnvoll. Sie halten gerade bei Erschütterungen das Anzugsmoment aufrecht. Eine Stoppmutter ist nur ein Verlierschutz, eine Federscheibe erhält das Anzugsmoment.

Wobei jedoch hochfeste (ab 8.8) Verschraubungen generell nicht zum lösen neigen, solange sich nichts dramatisch setzt und alles korrekt (Werksmäßig) angezogen ist. Aber Schaden kann die Feder nicht, ich habe 6,8,10,12 auch im 100er Karton in der Werkstatt stehen.

Die Rechnugn war ganz sicher nicht "Je mehr teile desto mehr neigt es zum Lösen" sondern "Je mehr Teile desto teuer". Der Aufwand die Federscheibe zu montieren kann einen bedeutenden Teil der Kosten für die Verschraubung ausmachen.

Im "modernen" 413er Motor liegen unter jeder Schraube Federscheiben, obwohl da alles 10.9 oder 12.9 ist. Da war wohl der Preis für die Montage geringer, als der Imageverlust, wenn sich im Motor ein Pleullager losschraubt...

Gruß,
Felix
Zuletzt geändert von felix am 2010-08-04 22:45:23, insgesamt 1-mal geändert.

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#6 Beitrag von lunschi » 2010-08-04 23:25:11

felix hat geschrieben:Hallo,
ich halte die Federscheiben nur für Sinnvoll. Sie halten gerade bei Erschütterungen das Anzugsmoment aufrecht. Eine Stoppmutter ist nur ein Verlierschutz, eine Federscheibe erhält das Anzugsmoment.
...ich hab im Maschinenbaustudium in den 80er Jahren mal gelernt, das Federscheiben gerade für Vibrationsbelastete Schraubenverbindungen ungeignet sind und bestenfalls als "Verliersicherung" taugen. Das gilt übrigens für alle Varianten von zusätzlichen Scheiben (Fächerscheiben, Zahnscheiben usw.). Beispiele von Schrauben, die trotzt Federscheibe bisher nicht verlorengegangen sind, überzeugen mich da erstmal nicht vom Gegenteil.

Heutzutage wird bei Schraubverbindungen, die man für kritisch bezüglich Lösen hält, normalerweise eine klebende Schraubensicherung verwendet (z. B. Loctite).

Gruss,
Kai
Kaputt ist wenn man aufhört zu reparieren.

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#7 Beitrag von Ingenieur » 2010-08-05 0:07:08

Hallo,

Federscheiben bringen noch eine andere Eigenschaft in eine
Schraubverbindung, die gerne übersehen wird:

Sie verlängern die Klemmlänge.

Damit wird auch der schwindenden Vorspannung entgegengewirkt,
wenn unter hochfesten Schrauben der S235 zu fließen beginnt.

Ansonsten gibt es als Mittel der Wahl im 21.Jahrhundert die
Doppelzahnscheiben.

...
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#8 Beitrag von Ingenieur » 2010-08-05 0:14:15

Hallo,

noch eine Ergänzung:

Kleben kann man nur "trockene" Schraubverbindungen.

Die Standarddrehmomente beziehen sich aber immer auf den
Zustand "geölt". Da funktionieren dann nur mechanische
Sicherungen.

...
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crutchy the clown

#9 Beitrag von crutchy the clown » 2010-08-05 0:50:25

In den letzten Wochen habe ich folgende Erfahrung gemacht:

An einem Generator (etwas größere Lima) habe ich die Riemenscheibe mit einer Mutter ohne Federscheibe befestigt. Damit die Sache gut hält, habe ich mit aller zur Verfügung stehenden Gewalt angezogen. Nach wenigen Minuten Probelauf mit einem Dieselmotor hat sich die Mutter bereits wieder gelöst. Danach habe ich eine Federscheibe eingefügt und nun scheint die Verbindung zu halten.

