Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

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bikemaniac
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Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#1 Beitrag von bikemaniac » 2018-06-04 10:01:58

Hallo,

Ich bin der Lucas (39, aus Dänemark), ich bin neu hier und möchte in Zukunft permanent in einem LKW mit Koffer wohnen. Ich war schon bei den Freunden bei wohnbusse.eu, aber könnte noch weitere Tips brauchen.

Nach vielem Lesen, Messen, Treffen etc etc bin ich zu folgendem gekommen:

1. Muss H Kennzeichen fähig sein, also Oldtimer. In DK geht das bei 35 Jahren los. Kann etwas jünger sein aber muss in kürze Oldtimer werden. Ich würde mal sagen: Muss älter als 1990 sein. Dies hauptsächlich um KFZ Steuern zu sparen, kein Ärger mit Feinstaubzonen, alles noch reparierbar, keine Elektronik usw.

2. LKW mit Koffer darf nicht länger als 10m sein. Ein insider Tipp damit man noch vernüftig um Ecken herumkommt. Die 2 extra Meter bis 12m Gesamtlänge machen viel negatives aus (ausser mehr Wohnraum :-)). ABER: Der Koffer sollte schon min 6 Meter lang sein - die kurzen Expeditionsfahrzeuge sind mir zu kurz. Ich will auch keine Doka wie es bei den Feuerwehrfahrzeugen üblich ist - da wird zu viel von der Länge verschwendet und der Koffer wird zu kurz.

3. Darf nicht höher als 3,6 m sein. Wieder ein Insider Tipp damit es in Europa nicht Ärger bei niedrigen Brücken und Bäumen gibt. Die 40cm bis 4m machen scheins VIEL aus.

4. Sollte am liebsten nicht mehr als 12t Gesamtmasse haben. Vielleicht etwas mehr aber dann ablastbar. Wieder um KFZ Steuern zu sparen. 2 Achsen sollte reichen.

5. Obwohl Oldtimer müssen "alle" Ersatzteile noch verfügbar sein. Ich will also kein Exot sondern etwas wo man noch locker Teile auftreiben kann.

6. Allrad ist für mich nicht wichtig - ich werde sehr wahrscheinlich nie im Gelände fahren. Aber wenn es da ist, wäre es nett :-)

7. Ich will zwingend ein Durchgang zwischen Fahrerhaus und Koffer.

8. Anfangsweise kann ich damit Leben, dass der Koffer keine Fenster hat.

So das waren die Eckdaten, jetzt meine 'Vorlieben:

a) Ich habe mich halbwegs in das Wechselkoffersystem (im Gegensatz zu einem normalmontiertem Koffer) verliebt und zwar aus mehreren Gründen: Super flexibel, Koffer wegstellen, und den LKW für etwas anderes brauchen, z.B. normale 20" Seecontainer, eine Pritsche als Wechselsystem etc. Darf mein Oldtimer LKW wegen Politikern plötzlich nicht mehr fahren, kauft man sich ein neueres Modell und steckt den Koffer erneut obendrauf (verpflanzt den Hilfsrahmen). Wechselkoffer ist min 1 Meter länger als ein 20" Seecontainer. Gibt es beim LKW ein riesen mechanisches Problem, oder vielleicht ein Unfall und der Koffer noch intakt ist - LKW weg, neuer kaufen und Koffer obendrauf. Der ganze Schweiss und das Herzblut steckt ja im Koffer - das Eigenheim. Und nicht im Rahmen/Motor. In DK ist das TÜVen einfach: LKW zum TÜV fahren uns zwar ohne Wechselkoffer - weil der Wechselkoffer als Transportgut betrachtet wird, und keiner kann meckern was hintendrin ist. Mir wird das System abgeraten weil: Mit dem Wechselkoffer incl Hilfsrahmen wird alles höher als 3,6m und weiterhim gibt es Probleme mit Sonntagsfahrverbot/Maut. Dazu den Stress mit Luftfederung oder nicht - kann man den Koffer ohne Luft wechseln - habe keine Ahnung.

b) Ich habe mich halbwegs in die Mercedes NG Klasse verliebt und zwar die Mittelschwere Klasse. Dazu noch die LK (Leichtklasse) die erst ab 1984 kam. Da gibt es viele Feuerwehrfahrzeuge, Bundeswehrfahrzeuge (aber oft mit eher kurzem Rahmen?? Oder?). Ich finde sie auch optisch schön. Aber MAN oder Magirus wäre auch eine Option - aber diese kenne ich nicht so gut.

Also, mit meinem Schreiben, gibt es Tipps, Anregungen, Vorschläge, Ideen etc was mich weiterhelfen kann? Bin für alles offen. Irgendwann muss ich mich für ein LKW Modell/Aufbau entscheiden und gezielt danach suchen.

