Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

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Joerg404114
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Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#1 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-16 23:54:20

Guten Abend,

wie tauscht man mal schnell eine Doppelgelenkwelle :joke:
Fahrzeug 150D10a

Ablauf:
- Fahrzeug sicher aufbocken (nicht nur mit dem Wagenheber auch mit geeignetem Unterstellbock)
- Rad abmontieren (ich verwende immer Zentrierhülsen, geht viel einfacher und die Felge wird innen nicht verkratzt)
- Demontage Schubstange und Lenkstange
DSC03428b.jpg
DSC03430b.jpg
Bremsschlauch abschrauben und Zulaufbohrung des Radbremszylinders mit sauberer Schraube verschließen
DSC03434b.jpg
Ringschraube des Bremsschlauchs sofort nach der Demontage mit dichter Klemme verschließen und so hoch wie möglich aufhängen. Dann kommt so gut wie keine Luft ins System und man hat es später beim Entlüften viel einfacher.
DSC03431b.jpg
Entsichern der Zentralmutter der Doppelgelenkwelle
DSC03431.JPG
Demontage der Mutter 36er.
DSC03438.JPG
Dann die ganze Einheit Bremstrommel Bremsankerplatter Flansch mit Spanngurt am Hydraulikkran sichern
DSC03439b.jpg
Anschließend auf jeder Seite die 4 Befestigungsschrauben des Tragrings lösen. Leichte Schläge mit dem Kunststoffhammer auf die gelösten Schrauben bewirkt das herauslösen der Einheit aus dem Tragring.
DSC03442.JPG
DSC03443.JPG
Dann die Einheit abnehmen, die Doppelgelenkwelle aus dem Flansch herausdrücken und aus der Achse ziehen.
DSC03446b.jpg
DSC03452.JPG
DSC03447b.jpg
Das Nadellager in der Radnabe und das Rollenlager in der Achse sehen gut aus.
DSC03448.JPG
Soweit bin ich jetzt.

Gruß

Jörg

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Joerg404114
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#2 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-17 0:00:23

Habe noch eine wichtige Frage.

Der Tragring hat unten kein radiales Spiel, jedoch hat er oben radiales Spiel.
Wieviel spiel ist zulässig? Ich habe 0,1mm also 1/10 gemessen. Ist das noch zulässig?
Kennt jemand die Grenzwerte?
DSC03450b.jpg
Gruß

Jörg

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Ulf H
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#3 Beitrag von Ulf H » 2021-04-17 0:23:05

... wo du gerade dabei bist, miss doch bitte mal das axiale Spiel ... hatten wir kuerzlich diskutiert, wieviel das sein darf ...

Gruss Ulf
Ein Problem, welches mit Bordmitteln zu beheben ist, ist keines !!!

Hanomag, der mit dem vollnussigen Kaltlaufsound !!

Sisu (finnisch) die positivste Umschreibung für Dickschädel.

Da ist man ständig dran die Karren zu verbessern, schlechter werden sie ganz von alleine.

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#4 Beitrag von Ulf H » 2021-04-17 0:24:16

... Lenkung und Bremsschlauch können dran bleiben ...

Gruss Ulf
Ein Problem, welches mit Bordmitteln zu beheben ist, ist keines !!!

Hanomag, der mit dem vollnussigen Kaltlaufsound !!

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#5 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-17 11:17:47

Hallo Ulf,
Das Axialspiel des Tragrings beträgt 1,0mm.
Gruß
Jörg

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Ulf H
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#6 Beitrag von Ulf H » 2021-04-17 18:13:56

Danke ...

Gruss Ulf
Ein Problem, welches mit Bordmitteln zu beheben ist, ist keines !!!

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#7 Beitrag von Hatzlibutzli » 2021-04-17 20:48:02

Das WHB lässt sich dazu explizit nicht aus ... wenn Du ein vernehmliches radiales Spiel hast, wird das sicher im Laufe der Zeit nicht weniger ... dann würde ich es neu machen, bevor ich mich damit auf den Weg nach Kapstadt mache :joke:

Theoretisch kann man sogar Reifen/Bremstrommel und Bremsschlauch dran lassen und das als Ganzes zu Seite stellen ... man sollte nur die Gelenkwelle in der Achse sichern, dass einem die nicht "hinterherläuft" ... so richtig "handlich" ist Reifen/Nabe ja nicht ...