Maggi-Fan
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#10 Beitrag von Maggi-Fan » 2010-08-05 9:27:26

Hallo Allerseits,

ich hab noch aus meiner Lehrzeit den Satz im Ohr,

"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".

Aber das ist schon ein paar Jahrzehnte her, vielleicht hat man Heute andere Erkenntnisse.




Rolf

AL28
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#11 Beitrag von AL28 » 2010-08-05 10:06:36

Hallo
Maggi-Fan hat geschrieben:Hallo Allerseits,

ich hab noch aus meiner Lehrzeit den Satz im Ohr,

"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".

Aber das ist schon ein paar Jahrzehnte her, vielleicht hat man Heute andere Erkenntnisse.




Rolf
Unter diesen Satz leiden noch immer die Motorrad Motoren .
Gewinde Reparaturen gehören hier zur Tagesordnung .
Gruß
Oli

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#12 Beitrag von CU478 » 2010-08-05 13:03:21

die moderne variante:
http://www.nord-lock.com/default.asp?url=43.23.37
und jede menge infos....

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felix
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#13 Beitrag von felix » 2010-08-05 18:16:00

Na ja,
"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".
und wenn die bis zur Streckgrenze angezogene Schraube dann Last aufnhemen muss?

MlG,
Felix

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#14 Beitrag von unihell » 2010-08-05 18:58:04

Hallo

moderne Motoren werden mit Polygon-Profil-Schrauben gebaut, tlw als selbstfurchende Schraube Vorteile sind kein Gewindeschneiden, dadurch eine Arbeitsgang gespart. Wenn eine Scheibe erforderlich ist werden diese meist vom Hersteller sofort mit angewalzter Scheibe geliefert.

Bei alten Kostruktionen ist das von Ingenieur eingebrachte Argument der Klemmlängenverlängerung wohl als wichtigstes Argument zu sehen. Nicht kurze starre Schrauben sondern lange elastische sichern die Vorspannung. Ansonsten ist das Mittel der Wahl heute die Keilscheibe, dabei erhöht sich beim Losdrehen die Vorspannung.
Nachteil der Nordlock-Scheiben ist der größere Außendurchmesser gegenüber Schnorrscheibe und Co, bei Senkbohrungen für Inbusschrauben gehen die nicht in die Bohrung ohne nachsenken.
Gruß Helmut

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Wat wellste maache
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#15 Beitrag von sico » 2010-08-07 17:53:29

@Felix,
ich will hier nicht deinen Professorentitel anzweifeln, möchte mir aber doch folgene Anmerkung erlauben:
Im Maschinenbau gehört nach wie vor Prof. G. Niemann Maschinenelemente zur Standardliteratur.
Dort sind unter Kapitel 10 die Schraubverbindungen aufgeführt.
Als Anhaltswert für eine erste Dimensionierung ist da zu lesen, dass die Vorspannkraft für dynamisch belastete Schraubverbindungen ca. 2,5 mal größer der Betriebskraft sein muß.
Das heißt, die Vorspankraft muß immer höher als die Belastung sein.
Andernfalls versagt die Schraubverbindung.
Ein wichtiger Punkt ist das Setzen einer Schraubverbindung und der damit verbundene Verlust der Vorspannung.
Dies vermeidet man mit möglichst geringer Anzahl von Fügestellen sowie mit großen und gehärteten Auflagen/Scheiben.

Soweit ein kleiner Ausflug in die Theorie.

In der Praxis heißt das, dass Sprengringe, Federscheiben. Zahnscheiben etc. nur Alibifunktion haben, um nicht zu sagen eher gefählich sind.

mfg
Sico

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felix
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#16 Beitrag von felix » 2010-08-07 19:14:43

Hallo Sico,

ich habe dieses Post noch einmal editiert, weil es vorher schlecht gewesen ist. Du hast recht, viele Verschraubungen sind präzise ausgeführt und halten Problemlos ohne Scheiben, Kleber oder Sonstiges. Ich habe Freitag meine Servolenkung montiert und ein korrektes Anzugsmoment als einzige Schraubensicherung verwendet, wie original auch.

