VTG Getrag Z 65

Moderator: Moderatoren

Antworten
Nachricht
Autor
sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

VTG Getrag Z 65

#1 Beitrag von sico » 2017-07-17 13:02:48

Es wird hier immer wieder mal gefragt, welches Spiel an den Kardanflanschen Vorderachse und Hinterachse an einem Getrag-VTG zulässig ist.
Die Reparaturanleitung sagt plusminus 0,05 mm, leider jedoch keine Angabe, ob axial oder radial.
Die hier verwendeten sog Vierpunktlager QJ 209 MA und QJ 211 MA haben laut SKF-Katalog eine axiale Luft von 0,076 bis 0,126 mm. Keine Angabe zur radialen Luft, weil diese Vierpunktlager nur geringe radiale Lasten vertragen, jedoch für große axiale Lasten in beide Richtungen vorgesehen sind.

Im Rahmen einer Ölwechsel-Aktion sind mir am VTG die Wellendichtringe VA+HA aufgefallen, weil sie etwas schwitzten, jedoch noch keine Tropfenleckage.
Beim radialen Wackeln an den Flanschen war dann an der HA ca 1.0 mm, an der VA ca 0,5 mm Spiel erkennbar.
Damit war klar, dass die Lager erneuert werden müssen.

Zur Montage sind folgende Arbeitsschritte nötig:
Öl ablassen
Lösen der Kardanschrauben und Kardanwelle seitlich ablegen.
Gegenhalter am Kardanflansch anbringen und Wellenmutter auf ca 150 ° anwärmen, damit sich der Hochfeste Schaubenkleber löst
Wellenmutter SW65 Spezial und SW50 demontieren und Kardanflansch abziehen.
Dann jeweils sechs M10-Schrauben des Lager-Gehäuses lösen und Lagergehäuse samt Abtriebswelle abnehmen.
Lagerdeckel M6 lösen und abnehmen.
Welle incl Lager aus dem Gehäuse nehmen.
Vierpunktlager von der Welle demontieren.

Beim Zusammenbau ist folgendes zu beachten:
Der Lagerinnenring ist bei einem Vierpunktlager geteilt und besteht damit aus 2 Teilen
zunächst den erste Lagerinnenring bis zum Wellenbund trocken aufpressen. Kein Öl auf der Passung
Lageraußenring incl Wälzkörper(Kugeln) auffädeln.
nun den zweiten Lagerinnenring aufpressen bis er am ersten Lagerinnenring ansteht ohne jegliche Luft.
Wenn der zweite Lagerinnenring nicht vollständig mit Spiel null am ersten Lagerinnenring ansteht, kann das später mit dem Festziehen der Wellenmutter nicht mehr korrigiert werden, weil die Passung eine starke Presspassung ist und die Wellenmutter den Lagerinnenring nicht auf der Passung schieben kann.
Das bedeutet, dass auch ein neues Lager Spiel hat, wenn die beiden Lagerinnenringe nicht satt gegeneinander mit Spiel null auf die Welle gepresst sind.

Welle incl Lager wieder ins Lagergehäuse schieben und Lagerdeckel mit neuem Wellendichtring 70x90x10-13 und 60x80x10 ausrüsten und festschrauben.
Kardanflansch aufschieben und Wellenmutter zunächst nur mit der Hand festziehen.
Lagergehäuse ist jetzt fertig vormontiert und kann durch Einfädeln der Wellenverzahnung in die Hohlwelle wieder ans VTG-Gehäuse montiert werden.
Abschließend Gegenhalter für Kardanflansch wieder anbringen, Wellenmutter nochmals abnehmen und das Gewinde jeweils mit hochfester Schraubensicherung bestreichen
Wellenmutter mit jeweils 750 Nm festziehen.
Kardanwelle wieder anschrauben.
Die beiden Röhrchen für die Ölverteilung nicht vergessen.

Nun sollte an den Flanschen kein Spiel mehr fühlbar sein.

mfg
Sico

Benutzeravatar
Mag Trac
Überholer
Beiträge: 275
Registriert: 2006-10-03 18:51:28
Wohnort: Schwarzwald-Baar

Re: VTG Getrag Z 65

#2 Beitrag von Mag Trac » 2017-07-18 21:56:39

Hi
"Nun sollte an den Flanschen kein Spiel mehr fühlbar sein"
Das erhoffte ich mir von der Rep. (Vorderachsabgang) mir einem neuen Lager QJ209 eingebaut wie beschrieben auch. Leider war direkt nach der Rep immer noch (und bis heute ca 30000km später )ein Spiel von gefühlten 0.5 mm spürbar. Beim HA abgang ist kein Spiel vorhanden.
Karre läuft im Öl nichts auffälliges gefunden . Tja is nun so.
Gut erklärt und sehr hilfreich.