Grüsse ... Simon

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Joerg404114
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#8 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-22 21:34:48

Guten Abend,

habe ein bisschen weiter zerlegt.
Da der Tragring ja geringes radiales Spiel hat habe ich mal einen Satz neue Buchsen bestellt.
DSC03470.JPG
Lagerzapfen oben
DSC03466.JPG
Lagerzapfen unten
DSC03465.JPG
Die Lagerbuchsen gingen mit dem Polradabzieher M30x1,5 leicht heraus.
DSC03467.JPG
DSC03468.JPG
So jetzt das wichtigste. Der Lagerzapfen oben hat eine Verschleiß von 3/100 mm, der Untere 2/100. Ich denke mal da muss nichts nachgearbeitet werden.
Wenn die neuen Buchsen da sind werde ich sehen ob noch fühlbares Spiel vorhanden ist.

Hier das Axiallager. Die Version mit dem Käfig gibt es nicht mehr, aber nach dem Auswaschen des alten Fetts hat sich gezeigt, dass das Lager einwandfrei ist.
DSC03458b.jpg
Da der Flansch der Achsschenkellagerung an der Achse etwas Ölfeucht war habe in den abgeschraubt zum neu eindichten.
DSC03459b.jpg
Gruß

Jörg

Andy
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#9 Beitrag von Andy » 2021-04-23 7:00:31

Moin Jörg, und alle anderen.

Die Lagerzapfen des Tragringes sind in Ordnung.Verschleis im 100tel bereich ist ja wie neu. :D

Da habe ich schon ganz andere gesehen, eingelaufen bis 5zehntel und rostplacken.

Ja, mit dem Polradabzieher , von einem moppet, geht das ziehen der Büchsen einwandfrei.

Weiterhin viel erfolg

Wenn der Magirus wieder läuft geht da bestimmt was in Richtung norden :angel: , bisel feuer machen :angel:

Vg
Andy
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#10 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-24 17:29:31

Hallo,

nachdem jetzt alle Ersatzteile da sind, die Teile neu lackiert, neu gefettet und mit neuen Wellendichtringen versehen sind wollte ich alles wieder montieren.
Tragring mit neuen Buchsen montiert
DSC03477b.jpg
Die neue unterer Buchse hat oben eine kleine Bohrung, aus der das Fett herauskommt wenn sie voll gefüllt ist. Dies ist besser als bei der alten, denn der Dichtring wird durch den Fettdruck nicht herausgedrückt.
DSC03478b.jpg
Jetzt ist der Tragring radial spielfrei. Auch axial konnte ich von Hand kein Spiel feststellen, da ich den neuen O-Ring von Hand nicht zusammengedrückt bekommen.
Dann wollte ich die neu überholte und sehr teuer Doppelgelenkwelle montieren.
Habe sie dann ausgepackt und das Schutzband von der Lauffläche des Rollenlagers / Radialwellendichtrings entfernt. Was ich dann sehen musste hat zu einem emotionalen Ausbruch bei mir geführt! So ein Pfusch!!!!!!! Derjenige der die Welle überarbeitet hat ist mit der Flex auf die Lauffläche des Wellendichtrings und des Zylinderrollenlagers gekommen. Die haben das dann schön mit Klebeband abgeklebt und ich habe das jetzt erst direkt vor dem Einbau abgezogen. So ein SCHxxxx! :frust: :mad:
DSC03489.JPG
In den Kreisen die angeflexten Stellen
DSC03488b.jpg
Der Wellendichtring wird nie mehr dicht und das Rollenlager mag auch keine Kerben auf der Lauffläche.

Am Montag werde ich zu der Firma fahren und die Wellen auf den Tisch legen. Mal sehen was die dazu sagen.

Gruß

Jörg

Andy
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#11 Beitrag von Andy » 2021-04-24 21:39:33

:eek: boah was ein scheixxxx :wack:

Ich wäre mindestens genauso sauer.

Viel Erfolg bei der reklamation.
Andy
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#12 Beitrag von sico » 2021-04-25 11:26:15

hallo Jörg,
das ist ja ein Drama. Pfusch hoch drei.
Hoffentlich fällt dem Betrieb eine brauchbare Methode zur Reparatur ein.
LG
Sico

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#13 Beitrag von Ulf H » 2021-04-25 15:22:07

... darf man erfahren, was die verunglueckte Reparatur gekostet hat? ...