Es ist schwer das sauber zu formulieren, aber ich sehe eine Klasse von "gefährdeten" Schraubverbindungen, welche ich grundsätzlich mit Federscheiben versehe:
Eigentlich alle Verbindungen mit Rahmenbauteilen, abgesehen vielleicht von Feder- und Lenkungsverschraubungen. Verbindungen zur Karosserie. Anbauteile außen am Motor und Ähnliches.
- Bei deren Montage oft dreckige, Lakierte, verrostete, vermackte u.s.w. Bauteile montiert werden.
- Verschraubungen die oft auch ab Werk eher "nach Gefühl" dimensioniert wurden und oft Vergleichsweise stark belastet sind.
- Verschraubungen, die oft nicht mit dem korrekten Drehmoment angezogen werden. (z.B. Keilriemenscheibe Kompressor, Schrauben an Kardanwellenflanschen)


Im Endeffekt bleiben komplizierte Dinge kompliziert und man muss in jedem Einzelfall die Entscheidung neu fällen:

1. Bei der Verwendung von Schnorrscheiben oder Schrauben mit Verzahnungen im Kopf sollte man bedenken, dass diese das Grundmaterial (z.B. Rahmenlängsträger bei Tankmonatge) beschädigen. Von diesen Macken können dann bei Schwingungslast Risse ausgehen. Daher würde ich an solchen Verbindungen schlicht aus Sorge um den Rahmen die Verschraubungen nur mit großen Scheiben ausführen. Habe ich z.B. bei der Stoßdämpferbefestigung der Hinetrachse so gemacht, dor liegen unter jeder Schraube drei Karosseriescheiben, bloß um die Belastung für den Rahmen zu minimieren. Weil ich lieber die 8.8er Normgewindeschrauben durch 12.9er Feingewinde ersetze, als einen gebrochenen Rahmen zu reparieren.

2. Die Schrauben, welche an der Achse die Achsschenkelbolzen in Position halten können bei versagen schwere Schäden/Unfälle verursachen. Hier wurden die originalen Durlock-Schrauben gereinigt und wie in der originalen Konstruktion eingeklebt und mit dem korrekten Anzugsmoment angezogen.

3. Die Verschraubungen der Lichtamschine sind stark vibrationsbelastet udn müssen dennoch häufig gelöst/montiert werden. Entsprechend sind sie alle mit Federscheiben gesichert. Einige der Schrauben sind aufs Aluminium der Ölwanne gezogen, hier habe ich Scheiben verwendet um die Auflagefläche des Schraubenkopfes zu erhöhen.

4. Auf die Muttern des Flanschadapters an der Kardanwelle lässt sich nur ein Mauschlüssel (ungünstig) aufsetzen. Hier habe ich Federn verwendet, da der schlecht sitzende Maulschlüssel eventuell kein ausreichendes Anzugsmoment bringt.

u.s.w.

Gruß,
Felix

P.S: Wenn ich noch mehr nachdenke, so habe ich auch schon einmal eine gebrochene Federscheibe gesehen von der Teile fehlten, was natürlich eine totale Katastrophe für die Verbindung ist. Das passiert aber nur bei eine totalen Überlastung der Verbindung.
Zuletzt geändert von felix am 2010-08-08 23:58:04, insgesamt 3-mal geändert.

B.Eng. Chris
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#17 Beitrag von B.Eng. Chris » 2010-08-07 19:20:54

sico hat geschrieben: Im Maschinenbau gehört nach wie vor Prof. G. Niemann Maschinenelemente zur Standardliteratur.
Einspruch!!!