Lucas

Wanderduene
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#2 Beitrag von Wanderduene » 2018-06-04 10:20:49

Hallo Lukas,

viel kann ich nicht beitragen, eines ist mir zumindest über die letzten Jahre klar geworden: wenn ich permanent im Fahrzeug wohnen würde, würde ich auf die kleinst mögliche Fahrzeuglänge Wert legen. Das leben auf 15qm (ca. geschätzt bei 6m Koffer) oder 25qm (ca. geschätzt bei 10m Koffer) ist eh so komplett unterschiedlich zu jedem anderen "normalen" stationären leben, vieles was man im "normalen" Leben mitschleift wird überflüssig, da wäre mir im Alltag jeder Meter weniger Fahrzeuglänge wichtiger.

Gruß
Matthias

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Tomduly
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#3 Beitrag von Tomduly » 2018-06-04 13:55:13

Moin!

Permanent im Koffer wohnen bedeutet vor allem, dass man die Themen Feuchtigkeit und Heizung ganz anders angehen muss, als in einem temporär genutzten Wohnmobil. Permanent drin wohnen bedeutet kochen, duschen, Wäsche waschen/zum Trocknen aufhängen, regennasse Jacken und Schuhe trocknen usw. Da rächt es sich sehr schnell, wenn man bei Isolation, Hinterlüftung, Belüftung usw. gespart hat. Einen Seecontainer würde ich deshalb schon von der Wunschliste streichen. Es sei denn, man nutzt ihn nur als Hülle und baut innen z.B. eine hölzerne Wohnkiste, gut isoliert, mit Dampfsperre und zwischen Holz und Stahl konseqeuent hinterlüftet, ein. Aber spätestens bei den Öffnungen für Tür und Fenster, Zu- und Abluftöffnungen usw. fängt man an faule Kompromisse zu machen (Kältebrücken, nicht dauerhafte Abdichtungen etc.).

Praktisch aber nicht ungefährlich ist ein Ofen, der seine Verbrennungsluft aus dem Innenraum bezieht, der transportiert im Betrieb zuverlässig feuchte Luft durch den Kaminsog nach draussen. Man muss dann aber sicherstellen, dass man eine ausreichende und nicht verschließbare Frischluftzufuhr-Öffnung hat. Problem bei den meisten Feststoff-Öfen ist allerdings deren schlechte Regulierbarkeit: sie heizen zu stark oder gar nicht.

Der Rest hängt sehr von individuellen Ansprüchen ab, ob man mehr eine Leseratte/ein Stubenhocker ist und viel Zeit im Koffer verbringt, oder ob man den Koffer nur als Wetterschutz und Schlafmöglichkeit sieht und sich sonst draussen aufhält. Auch der Reiserhythmus spielt eine Rolle: fahre ich alle paar Tage weiter oder stehe ich mal 1,5 Jahre irgendwo (dann würde ich z.B. über Hubstützen nachdenken, um Fahrgestell bzw. Räder zu entlasten). Bin ich mehr in der Wildnis oder in der Zivilisation unterwegs. Für die Wildnisvariante brauche ich eigentlich keine Wasser- und Abwassertanks, beim stadtnahen (oder innerstädtischen) Stehen, macht es immer mehr Sinn, wenn das Wohnfahrzeug "self-contained" ist, also alle anfallenden Abwässer/Ab fälle bei sich behält.

Schau Dir mal die Projekte von Jonson an, der dürfte hier mit Abstand die meiste Erfahrung im dauerhaften Wohnen und Reisen haben.

Grüsse
Tom

Mark86
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#4 Beitrag von Mark86 » 2018-06-04 15:11:18

Ich würde dir erst einmal Empfehlen, ein Lastenheft darüber zu erstellen, wass das Fahrzeug können muss, wie du darin leben willst, reisend oder mehr stehend, wie lange es stehen können muss, usw. usf.
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

bikemaniac
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#5 Beitrag von bikemaniac » 2018-06-19 7:25:04

Also als Lastenheft wollte ich es eher ein bisschen offen halten, damit man am Ende plötzlich gar kein passendes Fahrzeug mehr findet.

Aber zu deine Fragen:

Ich will stehend darin leben können. Ein Koffer von minimum 6m Länge müsste es sein (also 20 Fuss Seecontainer oder Grösser). Minimum 2m Stehhöhe. Ich möchte pro Jahr 5-10000 km fahren - im Maximalfall 6 Monate stehen.

Ich war gestern ganz viele LKWs anschauen. Also ein Volvo FL6 oder FL7 wirds nicht: Da sitzt man am Lenkrad wie in einer Badewanne weil die Motorabdeckung bis ganz vorne gezogen ist. Das Gefühl mochte ich nicht. Weiterhin, auf der Aussenseite, hinten am Fahrerhaus gibt es so viel Technik, das man dort ohne riesigen Umbau kein Durchgang einbauen könnte.

