Zustand Kardanwellen einschätzen?

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Dieselsurfer
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Zustand Kardanwellen einschätzen?

#1 Beitrag von Dieselsurfer » 2018-04-05 16:15:59

Ahoi, was für Anhaltspunkte gibt es, den Zustand von Kardanwellen einzuschätzen?

- die Kreuzgelenke dürfen keine Rastpunkte haben

- gibt es ein "zu Locker"?
- Schiebestücke müssen leichtgängig sein


Aber noch was?
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lunschi
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#2 Beitrag von lunschi » 2018-04-09 19:53:34

...damals bei GKN haben sie mir gesagt dass die Kreuzgelenke nicht von allein runterfallen dürfen wenn man die Welle horizontal hält. Daraufhin habe ich meine alte Welle dann weggeschmissen bei der eigentlich nur das Schiebestück hinüber war weil sie mir für wenig über 300 Euronen eine neue zusammengebrutzelt haben.

Zusammenfassend würde ich sagen bei einer Kardanwelle lohnt eine Reparatur in der Regel nicht. Auf jeden Fall nicht wenn die schon über 100000 km gelaufen ist. Mit neuen Gelenken plus Auswuchten bist Du schon fast bei einer neuen kompletten Welle.

Gruss
Kai
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ClausLa
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#3 Beitrag von ClausLa » 2018-04-09 20:06:28

Moin,
das kommt aber ganz aufs Fahrzeug an....

Beim LT 4x4 hat mich eine Überholung der vorderen Kardanwelle bei GKN ca. 1/3 des Neuteils gekostet, danach ist das Teil neuwertig.

Eine Teilreparatur lag etwa bei der Hälfte der Komplettüberholung.

Gruß Claus

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#4 Beitrag von Wombi » 2018-04-09 20:18:39

Hallo Lunschi,
Zusammenfassend würde ich sagen bei einer Kardanwelle lohnt eine Reparatur in der Regel nicht. Auf jeden Fall nicht wenn die schon über 100000 km gelaufen ist. Mit neuen Gelenken plus Auswuchten bist Du schon fast bei einer neuen kompletten Welle.
Wie Claus schreibt ...

Naja, zwischen 890 € und 2800 € sehe ich schon einen kleinen Unterschied.

Kardanwelle nach einer Gewaltaktion mit 128.000 Km zu GKN gebracht, nach 10 min. Schadensdiagnose und Kosten erfahren,
Mit den Arbeiten begonnen, ... ich mit nem Kaffee gewartet und zugesehen .....

2 Kreuzgelenke überholt, Schiebestück erneuert, Kardanwelle gewuchtet und neu lakiert .... das ganze hat 50 min. gedauert.

Jetzt hat der Bock 285.000 Km drauf und die läuft noch immer sauber.

Gruß, Wombi
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#5 Beitrag von lunschi » 2018-04-10 19:31:59

...na ich weiß ja nicht für welches Fahrzeug die Welle (nicht als original-Ersatzteil sondern bei GKN zusammengebaut) 2800 Euro kosten soll.

Meine hat damals glaub ich 320 Euronen gekostet. Komplett. Neu. Dafür überleg ich nicht ob man die alte nicht noch irgendwie retten kann.

Gruss
Kai
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#6 Beitrag von Wombi » 2018-04-10 23:01:57

Hallo Kai,

klar, bei so ner kleinen Welle würde ich auch nicht rumtun, keine Frage.

Kardan war vom MAN, GKN Preis neu 2300,- incl. Steuer
MAN Preis 2800,- + Steuer.
Reparaturpreis GKN 890,-

Gruß, Wombi
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#7 Beitrag von Bernhard G. » 2018-04-11 11:17:28

lunschi hat geschrieben:
2018-04-09 19:53:34
...damals bei GKN haben sie mir gesagt dass die Kreuzgelenke nicht von allein runterfallen dürfen wenn man die Welle horizontal hält. Daraufhin habe ich meine alte Welle dann weggeschmissen bei der eigentlich nur das Schiebestück hinüber war weil sie mir für wenig über 300 Euronen eine neue zusammengebrutzelt haben.
Hmmm, ... ab ca. 16:30.

https://www.youtube.com/watch?v=5gOeBE-ylQw

Dann wären die aus der Packung schon hin.