Gruss Ulf
Ein Problem, welches mit Bordmitteln zu beheben ist, ist keines !!!

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#14 Beitrag von Apfeltom » 2021-04-25 15:26:40

Au manno Jörg :wack:
Da wäre meine emotionalle Reaktion auch in keiner Weise druckreif... :motz:
Cross the fingers ob der Reklamation :rock:

Beste Grüße
Thom

mbos

Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#15 Beitrag von mbos » 2021-04-25 16:50:25

sico hat geschrieben:
2021-04-25 11:26:15
hallo Jörg,
das ist ja ein Drama. Pfusch hoch drei.
Hoffentlich fällt dem Betrieb eine brauchbare Methode zur Reparatur ein.
LG
Sico
Wie lang ist die erhabene Fläche, die beschädigt wurde?
Evtl. findet sich eine Hülse, die sich aufschrupfen lässt. Etwas geeignetes habe ich allerdings noch nicht gefunden... :motz:

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#16 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-26 20:12:09

Guten Abend,

war heute beim Gelenkwellenbauer. Ja, er hat schon komisch geschaut und war wortkarg, aber es ist sein Fehler.
Jetzt geht es darum was tun. Seine Aussage sie würden sowas öfters aufspritzen lassen und Überschleifen.
Ich habe Ihm dazu angegeben, das es erstens ein Lagersitz ist mit einer Oberflächenhärte 60 - 65 HRC, die Oberflächenrauhigkeit von einen Wälzlagerring gegeben sein muss und das Passmaß des Lagerinnenring zu stimmen hat.

Er will das morgen klären und dann anrufen.

Frage auf was ist beim Aufspritzen zu achten? Kenne das Verfahren jetzt nicht im Detail.

Mal schauen.

Gruß

Jörg

sico
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#17 Beitrag von sico » 2021-04-27 8:35:45

hallo Jörg,
hier mal einige Grundlagen zum Flammaufspritzen
https://de.wikipedia.org/wiki/Thermisches_Spritzen
Nach meiner Erfahrung ist das Flammaufspritzen geeignet, um dünne Schichten als Verschleißschutz aufzubringen.
Die Lauffläche für den Wellendichtring wäre damit zu retten.
Das Verfahren ist nicht geeignet zum Auffüllen von fehlendem Material in einer Lauffläche für Wälzkörper.
Die Belastung durch die Wälzkörper erzeugt in der Lauffläche sehr hohe dreidimensionale Spannungen. Rechnerisch werden diese Spannungen als Hertzsche Pressung und als Stribeck-Pressung erfaßt. Das aufgespritzte Material würde daher durch die Wälzbelastung wieder abplatzen.

Sollte die Fehlstelle recht kurz sein relativ zur Länge der Wälzkörper (Nadellänge oder Lange der Rollen), dann kann man evtl auf das Auffüllen der Fehlstelle verzichten.
Die Fehlstelle müßte mit geeigneter Elektrode aufgeschweißt werden, dann Härten und Schleifen, das Ganze ohne thermischen Verzug und ohne Härterisse. Eine recht knifflige Aufgabe, die ein großes Maß an Wissen und Erfahrung erfordert.
LG
Sico

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#18 Beitrag von CharlieOnTour » 2021-04-27 8:57:45

Hi,
bei meinen Achswellen wurde dieser Sitz durch Hartverchromen mit irgend einem besonderen Material instandgesetzt. Aufspritzen würde nicht die notwendige Härte bringen und die Welle würde schnell wieder verschleißen. Das wäre in diesem Bereich zumindest bei meinen Wellen eine Pfusch-Lösung.
So wurde es mir zumindest vom Meister bei Walterscheid erklärt.

Edith:
Hab mir das Bild nochmal angeschaut. Bei mir handelte es sich um den Sitz des Wellendichtrings am kurzen Stück der Welle. Das Lager läuft bei mir auf einer aufgepressten Hülse.

Gruß
Chris
DER Tipp für die 7,5t Fahrer: Beine rasieren 😜

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#19 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-27 13:24:41

Hallo,

Danke für die Rückmeldung und Erklärung zum Flammspritzen.

Frage, was gibt es noch an Möglichkeiten die Lauffläche eines Zylinderrollenlagers zu reparieren?