Roloff/Matek :D

Aber der Typ schreib ähnliches Zeug *g*

Grüße
Chris
"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Vorstellungen mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind." Samuel Johnson

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aMANar
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#18 Beitrag von aMANar » 2010-08-15 13:54:38

MOIN MOIN AUS HAMBURG!
Es gibt nicht nur "sinnvoll oder überflüssig", es gibt auch "schädlich".
Federringe gehören dazu.
Ich hab jahrelang gegen den Rat der Fachleute Federrige verbaut, weil ich das Werkstück oder den Lkw- Rahmen vor Rost schützen wollte. Wenn ich die Schraube ohne Scheibe festziehe, zerstört das ja zwangsläufig die Lackierung rund ums Bohrloch.
Auf unserer letzten Reise hatte ich den Salat:

Bild

Mutter der Auspuff- Halterung auf den Straßen von Senegal und Gambia in den Federring eingearbeitet,
Halter dadurch lose geworden, ermüdet und schließlich gebrochen.
Auspuff auf dem Kunststoff- Trinkwassertank gelandet,
Wassertank im A... .

Bild

Rest der Reise mit Kanistern rumgehüsert.
Nie wieder Federringe.

Fest angezogenen Grüße von Heino
Schipper Heino, Schiffsschraubendreher



Reise vor dem Sterben,
sonst reisen Deine Erben.



VW- MAN G90 FAE-IG unter http://www.man-4x4.de

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#19 Beitrag von magmog » 2010-08-15 15:01:01

guude,

auszug aus der aufbaurichtlinie "Unimog":

"3.11 Schraubverbindungen
Ursachen für das Lockern von Schraubverbindungen:

Schraubverbindungen lockern sich, wenn eine bleibende Längenänderung in Achsrichtung der Schraube auftritt. Dies führt zu einer Verminderung der Vorspannkraft und damit unter Betriebslasten auch zu einer Verminderung der Restklemmkraft. Eine bleibende Längenänderung kann hervorgerufen
werden durch:
1.Setzen
2.Kriechen
Die mit Korrosionsschutz behandelten Oberflächen der aufeinander
liegenden Teile (z. B. Mutter, Unterlegscheiben) setzen sich unter dem Druck der Vorspannkraft. Daraus ergibt sich: Je mehr Schnittstellen mit einer Schraube verschraubt werden, desto größer ist die Längenänderung durch Setzen.

Die Flächenpressung an den Auflageflächen von Schraube und
Mutter übersteigt die spezifische Druckfestigkeit des Materials
der verspannten Teile.

Beschreibung der Flanschkopfschrauben:
Hauptmerkmal dieses Schraubentyps ist ein angepresster Flansch, der für eine vergrößerte Kopfauflagefläche sorgt.

3 Schadenverhütung

• Reduzierung des Kriechrisikos durch vergrößerte Auflagefläche und somit geringere Flächenpressung gegenüber anderen Kopfausführungen.
• Verminderung des Setzens durch reduzierte Anzahl von zu verbindenden Teilen im Vergleich zu Schraubverbindungen mit Unterlegscheiben.
• Durch die angepresste konkave Auflagescheibe wird die Elastizität der Verbindung so vergrößert, dass die dennoch zu erwartende Setz- und Kriechbewegungen ausgeglichen werden können und ein Abfall der Vorspannkraft weitgehend verhindert wird.
• Zusätzlich kann die Elastizität der Schraubverbindung durch Auswahl eines großen Klemmlängenverhältnisses l/d
(l = Schaftlänge, d = Schaftdurchmesser) erhöht werden.
Durch die Verwendung von Flanschkopfschrauben und -muttern ist eine sichere und wartungsfreie Schraubverbindung sichergestellt.

Da die Muttern nach MBN 13023 mit einer Klemmsicherung ausgestattet sind, dürfen diese nicht mehrmals verwendet werden.
Bei der Verwendung von Flanschkopfschrauben und -muttern sind die Anziehdrehmomente der nachfolgenden Tabellen anzuwenden."


tschö! justus.