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#8 Beitrag von Zentralgestirn » 2018-04-12 10:08:40

Bernhard G. hat geschrieben:
2018-04-11 11:17:28
lunschi hat geschrieben:
2018-04-09 19:53:34
...damals bei GKN haben sie mir gesagt dass die Kreuzgelenke nicht von allein runterfallen dürfen wenn man die Welle horizontal hält. Daraufhin habe ich meine alte Welle dann weggeschmissen bei der eigentlich nur das Schiebestück hinüber war weil sie mir für wenig über 300 Euronen eine neue zusammengebrutzelt haben.
Hmmm, ... ab ca. 16:30.

https://www.youtube.com/watch?v=5gOeBE-ylQw

Dann wären die aus der Packung schon hin.
Hallo,

was der Man bei GKN damit wohl sagen wollte ist, das wenn die Dichtungen am Ende sind, diese keine Reibung mehr machen. Dann fällt in der Tat der Flansch der Kardanwelle so ungedämpft herunter, wenn mane sie waagerecht hält. Neue Kreuze mit frischen Dichtungen können durchaus auch mal den Flansch oben halten oder sehr gedämpft nach unten sacken lassen. Selbes spiel wie bei Kugelköpfen und Doppelgelenkwellen. Wenn die Dichtungen platt sind und man viel schmiert, wenn man denn wartungspflichtige Kreuze hat, können die Lager bestimmt noch einige Zeit bei uns Wenigfahrern überleben. Im Gewerblichen Güterfernverkehr wo keiner häufig abschmiert, falls überhaupt möglich, dann ist da bald das bisschen Fett raus, Wasser und Dreck drin und das Lager kaputt.

Was der Chris Fix bei Youtube meint, sind Verspannungen durch die Montage. Die Augen wo die Lagerbuchsen rein kommen verbiegen sich ein wenig bei der Montage im flexiblen Bereich, dadurch stimmt die Flucht der beiden Bohrungen nicht mehr und/oder der Abstand der beiden Sicherungsringe/ Lagerbuchsen, was zu Verspannungen führt. Wie die weg gehen hat er gezeigt, ob das die optimale Stelle für die sinnvollen Hammerschläge ist weiß ich nicht. Finde die von der Seite mit einem Schonhammer besser, das ist aber viel Bauchgefühl für das wo. Kurz um, mit Verspannungen wird das ganze nicht lange halten, die müssen da weg. Dann geht es leichter wie vorher aber eben noch gedämpft. Wer mal alt oder neu in der Hand hatte, wird sicherlich sofort nachvollziehen können, was ich meine. Kugelköpfe sind da ganz ähnlich, die hatten evtl schon mehr Leute in der Hand.

Das selber machen geht, ist auch nicht schlimm, nur das Wuchten fehlt dann. Das ist der entscheidende Unterschied für die Haltbarkeit der Kreuze. Für uns als durchschnittliche wenig Fahrer mit Hobby LKWs mMn egal, für den Vielfahrer Fernverkehrs LKW niemals ohne auswuchten. Wenn selber machen, dann aber wie in dem Video die Stellung der einzelnen Bauteile zueinander markieren und auch so wieder montieren. Durch leichte Ungleichheiten im Kreuz oder eine minimale Verschiebung der Position, entstehen kleine Unwuchten.

Ich hoffe ein klein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Grüße Sebastian

chevyuser
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#9 Beitrag von chevyuser » 2018-04-12 12:10:11

Hallo zusammen,
wie mein Name schon suggeriert bin ich eigentlich lange Zeit mit Chevrolet Blazer, Tahoe, K30 und Konsorten rumgefahren.
Technisch sind sie teilweise ähnlich wie ein LKW, Rahmen, Achsen, Wellen und so weiter sind schon bekannt.
Ich habe bei den Fahrzeugen reihenweise Kreuzgelenke selbst getauscht, je nach Welle ging das sogar im grossen Schraubstock. Die Erstausrüstung war meist eingeklebt und ging nur mit Hitze raus, die
Reparaturteile waren mit Sicherungsringen innen gesichert.
Nun wundere und frage ich mich ein bisschen warum hier alle ihre Wellen einschicken zur Reparatur, mit Hydraulikpresse sollte sich das doch selbst machen lassen dachte ich bisher.
Kreuzgelenke kosten auch nicht die Welt und Unwucht erzeugt man im Regelfall auch nicht allzu viel, womit ich von nicht spürbar rede.
Ich will hier nicht Klugscheissen sondern etwas neues lernen, ich habe den Eindruck hier im Forum sind jede Menge Spezialisten.
Darum frage ich das.