Gruß

Jörg

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#20 Beitrag von Konstrukteur » 2021-04-27 13:56:08

Joerg404114 hat geschrieben:
2021-04-27 13:24:41
Hallo,

Danke für die Rückmeldung und Erklärung zum Flammspritzen.

Frage, was gibt es noch an Möglichkeiten die Lauffläche eines Zylinderrollenlagers zu reparieren?


Gruß

Jörg
Hallo Jörg,
meiner Meinung nach könntest Du die Welle hartverchromen lassen und anschließend auf Maß schleifen lassen.
Bin mir aber nicht ganz sicher, ob das bei der Laufrollenbelastung geht.
Beschädigte Wellen, wo beispielsweise ein Lagerring drauf sitzt, da geht das aber sehr gut.

Gruß Uwe
Ich will reisen und nicht rasen, wozu brauche ich also Höchstgeschwindigkeit?

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#21 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-27 16:32:27

Hallo,

habe jetzt genauere Infos über den Aufbau der Welle erhalten.
Die Lauffläche ist nicht komplett gehärtet.
Sie ist über 48 mm gehärtet auf 60HRC für das Zylinderrollenlager. Induktiv 2 mm tief. Der Rest zum Doppelgelenk hin ist weich für den Wellendichtring.
Sollmaß ist 60,40mm, gemessen habe ich 60,37mm.
DSC03488b.jpg
Gruß

Jörg

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#22 Beitrag von Konstrukteur » 2021-04-28 7:42:50

Hallo Jörg,
mit Ø60,37mm ist sie selbst für eine h7-Passung bereits am untersten Limit (Toleranz ist 0/-0,03mm).
Das Oberflächenbild finde ich ebenfalls, sagen wir mal gewöhnungsbedürftig. (da hat sich jemand beim Hartdrehen nicht viel Mühe gegeben)
Ein weiterer Reparaturversuch wäre, den Zapfen auf Ø55,4mm abzudrehen, dann eine gehärtete Buchse aufschrumpfen
und anschließend auf Ø60,4h7 hartdrehen/schleifen.

Gruß Uwe
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#23 Beitrag von sico » 2021-04-28 9:24:57

Hallo Jörg,
ich hab mal in meinen Unterlagen nachgelesen.
Aus einem Schweißtechnischen Handbuch der Fa. Fontargen geht hervor, daß mit sog. Diffusionsauftragssprühen Schichtdicken bis zu 2,0 mm möglich sind.
Wir haben bei meinem damaligen Arbeitgeber damit verschleißfeste Schichten für Kohlemühlen erzeugt.
Ich würde die Lauffläche des WDR aufspritzen mit Fontargen MP3-Pulver, das sehr gute Verschleißfestigkeit bei reibendem Veschleiß bietet. Härte ca 62 HRC.
Die Fehlstelle an der Lauffläche halte ich für unkritisch.
Es handelt sich hier um ein Führungslager, bei dem keine hohen radialen Kräfte auftreten. Aus diesem Grund sollten die Wälzkörper, wenn sie deutlich länger sind, wie die Fehlstelle, diese Fehlstelle überwälzen können, ohne Schaden anzurichten.
Die Fehlstelle der Lauffläche der Wälzkörper könnte, so überhaupt nötig, mit einer Hartauftrags-Elektrode Fontargen E 709 aufgefüllt werden. HRC 57-62.
Anschließend müssen die Reparaturstellen auf einer Rundschleifmaschine auf Maß geschliffen werden.
Das Fertigsollmaß von 60,40 mm h5 (0 minus 13 µm) sollte damit gut machbar sein.
Der Wellendichtring hat aller Wahrscheinlichkeit ein Nennmaß von 60 mm. So ein WDR läuft auch auf dem Maß 60,40 gut, unabhängig von der Passung (h5 oder h9).

Diese Reparaturmethoden erfordern in großes Maß an Wissen und Erfahrung.
Ob dein Reparaturbetrieb darüber verfügt, das mußt du vorab ausloten.

Vom Abdrehen der Welle halte ich nichts. Das schwächt die Welle doch sehr.
Dafür wäre dann eine harte Hülse aus Wälzlagerstahl HRC 60-65 nötig mit den genau passenden Maßen und Passungen. So einen Hülse zu fertigen ist keine einfache Aufgabe.