Gruß
Bernhard

Benutzeravatar
Hatzlibutzli
abgefahren
Beiträge: 1735
Registriert: 2006-10-03 21:48:28
Wohnort: Raubling
Kontaktdaten:

Re: VTG Getrag Z 65

#3 Beitrag von Hatzlibutzli » 2017-07-18 22:09:47

Servus Sico,

Du hast die 170er Version zerschraubt, gell ...

- Beim Mercur finden sich normalerweise vorne und hinten das QJ 209 MA Lager!
- Was sich bei mir damals bewaehrt hatte war die Welle in die Tiefkuehltruhe zu packen und das Lager im Oelbad etwas anzufrittieren, dann Innenflaeche saeubern und zusammenflutschen lassen ... dann bekommt man das sauber mit Rohrhuelse und Schonhammer ohne die 5 to-Presse montiert.
- Beim Mercur sind die Wellenmuttern original nicht geklebt, sondern mit einem Blech gesichert, da geht es hitzefrei!
-Je nach Kardanwelle unterscheiden sich bei den Mercuren die hinteren Flansche und damit auch die notwenigen Wellendichtringe ... vorher nachsehen/messen ...

Frohes Schrauben ... Simon

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: VTG Getrag Z 65

#4 Beitrag von sico » 2017-07-19 9:28:51

Hatzlibutzli hat geschrieben:Servus Sico,

Du hast die 170er Version zerschraubt, gell ...

- Beim Mercur finden sich normalerweise vorne und hinten das QJ 209 MA Lager!
- Was sich bei mir damals bewaehrt hatte war die Welle in die Tiefkuehltruhe zu packen und das Lager im Oelbad etwas anzufrittieren, dann Innenflaeche saeubern und zusammenflutschen lassen ... dann bekommt man das sauber mit Rohrhuelse und Schonhammer ohne die 5 to-Presse montiert.
- Beim Mercur sind die Wellenmuttern original nicht geklebt, sondern mit einem Blech gesichert, da geht es hitzefrei!
-Je nach Kardanwelle unterscheiden sich bei den Mercuren die hinteren Flansche und damit auch die notwenigen Wellendichtringe ... vorher nachsehen/messen ...

Frohes Schrauben ... Simon
hallo Simon,
Ich fahre einen IVECO 120-25 AW, der jedoch offensichtlich mit dem VTG Z 65 aus der 170er Baureihe ausgerüstet ist. Die Wellendichtringe sind jedenfalls im 120-25 AW und im 170D11FA die gleiche Dimension. Leider sagt das Typenschild auf meinem VTG nichts aus über die Typenbezeichnung des VTG.
Meine Reparaturanleitung bezieht auf das Z 65.

Auf das Anwärmen der Lagerinnenringe habe ich verzichtet, da diese sehr filigran sind, daher eine geringe Wärmekapazität haben und im Lauf des Montagevorganges schnell wieder abkühlen.
Zudem kriege ich von meiner Frau immer viel Lob, wenn ich Backofen und Tiefkühltruhe für meine Bastelarbeiten mißbrauche.

liebe Grüße ins Inntal.
Sigi

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: VTG Getrag Z 65

#5 Beitrag von sico » 2017-07-19 9:52:30

Mag Trac hat geschrieben:Hi
"Nun sollte an den Flanschen kein Spiel mehr fühlbar sein"
Das erhoffte ich mir von der Rep. (Vorderachsabgang) mir einem neuen Lager QJ209 eingebaut wie beschrieben auch. Leider war direkt nach der Rep immer noch (und bis heute ca 30000km später )ein Spiel von gefühlten 0.5 mm spürbar. Beim HA abgang ist kein Spiel vorhanden.
Karre läuft im Öl nichts auffälliges gefunden . Tja is nun so.
Gut erklärt und sehr hilfreich.