Wenn ich mit den Fahrzeugen unterwegs war, hatte ich die relevanten meist 2 verschiedenen Kreuzgelenke dabei, falls mal eines muckt.
Ich muss mal sehen ohne was alles man beim Iveco fahren kann um mir Notstrategien vs Teilemitnahme zu überlegen.
Schiebestücke im Getriebe heissen meist Ölverlust wenn man ohne Welle weiterfährt. Schiebestücke in der Welle heissen man kann Front oder Heck einzeln nutzen mit gesperrten Diff. Das hilft oft bis zur Werkstatt weiterzukommen.
Ich würde aber erwarten dass das Zeug bei mir laaange hält, aus dem Alter in dem man mit gebrochener Steckachse unter dem Arm heimkommt nach nem Tag Langenaltheim bin ich raus.... hoffe ich haha.
War aber auch eine Spezialität der Automatiksperre, dass die immer eingerückt ist wenn er sich aufgesprungen hat, wenn man da im falschen Moment Gas gab dann war die Welle hin. Chevrolet hald......
Da kann der Iveco mit den Sperren besser vorbereitet werden und muss nicht mit Schwung rein.

Bernhard G.
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#10 Beitrag von Bernhard G. » 2018-04-12 12:55:21

Zentralgestirn hat geschrieben:
2018-04-12 10:08:40
was der Man bei GKN damit wohl sagen wollte ist, das wenn die Dichtungen am Ende sind, diese keine Reibung mehr machen. Dann fällt in der Tat der Flansch der Kardanwelle so ungedämpft herunter, wenn mane sie waagerecht hält.
Vielen Dank für die Erklärung, Sebastian. Dann ist das aber nicht auf die orginalen Wellen z.B. des Mercurs oder des Kurzhaubers anwendbar, oder? Dichtungen kann ich da keine erkennen.

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Zentralgestirn
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#11 Beitrag von Zentralgestirn » 2018-04-13 11:07:33

Hallo,

@ Bernhard
Kardanwellen die z.B. zwischen VTG/ Getriebe und Achsen verlaufen sind immer Gedichtet. Die Dichtung ist in den Kappen, wo auch die Lager drin sind. Wenn du da Teile der Dichtungen siehst, dann stimmt was nicht ;) Die Doppelgelenkwellen beim Kurzhauber weiß ich nicht ob die Gedichtet sind, weil die Im Fett der Achskugel laufen? Mit Merkur kenne ich mich noch weniger aus.

@Cevyuser
Genau solche Gedanken habe ich auch, warum nicht auch mal selber machen. Die Kreuze kosten wirklich kein Vermögen und mehr wie die wird man wohl kaum in den Tod reißen, wenn was schief geht. Außer man macht ganz heftige Fehler und die Kardanwelle fällt auseinander...

Grüße Sebastian

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#12 Beitrag von Bernhard G. » 2018-04-13 12:11:47

Ich frag deshalb, weil bei mir alle Kreuzgelenke gleich leicht runterfallen, aber keinerlei Spiel haben. Gut, 50 Jahre alte Dichtungen, die sind dann wohl hin. Egal, ich schmier regelmäßig ab.

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#13 Beitrag von ClausLa » 2018-04-13 12:33:07

Moin,
das selberreparieren geht bei vielen Wellen sicher auch, im o.g. Fall der VA-Welle des LT 4x4 (Doppelgelenkwelle) geht da aber nix, die Kreuzgelenke sind verpresst, da hat nichtmal jeder Gelenkwellenservice das passende Werkzeug.
Zudem ist bei dieser ein Wuchten zwingend notwendig, sonst hält das Teil (lt. GKN) grad mal die erste Probefahrt....

Beim Defender hab ich die Wellen immer selber gemacht.

Das Problem, wenn eine Welle unwuchtig ist, ist sowohl deren Lebensdauer als mit etwas Pech auch die anschliessender Bauteile verkürzt, Simmerringe zur Abdichtung im Getriebe fallen früher aus etc.