Mal wegen der 12 tonner Klasse bei Mercedes:

Es gibt ja die NGs als mittelschwer in der 12t Klasse mit verschiedene Motoren (auch V6) schon ab 1973 oder so. Dann in 1984 kam die neue Leichte Klasse (LK) in den 11t und 13t Gewichtsklassen. NG und LK sind also fast gleich in dieser Gewichtsklasse. Aber die LKs haben nur R6 6 liter Motoren mit oder ohne Lader bzw Ladeluftkühler. Kann jemand mit Praxiserfahrung etwas zu den beiden sagen? Vielleicht auch besonders Verbrauch?

Lucas

Mark86
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#6 Beitrag von Mark86 » 2018-06-19 8:55:47

Die NGs gibts ab 1973, von den kleinen 13ern (130PS Turbolos) würde ich die Finger lassen, ab 170PS (1017 aufwärts) fahren die brauchbar.
Verbrauch bewegt sich um 20 Liter... Bei den üblichen 3,60m Radständen ists aber mit 6m Koffer recht am Limit, also ich würde sagen bei nem kurzen Fahrerhaus ist bei 5,5m recht ausgereizt. 6m ohne Heckträger ist wirklich Ende, zumindest optisch...

Die LK Klasse ist etwas leichter als die NG Klasse, bzw. deutlich leichter und kommt so eher unter die 7,5 Tonnen, was bei den NGs oft nur auf dem Papier funktioniert.
Die Motoren sind idr. eines neuer, die NGs grade die frühen haben noch den alten OM352, der OM366 im NG läuft etwas leise und hat etwas mehr Drehmoment, da funktioniert dann der kleine Turbolose Motor auch schon zufriedenstellend, wie z.B. 814, etc. Son 817 oder 917 fährt mit Allrad richtig gut.
Die gibts aber meines Wissens nur mit den Reihensechszylindern * OM366 /366A /366LA, also Sauger, Turbo, Turbo mit Ladeluftkühlung.
*Ja ich weis, 4 Zylinder gabs da auch, von sowas würde ich die Finger lassen, dass kann nix werden...

Egal was du da für n Motor kaufst, es fährt halt als 6 Zylinder gut, wie n 1017 im NG auch, aber gibt da nix was Bäume ausreißt und Spass macht wenn man drauftritt, dann musst n neueren Atego nehmen, die haben richtig Feuer unterm Pedal, da ist aber nix mit Oldtimer.

LK ist wahrscheinlich n Vernunftsauto, aber im Gegensatz zum NG eben idr. ne kleine Hütte und bleibt immer der Spielzeug LKW und rein optisch steht dem auch eher n 2,20m Aufbau als n 2,55er... Der NG ist der Kompromiss zwischen großem LKW (Männerspielzeug) und wirtschaftlicher Technik. Wenn die Betriebskosten egal sind, kauf dir n SK V8 :)

Was den Verbrauch angeht, die NGs brauchen mit dem Reihensechszylindermotor um 20 Liter, die LK Klasse braucht etwas weniger, und die V6 brauchen etwas mehr...
LK Allrad liegt so um die 18 Liter, NG um 20 und V6 sind nochmal ca. 4 Liter mehr...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

sri-lanka
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#7 Beitrag von sri-lanka » 2018-06-19 11:40:15

Sofern die Umstände es zulassen, planen wir in absehbarer Zeit auch für längere Zeit im Fz. zu wohnen-reisen. (in warme Gefilde). Mir waren beim Bau vom Koffer, Platz und richtige Stehhöhe wichtig. Der Koffer ist 5.5m lang.
500 l Frisch - 250 l Abwasser und 170l Toilettentank.
Dieselheizung, Solar, grosse Batt. Kapazität.

Hatte mal einem Kastenwagen, dachte mir ist gross genug, man sitzt ja meistens draussen. Leider erwischten wir auch Zeiten, wo es dann fast eine Woche andauernd geregnet hatte. Weiterfahren hätte auch nichts gebracht, das Wetter war rund um schlecht. Da wäre ich über mehr Platz und Bewegungsfreiheit seehr froh gewesen.

Gruss

Werner

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pete
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Re: Permanentes wohnen in LKW: Welchen Aufbau?

#8 Beitrag von pete » 2018-06-19 21:12:40

Mark86 hat geschrieben:
2018-06-19 8:55:47
Der NG ist der Kompromiss zwischen großem LKW (Männerspielzeug) und wirtschaftlicher Technik. Wenn die Betriebskosten egal sind, kauf dir n SK V8 :)
Im NG gab es auch Motore mit V 8 und V 10. Als 4- Achser gab es den NG auch. 435 PS war die größte Leistung.
Edit: Männerspielzeuge gab es auch bei den NGˋs .
Der SK war 1989 der Nachfolger vom NG.

Gruß Peter

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