Lagerluft und die Konsequenzen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
Hatzlibutzli
abgefahren
Beiträge: 1747
Registriert: 2006-10-03 21:48:28
Wohnort: Raubling
Kontaktdaten:

Lagerluft und die Konsequenzen

#1 Beitrag von Hatzlibutzli » 2013-05-14 21:54:22

Liebe Maschinenbauer,

ich würde gerne wissen, warum in vielen Verteilergetrieben Lager mit erhöhter Lagerluft C3 verbaut werden und was passiert wenn man eines mit normaler Luft einbaut, ob das dann schneller "frist", gar nichts passiert, weil die paar µ eh wurscht sind ... es blos ein Problem gibt wenn es zu warm wird ...
Die Quellen im Internet sind recht anschaulich http://www.gmn.de/de/kugellager/produkt ... rluft.html aber erklären es mir nicht hinreichend:
Mir ist klar, dass wenn starke Temperaturschwankungen, vor allem Differenz zwischen Innen und Aussenring vorherrschen, dass sich erst im temperierten Zustand das "richtige" Spiel einstellt. Aber bei einem schnöden Verteilergetriebe mit lumpigen Drehzahlen und vielleicht max. 70° ????

Konkret geht es um die Halslager am allseits beliebten Getrag VTG:
was passiert, wenn ein Normlager statt einem C3 Lager eingebaut wird? Hält es nur 250 000 statt 800 000 km, oder frisst es schneller???
Hat schon jemand ein Normlager eingebaut??? Auf Felix`Teileliste steht nämlich das Normlager ... Wenn man damit bis Indien und (fast) Tschernobyl kommt, bin ich beruhigt ;-)))

Grüsse .... Simon

AL28
Forumsgeist
Beiträge: 6045
Registriert: 2006-10-03 16:40:23
Wohnort: irgendwo auf der welt

Re: Lagerluft und die Konsequenzen

#2 Beitrag von AL28 » 2013-05-14 21:57:50

Hallo
Gibt es einen preislichen unterschied ?
Wen nicht würde ich mir keine Gedanken darüber machen und das C3 Lager nehmen was vorgeschrieben ist .
C3 Lager werden oft verwendet , wen es zu höheren Drehzahlen kommt oder kein richtiger Rundlauf des zu lagerten Teil da ist .
Z.B. Kurbelwellen von Zweitaktern .
Gruß
Oli

Filly

Re: Lagerluft und die Konsequenzen

#3 Beitrag von Filly » 2013-05-14 22:38:55

Hatzlibutzli hat geschrieben:Hält es nur 250 000 statt 800 000 km, oder frisst es schneller???
Das ist eigentlich das gleiche. "Fressen" ist eine Form des Lagerschadens und der kann früher oder später eintreten.
Lager haben keine vorbestimmte Lebensdauer sondern nur eine "Erlebenswahrscheinlichkeit" von z.B. 99,999% über 5000 Betriebsstunden.
Ein "gutes" Lager mit normaler Lagerluft könnte durchaus länger funktionieren als ein "schlechtes" C3.

Die Lagerluft im Betrieb wird nicht nur von der Temperatur beeinflusst, sondern auch von von der Montage, ob das Lager aufgeschrumpft wurde etc.

Im Zweifelsfall nehme ich die Lagerluft eher größer bzw. auf jeden Fall nach Herstellerempfehlung.
70°C erscheinen mir schon passend für C3. Für ein Lager, das im Betrieb ca. 140°C abbekommt, musste ich schon mal die noch größere Lagerluft C4 einsetzen.

Gruß
Christoph

Benutzeravatar
Ural 4320 bywolf
Schrauber
Beiträge: 360
Registriert: 2013-02-21 16:15:17
Wohnort: Winterrieden

AW: Lagerluft und die Konsequenzen

#4 Beitrag von Ural 4320 bywolf » 2013-05-14 23:16:44

Erst Vorspannung jetzt Lagerluft. Das find ich ja :D

Hoffe das Diagramm erklärt mehr zu Lebensdauer und Lagerluft

Könnte mir durchaus vorstellen dass die Drehzahlen nicht so hoch sind, dafür aber die Auflagekräfte, durch mehr Drehmoment, eher das Problem sind.
Dein Lager wird nach den Einbau-bedingungen im warmen Betriebszustand bestimmt, da stimme ich dir zu.
Normalerweise gleichen sich aber Lager ausdehnung bei Wärme mit Längenausdehnung der Welle und des Gehäuses bei Wärme aus. Sodass im kalten Zustand des Getriebes etwa die gleiche Lagerluft vorliegt wie im warmen Zustand. (Bei Maschinen ist das meißt nicht so, da wird die Wärme besser abgeführt)

Wenn du also ein C3 Lager mit einer Luft von 40ym im kalten Zustand eibaust, hat das Lager im Warmen Zustand in etwa die gleichen Werte.

Von Formeln bis zu Tabellen, zu Lagerluft und Vorspannung bekommst du bestimmt vom Lagerhersteller. Timken erklärts in ihren Broschüren am besten :search:

Ein Fressen hängt davon ab ob das Bauteil überbelastet ist oder nicht.
Das kann schnell passieren wenn du plötzlich eine Vorspannung hast.

Angenommen das Gehäuse wird gekühlt (flussdurchfahrt) aber das Innenleben bleibt durch Bewegung der Ritzel und Wellen warm.
So zieht sich das Gehäuse zusammen und du hast plötzlich eine Vorspannung auf deinen Lagern.
Wird die Vorspannung zu groß können diese schnell verschleißen (siehe Diagramm)
Und bedenke beim Lager sinds grobe ym die entscheidend sind, das Gehäuse des Verteilers aber arbeitet da schon in anderen Maßstäben.

Eine Lagerluft macht in diesem Sinne schon Sinn, die Wahl der Luft hängt letztendlich immer von den Betriebsbedingungen ab.
Würde auch C3 einbauen bist dann auf der sicheren Seite.

Ps: Vorsicht Diagramm gilt nur für Timken Kegelrollenlager, ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich!
Dateianhänge
uploadfromtaptalk1368565125046.jpg
Die Lösung ist immer eine Frage der richtigen Kombination

sico
Forumsgeist
Beiträge: 5536
Registriert: 2006-10-05 19:52:42
Wohnort: 84556 kastl

Re: Lagerluft und die Konsequenzen

#5 Beitrag von sico » 2013-05-15 13:17:06

hallo Simon,
das wichtigste Kriterium, ob ein Wälzlager Normalluft oder in C3-Luft eingesetzt wird, ist die Passung am Innen- und/oder Außenring.
Wenn wegen hoher umlaufender Last mit starken Preßsitzen gearbeitet werden muß, verliert das Lager beim Einpressen an Lagerluft. Um zu vermeiden, dass das Lager unter (zu hoher) Vorspannung läuft, geht man auf erhöhte Lagerluft C3 oder gar C4.
In den Lagerkatalogen sind Tabellen, aus denen, bezogen auf die Passung und das Toleranzfeld die wahrscheinliche Reduzierung der Lagerluft bestimmt werden kann.

Dies alles richtig zu machen, ist für die Konstukteure immer eine gewisse Herausforderung.
Ich kann die das alles beim nächsten Trffen gerne noch genauer erklären.
mfg
Sico

Antworten