Gruß Claus

@ Bernhard, wenn die Teile sich ohne Spiel und ohne Rasten bewegen lassen, ist das schon ganz gut, gegen Dreck hilft aber auf Dauer das regelmässige Abschmieren auch nicht

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#14 Beitrag von Wombi » 2018-04-13 20:11:18

Nur mal als Info,

beim ersten Wuchten der schweren MAN Kardan waren es 7 Gramm Unwucht, ... laut Monteur nicht tragbar.

Beim zweiten Wuchten kamen 3 Gramm raus .... er meinte, so soll es sein .... alles weniger als 5 Gramm heißt Lebensdauer.

Gruß, Wombi

PS: in der Prärie wird alles selber Feldmässig gewechselt .... aber zu Hause mach ich mir den Stress nicht mehr.
Hinfahren, Kaffeetrinken und eine Stunde später fertig wieder mitnehmen.
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#15 Beitrag von lunschi » 2018-04-14 23:46:21

...also ich finde das trommelnde Geräusch von schlecht gewuchteten bzw. verschlissenen Kardanwellen beim Fahren ziemlich nervig; daher würde ich im Zweifel immer nachwuchten lassen. Klar, feldmäßig geht das auch ohne aber man ist ja verwöhnt...

Gruss
Kai
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#16 Beitrag von Walöter » 2018-04-15 9:45:42

Wuchten von Kardanwellen:
Zentralgestirn hat geschrieben:
2018-04-12 10:08:40
... nur das Wuchten fehlt dann. Das ist der entscheidende Unterschied für die Haltbarkeit der Kreuze. Für uns als durchschnittliche wenig Fahrer mit Hobby LKWs mMn egal, für den Vielfahrer Fernverkehrs LKW niemals ohne auswuchten. Wenn selber machen, dann aber wie in dem Video die Stellung der einzelnen Bauteile zueinander markieren und auch so wieder montieren. Durch leichte Ungleichheiten im Kreuz oder eine minimale Verschiebung der Position, entstehen kleine Unwuchten.
Eine nicht gewuchtete Welle kann bereits nach kurzer Zeit sowohl die Welle selbst als auch die betroffenen Aggregate zerstören. Bei den angeschlossenen Aggregaten ist dann weniger der Wellendichtring selbst betroffen sondern die Lagerung der Welle selbst. Wenn's blöd läuft, ist das Getriebe bzw. die Achse gleich mit zerstört. Abgesehen davon will keiner freiwillig mit dem Gerumpel einer unwuchtigen Wellen im LKW herumfahren...

Walter
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#17 Beitrag von Zentralgestirn » 2018-04-15 21:27:44

Hallo Walter,

meine Wellen sind ab Werk nach dem Wuchten dick mit Dinitrol eingejaucht. Da sind garantiert einiges an Unwuchtizitäten dran. Gemerkt habe ich davon nichts. Meine Halslager sind groß, das könnten auch Radlager für manche sein. Wie die davon kaputt gehen sollen ist mir ein Rätsel.

In z.B. einem Land mit einer 1/4 Milliarde Menschen machen die das flächendeckend so. Seit langem. Zum Preis der geringeren Haltbarkeit und meinetwegen geringeren Komfort. Das es aber sofort explodiert finde ich eine gewagte These.

Wir Deutschen sind manchmal etwas sehr pingelig und perfektionistisch. Da kann ich mich nicht mal ausnehmen nur weiß ich manchmal drum :ninja:

Grüße Sebastian

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#18 Beitrag von Dieselsurfer » 2018-04-15 23:09:15

Das sind ja schonmal interessante Infos. Was ist eigentlich mit den Schlauchschellen, die die Gummimuffen halten? Bringen die nicht auch eine Unwucht rein? Und: Ich habe neulich an einer Kardanwelle einen Magnetgeber für den Tempomaten (selber gebastelt) gesehen. Das is dann wohl auch nicht so super, oder?
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#19 Beitrag von ClausLa » 2018-04-15 23:19:38

Moin,
im Prinzip wird eine Welle, die auf null gewuchtet ist, am längsten halten.

Da das wirtschaftlich in keinem Aufwand steht, hat man Grenzen gesetzt, die tolerierbar sind.

Wenn man diese überschreitet, hält das Ding halt um den Faktor X kürzer.

Da gibts Teile, die das gut aushalten und welche, die empfindlicher sind.

Hängt auch von der Nutzung ab.

