Seite 1 von 1

Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-10 14:39:37
von Nelson
Hallo Forum,


am letzten Wochenende hat sich eine Frage ergeben. Als ich mein schönes Auto auf engem Raum umrangieren wollte, machte sich ein leerer Servolenkungsölbehälter "kräftig" bemerkbar. Es ist eine LS5-Lenkung von Mercedes, vorschriftsmäßig gehört ein ATF-Getriebeöl rein. Nun ist aber bei uns schon seit langem keine Maschine mehr auf dem Hof, die nennenswerte Mengen ATF-Öl braucht, ergo steht auch kein ATF mehr griffbereit. Daher habe ich erstmal Hydrauliköl eingefüllt, um die Pumpe nicht zu lange trocken laufen zu lassen und auch beim einparken ein bisschen lenken zu können. Nun fährt das Auto wieder ausgezeichnet. Das verwendete Hydrauliköl ist letztlich ein klassisches HLP46, ein bisschen additiviert auf ein paar weitergehende Anforderungen. Die Frage: spricht technisch etwas dagegen das Öl jetzt einfach drin zu lassen? Nach meinem Verständnis passiert in der Lenkung nichts, was gegen normales Hydrauliköl spricht. Ist das richtig?

Das Lenkgetriebe stammt übrigens ursprünglich aus einem Kurzhauber LA1519 aus den 70er Jahren, das Erlöschen der Garantie durch die Verwendung von nicht freigegebenen Betriebsstoffen bringt mich also nicht sonderlich aus der Ruhe ;) es geht mir mehr um die reine technische Frage.


Grüße

Nils

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-10 15:57:08
von roter brummer
Hallo Nils,
da die Bundeswehr dort offenbar auch Hydrauliköl vorsieht, hätte ich da auch null bauchschmerzen.
Grüße
Daniel

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-10 20:01:50
von aggi
Ohne jetzt ein krieg der Religionen beschwören zu wollen

Technisch gesehen ist ein "Altes" ATF-Öl auf basis von einem nidrigviskosen Einbereichsmotoröl mit zusätlicher aditivierung hergestellt.

Bei den alten kisten und teilen Hätte ich nicht all zu grosse bedenken ein Hydrauliköl zu nehmen, solange die viskosität sich inetwa im gleichen rahmen bewegt.

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-10 20:33:43
von Speed5
Moin,

Also nen HLP 46 hat bei 40 Grad eine Viskosität von 46mm2/ Sekunde.
Bei null grad liegt die Viskosität schon bei ca. 1000mm2/ Sekunde.
Das würde ich einer Servopumpe nicht wirklich zumuten wollen.

Gruß Michael


Ps: mein iPad kann keine hoch zahlen oder ich kann das nicht.

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-11 8:13:51
von ingolf
Hallo Nils,
bei den alten Mogs ist 10er Einbereichsöl in der Lenkung und der bewaffnete Sportverein hatte das bei den 13hundertern auch drin in der Lenkung.
Die Hydraulikpumpe der Lenkung unterscheidet sich nicht wirklich von Hydraulikpumpen von Hydrauliksystemen mit niedrigen Drücken also sollte HLP gehen.
Grüße, Ingolf

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-11 9:13:22
von DaPo
Hallo,

den alten Servolenkungen ist es relativ egal, was für ein Öl drin ist, Hauptsache, es schmiert. Wobei HLP46 im Winter vielleicht wirklich etwas Dick ist.

ABER:
ATF und Getriebeöl sollten niemals gemischt werden, da sie miteinander unvorhersehbar reagieren können.
Also die Anlage erst mal entleeren und dann gründlich spülen, Filter erneuern!

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-11 23:02:02
von felix
Hallo,

bei Tatra ist in der Anleitung HLP22 vorgeschrieben. Würde die Vorredner unterstützen, denen ein 46 etwas dick vorkam.

MlG,
Felix

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-12 6:18:46
von Muli1988
Hallo,

Im TRM 2000 ist sogar ein HLP 68 vorgesehen.

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-12 7:10:45
von Andy
DaPo hat geschrieben:
2019-09-11 9:13:22
Hallo,

den alten Servolenkungen ist es relativ egal, was für ein Öl drin ist, Hauptsache, es schmiert. Wobei HLP46 im Winter vielleicht wirklich etwas Dick ist.

ABER:
ATF und Getriebeöl sollten niemals gemischt werden, da sie miteinander unvorhersehbar reagieren können.
Also die Anlage erst mal entleeren und dann gründlich spülen, Filter erneuern!
Moin,
was passiert da bei der Mischung?

VG
Andy

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-12 9:35:24
von DaPo
Hallo Andi,

schäumen, flocken, keine Ahnung. Ich weiß nur, daß man die nicht mischen sollte.