Gruß
Bernhard
hallo Bernhard,
auch bei meinem VTG ist mit den neuen Lagern am Flansch der Vorderachse ein ganz geringes Radial-"Spiel" vorhanden. Am Flansch der Hinterachse ist kein "Spiel" fühlbar.
Ich habe mir die Schnittzeichnung nochmals genau angesehen und für dieses Phänomen folgende Erklärung:
Die Vierpunktlager sitzen jeweils etwa bei 1/3 der Länge der Welle. Das freie Wellenende der HA-Welle steckt in einer Hüllglocke, die von der Eingangswelle angetrieben wird. Diese Hüllglocke ist mittels Kegelrollenlager präzise gelagert. Daher Spiel null an der HA-Welle.
Das freie Wellenende der VA-Welle steckt im Sonnenrad des Planeten-Ausgleichsgetriebes. Dieses Sonnenrad ist nur lose zentriert über die Planetenräder, die wiederum auf dem Planetenträger sitzen. Erst der Planetenträger ist über Kegelrollenlager präzise gelagert.
So eine Verzahnung braucht etwas Zahnflankenspiel. Dieses Zahnflankenspiel erlaubt nun eine geringe radiale Bewegung des Sonnenrades, wobei das Vierpunktlager wie eine Kippachse wirkt. Obwohl das Vierpunktlager radial spielfrei ist, bewegt sich über diese Kippbewegung dann auch der Kardanflansch etwas in radialer Richtung.
Durch die bei Belastung auftretenden Zahnkräfte zentriert sich das Sonnenrad präzise relativ zum Planetenträger und die VA-Welle läuft unter Belastung auch spielfrei.
Der Vorteil dieser Vierpunktlager ist, dass sie sich bei axialer Belastung durch den Druckwinkel selbst zentrieren.

Das ist meine Erklärung für diesen eigenartigen Sachverhalt.
Die genaue Erklärung wissen wohl nur die Konstrukteure bei Getrag.

Insgesamt aber ist m.E. das "Spiel" des VA-Kardanflansches mit den neuen Lagern kein Grund zur Sorge.
mfg
Sico

Benutzeravatar
CharlieOnTour
abgefahren
Beiträge: 3119
Registriert: 2013-09-02 10:49:24
Wohnort: 65307 Bad Schwalbach
Kontaktdaten:

Re: VTG Getrag Z 65

#6 Beitrag von CharlieOnTour » 2017-07-19 10:12:46

Für solche arbeiten lohnt sich eine kleine billige Elektrokochplatte.
Damit haben wir auch schon den Stirndeckel mit dem darin eingerosteten Zahnkranz einer Warn-Winde auseinander bekommen.
Auch zum erhitzen von Mike-Sanders Fett in der Werkstatt immer gern genutzt.

Gruß
Chris
DER Tipp für die 7,5t Fahrer: Beine rasieren 😜

Der Bonner
Schrauber
Beiträge: 336
Registriert: 2015-01-01 20:14:19
Wohnort: Duisburg

Re: VTG Getrag Z 65

#7 Beitrag von Der Bonner » 2017-07-19 11:23:00

Hallo Forum,

auch bei meinem VTG gibt es das beschriebene Spiel am VA-Kardanflansch. "Gefühlt" ist das Spiel größer als es tatsächlich ist, weil die Welle mit dem Flansch quasi über das Lager "wippt" bis die Zähne im Getriebe in Eingriff sind.
Auch bei mir ist das kein Problem - das Getriebe läuft unauffällig.

Gruß
Horst

Benutzeravatar
felix
Forumsgeist
Beiträge: 5533
Registriert: 2006-10-04 15:01:55
Wohnort: Kalletal

#8 Beitrag von felix » 2017-07-19 13:14:35

Hallo,

das im WHB abgegebene Spiel betrifft die Kegelrollenlager der Wellen, nicht die Vierpunktlager der unteren Flansche. Die Vierpunktlager sind bereits ab Werk korrekt eingestellt.

Die Lager sind radial nicht im Gehäuse fest gelegt, damit sie keine Radialen Kräfte aufnehmen. Wenn man es offen hat wird man leicht feststellen, dass die Bohrung im Gehäuse im 0,5-1mm größer ist, als das Lager selbst. Das erklärt auch das sofort wieder auftretende Spiel an den Flanschen nach wenigen km trotz neuer Lager.

"Gelöst" habe ich die Situation, indem ich axial eine 0,1mm scheibe bei gelegt habe, um die Vierpunktlager axial fest im Gehäuse zu verspannen. Der Passscheibe habe ich vorab rundum mit einem Körner ein paar Schläge verpasst, damit sie sich verformt und bei der Montage auf eine gewisse Vorspannung einstellt.

Letztlich fehlt an der Stelle m.E. aber ein radial-Lager, m.E. ist das einsame Vierpunktlager in der zu großen Bohrung eine Fehlkonstruktion.