Wenn die Welle "feldmässig" gerichtet wird, man nicht tausend Kilometer Autobahn dahinjubelt, hälts evtl. sogar ewig, die andere, gerichtet, ohne zu wuchten, fliegt nach 200 km Autobahn.....

Gruß Claus

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#20 Beitrag von Mark86 » 2018-04-16 10:04:01

Zentralgestirn hat geschrieben:
2018-04-15 21:27:44
Hallo Walter,

meine Wellen sind ab Werk nach dem Wuchten dick mit Dinitrol eingejaucht. Da sind garantiert einiges an Unwuchtizitäten dran. Gemerkt habe ich davon nichts. Meine Halslager sind groß, das könnten auch Radlager für manche sein. Wie die davon kaputt gehen sollen ist mir ein Rätsel.

In z.B. einem Land mit einer 1/4 Milliarde Menschen machen die das flächendeckend so. Seit langem. Zum Preis der geringeren Haltbarkeit und meinetwegen geringeren Komfort. Das es aber sofort explodiert finde ich eine gewagte These.

Wir Deutschen sind manchmal etwas sehr pingelig und perfektionistisch. Da kann ich mich nicht mal ausnehmen nur weiß ich manchmal drum :ninja:

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So viel Drehzahl macht so ne Welle im Laster ja nicht.
Wir haben früher bei Opel die Kreuzgelenke immer normal getauscht, mit Sprengringen dran...
Wenn ich bedenke, was wir ne Zeitlang alles so an Kadettwellen gemacht haben, Schaltgetriebewellen auf der Drehbank abgestochen, gekürzt und Automatikgetriebewellen draus gemacht, gewuchtet haben wir das Zeug nie, auseinander gefallen ist an den Autos auch nie was...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#21 Beitrag von ClausLa » 2018-04-16 17:25:57

Moin,
bei solchen Dingen verlass ich mich lieber auf die Infos seitens des Herstellers (siehe Wombi) oder von den Jungs von GKN.

Das Versagen einer LKW-Kardanwelle möcht ich nicht aus nächster Nähe erleben; sowas hat schon Tote gegeben.

Ich stand wegen eines Werkstattfehlers mal kurz davor, das entsetzte Gesicht des Meisters vergess ich nie.

Selbst wenns glimpflich ausgeht, haut das Ding unten so einiges zu Glump, bevors irgendwo auf der Fahrbahn rumfliegt.....

Gruß Claus

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#22 Beitrag von meggmann » 2018-04-16 19:01:49

Klar würde ich die Wuchten aber wegen 5 Gramm wird die sich auch nicht zerlegen. Meine Kardanwelle dreht bei 80 km/h ca. 1.800 U/min, Radius der Welle ist vielleicht 5 cm - da kommen auch bei 5 Gramm keine barbarischen Kräfte zusammen, die einem alles auseinanderreissen - auf Dauer gehts halt schon kaputt.

Gruß, Marcel
1) THW 90-16 ist zu Hause (07.11.2014), 2) LAK 2 ist zu Hause (7.12.2014) 3) Fahrzeugart geändert (19.01.2015)
4) Eisenschwein ist zugelassen (17.03.2015) 5) Umbauten am "Trägerfahrzeug" beendet (12.04.2015) 6) H Gutachten erteilt (15.12.2015)

7) Diesellotte (120-25 AW, Bautrupp mit H) ist angekommen (26.02.2021)

Der Trend geht eindeutig zum Zweitlkw ;-)

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#23 Beitrag von Mark86 » 2018-04-16 19:28:37

ClausLa hat geschrieben:
2018-04-16 17:25:57
Moin,
bei solchen Dingen verlass ich mich lieber auf die Infos seitens des Herstellers (siehe Wombi) oder von den Jungs von GKN.

Gruß Claus
Man kann halt auch alles überperfektionieren...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#24 Beitrag von ClausLa » 2018-04-16 19:58:02

Moin,
das heisst nicht "überperfektionieren", sondern "fachgerecht".