LG
Sico

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#24 Beitrag von Konstrukteur » 2021-04-28 11:48:37

sico hat geschrieben:
2021-04-28 9:24:57
Die Fehlstelle der Lauffläche der Wälzkörper könnte, so überhaupt nötig, mit einer Hartauftrags-Elektrode Fontargen E 709 aufgefüllt werden. HRC 57-62.
Anschließend müssen die Reparaturstellen auf einer Rundschleifmaschine auf Maß geschliffen werden.
LG
Sico
Hallo Sigi,
dies halte ich für technisch fast unmöglich zu machen ohne die bestehende Passung nicht doch partiell zu beschädigen.
Selbst jede moderne Aufnahme hat einen Rundlauffehler. Zusätzlich müsste auch der Taumel geprüft/entfernt werden.
Ich kenne nicht viele Schleifer, die sich das überhaupt zutrauen würden.

Am Besten wäre, man könnte auf die gesamte Welle einen Auftrag aufbringen und dann komplett neu schleifen/hartdrehen.

LG Uwe
Ich will reisen und nicht rasen, wozu brauche ich also Höchstgeschwindigkeit?

sico
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#25 Beitrag von sico » 2021-04-28 12:04:15

Hallo Uwe,
Wie schon erwähnt, halte ich die Reparatur an der Lauffläche der Wälzkörper nicht für zwingend nötig.
Das Aufspritzen der Lauffläche für den WDR sollte genügen, um die Welle wieder verwenden zu können.
Daß so eine Reparaturaktion kein Kindergeburtstag ist, auch das habe ich mehrfach erwähnt.
In den Maschinenbau-Betrieben, bei denen ich im Berufsleben tätig war, wäre so eine Reparatur kein Problem. Da ist ein geeigneter Maschinenpark vorhanden und auch Mitarbeiter, die ihr Handwerk verstehen.
Das Wellenstück wird auf einer Rundschleifmaschine mit den beiden Zentrierbohrungen auf die Körnerspitzen genommen und dann geschliffen auf Genauigkeit 0,01 mm.
Was du mit dem Begriff "Taumel " meinst, das müßtest du noch separat und genauer erklären. Ich kenne den Begriff jedenfalls nicht.
LG
Sigi

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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#26 Beitrag von Konstrukteur » 2021-04-28 22:00:07

sico hat geschrieben:
2021-04-28 12:04:15
Das Wellenstück wird auf einer Rundschleifmaschine mit den beiden Zentrierbohrungen auf die Körnerspitzen genommen und dann geschliffen auf Genauigkeit 0,01 mm.
Was du mit dem Begriff "Taumel " meinst, das müßtest du noch separat und genauer erklären. Ich kenne den Begriff jedenfalls nicht.
LG
Sigi
Hallo Sigi
aber gern. Ich hoffe, auch Jörg hat nichts dagegen, geht es dabei auch letztendlich um die spätere Begutachtung der Qualität der Reparatur.
Ich versuche es so leicht wie möglich zu erklären.

Ursache:
Jede rotierende Maschine hat ja eine zentrale Welle, sagen wir mal beim Motor beginnend.
Diese Welle bildet jetzt den Koordinatenursprung mit x=0 und y=0.
Auf diese Welle kommt jetzt der weitere Aufbau, sei es bei einer Bohrmaschine das Bohrfutter oder bei einer Drehmaschine das Dreibackenfutter
oder bei einer Fräsmaschine die Spindel für die weitere Schnittstelle (z.B. HSK oder Capto oder VDI...)
Dabei hat dieser Aufbau ja wieder eine fertigungsbedingte Mittelachse.
Diese Mittelachse liegt aber fertigungsbedingt nie identisch auf der Mittelachse des Motors.
Dies betrifft einerseits die Lage der Mittelachse aber besonders auch die Parallelität der beiden Mittelachsen nach der Montage zueinander.
Sie sind einfach nie genau parallel zueinander.

Wirkung:
Beiben wir jetzt mal bei der Drehmaschine,
Spanne ich jetzt zum Beispiel einen Prüfdorn ein, sagen wir mal Ø30,00mm mit einer Länge von 200mm,
Jetzt stelle ich eine Messuhr ganz nah am Futter an der Welle auf Null und drehe die Welle einmal durch.
Da die Messuhr nah am Futter steht, bleibt die Messuhr etwa auf Null stehen.
Jetzt verfahre ich die Messuhr entlang der Welle sagen wir mal Z=150mm ohne in y zu verstellen und drehe die Welle erneut durch.
Meine Messuhr wird nicht mehr 0 anzeigen, sondern sagen wir mal 0,02mm.