Maggi-Fan
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#20 Beitrag von Maggi-Fan » 2010-08-15 17:23:10

felix hat geschrieben:Na ja,
"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".
und wenn die bis zur Streckgrenze angezogene Schraube dann Last aufnhemen muss?

MlG,
Felix

Wenn die dann verreckt, dann ist sie schlichweg unterdimensioniert,
und das verhindert auch kein Federring,


Rolf

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makabrios
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#21 Beitrag von makabrios » 2010-08-15 21:36:33

Maggi-Fan hat geschrieben:
felix hat geschrieben:Na ja,
"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".
und wenn die bis zur Streckgrenze angezogene Schraube dann Last aufnhemen muss?

MlG,
Felix

Wenn die dann verreckt, dann ist sie schlichweg unterdimensioniert,
und das verhindert auch kein Federring,


Rolf
Hallo,

meine Maschinenelemente- Vorlesungen sind schon über ein Vierteljahrhundert her und inzwischen nicht mehr lückenlos abgreifbar. Trotz all der kompetenten zitierten Buchautoren meine ich mich zu erinnern, daß Schrauben zu den lösbaren Verbindungen zählen und im Newton´schen Bereich belastet werden sollen. Der liegt definitiv unter der Streckgrenze. in der Praxis gebe ich den Tabellenwerten schon mal 20% mehr Drehmoment, lasse es dann aber gut sein.

Zugrundeliegende eigene Erfahrung ist eine Grundplatte, welche ich in einer Pflugfabrik an die Hobelmaschine geschraubt habe. Den Meister habe ich vorher gefragt, wie fest ich das Trum anziehen soll. Als Antwort habe ich bekommen:"So fest du kannst!"
Als es dann kurz darauf dumpf geknallt hat wurden zwei M12 Gewindestangen, die mal eine waren mit erstaunten Blicken beworfen.

Gruß
MAK

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#22 Beitrag von Maggi-Fan » 2010-08-16 13:51:34

makabrios hat geschrieben:
.....Als es dann kurz darauf dumpf geknallt hat wurden zwei M12 Gewindestangen, die mal eine waren mit erstaunten Blicken beworfen.

Gruß
MAK

Und was sagt uns das?

1. Gewindestange = Mistgabelstahl, soll heißen, taugt nichts.

2. es ist kein Kunststück auch eine hchfeste M 12 Schraube, mit Mutter und Schraubenschlüssel abzureißen.




Rolf

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#23 Beitrag von osterlitz » 2010-08-16 14:24:00

Durch die angepresste konkave Auflagescheibe wird die Elastizität der Verbindung so vergrößert, dass die dennoch zu erwartende Setz- und Kriechbewegungen ausgeglichen werden können und ein Abfall der Vorspannkraft weitgehend verhindert wird.
Wenn das nicht gegeben ist, fängt die Verbindung an zu arbeiten, dann gibt es sicher Bruch. Bei dynamisch belasteten Bauteilen ist das sicher nicht zu gewährleisten, da die Teile auch nur eine begrenzte Schwingungsfestigkeit haben werden, bevor sie nachlassen.

Zur Sicherung der Mutter ist wie schon geschrieben eine Klemmkraft geeigneter, gegen das Setzen eine gute Vorspannung und rechtzeitiges Nachziehen der Verbindung nach dem Einfahren (wie bei Radmuttern auch). So funktionieren ja auch die "ungesicherten" Schrauben..

Grüße,
Stefan
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#24 Beitrag von nordlicht » 2010-08-16 20:19:52

Zitat Rolf:

1. Gewindestange = Mistgabelstahl, soll heißen, taugt nichts.



Hallo Rolf,

Nun aber mal was zur Ehrenrettung der Landwirtschaft!

Verguck Dich nicht am Mistgabelstahl! Der ist besser als so manche 12.9 " Import Gammel Schraube" :-)

Aber im Ernst,
Gewindestangen und Federringe haben wirklich nichts in hochbelasteten Schraubverbindungen zu suchen.
Da sind in den vorherigen Beiträgen schon viele bessere Alternativen genannt worden.