MlG,
Felix

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: VTG Getrag Z 65

#9 Beitrag von sico » 2017-07-19 17:45:20

hallo Felix,
deine Beobachtung bzgl. radialer Luft kann ich nicht bestätigen.
In meinem VTG sitzen die Lageraußenringe der Vierpunktlager im Gehäuse ganz normal für Punktlast in einer H7-Bohrung.
Sie sind über den Lagerdeckel auch axial spielfrei fixiert.
mfg
Sico

Benutzeravatar
felix
Forumsgeist
Beiträge: 5533
Registriert: 2006-10-04 15:01:55
Wohnort: Kalletal

#10 Beitrag von felix » 2017-07-20 12:08:33

Hallo Sico,

es kann gut sein, das hier "nachgebessert" wurde, es gibt sehr viele verschiedene Ausführungen von dem Getriebe, deswegen steht statt Typenbezeichnung meist nur die Zeichnungsnummer auf dem Typenschild.

Axial Spielfrei ist es bei mir auch gewesen, ich habe die Lager mit der Schreibe aber axial verspannt um das radiale Spiel in der Bohrung zu eliminieren.

Gruß,
Felix

Benutzeravatar
Bert86
neues Mitglied
Beiträge: 23
Registriert: 2021-02-01 18:58:13

Re: VTG Getrag Z 65

#11 Beitrag von Bert86 » 2022-05-30 15:10:31

Hallo zusammen,

ich will gerade die Wellendichtiringe am Getrag Z65 Verteilergertriebe meines Magirus 130D7 tauschen und beim Abnehmen der Kardenwelle ist mir aufgefallen, dass der Flansch von einer Kronenmutter SW65 mit Sicherungssplint fixiert ist.

Gelten hier auch die 750 Nm Anzugsmoment in Verbindung mit Schraubensicherung(skleber)?
Oder handelt es sich hier um eine andre Variante?
Würde das ganze nur ungerne zerlegen ohne genau zu wissen wie es wieder zu montieren ist?

Vielen Dank im Voraus.

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: VTG Getrag Z 65

#12 Beitrag von sico » 2022-05-30 16:31:54

Bei Sicherung der Zentralmutter mittels Splint wird kein Loctite-Schraubenkleber verwendet.
Das Anzugsmoment bleibt mit 750 Nm gleich, egal, wie Schraubensicherung erfolgt.
LG.Sico

Ninaundstephan
neues Mitglied
Beiträge: 9
Registriert: 2013-09-07 19:52:43

Re: VTG Getrag Z 65

#13 Beitrag von Ninaundstephan » 2022-06-07 22:15:16

Guten Abend,
hat eventuell jemand eine Schnittzeichnung oder eine Reparaturanleitung von dem Getriebe?
Vielen Dank

Benutzeravatar
MUSKOLUS
abgefahren
Beiträge: 2295
Registriert: 2006-10-07 14:50:01
Wohnort: Beim Birnbaum

Re: VTG Getrag Z 65

#14 Beitrag von MUSKOLUS » 2022-06-07 23:11:00

Guten Abend, schick mir einfach per PM deine Emailadresse. Grüße, Andreas

Benutzeravatar
Bert86
neues Mitglied
Beiträge: 23
Registriert: 2021-02-01 18:58:13

Re: VTG Getrag Z 65

#15 Beitrag von Bert86 » 2022-06-14 17:57:56

sico hat geschrieben:
2022-05-30 16:31:54
Bei Sicherung der Zentralmutter mittels Splint wird kein Loctite-Schraubenkleber verwendet.
Das Anzugsmoment bleibt mit 750 Nm gleich, egal, wie Schraubensicherung erfolgt.
LG.Sico
Hab das heute auseinander bekommen und es war doch Schraubensicherung zusätzlich auf der Rückseite der Kronenmutter aufgebracht.
Kann es sein dass das zum Dichten der an der Welle innen gedacht war und wieder aufgebracht werden muss?

Die Aktion bringt Hobbyschrauber schon an die grenzen.
Trotz warm machen lag das Lösemoment deutlich über 1000Nm.
Ohne erwärmen :D :D :D keine Chance.

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5232
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: VTG Getrag Z 65

#16 Beitrag von sico » 2022-06-14 21:39:25

Die Verzahnung von Welle und Flansch kann mit Loctite eingedichtet sein. Ansonsten tritt axial entlang der Verzahnung etwas Öl durch und kommt an der Mutter raus.
Es genügt, den Druckteller der Mutter etwas mit niedrigfestem Loctite zu bestreichen.
Der Dichtstoff läuft dann auch ins Gewinde und dichtet auch dort.
LG.Sico

Antworten