Gruß Claus

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#25 Beitrag von Marc van Endert » 2018-04-16 20:19:56

Hallo zusammen,

hier mal meine Meinung zu diesem Thema:

Eine Gelenkwelle (wie auch jede andere Welle) wird, da elastisch, bei Unwucht zu Biegeschwingungen angeregt, deren Frequenz drehzahlabhängig ist. Gleichzeitig hat jede Welle eine Eigenfrequenz, die von Länge und Durchmesser abhängig ist. Fällt die Frequenz der durch Unwucht angeregten Biegeschwingungen mit der Eigenfrequenz zusammen (hier spricht man von der "kritischen Drehzahl"), treten Resonanzeffekte auf, die die Schwingungen enorm verstärken. Das kann bis zum Bruch der Welle führen.

Genau das ist der Grund, weshalb Gelenkwellen präzise gewuchtet werden müssen! Auch kleine Fertigungsungenauigkeiten, wie z.B. mangelnde Geradheit der Rohre, können nämlich starke Unwucht zur Folge haben. Diese wirkt sich um so stärker auf die Verbiegung der Welle aus, je mehr sie in der Mitte der Welle liegt bzw. je mehr sie von den Enden der Welle entfernt ist.

Eine Unwucht am Ende der Welle, d.h. dort wo sich die Kreuzgelenke befinden, ist jedoch harmlos. Sie hat kaum Biegeschwingungen der Welle zur Folge, da die Kräfte von den Lagern (Getriebe, Verteilergetriebe, Achsgetriebe) aufgenommen werden. Eine Unwucht von 10 g bei einer Drehzahl von 2000/min und einem Radius von 50 mm verursacht gerade mal ca. 20 N (ca. 2 kg) radiale Belastung des Lagers. Das ist dem für tausendfach größere Kräfte dimensionierten Lager so was von egal... Außerdem sind neue Kreuzgelenke so präzise gefertigt, dass sie fast keine Unwucht haben; 10 g wären da schon extrem viel.

Daher ist es wirklich nicht notwendig, eine Gelenkwelle nach dem Austausch der Kreuzgelenke neu wuchten zu lassen.

Viele Grüße

Marc

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#26 Beitrag von Zentralgestirn » 2018-04-17 0:11:26

Hallo Marc,

danke für die tolle Erklärung.

Grüße Sebastian

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#27 Beitrag von Walöter » 2018-04-17 8:13:17

Marc van Endert hat geschrieben:
2018-04-16 20:19:56
Eine Gelenkwelle (wie auch jede andere Welle) wird, da elastisch, bei Unwucht zu Biegeschwingungen angeregt, deren Frequenz drehzahlabhängig ist. Gleichzeitig hat jede Welle eine Eigenfrequenz, die von Länge und Durchmesser abhängig ist. Fällt die Frequenz der durch Unwucht angeregten Biegeschwingungen mit der Eigenfrequenz zusammen (hier spricht man von der "kritischen Drehzahl"), treten Resonanzeffekte auf, die die Schwingungen enorm verstärken. Das kann bis zum Bruch der Welle führen.
Genau das meinte ich oben. Sorry wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Vielen Dank Marc für die Erklärung! Eine ganz ähnliche Problematik tritt beim Kürzen einer Welle auf. Meine Erfahrungen stammen da her.

Walter
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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#28 Beitrag von Mark86 » 2018-04-17 9:40:20

Moin,
das heisst nicht "überperfektionieren", sondern "fachgerecht".

Gruß Claus
Fachgerecht ist relativ.
Fachgerecht ist im Zweifelsfalle nach Herstellervorgaben.
Hersteller Adam Opel AG hat früher nur vorgegeben, wie die Kreuzgelenke zu wechseln sind, von Wuchten war nie die Rede...

Die Welle selbst ist ja im Grunde genommen ab Werk gewuchtet, durch einen Wechsel eines Kreuzgelenkes ändert sich daran eher wenig...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Zustand Kardanwellen einschätzen?

#29 Beitrag von Mark86 » 2018-04-17 9:41:39

Eine Unwucht von 10 g bei einer Drehzahl von 2000/min und einem Radius von 50 mm verursacht gerade mal ca. 20 N (ca. 2 kg) radiale Belastung des Lagers
Das ist doch mal ne Aussage :D
Bei 2kg Last auf dem Halslager der Hinterachse, ähm, bei jeder scheiss Bodenwelle wirft es die Achse hoch/runter, das Kegelrad liegt dann mit weit mehr als 2kg auf dem Halslager und die Gelenkwelle die schnell mal 10kg hat, wird dabei auch jedes Mal mitgerissen, ganz zu schweigen von den Drehschwingungen des Motors, etc...
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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