Viele Grüsse,

Burkhard

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#25 Beitrag von daily4x4 » 2010-08-17 15:44:40

"die beßte Schraubensicherung ist, eine Schraube bis zur Streckgrenze anziehen".
Streckgrenze ist m. W. Unfug, angezogen wird bis zur 0,2% Dehngrenze (d. h. 0,2% bleibende Dehnung).

Die Schraube hat dann eine bestimmte Vorspannkraft in Längsrichtung und kann nur bis zu dieser Kraft (maximal) belastet werden.
Zuletzt geändert von daily4x4 am 2010-08-17 15:56:45, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
-Bernhard-

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#26 Beitrag von Koenigsdorf » 2010-08-17 20:18:33

Vielleicht bin ich schon zu alt?
Kontermutter gibt es nicht mehr? Was hab ich früher gekontert...
Hab mal vor 25 Jahre Karosserie uns Fahrzeugbauer beim LKW Bauer gelernt...

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#27 Beitrag von Joe » 2010-08-17 20:29:27

Hi,

jepp, Kontermutter!

Es hat mir zwei der Schraubverbindunge vom hinteren Träger des Aggis auf den IS-Wellblechpisten losvibriert.
Fixierung mit Sprengringen brachte da leider nicht viel, obwohl bis zum Maximum angezogen - soweit das wg. beschi... Zugänglichkeit ging. (Insgesamt schon 2x repariert, geht fix bei Wellblech! :wack: Erst alles über mehrere 100 km alles bestens, dann Wellblech und schon ... :mad: :wack: )
Wenn's das nächste Mal wieder lose ist, werde ich die Schraube entfetten und dann die Mutter mit Loctite sichern - mal sehen, wie lange das hält.

Sobald ich dann wieder zu Hause bin, kommt das Aggi raus, Rückwand weg und SOFERN platzmäßig (!!) überhaupt möglich, längere Schrauben rein und dann mit Kontermutter.
Mit lieben Grüßen von der Nahe
Joe

Die "private" Seite ist unter www.gertenbach.mobi zu finden.

Veho Ergo Sum // Feinstaub ist doch Kinderkram - Grobstaub!!

Filly

#28 Beitrag von Filly » 2010-08-17 20:53:39

Die Kontermutter wurde bei mir in der Firma per Arbeitsanweisung verboten, nachdem einige Schadensfälle durch gelöste Schrauben aufgetreten sind.
Für unsere Maschinen, die teilweise wie Vibrationsförder funktionieren und sich deshalb Tag und Nacht schütteln, verwenden wir jetzt eine normale Mutter und danach eine Sicheurngsmutter nach DIN 7967. Das setzt aber voraus, daß die normale Mutter mit richtigem Drehmoment angezogen wurde.

Christoph

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#29 Beitrag von Joe » 2010-08-18 22:46:40

Hi,

hatte aufgrund von Filly's DIN mal im wiki gesucht und folgendes gefunden:
Schraubensicherungen sind kraftschlüssig (z. B. Federringe, Federscheiben), formschlüssig (z. B. Sicherungsbleche mit Lappen, Rippscheiben) oder stoffschlüssig (z. B. flüssige Schraubensicherungen, Klebstoff).

Zu den kraftschlüssigen Sicherungen zählen auch selbstsichernde Muttern, z. B. Sechskantmuttern mit Klemmteil.