Das heißt, die Welle taumelt, die Kreisbahn, den die Welle beschreibt liegt nicht mehr bei Ø30,00mm sondern bei Ø30,04mm.
Würde ich jetzt da versuchen, eine Passung zu drehen, wäre sie nicht mehr zylindrisch, sondern konisch.
Mal in Zahlen ausgedrückt, wäre sie am Wellenende jetzt z.B. Ø29,98mm am Spannfutter jedoch genau Ø30,00mm.

Deshalb haben zum Beispiel alle Rundschleifmaschinen die Möglichkeit den Winkel des Tisches zu verstellen, um eben genau diesen Taumel auszugleichen
und beim schleifen einer Welle die Parallelität zu erzielen, damit der Durchmesser an jedem Messpunkt gleich ist.
Man muss dabei auch wissen, dass zum Beispiel das Spannen zwischen Spitzen das Problem reduziert aber nie beseitigt,
da eben auch die zweite Spitze nie genau parallel zur ersten Achse steht.

Um das Problem zum Beispiel an einer Drehmaschine zu beseitigen gibt es Zwischenadapter, mit denen ich genau diesen Taumel reduzieren kann.
Das ist eine zweiteilige Aufnahme, die ich in sehr engen Grenzen sowohl um die Mittelachse verstellen kann (radial) gleichzeitig aber auch axial verstellen kann.
Das geschieht meistens über 4 Schrauben, die dann wiederum gekontert werden.
Diese Adapter sind nicht gerade billig und das Einstellen erfordert schon hohe Erfahrung.

Ergebnis:
Drehe ich zum Beispiel an der Drehmaschine eine Passung fertig, so wird sie seltenst genau parallel sein, was eben durch den Taumel
passiert und eher weniger durch die Abnutzung meiner Wendeschneidplatte.
Dabei ist die Abweichung um so größer, je länger die Welle ist.

Ich hoffe, ich habe es verständlich rübergebracht.

Gruß Uwe
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Luftkuehlerscheune
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#27 Beitrag von Luftkuehlerscheune » 2021-04-28 22:48:32

Moin!

Die Welle dreht sich etwa 800 mal in der Minute bei 100km/h, grob überschlagen. Bei einer so niedrigen Drehzahl muss ich mir keine Gedanken machen. Den Wedi Bereich aufspritzen lassen, schleifen lassen und den Kinken in der Lagerlauffläche ignorieren. Ist kein Flugzeugbau...

Gruß
Christian
Irgendetwas ist immer...

Nur die Harten kommen in den Garten.
Die mit Allrad kommen sogar wieder heraus!

sico
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#28 Beitrag von sico » 2021-04-28 22:54:56

Hallo Uwe,
Vielen Dank für Aufklärung.
Die Problematik kenne ich natürlich. Nur der Begriff Taumel sagte mir bislang nix.
Wieder was gelernt.
Allerdings spielt dabei auch die Fluchtung der Hauptspindel mit dem Fluchlinie des Maschinenbettes, also die Genauigkiet der Montage der Werkzeugmaschine eine entscheidende Rolle.
Für das Schleifen der relativ kurzen Lauffläche für den WDR spielt diese Problematik m.E. nur eine untergeordnete Rolle.
LG.Sigi

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Joerg404114
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#29 Beitrag von Joerg404114 » 2021-04-29 6:18:42

Guten Morgen,

Danke für die sehr interessanten Beiträge.

Bis jetzt habe ich vom Gelenkwellenbauer noch keinen Lösungsvorschlag erhalten.

Gruß

Jörg

Andy
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Re: Magirus Mercur tausch Doppelgelenkwelle

#30 Beitrag von Andy » 2021-04-29 15:22:37

Moins,

Bester Deal, du bekommst eine nagelneue Welle und darfst den " Schrott" auch behalten :D

Aber ich glaube dass kann man nur träumen.

Ich bin gespannt.....

Vg
Andy
Kein Zaster aber zwei .. äh nee jetzt drei .........ups jetzt vier Laster - bald wieder nur drei-- jetzt sind nur noch zwei -- nu doch wieder drei :) .... und auf einmal sind es zwei;)--arrgh jetzt wieder drei--und es sind jetzt nur noch zwei---

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