Ich habe fertig!
Den Bericht über die einzelnen Umbauschritte gibt es in meinem Umbau-Thread:
hier geht's los!
Heute war die erste Probefahrt. Mein Fazit kurz und knapp: super Sache, der Umbau hat sich gelohnt, alles funktioniert wunderbar! Für jede Situation gibt es nun einen passenden Gang. Zusätzlich ist ein Schnellgang da, der aus 82 km/h nun 115 km/h macht bzw. natürlich die Drehzahl bei Reisetempo absenkt für leises und sparsames Vorankommen.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, gibt es 3 mögliche Schaltstrategien. Jetzt kann ich auch mit echten Erfahrungen dazu dienen:
1.) Man schaltet die Achse "gar nicht":
Soll heißen, wenn ich weiß, daß ich heute 500 km Autobahn vor mir habe, schalte ich morgens beim Losfahren den schnellen Gang ein und bleibe den ganzen Tag drin. Wenn ich umgekehrt auf einer afrikanischen Piste unterwegs bin, wird morgens der langsame Gang eingeschaltet und bleibt dann auch drin.
Erstaunlicherweise läßt sich die Hinterachse im Stillstand sehr gut schalten, und zwar sowohl aufwärts als auch abwärts. Es wäre also kein Problem, sich bei Fahrtbeginn für den schnellen oder langsamen Gang zu entscheiden.
2.) Man nutzt nur den "Overdrive":
Man fährt prinzipiell im langsamen Gang der Hinterachse. Nur auf Schnellstraßen wird zusätzlich von "5 langsam" auf "5 schnell" geschaltet und bei Bedarf auch wieder zurück.
Hochschalten ist total einfach. Kupplung treten, Knopf ziehen, Kupplung loslassen - fertig. Funktioniert in jeder Lebenslage. Zurückschalten erfordert mehr Aufmerksamkeit, geht aber nach einer Eingewöhnungszeit auch gut. Wichtig ist, die Hinweise in der Bedienungsanleitung zu beachten und nur unter Last zu schalten. Die Achse schaltet in beide Richtungen sehr schnell, wenn die Rahmenbedingungen passen. Der Schnellgang (5-schnell) ist allerdings ein reiner Overdrive für flache Teilstrecken. Zügige Beschleunigung oberhalb von 90 km/h darf man nicht erwarten und sobald es etwas kräftiger bergauf geht, ist zurückschalten angesagt. Dafür wird die Drehzahl bei 80 km/h von ca. 2800 U/min rechnerisch auf ca. 2000 U/min reduziert (habe noch keinen Drehzahlmesser eingebaut). Es wird jedenfalls für mein Empfinden sehr leise im Schnellgang auf der Autobahn - und das war ja unter anderem auch das Ziel.
3.) Man nutzt alle Splitgänge:
Das wäre, wenn praktikabel, natürlich die beste Möglichkeit. Man nutzt sämtliche zur Verfügung stehenden Gänge, in dem man in jedem Gang bei Bedarf die Zweigangachse herauf- oder herunterschaltet. Erfordert vermutlich Übung und Gewöhnung. Ich werde es ausprobieren.
Mit etwas Übung klappt es sehr gut, alle Gänge zu splitten, sowohl aufwärts als auch abwärts. Allerdings ist es in den unteren Gängen eher unnötig, interessant wird es ab dem 4. Gang. Möglicherweise sind die niedrigen Splitgänge auf Paßstraßen interessant, das konnte ich aber noch nicht ausprobieren. Hochsplitten ist sowieso problemlos. Heruntersplitten funktioniert - wie von Mercedes-Benz in der Bedienungsanleitung beschrieben - nur unter Last. Zum Beispiel an eine rote Ampel heranrollen und dabei herunterzusplitten kann man vergessen (es geht mit Tricks, macht aber keinen Sinn). Muß man aber auch nicht, man kann ja normal mit dem Getriebe herunterschalten bis zum Stillstand. Aber an Autobahnsteigungen funktioniert es blendend! Man kommt in 5-schnell an, Vollgas, die Drehzahl fällt, jetzt einfach auf dem Gas bleiben, Knöpfchen runterdrücken, kurz und knackig aus- und einkuppeln und es geht wieder rasant vorwärts in 5-langsam! Auch eine Schaltung nach 4-schnell ist dann - falls erforderlich - kein Problem: auskuppeln, Schalthebel in den 4. Gang, Knöpchen hoch und einkuppeln.
Insgesamt bin ich begeistert, es gibt für jede Situation den passenden Gang!
Hier mal die Tabelle der rechnerischen Höchstgeschwindigkeiten in den einzelnen Gängen (mit der ganz langsamen Achse, Reifen 12,00R20 und Getriebe G32):
Gang km/h
1L 9
1S 13
2L 18
2S 24
3L 30
3S 42
4L 50
4S 68
5L 82
5S 115
Noch ein paar Bemerkungen zur Zweigangachse:
Die Zweigangachse läßt sich auch ohne Kupplung schalten, allerdings gibt das unangenehme Geräusche und der Mechanik sicher nicht zuträgliche Rucke. Aber interessanterweise geht es - zumindest bei langsamer Fahrt (bei schneller Fahrt habe ich mich nicht getraut, es zu probieren).
Beim Hochschalten gibt es einen leisen Schlag, es ist aber lange nicht so schlimm, wie ich den Erzählungen der erfahrenen Zweigangachsenfahrer entnommen hatte.
Beim Runterschalten der Achse ratscht es manchmal, dann einfach etwas Gas geben und alles ist gut.
Danke an Tom/Prickel für die Achse! Danke an alle, die mit guten Ideen für den Umbau und die elektrische Schaltung weitergeholfen haben!
Pirx
Der mit der Zweigangachse: 15 Vorwärtsgänge, 3 Rückwärtsgänge, Split, Schnellgang, Differentialsperre
---
"Immer bedenken: Hilfe ist keine Einbahnstrasse, Geholfen-Werden ist kein Recht und es liegt an jedem selbst, inwieweit er sich hier in der Gemeinschaft (die im Extremfall so einiges gemeinsam schafft) involviert und einbringt."
Ein Unimog-Fahrer.