Frage an die Schweißprofis

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burkhard
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Frage an die Schweißprofis

#1 Beitrag von burkhard » 2020-09-02 20:01:02

Hallo Schweißprofis,

die Bilder zeigen die Verbindung des Längsträgers mit der Quertraverse für eine Rautenlagerung.

Was ist besser im Hinblick auf den Verzug durch das Schweißen und die Anfälligkeit für spätere Rissbildung an den Schweißnähten?
Einmal komplett rundherum schweißen oder nur die geraden Stücke schweißen und die Ecken frei lassen?

Der Längsträger ist ein warmgefertigtes Stahlbauhohlprofil nach DIN EN 10210, Materielgüte S355J2H. Das Blech der Quertraverse ist S355MC.

Ein warmgefertigtes Stahlbauhohlprofil kann auch an den Ecken geschweißt werden während bei kaltgefertigten Hohlprofilen ein gewisser Abstand der Schweißnaht zu den Ecken eingehalten werden sollte.

So weit so gut, aber was würdet ihr in diesem Fall wegen Verzug beim Schweißen und Anfälligkeit für Risse machen? Für die Stabilität ist es sicher ausreichend, nur an den geraden Stellen zu schweißen.

Viele Grüße
Burkhard


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OliverM
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Re: Frage an die Schweißprofis

#2 Beitrag von OliverM » 2020-09-02 20:10:11

Ich pers. würde es zwar durchschweißen , aber wenn du möglichst wenig Verzug haben möchtest, reichen die geraden allemal .Dann ist es einfacher gegenzuschweißen um Verzug zu minimieren .

Gruß

Oliver
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Re: Frage an die Schweißprofis

#3 Beitrag von Nimrod » 2020-09-02 20:18:53

Risse bilden sich durch lokale Überbeanspruchungen (Kerbwirkung). Das tritt immer dann auf, wenn sich die Bauteilgeometrie ändert und damit auch der Kraftverlauf im Bauteil.
Ich würde ringsum schweißen. Lieber eine dünnere Schweißtnaht um den Verzug gering zu halten, dafür ringsum. Die Ecken in einem Zug umschweißen. Wenn neu angesetzt werden muß, dann an einem geraden Stück und das folgende Eck wieder in einem Zug umschweißen. Das ist wichtig weil Risse meistens in einer Ecke beginnen, dort ändert sich die Bauteilgeometrie nämlich maßgeblich. Wenn das Eck schlecht oder gar nicht geschweißt ist, dann wird ein Riss genau am nächstliegenden Schweißansatz beginnen. Schweißansätze selbst bergen auch Fehlerpotential (Endkrater...), deshalb den Schweißansatz möglichst weit weg vom Eck, das ohnehin schon stark beansprucht ist.
LG
Harald

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Re: Frage an die Schweißprofis

#4 Beitrag von Hauptse » 2020-09-02 21:17:39

Ich würde das Gefüge vorwärmen.
Ein paar hundert Grad nimmt die Spannung der zwei Bauteile beim Schweißen.

Gruß Andreas

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Re: Frage an die Schweißprofis

#5 Beitrag von Bad Metall » 2020-09-02 21:46:47

Vorwärmen kann man machen, aber bei der Wandstärke nicht erforderlich.
“Dünnschweißen“ ist kleben und hat keinen Einbrand. Wenn das Rohr durchgeht und die 2 Seiten des Kastenprofils geschweißt werden,
Ist der Verzug sehr gering. Ich würde den Rahmen immer so drehen , damit Du waagrechte Kehlnähte schweißen kannst.
Momentan wären zwei Steignähte dabei, bei denen Du mehr Hitze durch längere Schweißzeiten einbringst.
Verzug ist nicht schlimm, das kann man punktuell Flammrichten.
:positiv:
Lg Bernd

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Re: Frage an die Schweißprofis

#6 Beitrag von Nimrod » 2020-09-02 22:00:01

Hauptse hat geschrieben:
2020-09-02 21:17:39
Ein paar hundert Grad nimmt die Spannung der zwei Bauteile beim Schweißen.
Was hast du vor? Gut schweißgeeigente Stähle wie S355 wärmt man nur mit 150°C vor.
LG
Harald

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Re: Frage an die Schweißprofis

#7 Beitrag von Stomi » 2020-09-03 0:07:44

Hallo
Heute wird meistens von vorwärmen gesprochen und gelebt! Es gibt mittlerweile schon Induktiv Maschinen um schnell und gut vorzuwärmen, um nachher nicht mehr richten zu müssen.
Gruß Micha
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Re: Frage an die Schweißprofis

#8 Beitrag von DaPo » 2020-09-03 9:56:03

Hallo,

ich persönlich würde zuerst die Zunderschicht auf dem Vierkant entfernen. Ist zwar nicht viel, aber Sauberkeit ist die erste Voraussetzung für eine anständige Verbindung.
Und dann würde ich persönlich das wohl rundherum schweißen, wahrscheinlich zweilagig.

Den möglichen Verzug kann man nachher richten.
Grüße
DaPo (Daniel)

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Re: Frage an die Schweißprofis

#9 Beitrag von burkhard » 2020-09-03 10:37:54

Vielen Dank für die Infos, insbesondere für den Tipp von Nimrod, die Ecken in einem Zug ohne Unterbrechung zu schweißen. So wird es gemacht.

Im Moment ist alles im Lot und auf 0,5 mm genau ausgerichtet. Mal sehen, was davon nach dem Schweißen übrig bleibt. Durch die Langlöcher an den Enden der Quertraversen (da kommen noch Übergangsstücke für die Containerbefestigung dran) kann ich später pro Seite 5 mm Verzug in jede Richtung ausgleichen, also insgesamt 10 mm.

Steignähte lassen sich nicht ganz vermeiden. Dazu müßte da ganze gekippt werden, was erst geht, wenn schon einige Schweißnähte dran sind. Sonst ist die ganze Ausrichtung dahin.

Erwärmen ist in der Halle nicht gefahrlos möglich und bei den warmgefertigten Hohlprofilen auch weniger wichtig. Eine Maschine zum induktiven Vorwärmen habe ich nicht.

Viele Grüße
Burkhard

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Re: Frage an die Schweißprofis

#10 Beitrag von Bad Metall » 2020-09-03 15:57:20

Hallo Burkhard

Saubere Konstruktion
Hefte erst mal den ganzen Rahmen, damit die Teile beisammen sind. Du hast ja viele form-schlüssige Verbindungen.
Mit der Steignaht bringst Du mehr Wärme ein, schon wegen der Schweißdauer.
4 mal drehen und alles ist geschweißt

Viel Glück
Bernd

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Re: Frage an die Schweißprofis

#11 Beitrag von burkhard » 2020-09-03 16:16:24

Hallo Bernd,

genau so ist der Plan. Erst mal alles heften bis es genug Stabilität zum kippen/wenden hat. Dann alles durchschweißen. Die Platten oben müssen zwischendurch auch nochmal runter, damit man die Kästen auch an der Innenseite schweißen kann. Die Platten oben können dann natürlich nur noch an der Außenseite geschweißte werden. Alle vier Wände innen schweißen geht leider nicht.

Viele Grüße
Burkhard

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