Schraubensicherungen soll Vorspannkraft-Verluste infolge Setzen und Kriechen (Lockern) und dynamischer Belastung (Gefahr des partiellen oder vollständigen Losdrehens) verhindern oder zumindest klein halten. Hierzu werden Schraubensicherungen (also auch solche, die eigentlich keine sind, aber aus verschiedenen Gründen noch so bezeichnet werden) für hochfeste Schraubenverbindungen in drei Klassen eingestuft:

Losdrehsicherung: Verhindert, dass die Vorspannkraft mehr als 20 % absinkt (z. B. Klebstoff, Ripp-Schrauben).
Verliersicherung: Verhindert, dass die Verbindung auseinander fällt (z. B. kunststoffbeschichtete Schraube).
Unwirksame „Sicherungen“: Kann den vollständigen Verlust der Vorspannkraft nicht verhindern

Folgende Maschinenelemente gelten als unwirksame Schraubensicherungen, weil sie sich unter bestimmten Umständen zur Aufrechterhaltung der Vorspannung einer Schraubverbindung als wirkungslos erwiesen haben (sämtliche angegebenen Normen sind inzwischen zurückgezogen):

Fächerscheiben nach DIN 6798,
Zahnscheiben nach DIN 6797,
Sicherungsbleche nach DIN 93, DIN 432 und DIN 463,
Sicherungsnäpfe nach DIN 526,
Sicherungsmuttern nach DIN 7967,
Federringe nach DIN 127, DIN 128 und DIN 7980,
Federscheiben nach DIN 137,
Sprengringe nach DIN 9045.
Diese Bauteile können jedoch häufig noch als sogenannte Verliersicherung eingesetzt werden.

Ein Grund dafür ist, dass eine sachgerecht ausgeführte Schraubenverbindung wesentlich höhere Vorspannkräfte aufweist, als die oben genannten Elemente an Federkraft aufbauen können. So liegt ein Federring nach DIN 127 schon bei 5 % der Nennvorspannkraft von Schrauben der Festigkeitsklasse 8.8 auf Block und wirkt nur noch wie eine Unterlegscheibe.
Interessant dabei, dass die von Fillz vorgeschlagene Sicherung auch als unwirksame Schraubensicherungengelten. oder bezieht sich das auf die Sicherungsmuttern nach DIN 7967 alleine???

Das einzige, was demnach wohl noch geht, sind
Für hochfeste Schraubenverbindungen bieten sich nur wenige Möglichkeiten der Sicherung an, wenn die Ausnutzung der Schraubenfestigkeit und die damit einhergehende große Vorspannkraft nicht zum Erfolg führt:

Sperrzahnschrauben und -muttern
Sperrkantscheiben (einfach oder doppelt)
Kleben (Flüssig- oder mikroverkapselter Kleber)
Ich bin ja nun wirklich kein Fachmann, aber was ist denn von den dort erwähnten Sperrkantscheiben zu halten?? Wenn ich das richtig interpretiere, wäre das ja die ultimative Sicherung - oder???
Gibt's bei Würth, ...., also alles kein Hexenwerk, da ranzukommen. :D
Mit lieben Grüßen von der Nahe
Joe

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Veho Ergo Sum // Feinstaub ist doch Kinderkram - Grobstaub!!

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Peter R
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Re: Federscheiben - sinnvoll oder überflüssig?

#30 Beitrag von Peter R » 2012-05-28 17:57:19

-> ich hab auf meinen hanomag al 28 die orginale pritsche montiert. (hanomag mit vibrationsämeren mercedes motor)
-> montiert hab ich die pritsche mit edelstahlschrauben m8 (5.5) mit beilagscheiben und sicherungsmuttern.
-> bin jetzt ca. 4x40 kilometer gefahren, kann jedesmal die schrauben wieder festziehen. laut liste, habe ich die schrauben drehmomentschlüssel festgezogen (niedrig, ca. 22 nm). ... sowohl richtig festknallen der schrauben, als auch der vorgeschriebene drehmoment ... helfen nicht

-> was kann ich tun, damit ich nicht jedes mal die muttern festziehen muss, noch einen federring darunter? ich muss die pritsche alle halbe jahre abnehmen ...

ps: im originalen, war eine stahlschraube mit einer beilagscheibe daran montiert ... sonst nix ... hielt auch ... heute vibrierts mir sogar die sicherungsmutter lose ...

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