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-12 15:49:18
von Speed5
Muli1988 hat geschrieben:
2019-09-12 6:18:46
Hallo,

Im TRM 2000 ist sogar ein HLP 68 vorgesehen.
Moin

Das ist spannend. Nen 68 er Öl hat bei null grad schon
1100mm2/Sekunde bei -15 dürfte das bei 1500- 2000mm2/Sekunde liegen.

Da ist selbst Honig noch flüssiger .

Gruß Michael

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 8:46:03
von Nelson
Hallo,


danke für eure Antworten!
DaPo hat geschrieben:
2019-09-11 9:13:22
ATF und Getriebeöl sollten niemals gemischt werden, da sie miteinander unvorhersehbar reagieren können.
Also die Anlage erst mal entleeren und dann gründlich spülen, Filter erneuern!
Meinst Du Getriebeöl? Dann wäre das immer noch interessant, aber für die Mischung mit Hydrauliköl irrelevant.

Ansonsten beziehen sich die meisten Zweifel auf die Viskosität des (sehr) kalten Öls. In diese Richtung hätte ich nun gar nicht gedacht, weil das HLP46 schließlich auch in anderen kalten Hydraulikanlagen munter herum gepumpt wird. Geht es Euch um das Ansaugen der Pumpe?

Speed5 hat geschrieben:
2019-09-10 20:33:43
Also nen HLP 46 hat bei 40 Grad eine Viskosität von 46mm2/ Sekunde.
Bei null grad liegt die Viskosität schon bei ca. 1000mm2/ Sekunde.
Das würde ich einer Servopumpe nicht wirklich zumuten wollen.
Welche Viskosität ist denn angemessen?


Grüße

Nils

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 9:30:09
von DaPo
Hallo Nils,
Nelson hat geschrieben:
2019-09-13 8:46:03
Meinst Du Getriebeöl? Dann wäre das immer noch interessant, aber für die Mischung mit Hydrauliköl irrelevant.
gut, extra für Dich ;) :
ATF nicht mit Getriebeöl, Motoröl, Hydrauliköl, Kettenöl, Salatöl, ............ mischen.


Im Bereich Mercedes wird oft in die Schaltgetriebe falsches Öl eingefüllt, daher schrieb ich oben nur Getriebeöl. gilt aber auch für andere Öle.

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 10:37:17
von Nelson
Ok, verstanden :)

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 10:59:37
von Nelson
Nelson hat geschrieben:
2019-09-13 8:46:03
Welche Viskosität ist denn angemessen?
Da wurde ich nochmal neugierig und habe durch eure Anregungen mal ins Blaue hinein ein paar Viskositäten verglichen (allerings habe ich immer nur Werte für 40°C). Für ein Motorenöl SAE10W, das Ingolf zufolge bei der Bundeswehr verwendet wurde, habe ich als Stichprobe 37 mm²/s ergoogelt. Für ATF-Öle habe ich 34-40 mm²/s gefunden. Das momentan aufgefüllte HVLPD46 hat laut Datenblatt genau die Viskosität 46 aus der Bezeichnung. Und in der Ecke steht sogar noch ein Rest 32er Hydrauliköl, das für Druckluftöler vorgeschrieben und daher bevorratet ist. Das soll 32,5 mm²/s haben.

Demnach wäre zwar das 46er das dickflüssigste, aber sie liegen alle nicht weit auseinander. Allerdings habe ich keine Angaben über Viskosität bei tieferen Temperaturen, und ohne die bleibt Kaffeesatzleserei dabei...


Nils

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 11:56:54
von Speed5
Moin,

Es gibt ein Diagramm, da trägt man die Punkte ein, die im Datenblatt angegeben sind.
Bei Ölen sind immer 40°C und 100°C angegeben.

Ein belibiges Castrol ATF Öl Hat bei 40°c, 33mm²/sek. bei 100°c 7mm²/sek. verbindet man die beiden Punkte in dem Diagramm,
landet man bei 0°, bei ca 250 - 300mm²/sek.

Ich muss meine ersten Aussagen korrigiern, da ich nur flüchtig nachgesehen habe.
Ein 46Öl hat bei 0°C nicht 1000mm"/sek. sondern ca. 700mm"/sek. bei - 15°C jedoch schon 3500mm²/sek.

Daher sind meine weiter oben gemachten Angaben falsch.
Sorry für die Verwirrung.

Grafik
Hier kann jeder selber nachsehen.


Gruß Michael

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-13 12:05:47
von pete
https://www.startol.de/Startol/Pdf/pdfA ... 94&lang=de

HLP 32
Pourpoint - 27 Grad.
„ wo es gerade noch fließt“ - Übersetzung Lt Wiki .
Falls es weiter hilft.
Peter

Edit: http://www.atr.de/fileadmin/downloads/C ... HLP_46.pdf
HLP 46 Pourpoint : - 25 Grad

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-14 10:58:36
von Nelson
Hallo,


danke für die Info. In der verlinkten Grafik ist ja netterweise neben dem normalen HLP46 auch HVLPD46 eingetragen- genau das Öl, das in die Lenkung gefüllt habe. Zum einen macht es die großen Unterschiede der beiden Hydrauliköle bei sehr tiefen und sehr hohen Temperaturen deutlich, obwohl sie über weite Bereiche eng beieinander liegen (z.B. bei 0°C hat das HLP46 schon eine rund doppelt so hohe Viskosität). Zum anderen habe ich mal einfach ein Lineal auf dem Bildschirm in die Grafik gelegt und mir den Verlauf des ATF-Öls mit den genannten Werten 33 und 7 mm²/s angeschaut. Das liegt quasie parallel zum HVLPD46 immer ein kleines Stück unterhalb. Naturgemäß wächst auf der logarithmischen Skala der Abstand der Werte von den parallelen Linien an: bei 40°C sind es 33/46, bei 0°C 250/300, bei -10°C 400/600, bei -20°C 700/1200.

Nun sind das natürlich sehr grobe Abschätzungen. Aber eine überschlägige Einordnung ließe das wohl zu. Eure Meinungen bislang zu dem Thema würde ich so zusammenfassen, dass Hydrauliköl in Ordnung ist, aber es gibt teilweise Zweifel an der höheren Viskosität. Das verstehe ich theoretisch. Ich sehe nur im Vergleich, dass in einem weiten Temperaturbereich das HVLPD46 nicht um Größenordnungen entfernt von dem vorgeschriebenen ATF liegt und erst in Richtung -20°C um etwa den Faktor 2 dicker wird. Und ich sehe vor der Haustür Hydraulikanlagen, die bei jeder Außentemperatur mit unserem Hydrauliköl arbeiten (bis vor wenigen Jahren auch mit dem normalen HLP46). Wo ist der kritische Punkt an der Servolenkung, der die Bedenken auslöst?


Grüße

Nils

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-14 12:37:14
von Zentralgestirn
Moin Nils,

bei deinen Schleppern liegen die Pumpen im Öl. Submerged Pump Installation, nennt sich das. Da hast du den minimalsten Weg vom Öl in die Pumpe und durch den Ölstand sogar noch einen minimalen Druck auf der Eingangsseite der Pumpe und keine Reibung in der Zuleitung. Das sind optimale Bedingungen um Öl zu pumpen. Ob du eine mögliche Kavitation bei deinen super Schallgedämpften Schleppern überhaupt beim starten hören könntest wage ich auch zu bezweifeln, wenn die Pumpen im Getriebe sitzen. Sterbende Pumpen können länger und lauter Geräusche machen.

Bei deiner Lenkung hast du das Öl in einem Separaten Behälter mit einem Schlauch und oder Rohr, Plus Fittinge etwas entfernt von der Pumpe. Das Öl in der Leitung muss erstmal in Bewegung gesetzt werden. Ist es in Bewegung, wird es gehen aber bis es in Bewegung ist, kann es bei tiefen Temperaturen zu Kavitationen kommen. Da Hilft der Höhenunterschied des Behälters zur Pumpe auch nichts bei der Massenträgheit.

Ich meine Die BW füllt beim KAT ihr Nato Öl ein was dem zivilen HVLPD46 sehr nahe kommt in die Lenkung. Da sind die Wege zwar noch etwas länger wie bei dir aber da kann es bei Temperaturen ab 0°C und darunter schon zu Kavitation beim starten des Motors für eine kurze Zeit kommen. Daher wird da gerne auf ATF umgeölt, womit das so leicht nicht mehr passiert.

Es kann also manchmal ganz Knapp gehen oder auch eben nicht. Du bist doch sonst nicht so zimperlich also probiere es doch aus, bzw wenn du die Alternative mit dem dünneren hast, dann nehme das.

Grüße Sebastian

Re: Servolenkungsöl

Verfasst: 2019-09-15 18:28:39
von Nelson
Die Erklärung leuchtet mir ein, danke.
Zentralgestirn hat geschrieben:
2019-09-14 12:37:14
Es kann also manchmal ganz Knapp gehen oder auch eben nicht. Du bist doch sonst nicht so zimperlich
Stimmt :angel: Gerade deshalb ist es vielleicht nicht schlecht zu wissen an welchem Punkt es auf dünneres Eis geht ;) . Aber abgesehen davon, dass ich die Frage grundsätzlich interessant fand, geht es mir darum nach Möglichkeit nicht für jede Kleinigkeit immer noch einen extra Schmierstoff herumstehen zu haben. Wenn ich die Lenkung abgedichtet habe besorge ich am besten einmal ein dünnes Hydrauliköl zum Befüllen. Zum Nachfüllen nehme dann das, was gerade da ist. Selbst die üblichen Mehrzwecköle (Getr/Hydr.) müssten ja bei kleinen Nachfüllmengen gehen.

Bis dahin lasse ich das Öl erstmal drin solange die Pumpe nicht anfängt zu meckern. Wenn sie schnarrt müsste eigendlich gut hörbar sein.


Grüße

Nils